Free Speech: Facebooks Zuckerberg nimmt sich China zur Brust

Facebook-CEO Mark Zuckerberg. (Foto: dpa)
„Ich wollte unsere Dienste in China etablieren, weil ich daran glaube, dass es wichtig ist, Menschen in der ganzen Welt zu verbinden. Vielleicht hätten wir so dazu beitragen können, eine etwas offenere Gesellschaft zu erschaffen. Ich habe lange daran gearbeitet, aber konnte nie eine Vereinbarung mit China finden, die es uns erlaubt hätte, unsere Dienste dort zu betreiben. Sie haben uns nie rein gelassen.“
Zuckerberg kritisiert Chinas restriktives Gesellschaftsmodell
So beschreibt Facebook-Chef Zuckerberg in seiner heutigen Rede an der Georgetown-Universität in Washington seine Versuche, Facebook in China zu positionieren. In der Tat waren in den letzten Jahren viele Aktivitäten in dieser Richtung wahrzunehmen. So hatte sich Zuckerberg mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Peking getroffen und den obersten Internet-Regulierer der Volksrepublik in Palo Alto empfangen. Dem Vernehmen nach hatte Zuckerberg sogar Mandarin erlernt, um die Kommunikationsbarrieren niedrig zu halten.
Genutzt hat es letztlich nichts. Zwar hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr die Erlaubnis erhalten, im chinesischen Hangzhou ein Innovation-Zentrum zu eröffnen. Die Genehmigung wurde allerdings alsbald widerrufen, berichtet Reuters.
Im Frühjahr diesen Jahres wendete Zuckerberg sich dann offen gegen das Errichten von Rechenzentren in Ländern, „die dafür bekannt sind, die Menschenrechte der Privatsphäre und der Meinungsfreiheit zu missachten.“ Gleichzeitig versprach er, Facebook selber mehr in Richtung privater Kommunikationsformen fortzuentwickeln. Damit dürfte die Tür nach China, wenn es sie je gab, zugefallen sein.
Tiktok, verlängerter Arm der Zensoren Chinas?
Ebenso kritisierte Zuckerberg laut Reuters die erfolgreiche chinesische App Tiktok und warf den Betreibern Zensur vor, die sich sogar bis in die USA erstrecke. So könne man etwa auf Tiktok kaum Videos zu den Hongkong-Protesten finden, während alle anderen bekannten Social-Media-Dienste die Bedeutung der Proteste breit reflektierten.
Damit stimmt er in die Kritik des US-Senators Marco Rubio ein, der eine nationale Sicherheitsüberprüfung des TikTok-Betreibers Bytedance aus Peking gefordert hatte. Auch ihm war es seltsam vorgekommen, dass die Proteste die Titelblätter der Welt dominierten, auf Tiktok jedoch praktisch nicht stattfanden. Für ihn liegt der Schluss nahe, dass chinesische Apps zunehmend von der dortigen Regierung genutzt werden, um Inhalte zu zensieren und Diskussionen zu unliebsamen Themen zu unterbinden.
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