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Facebook will seinen Namen ändern – und uns offenbar für dumm verkaufen

Facebook erwischt einen Shitstorm nach dem anderen. Die Lösung soll ein neuer Name sein. Das wird nur leider nicht reichen.

3 Min. Lesezeit
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Mark Zuckerberg 2011 – da hatte er noch was zu lachen. (Foto: Frederic Legrand - COMEO / Shutterstock)


Der Facebook-Konzern will seinen Namen wechseln. Ein Insider habe The Verge berichtet, der neue Name solle den Fokus weg vom sozialen Netzwerk hin zum Metaverse legen. Jetzt mal ehrlich: Das wirkt schon ein wenig wie ein hektischer Schnellschuss, oder?

Facebook hat nicht nur gerade ein Problem. Facebook sammelt Probleme, und das schon seit 2018. Ja, Zuckerbergs Konzern bemüht sich. Von Zeit zu Zeit wird Gutes getan. Da werden Arbeitsplätze in der EU geschaffen oder der Journalismus mit einer Milliarde US-Dollar gefördert. Alles nur Tröpfchen auf dem ganz heißen Stein, denn die Krisen und Skandale häufen sich: Ruhig war es seit dem Datenskandal um Cambridge Analytica im März 2018 nicht mehr. Wer mal kurz illegal Daten von 50 bis 87 Millionen Facebook-Nutzer:innen sammelt, verkauft und sie für politische Werbung nutzt, muss nicht mit Applaus rechnen. Dass Cambridge Analytica möglicherweise die Trump-Wahl beeinflusst hat? Ganz sicher kein Feel-good-Moment. Genauso wenig wie die politischen Werbeanzeigen aus Russland, die bis zu 126 Millionen Nutzer:innen angezeigt wurden.

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Da hört es aber lange nicht auf. Im September 2018 fielen seit 14 Monaten unbemerkte Sicherheitslücken auf, Hacker:innen hatten die Daten von 50 Millionen Nutzer:innen abgegriffen – nur eins von vielen Datenlecks bei Facebook. Während der Corona-Pandemie mutierte Facebook neben Youtube zur Fake-News-Zentrale. Im Juli 2020 fiel der Techriese durch einen Civil-Rights-Audit auf. Facebook habe Entscheidungen getroffen, die „erhebliche Rückschläge für die Bürgerrechte“ darstellten.

Im Januar 2021 folge das absolute Lowlight: der Sturm auf das Kapitol. Gerichtsdokumente zeigten laut den Faktenchecker:innen von Mimikama, dass der Angriff der Trump-Horden primär über Facebook organisiert worden war. Dieser Tiefpunkt bestätigte die vielen Studien, wie beispielsweise 2019 von der Uni Hamburg, die besagen: Facebook macht Menschen unzufrieden, radikal und lässt sie an Verschwörungsideologien glauben. Aber auch das war nicht der letzte Fail: Mitte Oktober 2021 sorgte Frances Haugen für Aufregung bei Mark Zuckerberg. Die Ex-Mitarbeiterin hatte interne Dokumente an das Wall Street Journal weitergeleitet. Der Inhalt: Der Konzern wisse seit Jahren, wie schädlich die eigenen Produkte sind – hatte Studienergebnisse für den Profit aber ignoriert.

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Zu dieser Chronik des Grauens gesellen sich immer wieder Meldungen à la: Instagrams und Facebooks Algorithmen sind rassistisch und pushen Desinformation und Hetze. Das Unternehmen bezeichnet Kinder als „ungenutztes Gut“. Oder die drölfzigste Datenschutzpanne.

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Ein neuer Name löst keine Amnesie aus!

Facebook, sowohl die PR-Abteilung als auch Zuckerberg selbst, wirken mittlerweile nur noch überfordert. Nach der Sache mit Haugen beispielsweise ließ Facebook über den eigenen Newsroom ein Statement veröffentlichen – das klang erstaunlich weinerlich und ein bisschen nach Trump: Alle anderen, insbesondere die Presse, hätte sich gegen den Konzern verschworen und es sei eh alles nicht die Wahrheit.

Tweets von Facebook über die Berichterstattung zur Whistleblowerin Haugen

Der Thread des Facebook Newsrooms auf Twitter. (Screenshot: Twitter / t3n)

Und jetzt? Nach all den Skandalen und nach Jahren der miesen Presse? Ein neuer Name. Das klingt nach einem nur mittelmäßig gut ausgereiften Marketing-Stunt. Klar, die Metaverse-Sache hat vor ein paar Monaten viele Medien beschäftigt und durchaus Diskussionen ausgelöst. Aber was soll das jetzt bezwecken? Sofern nicht auch Produkte, Kommunikation, Werte und Alleinstellungsmerkmale angepasst werden, ist es kein Rebranding – sondern einfach nur: ein neuer Name.

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Sollte es wirklich dabei bleiben – von ernsthaften Anstrengungen und strukturellen Änderungen ist bisher nicht die Rede –, unterschätzt Mark Zuckerberg das kollektive Gedächtnis. Nur weil das Unternehmen anders heißt, bricht keine Amnesie aus und alle Menschen geben plötzlich wieder ein dickes Like für Facebook. Es handelt sich hier um einen der größten Tech-Konzerne der Welt. Facebook ist kein kleiner Laden um die Ecke, der Mist baut, dicht macht und einfach unter einem neuen Namen wieder dasselbe Spiel von vorn anfängt. Facebook prägt die Gesellschaft und steht neben allen technischen Errungenschaften leider zu großen Teilen für sich radikalisierende Menschen, für unkontrollierten Hass, für Hetze, für Verschwörungsideologien und ist das Sinnbild der Datenkrake.

Das alles ändert sich ganz sicher nicht mit einem neuen Namen, vor allem nicht, weil die Plattform weiterbestehen und Facebook weiter Facebook sein wird. Sofern einem neuen Namen keine radikalen Änderungen im Geschäftsmodell folgen, ändert das überhaupt nichts. Weil Facebook nicht mehr Facebook heißt, ist überhaupt kein Problem gelöst. Im Gegenteil, sie haben sich noch eins dazugebaut: Sie haben versucht, die Öffentlichkeit für dumm zu verkaufen.

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Eric

Ein wenig tut mir die Autorin dieses Hass-Artikels leid. Von einem Tech-Magazin erwarte ich konstruktive Kritik und allumfängliche Beleuchtung. Das Russen- u. Trump-Bashing langweilt auch langsam.

Antworten
dennis

Ein bisschen tut mir Eric leid, der an Facebook festhält wider besseren Wissens.

Antworten
Taradino Cassatt

Es gibt keine konstruktive Kritik in Bezug auf Facebook. Genau so wenig, wie es eine konstruktive Kritk in Bezug auf Pest, COVID und Hämorrhoriden gibt.

In einem stimme ich der Autorin aber nicht zu: Dass Facebook sich nicht auf die kollektive Amnesie der Menschen verlassen kann. Das hat nämlich die letzten 20 Jahre sehr gut funktioniert. Und Facebook verkauft die Öffentlichkeit seit seiner Gründung für dumm.
Und seit 20 Jahren lasst Ihr (ja DU auch!) Euch von dem Laden nach Strich und Faden verarschen. Durch jede Altersgruppen hindurch. Die Rentner, die gerne mit ihrer Familie in Kontakt bleiben wollen, die Generation X Eltern, die wissen wollen, was die „Jugend“ so treibt, die Generation Y, die das alles so voll modern und praktisch findet und keine Kita-Gruppe ohne Whatsapp und Kinderfotos haben möchte aber zu doof ist, Signal zu installieren und auch die Generation Z, der Facebook nicht hip genug ist und deshalb lieber auf Insta (lol) postet. Oder lieber gleich Tiktok, damit auch die Kommunistische Partei China mithören und mitreden darf.
Ganz ehrlich: Facebook ist Euer Problem. Löst es für Euch selbst. Auf youtube gibt es genug Anleitungen, wie man seinen Account löschen kann. Optional: Fragt danach doch bei Facecbooks Datenschutzbeauftragten nach, was Facebook über Euch weiss und verlangt eine Löschung aller Daten.
Nutzt kein Whatsapp, sondern Signal. Das ist sogar kostenlos. Es ist Eure Welt und die Eurer Kinder. Überlasst Sie nicht irgendeinem A….-Loch aus Silicon Valley.
Die Zukunft ist dezentral. Schmeisst die Plattform-Kapitalisten raus wo es geht. Kauft mindestens 1 Bitcoin und übernehmt Verantwortung für Eure Zukunft!

Antworten
Kantenhuber

Sehr gut beschrieben.
Es liegt am Nutzer. Der möchte gerne überall dabei sein, aber möglichst nicht mit technischen Fragen belästigt werden, weil das die Überforderung sichtbar machen könnte. Es soll so aussehen, als wäre der totaldigitalaffin, weil permanent online und auf das Smartphone fixiert, kriegt aber bei der geringsten Änderung der digitalen Umgebung Schnappatmung.

Genau diese Systematik nutzen Amazon und FB konsequent aus und halten einen Bauchladen an bekannten Services bereit, die für das Nutzerverhalten vertraglich sind.

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