Was ist ein gutes Gehalt in Deutschland – und wo stehst du?

Ab wann kann man in Deutschland von einem gutem Gehalt sprechen? (Foto: Sebra/Shutterstock)
Eines gleich vorab: Es gibt viele Meinungen dazu, was ein gutes Gehalt ist und was nicht. Tatsächlich sieht jeder Mensch das anders und hat andere Bedürfnisse im Leben. Dennoch gibt es Vergleichswerte, die aufzeigen, wo sich der Rest der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gehaltstechnisch befindet – und damit man selbst.
Bruttogehalt in Deutschland: Wie hoch ist der Durchschnitt?
Um ein ungefähres Gefühl zu bekommen, was in Deutschland ein normales, gutes oder sehr gutes Gehalt ist, hilft zunächst ein Blick auf das jährliche Bruttodurchschnittseinkommen. Das betrug 2024 laut Statistischem Bundesamt 62.235 Euro für Vollzeitstellen. Sonderzahlungen sind hier bereits mit eingerechnet.
Interessant dazu ist eine Aussage der Analysten: Tatsächlich verdient ein Drittel der Deutschen „mehr als das Durchschnittsgehalt“. Die Gehälter weisen „eine sogenannte rechtsschiefe Verteilung“ auf. „Dies bedeutet, dass knapp zwei Drittel der Beschäftigten Monatsgehälter beziehen, die geringer als das Durchschnittsgehalt sind.“
Der Medianlohn liegt insofern deutlich näher am realistischen Mittel als das Durchschnittseinkommen. Laut Destatis liegt das bei 52.159 Euro. Die Hälfte der Deutschen verdient mehr, die andere Hälfte weniger.
Ab wann gehöre ich zur Mittelschicht?
Diese Werte geben dir einen Eindruck, wo du stehst, ob du zum Durchschnitt gehörst oder nah am Median liegst, darüber oder darunter bist. Zudem ist spannend, wo Wirtschaftsinstitute wie das IW Köln die Grenze zwischen der Mittelschicht und den relativ Reichen ziehen.
Im Ergebnis zählt ein Single mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.850 Euro und 3.470 Euro zur Mittelschicht im engen Sinne. Wer mehr als 250 Prozent des Medians im Monat zur Verfügung hat, zählt zur Gruppe der relativ Einkommensreichen: Für Singles gilt das ab 5.780 Euro.
Für eine vierköpfige Familie lagen die Einkommensgrenzen im Rahmen der Mittelschicht zwischen 3.880 Euro und 7.280 Euro. Als relativ reich gilt eine vierköpfige Familie ab einem monatlichen Haushaltseinkommen von 12.140 Euro.
Übrigens: Wer wissen möchte, wie wohlhabend man ist, findet hier einen Vergleichsrechner des IW Köln. Wie sich Deutschland hinsichtlich der Gehaltszufriedenheit im Vergleich mit anderen EU-Staaten schlägt, erfahrt ihr hier.
Wie hoch ist das Gehalt in meiner Branche?
Obwohl das Durchschnitts- und Medieneinkommen schon ein wichtiger Indikator für ein gutes oder schlechtes Gehalt ist, ist der Vergleich mit allen Berufsgruppen nur bedingt aussagekräftig. Am Ende gilt nämlich, dass Berufstätige sich vor allem auch mit der eigenen Berufsgruppe vergleichen müssen, um herauszufinden, ob sie gut oder schlecht darstehen.
Dafür gibt es unzählige Vergleichsrechner im Netz, wie der von gehalt.de oder gehaltsvergleich.com. Hier wird das eigene Gehalt mit Gehältern von Menschen im gleichen Job, der gleichen Position und mit der gleichen Erfahrung am gleichen Standort verglichen. Das zeigt, wie Berufstätige innerhalb ihrer Zielgruppe bezahlt sind – ob genau auf Linie oder sogar über- oder unterbezahlt.
Was sind die bestbezahlten Berufe und Berufsgruppen?
Die Gehälter in Deutschland unterscheiden sich je nach Branche erheblich. Stepstone hat im jährlichen Gehaltsreport die bestbezahlten Berufe und Berufsgruppen im Jahr 2024 ermittelt. Dafür wurden 921.973 Gehaltsdaten ausgewertet. Demnach können Ärztinnen und Ärzte, Fach- und Führungskräfte im Bank-, Finanz- und Versicherungswesen sowie Fach- und Führungskräfte im Ingenieurswesen hierzulande am besten verdienen.
Doch auch die IT- und Telekommunikationsbranche zählt zu den Top-Branchen. Laut Stepstone lag das Bruttojahresgehalt im Durchschnitt bei 59.000 Euro. Die IT-Branche ist mit der Consulting-Branche gleich auf. Vor allem IT-Projektmanager, IT-Berater sowie Softwareentwickler zählen zu den Tech-Berufen mit guten bis sehr guten Gehaltsaussichten.
Übrigens: Wer wissen möchte, welche Faktoren zu einem Spitzengehalt in der IT- und Telekommunikationsbranche führen, findet hier die Antwort.
Gehalt: Wie viel Geld macht glücklich?
Doch Vorsicht! Auch diese Maßstäbe haben ihre Tücken. Denn natürlich sagen sie lediglich aus, wie einkommensstark eine Person ist, jedoch nicht, wie zufrieden. Wer 60 Stunden die Woche arbeiten muss, um zur einkommensstarken Mitte zu gehören, sollte sich überlegen, ob es das wert ist. Denn Geld allein macht auch nicht glücklich.
Vielen ist es genauso wichtig, Zeit zu haben – für die Familie, für die Freunde, für sich selbst. Wer also als Single mit 30 Stunden und einem Nettoeinkommen von 2.500 Euro zur Mittelschicht gehört, könnte sagen: „Ich habe ein gutes Gehalt und bin zufrieden!“
Hinzukommt, dass viele Berufstätige für bestimmte Vorteile im Job auch auf Gehalt verzichten würden. Während immer mehr Firmen wieder verpflichtende Büropräsenz einführen, wollen viele Beschäftigte nicht mehr ohne Homeoffice arbeiten. Einigen ist die Option so wichtig, dass sie dafür sogar Gehaltseinbußen in Kauf nehmen würden.
Überhaupt ist das mit dem Glück solch eine Sache: Laut dem Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und dem Ökonomen Angus Deaton stagniert es angeblich ab einer bestimmten Summe.
In einer Studie haben die Forscher herausgefunden, dass die Verdopplung eines Jahreseinkommens von 15.000 auf 30.000 Euro das Glücksgefühl der Probanden enorm erhöhe. Wächst das Jahreseinkommen von 30.000 auf 60.000 Euro, stelle sich der Effekt auch noch ein. Danach sei es mit dem Glück jedoch vorbei, sagen sie. Selbst, wer plötzlich 120.000 Euro verdiene, empfinde nicht mehr Zufriedenheit.