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WM 2022: Diese 8 Marken boykottieren das Turnier in Katar

Menschenrechts­verletzungen und Tode von Gastarbeiter:innen: Diese Marken möchten die WM nicht mit ihren Werbebudgets sponsern oder davon profitieren.

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Werbung während der WM zu machen finanziert sie – und honoriert damit die Menschenrechts­verletzungen im Voraus, so der Gedanke. (Foto: Rarrarorro/Shutterstock)

Im Dezember 2010 wurde verkündet, dass die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 von Katar ausgetragen wird. Seitdem häufen sich Kritik und Widerspruch: Menschenrechts­organisationen wie Freedom House und Amnesty International schätzen das Land als nicht frei und verantwortlich für Menschenrechts­verletzungen und Diskriminierungen ein. Arbeitsmigrant:innen werden ausgebeutet, diskriminiert und missbraucht.

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Geleakte Dokumente zeigen außerdem Zahlungen seitens Katar an die Fifa, was den Vorwurf der Korruption mit sich brachte. Eine unbekannte Zahl an Menschen ist auf und um die Stadionbaustellen herum gestorben, vollständige Transparenz gibt es nicht. Zuletzt bezeichnete der katarische WM-Botschafter Khalid Salman Homosexualität in einem ZDF-Interview als „geistigen Schaden“.

Für Marken ist die Fußball-Weltmeisterschaft werbetechnisch ein Minenfeld. Auf der einen Seite ist Profit zu erwarten, auf der anderen ein Shitstorm. Die folgenden Unternehmen haben deswegen beschlossen, die WM nicht als Werbende zu finanzieren:

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WM 2022: Diese Marken bleiben der Weltmeisterschaft fern

ING Group

Die ING Group sponsert sowohl das niederländische als auch das belgische Nationalteam. Das Unternehmen werde aber kein Ticketkontingent annehmen, außerdem beteilige es sich nicht an WM-bezogener Werbung, so ein Sprecher gegenüber der New York Times. Ticketkontingente werden von Unternehmen vor allem dafür genutzt, Kund:innen zu werben oder zu binden.

Die Werbebudgets setzte die ING Group stattdessen bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2022 in England ein.

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GLS

Auch GLS sponsert das belgische Team. Der Paketdienstleister wird wie die ING Group keine Tickets annehmen und in Katar keine Werbung schalten. Eine kommerzielle Nutzung der WM 2022 solle wegen der Menschenrechts­situation nicht stattfinden.

Alle Sponsoren des dänischen Nationalteams

Kein Sponsor der dänischen Männer-Nationalmannschaft wird sich an offiziellen Aktivitäten beteiligen, es sei denn, sie sind aktivistisch und zugunsten des kritischen Dialogs, so der dänische Fußballverband DBU. Die beiden Trikotsponsoren, Danske Spil und Arbejdernes Landsbank, haben ihre Werbeplätze auf den Trikots zugunsten von Menschenrechts­botschaften aufgegeben.

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Laut einer Pressemitteilung des DBU werde der Verband die Anwesenheit in Katar so gut es geht minimieren und nur an Aktivitäten teilnehmen, die Bezug zum Sport haben oder politisch zur Verbesserung der Bedingungen für Arbeitsmigrant:innen beitragen können. Zudem sucht die DBU den Dialog mit Fans und NGOs, damit anwesende Fans über die Zustände informiert sind.

Gary Lineker

Kein Unternehmen, aber eine Marke: Der ehemalige englische Stürmer, WM-Torschützenkönig von 1986 und Träger des Fifa-Fairplay-Preises für 15 Jahre ohne Gelbe oder Rote Karte lehnte ab, die Ziehungen in Katar zu moderieren. Er hielt es für scheinheilig, eine Veranstaltung zu leiten, die den Auftakt bilde für ein Event, dem er skeptisch gegenüberstehe. Lineker hatte die Ziehung 2018 moderiert und dafür von einigen britischen Medien einen Backlash kassiert.

Auch Philipp Lahm kritisiert die Vergabe der WM und hat angekündigt, nicht nach Katar zu reisen.

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Mühlen Kölsch

Mühlen Kölsch ist eine Brauerei und steht in dieser Liste stellvertretend für alle Kneipen, Bars und Gastronomie­unternehmen, die die WM nicht in ihren Lokalen ausstrahlen werden. Die Brauerei, die untere anderem das gleichnamige Bier Mühlen Kölsch vertreibt, hatte auf Facebook angekündigt, in den eigenen sechs Gastronomien auf die Übertragung der Fußball-WM zu verzichten.

Viele weitere Lokale, beispielsweise in Berlin, in Franken oder in Düsseldorf und Köln, werden die WM nicht ausstrahlen.

In Frankreich haben Städte wie Paris, Marseille, Lyon, Bordeaux und Toulouse beschlossen, keine Fanzonen und Public Viewings zu organisieren.

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Hummel – zumindest ein bisschen unsichtbar

Hummel ist die Marke, die die Trikots der dänischen Nationalmannschaft herstellt. Das Logo des Herstellers und des dänischen Fußballverbands DBU sind dabei zwar aufgebracht, allerdings im selben Farbton wie das Shirt selbst – es glänzt zwar, ist ansonsten aber nicht sichtbar. Das Unternehmen wolle zwar weiterhin die dänische Mannschaft unterstützen – nicht aber Katar als Gastgeberland.

Hendriks Graszoden

Der niederländische Sportrasenhersteller beliefert regelmäßig Fußballturniere – allerdings nicht die WM in Katar. Die Menschenrechts­verletzungen sind allerdings nur ein Teil des Grundes für die Absage: Der Transport nach Katar sei zu teuer und die katarischen Rasenproduzenten hätten nicht dem Qualitätsanspruch des Unternehmens genügt.

Brewdog – oder?

Brewdog ist eine schottische Brauerei, die mit einer Kampagne gegen die WM in Katar Wellen geschlagen hat: „Erst Russland, dann Katar. Kann es kaum abwarten, bis Nordkorea kommt“, steht auf dem Plakat.

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Die Kampagne wurde direkt zweifach kritisiert: Erstens ist das Unternehmen wegen einer toxischen Arbeitskultur in der Kritik, dort würde vor allem Angst herrschen. Das Unternehmen solle zunächst im eigenen Hause aufräumen, bevor es auf andere zeige. Vor allem aber habe Brewdog angeblich einen Deal mit dem einzigen Alkohollieferanten für die WM in Katar gemacht. Das Punk IPA wurde vor Ort verkauft.

Mehr noch, auf der Seite des Unternehmens zeigt sich: In den eigenen Kneipen wird die WM ausgestrahlt und damit aus dem „World F*Cup“ eben doch Profit geschlagen – auch wenn ein Teil der Erlöse gespendet wird, macht das Unternehmen Profit und erzeugt so Werbegelder, die Katar und seine Sponsoren unterstützen.

Adrian Klie, CEO von BrewDog Germany, weist darauf hin: Die Kritik der Brauerei richte sich geben das Vergabeverfahren der FIFA und die Methoden des Staates Katar – aber ausdrücklich nicht gegen die Bevölkerung. Einen Deal gebe es nicht, ein unabhängiger Importeur habe die Produkte in Großbritannien gekauft und in Katar weiterverkauft. Die Firma werde alle Erlöse aus dem Lost-Lager-Bier spenden. Weil das Bier in Deutschland nicht so erfolgreich sei, wurden hier Punk und Hazy gewählt. Die Arbeitsbedingungen sollen deutlich verbessert worden sein: BrewDog ist eine B-Corp, Mitarbeitende in den Bars werden zu 50 Prozent am Gewinn beteiligt und die restliche Belegschaft erhalte Unternehmensanteile. Die Spiele werden in den Bars ausgestrahlt, so Klie, weil Menschen dann immerhin ihr Bier trinken und damit Spenden erzeugen würden.

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Niederländisches Außenhandels­ministerium und Parlament boykottieren ebenfalls

Wie der Deutschlandfunk berichtet, hatte das niederländische Außenhandels­ministerium im März 2021 eine Reise nach Katar mit großen Unternehmen kurzfristig abgesagt. Einen Monat zuvor hatte das Parlament bereits entschieden, dass der König und der Ministerpräsident nicht in Katar vor Ort sein sollen.

David Beckham mit Kooperation

Dem entgegengesetzt steht übrigens David Beckham: Er hat einen Deal mit Katar abgeschlossen, weshalb er nicht nur die WM in Katar, sondern auch das Land selbst promotet. Langfristig könnte das für Beckhams andere Partner:innen wie Adidas zum Problem werden – auch wenn das Unternehmen bisher gegenüber der New York Times betont, dass die Partnerschaft weiterhin bestehen bleibe.

Fans geteilter Meinung

Bei den Fans lässt sich keine Mehrheit feststellen. Einerseits finden sich in den Fankurven immer wieder Banner, die einen Katar-Boykott fordern, die Initiative Football Blackout ermutigt Menschen, das Viertelfinalspiel nicht anzusehen – das Spiel wird am Internationalen Tag der Menschenrechte der UN stattfinden.

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Befragungen der Fans ergeben kein einheitliches Bild: Statista berichtet von ausgeglichenen Verhältnissen, eine Befragung von Appinio und Meedia ergibt, dass die Mehrheit einen Boykott fordere.

Hinweis: Dieser Artikel wurde am 21. November mit dem Statement von Adrian Klie von BrewDog Germany aktualisiert.

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Dein t3n-Team

Conrad

Fußball ist in den letzten Jahrzehnten von einem Sport zu einem immer schmutziger werdenden Geschäft verkommen. Sicher Initiativen von Unternehmen die verscuchen in Sachen Katar eine rote Linie zu ziehen sind löblich – aber vermutlich nur ein tropfen auf den heißen Stein.
Schade, sehr schade …

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