Finanzielle Freiheit: So viel musst du sparen, um nie wieder arbeiten zu müssen
Wenn du alle nötigen Ausgaben mit deinem Vermögen bezahlen kannst, bist du finanziell frei. Du bist also nicht mehr darauf angewiesen, zu arbeiten. Wenn dir die Arbeit gefällt oder du einen höheren Lebensstandard haben möchtest, kannst du natürlich weiterhin arbeiten. Finanzielle Freiheit kann deshalb auch als Spektrum verstanden werden. Es reicht von sich finanziell sicher fühlen bis hin zur vollständigen finanziellen Unabhängigkeit. Um sich sicher zu fühlen, ist ein Notgroschen nötig, um unerwartete Ausgaben wie eine kaputte Waschmaschine bezahlen zu können. Wenn hingegen keine Abhängigkeiten mehr bestehen, bist du vollständig finanziell frei.
Wie viel Vermögen brauche ich für finanzielle Freiheit?
Wie viel Vermögen du benötigst, hängt vor allem davon ab, wie du das Geld anlegst und wie lange es reichen soll. Wenn du es auf deinem Tagesgeldkonto belässt, zehrt die Inflation dein Vermögen rasch auf. Du bräuchtest also deutlich mehr, als wenn du es in Aktien-ETF stecken würdest. Deren Vorteil: Sie erzielten in der Vergangenheit durchschnittlich sieben Prozent Rendite. Daher liegt der Gedanke nahe, jedes Jahr sieben Prozent vom anfänglichen Vermögen entnehmen zu können.
Da die Wertentwicklung am Aktienmarkt aber starken Schwankungen unterworfen ist, klappt das so nicht. Du würdest in schlechten Börsenzeiten dein Portfolio zu stark aufbrauchen und dir würde das Geld ausgehen. Zum Durchschnitt ein anschauliches Beispiel: Wenn ein See durchschnittlich 1,5 Meter tief ist, heißt es nicht, dass du hindurch warten kannst. Schließlich kann die tiefste Stelle beispielsweise fünf Meter tief sein. Der See dürfte an keiner Stelle tiefer als 1,5 Meter sein, damit es klappt.
Um die Wertschwankungen zu reduzieren, kannst du einen Teil deines Portfolios in Aktien und den anderen Teil in Anleihen stecken. Ein Portfolio dieser Art haben sich Forscher an der Trinity Universität im Jahr 1998 angesehen. Zur Hälfte bestand das Portfolio aus US-Aktien des S&P-500-Aktienindex und zur anderen Hälfte aus mittelfristigen US-Staatsanleihen. Sie haben angenommen, dass jedes Jahr inflationsbereinigt derselbe Betrag entnommen wird. Das Kapital durfte aufgezehrt werden, aber sollte für 30 Jahre reichen. Sie haben berechnet, wie viel Prozent jährlich entnommen werden kann, ohne in 30 Jahren pleitezugehen, und sich dafür alle 30-Jahres-Zeiträume zwischen 1926 und 1995 angesehen. Die Steuer wurde dabei nicht berücksichtigt.
In allen Zeiträumen war es möglich, vier Prozent zu entnehmen; in den meisten sogar mehr. So wurde aus der Trinity-Studie die Vier-Prozent-Regel abgeleitet. Sie besagt, dass du jährlich inflationsbereinigt vier Prozent des anfänglichen Vermögens entnehmen kannst. Wenn du beispielsweise 100.000 Euro Vermögen besitzt, kannst du ohne Berücksichtigung der Inflation jedes Jahr 4.000 Euro entnehmen. Da die Inflation an der Kaufkraft nagt, nimmt der Betrag zu. Wenn also die Preise um zwei Prozent gestiegen sind, kannst du im nächsten Jahr 4.080 Euro entnehmen, im darauffolgenden Jahr 4.161,60 Euro und so weiter.
4.000 Euro pro Jahr dürften aber sicher zu wenig sein. Überlege dir daher deinen Wunschbetrag für ein Jahr und multipliziere ihn mit 25 – dieses Vermögen brauchst du. Wer also monatlich 2.000 Euro ausgeben möchte, sprich 24.000 Euro pro Jahr, benötigt 600.000 Euro – ganz schön viel. Dabei sind Transaktionskosten und Steuern noch gar nicht berücksichtigt. Die Steuer ist schwer zu berücksichtigen, da nur Kursgewinne und Ausschüttungen besteuert werden. Wenn dein Vermögen keine Gewinne beinhaltet, fällt demnach keine Steuer an. Falls es vollständig auf Gewinne zurückzuführen ist, würden bis zu 27,99 Prozent an das Finanzamt abgeführt werden.
Wer in Aktien-ETF investiert, profitiert von der Teilfreistellung. Da in diesem Fall 30 Prozent unversteuert bleiben, müssen höchstens 19,60 Prozent abgeführt werden – ohne Kirchensteuer sogar maximal 18,46 Prozent. Im Extremfall – bei einer Besteuerung in Höhe von 27,99 Prozent – müsstest du für monatlich 2.000 Euro netto rund 33.328 Euro jährlich entnehmen, wofür ein Vermögen von 833.200 Euro nötig wäre.
Gilt die 4-Prozent-Regel noch heute?
Die Vier-Prozent-Regel gilt mittlerweile als zu optimistisch. Denn die Renditen in den USA waren in dem untersuchten Zeitraum vergleichsweise hoch, genau wie Zinsen auf US-Anleihen. Die sind zwar in letzter Zeit gestiegen, lagen davor aber zeitweise nahe null. Wenn du den Anleihen-Anteil erhöhst, reduzierst du das Risiko demnach, aber: je weniger Aktien, desto geringer ist die durchschnittliche Rendite.
Neue Daten deuten bei einem Zeitraum von 30 Jahren eher auf eine sichere Entnahmerate von 3,5 Prozent hin. Wer 40 Jahre von seinem Geld leben möchte, kann nur knapp drei Prozent entnehmen. Bezogen auf unser obiges Beispiel: Wer jeden Monat 2.000 Euro inflationsbereinigt benötigt, bräuchte rund 800.000 Euro – ohne Steuer wohlgemerkt. Im steuerlich ungünstigsten Fall wären ungefähr 1,11 Millionen Euro erforderlich.
Da der Aktienmarkt stark schwankt, hängt die Entnahme sehr vom Zeitpunkt ab. Besonders problematisch ist es, wenn es zu Beginn zu einer Krise kommt und trotzdem der vorher festgelegte Betrag entnommen wird. So wird das Portfolio deutlich schneller aufgebraucht. Auch die Dauer, wie lange das Geld reichen soll, spielt eine wichtige Rolle. Wer schon früh finanziell frei sein und zum Beispiel mit 30 oder 40 Jahren in Rente gehen möchte, dem reicht keine Simulation, die für 30 Jahre erstellt wurde. Je länger der Zeitraum ist, desto weniger kann entnommen werden. Allgemein gilt: Je sicherer das Geld reichen soll, desto weniger kann entnommen werden.
Wie kann ich die Sicherheit erhöhen?
Weltweit zu investieren, erhöht in jedem Fall die Sicherheit. Wie in der Trinity-Studie nur in den USA sein Geld anzulegen, wäre zu wenig diversifiziert. Anleihen beizumischen, senkt das Risiko. Die Studie setzt daher bereits voraus, dass jeweils zur Hälfte in Aktien und Staatsanleihen investiert wird. Denn Aktien schwanken stärker als Anleihen.
Wer es sich finanziell erlauben kann, sollte auch darüber nachdenken, Geld möglichst flexibel zu entnehmen. In der Studie wurde immer derselbe Prozentbetrag entnommen. Nach Kurseinbrüchen ist es am besten, weniger zu entnehmen. Nach guter Kursentwicklung kannst du wiederum mehr entnehmen. So würde das Vermögen länger ausreichen.
Wer früher in Renten gehen möchte, muss insbesondere den Zeitraum bis zum gesetzlichen Renteneintritt überbrücken. In dieser Zeit wird dann Geld aus dem Vermögen aufgebraucht. Danach muss wegen der gesetzlichen Rente nicht mehr so viel entnommen werden. Anstatt vorzeitig in Rente zu gehen, kannst du auch deine Stundenzahl reduzieren und dies durch Vermögen ausgleichen.
Was wäre wenn genau das jeder machen würde. Einfach genug Vermögen anhäufen um nicht mehr arbeiten zu gehen und von den Zinsen leben. Einfach das jeder das Geld für sich arbeiten lässt. Ach ja, gilt ja nicht für jeden. Unglaublich ungerecht und blödsinniger Artikel.