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Führung von Hellofresh versucht, Betriebsrat zu verhindern – Verdi stellt sich quer

Der Streit um einen Betriebsrat beim Kochboxenversand Hellofresh geht weiter. Nachdem die Kandidat:innen für den Wahlvorstand knapp die erforderliche Mehrheit verfehlt haben, geht’s jetzt vor Gericht.

3 Min.
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(Foto: RBLFMR/Shutterstock)

Die Gewerkschaft Verdi hat vor dem Berliner Arbeitsgericht die Einsetzung eines Wahlvorstands für den Kochboxenversender Hellofresh beantragt. Das berichtete zuerst die Berliner Tageszeitung Taz. Verdi erklärt, es habe seitens des Managements eine Desinformationspolitik mit mehreren Veranstaltungen gegeben, sodass der Wahlvorstand mit einem Ergebnis von 49,5 Prozent knapp die notwendige Mehrheit für die Einsetzung verfehlt habe.

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Eine Gewerkschaftssekretärin erklärt, es habe eine Desinformationskampagne in dem 2011 in Berlin gegründeten Unternehmen gegeben, verbunden mit dem Versuch, die betriebliche Mitbestimmung durch Falschinformationen zu verhindern. Dabei sei seitens der Unternehmensführung beispielsweise auch der in Betriebsratskreisen alles andere als neue Trick genannt worden, dass sich Angestellte zwar an der Versammlung beteiligen, dort aber gezielt enthalten, damit eben keine Mehrheit zustande kommt.

Gewerkschaftssekretärin Franziska Foullong erklärt außerdem, Gewerkschafter:innen seien offen unter Druck gesetzt worden mit dem Ziel der Einschüchterung und der Verhinderung von Gewerkschaftsarbeit.

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Fresh Council als Alternative zu Betriebsrat?

Ähnlich wie bei anderen Startups wie Gorillas, Flaschenpost und N26 hat die Hellofresh-Führung offenbar versucht, eine alternative Arbeitnehmer:innenvertretung zu bilden, die dann allerdings nicht mit den betriebsratsspezifischen Rechten ausgestattet gewesen wäre. Ein solches Fresh Council sei von den Verdi-Gewerkschafter:innen abgelehnt worden.

Bei vielen Mitarbeitenden scheint das Vorgehen von Hellofresh zu funktionieren, da der Anteil der ausländischen Mitarbeitenden hoch ist und viele erst seit kurzer Zeit in Deutschland leben, sodass ihnen die Erfahrung mit Betriebsratsarbeit fehlt. Und naturgemäß befürchten wohl manche Mitarbeiter:innen, dass sie ihr Arbeitsvisum gefährden könnten.

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Ungefährlich ist all das für Mitarbeitende in der Tat nicht. In vergleichbaren Fällen wurde unliebsamen Mitarbeitenden in anderen Unternehmen aufgrund von Fehlverhalten bei der Arbeit gekündigt, sodass die unliebsamen Mitarbeiter:innen dann teilweise nicht mehr da waren und andere wiederum an den Plänen nicht festhielten, um den eigenen Job nicht zu gefährden.

Doch langfristig schadet ein solcher Streit stets auch dem Unternehmen selbst, weil der Imageschaden in der Berichterstattung bleibt und auch die Zahl an Bewerber:innen abnehme, wie ein Gewerkschaftsmitglied beobachtet.

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Einziges Dax-Unternehmen ohne Betriebsrat

Verdi plant nun, die Einsetzung des Wahlvorstandes gerichtlich durchzusetzen. Hellofresh beschäfigt insgesamt 15.000 Mitarbeitende, davon 1.300 in Berlin. Laut Medienberichten ist Hellofresh das einzige im Dax gelistete Unternehmen, das auf keiner Ebene Mitarbeiter:innen durch einen Betriebsrat unterstützt.

Beim Lebensmittellieferdienst Gorillas hat man Ende letzten Jahres eine Arbeitnehmer:innenvertretung gewählt, nachdem die Geschäftsführung damit gescheitert war, die Wahl zu verhindern. Unter anderem hatte Gorillas versucht, die Organisation zu dezentralisieren, um für die Mitbestimmung schwierigere Strukturen zu schaffen.

UPDATE: Hellofresh sieht die Sache freilich etwas anders. Eine Sprecherin erklärt, man könne die Aussagen von Verdi nicht nachvollziehen und zweifelt auch die Aussagen „vermeintlicher Mitarbeiter:innen“ an. Man habe zu keinem Zeitpunkt die Wahl zum Wahlvorstand zu beeinflussen – „im Gegenteil“. Man habe den Mitarbeitenden die Teilnahme an der Betriebsversammlung ermöglicht und die beiden Gründer haben sogar alle Mitarbeitenden aufgefordert, an dieser Betriebsversammlung teilzunehmen.

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Die demokratische Entscheidung gegen den Wahlvorstand habe Hellofresh weder erzwungen noch manipuliert. „Der Grund für die mehrheitliche Entscheidung gegen die Wahl eines Wahlvorstands lag vor allem in der Komplexität und in der Unflexibilität des Betriebsverfassungsgesetzes. HelloFresh hat sich selbstverständlich an alle rechtlichen Vorgaben gehalten.“

Zusätzlich habe die Geschäftsführung „großen Wert darauf gelegt, alle Fakten zum Wahlprozess und zum Betriebsrat korrekt und vollständig darzustellen“ und „zusätzlich zu den beiden Informationsveranstaltungen der Initiator:innen zwei weitere Informationsveranstaltungen angeboten“. Immerhin zeigt sich die Geschäftsführung weiterhin versöhnlich. „Sollte sich ein Betriebsrat gründen, werden wir konstruktiv mit dem Gremium zusammenarbeiten.“

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