Bastler bootet Betriebssystem von einer Schallplatte
Ein Verstärker war notwendig, um das von der Schallplatte stammende Audiosignal aufzuarbeiten. Ansonsten ist das Signal, das über den Klinkenanschluss geleitet wird, wohl für eine Weiterverarbeitung nicht verständlich genug. Mit Hilfe eines Harman Kardon 6300 hat Bogin die hohen Töne (Treble) auf -10 dB und 10 KHz gedrückt, während Tieftöne und Bässe um 6 dB und 50 Hz verstärkt wurden. Um Signalfehler durch Tonverzerrung zu vermindern, musste der Entwickler zudem das Lautstärkelevel auf maximal 0,7 Volt reduzieren.
„Natürlich schert sich das Kassettenlaufwerk einen Dreck darum, wo das Signal herkommt“, erklärt Bogin. Trotzdem ist es wohl wichtig, dass die Aufnahme in guter Qualität und ohne Nebenrauschen übertragen wird. Das schließt Kratzen und Krachen ein, die durch die Führung der Nadel auf dem Vinyl entstehen. Diese können zu einer Unterbrechung des Datenstroms führen. Daher werden die Signalanpassungen benötigt.
Angepasster Free-DOS-Kernel
Bogin musste allerdings auch einige Software-Anpassungen machen. So hat er speziell für dieses Projekt einen angepassten Kernel erstellt, der in den limitierten Speicher hineinpasst. Darin enthalten ist auch eine Mikroversion von command.com und eine überarbeitete Version von Interlnk, welches Dateitransfers über ein Druckerkabel ermöglicht. Nachdem der Bootload das Laufwerksimage von der Schallplatte gelesen hat, werden die Daten in den Speicher geladen und darüber das Betriebssystem gebootet.
Bogin erklärt in seinem Blogpost weitere technische Details zu seinem kleinen Projekt. Unter anderem kommen etwa das Kassetten-Interface 5150caxx und das Tool Boot LPT/86 vor, das Systemstarts über Parallelkabel – etwa Druckerkabel – ermöglicht. In einem Video zeigt der Entwickler das funktionierende System. Das Audiosignal klingt wie das digitale Piepen und Pfeifen eines alten Modems.
Autor des Artikels ist Oliver Nickel.