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Wie Arbeitgeber die Loyalität neuer Talente verspielen

Mitarbeitersuche, Vertragsunterzeichnung, Onboarding – und prompt darauf: Kündigung! Für Arbeitgebende ist das bitter, doch die Ursache oft selbstgemacht. Eine Expertin verrät, was meist schiefläuft.

4 Min. Lesezeit
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Unzufrieden mit dem Arbeitgeber: Was Mitarbeiter wirklich wollen. (Foto: Shutterstock-DimaBerlin)

Für Nadine Weigt* ist der neue Job eine Mogelpackung, nicht weil das Team unfreundlich oder das Gehalt schlecht ist. Vielmehr waren ihr flexible Arbeitszeiten versprochen worden, die am Ende doch starrer waren als gedacht: „Wenn der ganze Tag mit vermeintlich wichtigen Meetings vollbepackt wird, bist du nicht flexibel“, so die junge Mutter gegenüber t3n. Ihr war es wichtig, ihr Arbeits- und Privatleben in den kommenden Jahren besser miteinander verbinden zu können. Das hat sie im Vorstellungsgespräch auch geäußert.

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So wie ihr geht es in Deutschland vielen Arbeitnehmenden, die Jobs antreten, bei denen sich die Zusage im Nachgang als Fehlentscheidung entpuppt: 23,5 Prozent der Beschäftigten würde sich nicht mehr beim aktuellen Arbeitgebenden bewerben, heißt es in einer Civey-Umfrage, die die Deutsche Employer Branding Akademie (DEBA) kürzlich in Auftrag gegeben hat. Zusätzliche 11,1 Prozent seien sich noch unsicher. Weigt fühle sich getäuscht und befindet sich deshalb derzeit wieder auf Jobsuche. „Ich finde auf jeden Fall etwas Neues.“

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Fachkräftemangel: Mitarbeiter halten, die da sind!

So einfach wie für sie, dürfte es für den Arbeitgebenden vermutlich nicht werden. Weigt ist HR-Fachkraft. Der Personaldienstleister Hays und die Jobplattform Indeed kamen Anfang des Jahres zu dem Schluss, dass Stellenausschreibungen im HR-Bereich in den vergangenen zwei Coronajahren stärker gestiegen seien als in der Informationstechnologie oder im Ingenieurswesen – Bereiche, die als besonders betroffen vom Fachkräftemangel gelten. Konkret stieg die Nachfrage an Personalerinnen und Personalern um 93 Prozent.

„Wir erleben gerade eine Zeitenwende am Arbeitsmarkt. Es gehen mehr Leute als nachkommen, die Personaldecke wird überall immer dünner“, ordnet DEBA-Geschäftsführer Reiner Kriegler die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Umfrage in Verbindung zum Fachkräftemangel ein. „In einer solchen Situation muss ein Arbeitgeber um fast jede Person kämpfen und kann es sich nicht leisten, dass ein Drittel der Leute potenziell abgeworben werden kann.“ Einige Unternehmen scheinen sich dem jedoch noch immer nicht bewusst zu sein.

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„Wir erleben gerade eine Zeitenwende am Arbeitsmarkt.“

Auch Inga Höltmann weiß um die neuen Herausforderungen der Firmen. Dass so viele der Befragten nicht wieder bei ihrem aktuellen Arbeitgebenden anheuern würden, ordnet sie mit deutlichen Worten ein: „Das ist desaströs!“ Die Berlinerin berät Managerinnen und Manager in Führungsangelegenheiten. Gegenüber t3n sagt sie: „Der erste Schritt gegen den Fachkräftemangel ist, die Menschen zu halten, die da sind!“ Gründe für den weitverbreiteten Wechselwillen hat die Civey-Umfrage der DEBA ebenfalls gesammelt.

Rund 37,3 Prozent geben an, die Mitarbeitenden würden des Geldes wegen wechseln, 24,8 Prozent nannten angestrebte berufliche Veränderungen. Dahinter folgen 23,3 Prozent aufgrund mangelnder Weiterentwicklungsperspektiven und 23,1 Prozent aufgrund schwieriger Vorgesetzter. Für Inga Höltmann ist die Botschaft dahinter klar: „Neue Arbeit wird spätestens jetzt zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen.“ Die Bedürfnisse ständig abzufragen und neu zu beurteilen, sei Führungsaufgabe.

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Mitarbeiter halten: Onboarding strategisch gestalten

Zweifel am Arbeitgeber: 23,5 Prozent würden nicht mehr anheuern. (Foto: Shutterstock-DimaBerlin)

Nadine Weigt gab ihrer Vorgesetzten regelmäßig die Rückmeldung, dass das Maß an Meetings zu hoch sei und sie in der Arbeitszeit kaum Zeit finde, anstehende Aufgaben zu erledigen. „Ich bin weder während des Tages flexibler, noch komme ich pünktlich raus“, sagt sie. „Es kann ja sein, dass das für viele Menschen ok ist, aber für mich passt das aktuell und vor allem auf Dauer nicht mehr.“ Die Umstände hätten sich mit Kind ganz einfach verändert. Ihr Glück sei, dass der Vater selbstständig und etwas flexibel sei: „Aber er muss ja auch abliefern.“

„Der Gehaltsscheck ist ganz sicher ein wichtiger Baustein – viel wichtiger ist aber, dass sich die Menschen ernst genommen und gehört fühlen“, erklärt Inga Höltmann. Vor allem neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müsse verstärkt Gehör geschenkt werden. „Die ersten 100 Tage sind mit am wichtigsten“, sagt sie. Ehrlichkeit im Recruiting sei genauso notwendig, wie ein gegenseitiger Prozess auf Augenhöhe, in dem beide Seiten überprüfen können, ob sie zueinanderpassen. Die Unternehmenskultur lässt hier tief blicken.

„Die ersten 100 Tage sind mit am wichtigsten.“

Doch auch das Onboarding muss nach der Unterschrift strategisch gestaltet werden: „Ein bisschen Mitlaufen oder mal ein paar Infos teilen, wenn sie gebraucht werden, ist kein gutes Onboarding.“ Auch hier würde Inga Höltmann empfehlen, mit Fragen zu arbeiten: „Fragt die älteren Mitarbeitenden im Team: Was hättest du denn gebraucht zu Beginn?“ Entsprechend können Prozesse für kommende Beschäftigte verbessert werden. Oft wird auch hier schon deutlich, was sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am stärksten wünschen.

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„Beschäftigung nimmt mittlerweile sehr verschiedene Formen an, hat unterschiedlichste Rahmenbedingungen und muss immer mehr auf individuelle Bedürfnisse eingehen“, sagt DEBA-Chef Kriegler. „Unternehmen und insbesondere Führungskräfte müssen bei diesen Themen auf der Höhe der Zeit bleiben, sonst können sie die Leute irgendwann nicht mehr halten.“ Nadine Weigt fügt abschließend hinzu, dass sie den aktuellen Arbeitgebenden nicht weiterempfehlen würde. Auch das ist in Zeiten des Fachkräftemangels fatal.

*Name geändert.

Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen bei der Karriere

Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen bei der Karriere Quelle: Mockuphone
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