Fake-News im US-Wahlkampf: Einfluss scheint geringer als oft vermutet

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Fake-News, also mit Vorsatz produzierte und verbreitete Falschinformationen, werden spätestens seit dem US-Wahlkampf kontrovers diskutiert. Dass Falschmeldungen vor allem von Trump-Unterstützern ins Netz gestellt und bisweilen millionenfach auf den sozialen Netzen geteilt wurden, ist längst bewiesen. Unklar blieb bislang jedoch, welchen Einfluss die Fake-News letztlich auf den Ausgang des US-Wahlkampfes hatten. Genau dieser Frage sind zwei Wirtschaftswissenschaftler jetzt nachgegangen.
Hat Donald Trump die Wahl durch Fake-News gewonnen?
In ihrer Studie kommen die Forscher zu dem Schluss, dass der Durchschnittsamerikaner 0,92 Fake-News von Trump-Fans und 0,23 Fake-News aus dem Clinton-Lager gesehen hat, an die er sich erinnert. Nur die Hälfte von denen, die einer solchen Falschmeldung ausgesetzt waren, glaubten dem jeweiligen Artikel. Wenn die Fake-News tatsächlich den Ausgang der Wahl verändert hätten, so die Forscher, dann müsste jede einzelne Falschmeldung rein rechnerisch so viel Einfluss auf das Wahlverhalten eines Einzelnen haben wie 36 Wahlwerbespots.

Fake-News: Trump-Anhänger scheinen besonders aktiv beim Verfassen und Teilen von Falschmeldungen zu sein. (Grafik: Hunt Allcott / Matthew Gentzkow)
So stark dürfte der Einfluss einzelner Fake-News-Artikel natürlich nicht sein. Allerdings muss an der Stelle erwähnt werden, dass die Studie anhand einer Online-Befragung ermittelt hat, ob und wie viele Fake-News-Artikel von den US-Wählern gesehen wurden. Dazu wurden pro Umfrageteilnehmer 15 Headlines ausgewählt, von denen jeweils drei nicht auf Tatsachen beruhten.
Problematisch daran: Eine andere Untersuchung zum Thema Fake-News kam kürzlich zu dem Schluss, dass sich die meisten Menschen im Nachhinein nicht an die Überschriften solcher Texte erinnern. Es lässt sich leider kaum feststellen, ob die Fehlinformationen auch dann einen Einfluss auf die Wahrnehmung eines Kandidaten haben, wenn die eigentliche Story nicht dauerhaft im Gedächtnis gespeichert wird. Immerhin darf als gesichert gelten, dass die meisten US-Wähler sich nach wie vor über das Fernsehen informieren. Dadurch bleibt der Einfluss von Fake-News zumindest derzeit noch einigermaßen begrenzt.

Fake-News-Websites bekommen ihren Traffic nicht nur aus dem Social Web. (Grafik: Hunt Allcott / Matthew Gentzkow)
Fake-News: Besucher kommen nicht nur aus dem Social-Web
Unabhängig von dem direkten Einfluss von Fake-News auf das Wahlergebnis finden sich weitere spannende Daten in der Studie der beiden Wirtschaftswissenschaftler. Beispielsweise haben sie auch ermittelt, wie sich Fake-News-Seiten und echte Nachrichten-Websites bei der Herkunft des Traffics unterscheiden. Daraus ergibt sich, dass Fake-News-Portale zwar den meisten Traffic über die sozialen Netzwerke bekommen, aber auch der direkte Traffic ist nicht zu verachten. Es gibt demnach genug Menschen, die gerne regelmäßig Unwahrheiten aus derselben Quelle lesen.
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