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Endlich Freelancer? So überlebst du dein erstes Jahr als Programmierer

Du bist Programmierer, willst es als Freelancer versuchen und hast keine Ahnung, was auf dich zukommt? Wir haben ein paar Entwickler nach ihren Erfahrungen aus der Selbstständigkeit gefragt. Welche Tipps sie geben, lest ihr im Artikel.

Von Melanie Petersen
11 Min. Lesezeit
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(Grafik: Shutterstock)

Wir haben fünf Freelancer gefragt, worauf es bei der freien Arbeit als Programmierer ankommt. Wir wollten von ihnen wissen, was zum Skillset eines freien Programmierers gehören sollte, wie sie an neue Projekte kommen, ob sie dafür irgendwelche Portale nutzen, unter welchem Stundensatz sie nie arbeiten würden, wie viel Equipment oder Kapital man zum Einstieg in die Selbstständigkeit braucht und ob sie branchenspezifische Steuertipps haben.

1. Welches Skillset braucht man?

Es hilft, wenn man sich auch wie ein „normaler Mensch“ ausdrücken und komplizierte Sachverhalte verständlich erklären kann. Michael Hüneburg

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Niels Richter: Neben dem eigentlichen Skillset, das ein Programmierer zum Entwickeln benötigt, sollte er die Fähigkeit der Selbstorganisation besitzen. Insbesondere das Setzen und Einhalten von Prioritäten sehe ich als essentiell an. Dabei sollte er besonders gut abwägen, welche Aufgaben er selbst macht und welche er an Dritte abgibt. Insbesondere Buchhaltung muss nicht zu den Fähigkeiten eines Entwicklers gehören – zumal er die Kosten durch die gesparte Zeit wieder erarbeiten kann, wenn er die Arbeit abgibt. Das kann man auch auf andere Bereiche übertragen.

Zudem ist ein Programmierer natürlich auch immer hin- und hergerissen sich zwischen neuen und alten Techniken, Programmiersprachen und Trends zu entscheiden. Auch hier gilt es zu beachten, dass ein Wechsel der Strategie oder der Ausrichtung immer mit Reibungsverlusten einhergeht – es sich aber auch langfristig auszahlen kann.

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Programmierer Freelancer SoftSkills

Soziale Kompetenzen sind auch für Programmierer sehr wichtig – besonders wenn sie es als Freelancer versuchen wollen. (Foto: Shutterstock)

Michael Hüneburg: Wenn man mal von der fachlichen Kompetenz absieht: Kommunikationsfähigkeit, Selbstbewusstsein, Ehrgeiz und gutes Zeitmanagement. Es gibt kein Projekt, das man komplett alleine bewältigt. Meistens hat man mit Kunden zu tun, die technisch längst nicht so affin sind wie man selbst. Da hilft es, wenn man sich auch wie ein „normaler Mensch“ ausdrücken und komplizierte Sachverhalte verständlich erklären kann. Ich habe schon mehrfach ein positives Feedback bekommen, weil man mit mir auch „ganz normal reden“ könne und das ja in dem Bereich keine Selbstverständlichkeit sei. Es kann sehr frustrierend sein, wenn man mitten im Projekt feststellt, dass man aneinander vorbei geredet hat.

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Selbstbewusstsein ist deshalb so wichtig, weil man dem Kunden nicht immer alles recht machen kann. Wer das versucht, hat nicht lange Spaß an der Selbstständigkeit. Man sollte sich gelegentlich bewusst machen: Ich bin der Experte auf dem Gebiet und deswegen wurde ich auch in das Projekt geholt. Dazu gehört dann auch manchmal, dem Kunden mit guten Argumenten eine schlechte Idee auszureden.

Michael Feinbier: Auf jeden Fall einige Jahre Berufserfahrung in dem Bereich. Man sollte einfach wissen, was man tut. Wichtig für die Arbeit als Selbstständiger ist aber auch, dass man bestimmte soziale Kompetenzen an den Tag legen kann. Denn gerade im direkten Kontakt mit Kunden und wenn es um rein geschäftliche Dinge geht, muss der normalerweise eher introvertierte Programmierer schon aus sich rauskommen können. Nach meiner Erfahrung ist dass das größte Problem bei vielen Programmieren, die diesen Schritt wagen möchten. Und fast als wichtigstes: Das Lernen hört niemals auf! Gerade wenn man einige Jahre Erfahrung in der Sprache hat neigt man dazu sich schnell als allwissend anzusehen. Damit fällt man aber früher oder später auf die Nase.

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Auch abgeschlossene Projekte und Fremdprojekte sind wichtiges Wissen, sogar fehlgeschlagene Projekte helfen mir besser zu werden. Christoph Distefano

Bastian Waidelich: Man braucht Selbstdisziplin und Spaß am eigenen Job, sonst wird es schwierig mit dem pünktlichen Aufstehen morgens. Außerdem sind ein stabiles Umfeld und Hobbies essentiell, sonst wird es schwierig mit dem pünktlichen Feierabend abends und möglicherweise auch mit der zwischenmenschlichen Kompetenz

programmierer fortbildungen freelancer

Das Lernen hört niemals auf. Fortbildungen gehören zum Job dazu. (Foto: Shutterstock)

Christoph Distefano: Notwendige Hard-Skills sind natürlich Programmiersprachen und Systeme, die in dem Gebiet meiner Wunschprojekte wichtig sind. Ich selbst bin Microsoft SharePoint Berater und Entwickler – deswegen sind alle technischen Neuigkeiten, Standards, „Best-Practices“ und Pattern wichtig für meine Arbeit. Fortbildung in diesen und angrenzenden Bereichen helfen mir meine Projekte zu akquirieren sowie durchzuführen. Auch abgeschlossene Projekte und Fremdprojekte sind wichtiges Wissen, sogar fehlgeschlagene Projekte helfen mir besser zu werden. Fehlendes Fachwissen wird meist bei Projektinterviews oder dann im Projekt aufgedeckt, was natürlich eher unangenehm ist.

2. Wie kommst du an Projekte?

Als Web-Entwickler bin ich oft das letzte Glied in der Kette. Die Endkunden wenden sich häufig zuerst an einen Designer, der dann wiederum jemanden für die technische Umsetzung benötigt. Michael Hüneburg

Christoph Distefano: Ich nutze vorwiegend die Agenturen Hays und Gulp sowie mein eigenes Netzwerk. Hays und Gulp sind zuverlässig, die meisten Headhunter haben Ahnung von der Materie und wirken professionel. Bei anderen Agenturen bekam ich trotz aufwendiger Profilpflege häufig Anfragen aus fachfremden Bereichen, wie SAP-Beratung oder JAVA-Entwicklung. Das ist zeitraubend und nervt auf die Dauer. Kollegen aus alten Projekten haben sich ebenfalls als sehr gute und zuverlässige Quelle für neue Projekte herausgestellt. Dafür benötig man aber ein gutes Netzwerk, und es funktioniert natürlich nicht einseitig. Man sollte auch Projekte vermitteln und anbieten

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Michael Feinbier: Mit meinen fast zehn Jahren in der Branche in Festanstellung hab ich ein recht großes Netzwerk an Agenturen und Mitarbeiten, die mich aus gemeinsamen Projekten kennen. Dadurch entstehen in etwa 50 Prozent meiner Aufträge. Der Rest kommt vorwiegend über meine Webseite oder über XING.

Ich habe den Eindruck, dass auch in der digitalen Welt die persönliche Empfehlung immer noch den größten Wert hat.

Michael Hüneburg: Hauptsächlich über Freunde oder Empfehlungen. Als Web-Entwickler bin ich oft das letzte Glied in der Kette. Die Endkunden wenden sich häufig zuerst an einen Designer, der dann wiederum jemanden für die technische Umsetzung benötigt. Da ich viele gute Designer und Projektmanager im Freundes- und Bekanntenkreis habe, muss ich mich nicht eigeninitiativ um Aufträge kümmern. Das ist natürlich auch eine Frage des Standorts. Hier in Hannover gibt es wenig selbstständige Entwickler, also wenig Konkurrenz. Dadurch kann man sich relativ schnell eine handvoll Stammkunden aufbauen, die einen auch gern weiter empfehlen. Ich denke in Berlin oder Hamburg wäre das um einiges schwieriger. Ich habe den Eindruck, dass auch in der digitalen Welt die persönliche Empfehlung immer noch den größten Wert hat.
programmierer freelancer

Viele Aufträge ergeben sich aus vorherigen Projekten oder ehemalige Kollegen. (Foto: Shutterstock)

Niels Richter: Da ich seit mehr als 15 Jahren Entwickler bin, habe ich zum einen Bestandskunden die sich immer wieder melden um Erweiterungen ihrer Webportale zu erhalten, aber auch ein großes Netzwerk an anderen Entwicklern die ich auf dem Wege getroffen habe und die mich für Ihre Projekte buchen oder ihren Kunden empfehlen. Hier ist es in meinen Augen wichtig, eine möglichst gute, stabile und professionelle Leistung abzuliefern. Eine gute Mischung aus Beratung und Umsetzung hat mir hier sehr geholfen. Es kann auch helfen, sich auf eine Zielgruppe zu fokussieren. Je nach Region können das unterschiedliche Unternehmen sein. Hier in Berlin bieten sich Startups an. Das eigene Angebot an Entwicklungsleistung sollte dann natürlich auch zum Markt passen.

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3. Unter welchem Stundensatz würdest du als Freelancer nie arbeiten?

Ein fairer Stundensatz ist eine wichtige Form von Vertrauen und Anerkennung und somit Grundvoraussetzung für eine verbindliche und motivierte Zusammenarbeit. Bastian Waidelich

Niels Richter: Die Schmerzgrenze wären 30 Euro die Stunde – Das aber nur bei Projekten die einen guten Zweck verfolgen.

Michael Hüneburg: Das lässt sich schwer beantworten weil ich versuche im Jahr auch ein paar „Herzensprojekte“ umzusetzen, bei denen die Bezahlung dann eher zweitrangig ist. Grundsätzlich würde ich aber für eine Agentur oder ähnliches nicht mehr unter 60 Euro pro Stunde arbeiten. Bei längeren Projekten gibt es da sicherlich etwas Spielraum.

Bastian Waidelich: Das kann ich so nicht beantworten, da ich auch schon für einen negativen Stundensatz gearbeitet habe. Generell würde ich mich nie an einem Projekt beteiligen, das meinen Prinzipien grundsätzlich widerspricht –unabhängig vom Stundensatz. Auf der anderen Seite ist ein fairer Stundensatz eine wichtige Form von Vertrauen und Anerkennung und somit Grundvoraussetzung für eine verbindliche und motivierte Zusammenarbeit.

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Christoph Distefano: All-In, also inkl. Reise- und Übernachtungskosten versuche ich nicht unter 80 Euro pro Stunde zu kommen. Ich arbeite im Microsoft Umfeld, und hierfür sind solche Stundensätze  normal. Manche Firmen und Recruiter versuchen den Preis zu drücken. Agenturen wie Hays und Gulp haben natürlich auch eine Marge an jeder Stunde, also versuchen sie auch hier mehr rauszuholen.

Wenn man unter seinem minimal errechneten Stundensatz arbeitet, wird man früher oder später wieder in eine Festanstellung wechseln müssen.

Oft werden Verhandlungen mit Argumenten wie „der Kunde macht sich toll in Ihrem Lebenslauf, sie sollten günstiger anbieten“ geführt – diese Verhandlungen breche ich eigentlich meist ab. Wenn der Kunde so toll ist, hat er auch das nötige Kapital für das Projekt, um marktübliche Preise zu zahlen.

Jeder Selbstständige sollte einmal eine vollständige Rechnung seiner Ausgaben durchführen. Krankenkasse, Versicherungen, Sparen, Haftpflicht, Miete, Hardware, Lizenzen, Weiterbildung (Bücher, Konferenzen, Kurse), Urlaub, Krankentage, Sparen, ungewollte Projektpausen (Projektabbruch, keine Neuakquierierung, etc.), Ansparen, Reise- und Hotelkosten, Finanzamt, etc. … die Liste kann unendlich weiter geführt werden – oft ist  man nicht ehrlich genug mit sich selbst, um diese Kosten in seinen Stundensatz rein zu rechnen, und bietet dann zu billig an. Wenn man unter seinem minimal errechneten Stundensatz arbeitet, wird man früher oder später wieder in eine Festanstellung wechseln müssen. Wichtig ist, dass das Gesamtpaket stimmt – gute Fun-Projekte mache ich auch unter diesem Satz.

4. Welches Equipment oder Kapital braucht man?

Es ist immer damit zu rechnen, dass es eine Weile dauert bis man Projekte bekommt. In jeder Branche gibt es gute und schlechte Monate, auf die schlechten sollte man sich vorbereiten. Christoph Distefano

Michael Feinbier: Zum Glück nicht viel. Ein Programmierer braucht einen Laptop zum arbeiten. Punkt. Ein wenig Kapital auf der hohen Kante schadet gerade zum Start nicht, damit man in der meist schleppenden Anfangszeit nicht sofort die großen Projekte hat, die direkt Kohle bringen. Man schläft dann einfach besser. Dazu würde ich empfehlen, einen festen Büroplatz in einem Co-working-Space oder einer Startup-Garage oder ähnliches zu mieten. Die kosten monatlich nicht viel und man kommt dadurch einfach an Kontakte und somit an Projekte und versauert nicht im Home-Office.

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Ich persönlich musste auch neu lernen mit Geld um zu gehen. Man muss jetzt viel mehr haushalten und auch Geld was da ist erstmal gut weglegen, so dass man nicht in Versuchung kommt. Denn die nächste Steuererklärung kommt bestimmt.

Der Coworking-Space betahaus. (Foto: Betahaus)

Co-Working-Spaces bieten einem die Möglichkeit mit Gleichgesinnten den Tag zu verbringen. (Foto: Betahaus)

Michael Hüneburg: Die Einstiegshürde ist extrem gering. Mit einem Notebook ist man räumlich völlig unabhängig und kann im Garten, Café, Gemeinschaftsbüro, Co-Working Space oder am Küchentisch arbeiten. Wer noch zur Schule geht und/oder bei den Eltern wohnt hat natürlich das geringste Risiko. Es lohnt sich, jung anzufangen. Selbst wenn man am Ende nicht bei der Selbstständigkeit bleibt sammelt man so schon früh Soft-Skills, die einem auch im Job einen Vorsprung geben.

Wer schon einen festen Job hat sollte darüber nachdenken, erstmal über eine freiberufliche Nebentätigkeit einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dem muss der Arbeitgeber zwar zustimmen aber man findet bei einem Gespräch sicherlich eine Lösung. So habe ich auch angefangen.

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Niels Richter: Je nach Auftraggeber kann man auch direkt bei diesem vor Ort arbeiten, so dass man kein eigenes Büro benötigt. Co-Working-Spaces bieten einem die Möglichkeit mit Gleichgesinnten den Tag zu verbringen und hier und da noch einen Hinweis, Tipp oder Auftrag zu erhalten. Ansonsten ist Home-Office für eine gewisse Zeit sicherlich auch möglich.

Ich würde zu Beginn mit rund 350 Euro monatlich an Strukturkosten rechnen (Steuerberater und Office). Je nach eigenem Sicherheitsbedürfnis kostet die Gründung einer GmbH ein wenig mehr. Der Abschluss von Versicherungen etc. sollte ebenfalls bedacht und eingepreist werden, aber auch hier entscheidet das eigene Sicherheitsbedürfnis.

Christoph Distefano: Nicht viel – ich würde hier „lean“ starten. Das heißt eher wenig als viel am Anfang ausgeben, und die wichtigen Dinge zu erst. Unverzichtbar: ein guter Laptop, die notwendigen Lizenzen, ein ruhiger Arbeitsplatz. Außerdem Ein gut ausgearbeitetes Profil oder Portfolio als PDF oder Word Dokument. Bei Projekten wird immer mit einem Profil angeboten, wenn das nicht gut genug ist, kommt man meist nicht bis zum Interview. Das Profil sollte stimmig sein, die abgeschlossenen Projekte auflisten inklusive der verwendeten Sprachen, Tools, Systeme und Skills.

Es ist immer damit zu rechnen, dass es eine Weile dauert bis man Projekte bekommt. In jeder Branche gibt es gute und schlechte Monate, auf die schlechten sollte man sich vorbereiten. Anfragen von Agenturen können oft im Sand verlaufen, da das Projekt verschoben, anderweitig besetzt oder gecancelt wurde. Auch werden Rechnungen nicht immer sofort bezahlt, sondern erst nach 30 bis 60 Tagen nach Rechnungsstellung. Somit braucht man auf alle Fälle ein kleines Puffer für drei bis vier Monate. Verzichtbar am Anfang sind Website, Visitenkarte, eigene Server et cetera.

5. Hast du einen branchenspezifischen Steuertipp für Freelancer?

Michael Hüneburg: Nur einen: Besorg dir so schnell wie möglich einen Steuerberater. Es kostet viel Zeit und Nerven, sich auf der Suche nach Antworten durch zahlreiche Steuer-Foren und -Webseiten zu kämpfen. Außerdem hat man keine Chance, sich jede mögliche Vergünstigung auf diese Weise anzueignen und umzusetzen. Ich nutze diese Zeit lieber zum Arbeiten und hole so auch locker wieder die Kosten für die Beratung raus. Außerdem wendet sich das Finanzamt bei Fragen jetzt zuerst an meine Steuerberaterin, sodass ich auch an dieser Front weniger Stress habe.

Freelancer steuerberater programmierer

Du musst dich nicht selbst mit der Steuer plagen. Lass das lieber von einem Profi erledigen. (Foto: Shutterstock)

Ich hatte im ersten Jahr meiner Selbstständigkeit noch den Ehrgeiz alles selbst zu regeln. Die monatliche Umsatzsteuervoranmeldung lässt sich noch relativ schnell durchführen aber bei der jährlichen Steuererklärung habe ich das Handtuch geworfen und mir eine Steuerberaterin gesucht, die mich jetzt seit vier Jahren begleitet.
Ein Tipp vielleicht noch: versuche schnell ein System für die Ablage von Belegen, Rechnungen und Co. zu etablieren und das durchzuziehen. Das macht zwar keinen Spaß aber am Ende des Jahres muss man dann nicht verzweifelt die nötigen Unterlagen einzeln zusammenkratzen. Das klingt selbstverständlich aber im Eifer des Gefechts geht die Sorgfalt bei der Buchhaltung als erstes über Bord.

Michael Feinbier: Wer ein abgeschlossenes Studium in dem Bereich IT hat (Informatik/Computer Science/Ingenieur) sollte prüfen, ob man als Freiberufler anstatt als Gewerbetreibender arbeiten kann. Das vereinfacht einiges steuerlich und für Gewinne muss keine Gewerbesteuer abgeführt werden.

Vielen Dank Niels Richter, Michael Hüneburg, Michael Feinbier, Christoph Distefano und Bastian Waidelich!

Lies auch den Artikel von Glenn Stoval, in dem er erklärt, was seiner Meinung nach den Unterschied zwischen einem 50-Dollar-Entwickler und einem 150-Dollar-Entwickler ausmacht: „Wie ich mein Honorar als Entwickler verdoppelt habe? Mit Schreiben“.

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Dein t3n-Team

Joachim Tuchel

Interessanter Artikel. Ich kann mich als Freiberufler mit ca 15 Jahren Erfahrung nicht in allem wieder finden, aber das Gesamtbild stimmt.

Beim Polster für den Anfang habe ich mit den 350 pro Monat so meine Schwierigkeiten. Alleine die freiwillige Weiterversicherung in der gesetzl. Krankenkasse kostet mehr. 800 oder 1000 pro Monat als Notnagel sind sicher realistischer, will man etwss essen und einen Schlafplatz vorhalten, ist es mehr.

Ganz wichtig im finanziellen Bereich: der erste Auftragsmonat wird 30-60 Tage nach Rechnungsstellung, also nach dem ersten Monat bezahlt. Also braucht man selbst mit einem Auftrag in der Tasche 2-3 Monate Puffer, bis das erste Geld kommt. Dazu kommen womöglich Reise- und Hotelkosten, die vorzufinanzieren sind.

Eine GmbH als Einzelkämpfer ist m.E. vor allem eines: ein Geldgrab. Freiberufler sind nicht bilanzierungspflichtig und es ist wirklich kein Hexenwerk, die Einnahmen-Überschußrechnung und Steuer selbst zu machen. Programme wie http://www.kontolino.de sind da eine große Hilfe. Eine GmbH macht da alles viel komplexer und man ist fast zwingend auf einen Steuerberater angewiesen. M.E. völliger overkill.

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Roby

Sehr interessanter Artikel! Mich würde interessieren, wie die Herren im erwähnten Artikel vorgehen, wenn Sie Ihre Stundensätze erhöhen wollen. Also angenommen sie arbeiten bereits mit einem Kunden, über einen gewissen Zeitraum hinweg, erfolgreich zusammen.

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Pascal85

Eine gute Möglichkeist ist, (wenn dein Kundenstamm groß genug ist) einfach die Preise erhöhen. Am besten hast du dazu einen guten Grund (möchte mein Unternehmen professionalisieren, steigende Kosten, etc). Es ist nur wichtig dass du Überhaupt einen Grund angibst, weniger wichtig, was dieser Grund genau ist. Du wirst überrascht sein wie viele Kunden nicht einmal mit der Wimper zucken und gerne deine neuen Preise bezahlen. Für andere wirst du zu teuer sein, aber das gleicht sich durch die höheren Preise der anderen Klienten wieder aus.

Also Regel #1 um höhere Preise zu kassieren… fragen ;-)

Du findest auch einige Tipps zum Thema in diesem kostenlosen Newsletter für Freelancer:

http://www.freelanceformula.de

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Gast

Wenn langfristige Partnerschaften entstanden sind, sind Kunden oft selbst bereit, ein höheres Budget für Projekte zu veranschlagen. Am Anfang, bei der Neukundengewinnung, spielt aber der Preis meistens die Hauptrolle. Mehr dazu kann man bei http://www.freelance-market.de/d/bei-der-neukundengewinnung-spielt-der-preis-die-hauptrolle lesen.

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Wollte NRW nicht 1Euro-GmbH bringen ?

Eigene Ergänzung zum vorhergehenden Posting:
GmbH braucht man vielleicht wenn man Mitarbeiter hat.

Aber z.B. Geschäftsführerdurchgriffshaftung scheinen viele nicht zu kennen.
Irgendwo hiess es mal, eine Ltd. wäre pro Jahr etwas teurer als eine GmbH. Vielleicht hat man aber andere Vorteile.
Und bei Pleite oder Verklagung ist das Betriebsvermögen natürlich auch bei der GmbH vermutlich einziehbar. Ausser den Einnahmen die ausbezahlt (und als Einkommen versteuert!) oder als Betriebsausgaben (iPhone, iPad, AirBook, Auto, Laptop, iWatch,…) ausgegeben wurden und auch einkassiert werden dürften weil sie ja im Vermögens-Verzeichnis für die jährlichen Steuer-Abschreibungen stehen. In England muss man Rechtskosten wohl (wie in USA) meist selber bezahlen. Vielleicht wird eine englische Ltd. also weniger abgemahnt oder muss weniger Patente bezahlen.
In einer TV-Doku über deutsche Startups und Startup-Berater hiess es mal, das man als Geldgeber wohl das wenigste Risiko hat und als Geschäftsführer recht viel.

Bei Handwerkern habe ich gelegentlich den Eindruck, das die eine GmbH haben die als Vermittler dient und vielleicht auch Risiken ab-puffern kann und vielleicht auch für Geldeintreibung sorgt. Das sind dann pro GmbH verschiedene gleichartige Handwerker (Elektriker, Maurer,…) die eigentlich jeweils eigenständig selbstständig sind und man auch direkt selber beauftragen kann. Die Rechnung kommt aber immer von der GmbH.
Da gibts dann gute und schlechte wie sonst auch.
Für IT-Freiberufler gibts das vielleicht nicht. Da Euro und EU-Wirtschaftsraum könnte die Vermittler-GmbH/LuxemburgerAG/EuroAG/Ltd./… vielleicht auch woanders sitzen. Für Patente wurde das Konzept einer beschützenden Firma ja hier schon neulich beschrieben.
https://t3n.de/news/patent-finanzieren-schwarm-crowdpatent-614334/

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Olaf Barheine

Mir ist es allerdings auch schon passiert, dass mir die Pistole auf die Brust gesetzt wurde: GmbH oder keine Aufträge mehr. Ich vermute, dahinter steckt, dass sich die Auftraggeber mit Hilfe der veröffentlichten Bilanzen über die finanzielle Situation der Auftragnehmer informieren wollen. Oder es geht um Scheinselbständigkeit, so meine Vermutung.

Antworten
Joachim Tuchel

Olaf,

Bei der Scheinselbständigkeit schützt eine GmbH nicht, auch wenn viele das glauben. Zur Einordnung sind explizit die tatsächlichen Verhältnisse heranzuziehen, weder, was in Verträgen steht, noch wie der Auftragnehmer firmiert. Insofern sind die Pistolen-auf-die-Brust-Setzer einfach schlecht informiert.

Auch Mitarbeiter einstellen ist als Einzelunternehmer oder GbR gar kein Problem. Und wef glaubt, eine GmbH schütze das Privatvermögen, der sollte mal genau seine Kreditverträge etc. Prüfen. Meistens haftet- vor allem bei Neulingen – die Privatperson und nicht die GmbH.

Bei mehreren Gesellschaftern lassen sich Gewinnverteilung und Haftung auch durch einen Gesellschaftervertrag regeln, mit oder ohne Rechtsanwalt, wie man mag.

Die GmbH oder auch die UG sind in vielen Situationen wesentlich weniger vorteilhaft, als viele Leute denken – oder als einem viele Berater suggerieren. Auf jeden Fall aber heben sie die Anfofderungen an Formalitäten enorm an.
Ob es da einen Zusammenhang gibt, muß sich jeder selbst überlegen…

Antworten
Wollte NRW nicht 1Euro-GmbH bringen ?

Meine Ergänzungen zu den sinnvollen Kommentaren:
Im TV war mal ein Auswanderer dessen GmbH Insolvenz anmeldete. Daraufhin wurde gegen ihn ermittelt.
Die Durchschnittliche Auszahlung bei Insolvenzen sind wohl ca. 3-4 Prozent (drei bis vier Prozent) der Schulden. Da sollte man die Gesetze vielleicht mal ändern und z.b. Autofirmen zwingen, die Abwrackprämie zurückzuzahlen und gigantische Reserven aufzubauen um in der nächsten Rezession nicht nochmal mit meinen Steuern gerettet werden zu müssen oder wenn der günstige Elektro-Tesla (leider doch erst übernächstes Jahr) kommt. E-Fahrräder sind 20% des Marktes und haben keine Subventionen bekommen. Schallplatten sind inzwischen auch wieder 6% des Marktes und haben zwar Content-Protection aber m.W. keine Subventionen bekommen.
Laut ct ist bei PC-Händlern Barzahlung üblich. Wenn man TV guckt sieht man das auch bei Auto-Händlern mit Bargeld bezahlt wird. Strafferes Verbindlichkeiten-Management wäre ein nettes Startup aber die Rechtskosten sind in vielen Ländern leider zu hoch.

Die Gläubiger werden alles legale probieren, um an ihr Geld zu kommen. Durch GmbH-Gesetze und mögliche Ermittlungen wegen z.b. Insolvenzbetrug und Insolvenzverschleppung kommt man dann vielleicht auch noch ans Privat-Auto, Ersparnisse usw. und kriegt etwas mehr heraus als üblich. Wer nur 3% der Rechnungen und berechtigten Forderungen bezahlt hat oft vermutlich nicht mehr viele Freunde. Firmen die alle paar Jahre insolvent gehen und die Mietgebäude(Wohnungen) dann der Nachfolgefirma übertragen gibts aber auch. Deren Rechtsanwälte sind vielleicht für jede GmbH empfehlenswert aber die kleinen Mieter freuen sich wohl nicht so sehr.

Und das man mit Privatvermögen für Firmen-Kredite haftet ist auch ganz normal. Hier wollen die Sparkassen aber oft wohl 60% der Eigenheimkosten als Eigen-Anteil und machen daher bei Insolvenzen nicht so viel Verlust wie USA wo wohl Null Prozent Eigenanteil üblich waren. Inzwischen verlangen US-Banken wohl 10%-25% was für US-Häuserkäufer wohl was ganz neues ist und man dafür ja Ersparnisse braucht die man wegen Abzahlung der Studien-Kredite oft gar nicht hat… Die Sparkassen sind oft profitabel und teilweise kriegen Anteils-Eigner (Volksbanken ? Raiffeisenbanken ? ) brauchbare Verzinsungen so das die Firmen zwar pleite gehen wie das lokale Insolvenzkaufhaus Euch aufzeigt und wo man die Firmen-Erstausstattung an Möbeln und Büro-Werkzeug holen sollte, aber die Kredite sind wohl nur so hoch das die Banken trotzdem Gewinne machen. Aus Sicht der Bank optimieren sie ja die Gesamteinnahmen aller Kredite und das ist eine Mischkalkulation mit Ausfällen und Einnahmen.
Banken liefern leider keine Vorteile für Auftraggeber die das Geld wirklich haben und beispielsweise auf dem Giro-Konto den Betrag für den Auftrag „fixieren“. Also beklagen sich Kunden über schlechte Handwerker und Handwerker über Kunden die nicht bezahlen was man beides ständig im TV sehen kann.

Antworten
Ich

Kleine Korrektur:
„Wer schon einen festen Job hat sollte darüber nachdenken, erstmal über eine freiberufliche Nebentätigkeit einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dem muss der Arbeitgeber zwar zustimmen aber man findet bei einem Gespräch sicherlich eine Lösung.“
Man muss den Arbeitgeber informieren, aber in den meisten Fällen ist eine Nebentätigkeit nicht zustimmungspflichtig. Im Grunde kann sich der Arbeitgeber ja freuen, wenn man nebenher noch zusätzliches Wissen aufbaut. (Ein freundlicher Umgangston hilft natürlich trotzdem weiter…) Ich programmiere privat viele Dinge die ich in der Firma nicht machen kann weil wir dort ältere Standards haben (z.B. IE-Unterstützung). Da lerne ich also privat schon HTML5 und CSS3 und kann es in der Firma einsetzen sobald die Standards dort angepasst werden. Eine Win-Win Situation :-)
http://www.hensche.de/Rechtsanwalt_Arbeitsrecht_Handbuch_Nebentaetigkeit.html#tocitem2

Antworten
DirkN

Hallo zusammen,

in dem Zusammenhang eine Frage:
Ich bin vollzeitbeschäftigt im IT-Bereich und würde nach Klärung mit meinem Arbeitgeber gerne nebenbei privat VBA-Programmierungen (Access/Excel) sowie Excel und Access Schulungen anbieten.
Ich bin gelernter IT-System-Kfm. und staatlich gepüfter Betriebswirt.

Würde ich als Freiberufler durchgehen?

Antworten
Ernst ALBUS

Nun sieht man hier genau das, was ich beim Bericht Stundensatzkalkulation reklamiert habe. Die Herren selbst sitzen alle schon einige Zeit fest im Sattel und von der Warte aus kann man leicht über Probleme sprechen, die es für „Etablierte“ in der Form nicht mehr gibt.

Dass die Unternehmensverwaltung von Dritten heute gemacht werden muss, ist für mich keine Frage und den/die sollte man sich sehr genau aussuchen!!

Alle werden mir auch zustimmen, dass nur zwei fachliche Aspekte für alle Gewerblichen oder Freelancer ein immerwährendes Problem darstellen – mangelndes Know-How (heute sehr teuer zu erwerben – direkt wie indirekt) und fehlende gute Netzwerke.

Für beides muss viel Zeit und Geld investiert werden und wer da nur einmal zu lange aussetzt ist raus…

Ich selbst hab diesen Fehler gemacht…

Alles andere ist nur eine Frage von innerer und äußerer Stabilität, heißt eine ordentliche Finanzwirtschaft und ein – wenn vorhanden – ausgewogenes Familienleben. Ist das eine oder andere oder beides aus dem Lot, kann man Wetten darauf abschließen, wann das Business gegen die Wand knallt und der Inhaber natürlich auch.

Vielleicht auch eine wichtige Eigenschaft ist Anpassungsfähigkeit, ohne dabei seinen Wert zu mindern. menschlich wie auch materiell…Das gelingt vielen nicht optimal und hat oft unangenehme Folgen, die sich langfristig im Niedergang des Unternehmens auswirken – eine Umkehr ist dann kaum noch möglich, es sei denn, der Betroffene findet einen Stellvertreter, der für ihn (oder sie) in Zukunft die Kohlen aus dem Feuer holt.

Ich bin schon lange Jahre inaktiv und weiß nur, dass die meisten Agenten keine guten Vermittler sind, wenn es schwierig wird. Cracks lassen sich natürlich prima vermitteln, aber eigentlich brauchen die keine Vermittler.

Fazit, die Luft für Einzelunternehmer oder Freelancer wird immer dünner, egal in welcher Branche, weil der Markt diese nur allzugerne „billig“ unterbringen möchte, um Kosten und Verpflichtungen zu vermeiden und andererseits der Gesetzgeber es uns immer schwerer macht, dessen Anforderungen zu erfüllen.

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