Immer mehr Fintechs bieten sogenannte Geldmarktfonds und preisen sie als Alternative zum Tagesgeld an. Bei Unitplus gibt es schon etwas länger so ein Angebot mit dem “Cashplus”-Konto, aktuell bekommen Kund:innen dort 3,48 Prozent Zinsen im Jahr bei Gesamtkosten für die Nutzung von insgesamt 0,6 Prozent. Bei Trade Republic werden nicht investierte Einlagen der Kund:innen ab einer bestimmten Summe ebenfalls in Geldmarktfonds geparkt, hier bekommen Nutzer:innen aktuell 3,5 Prozent Zinsen.
Konkurrentin Scalable Capital bietet Kund:innen einen Zins von 3,4 Prozent pro Jahr, wenn sie in Geldmarkt-ETFs investieren. Mit “Zinsinvest” bewirbt der Neoborker zudem ein Angebot bei dem 3,6 Prozent Zinsen erreicht werden sollen – allerdings müssen Kund:innen hier noch die Kosten für die ETFs (0,13 Prozent im Jahr) sowie Handel und Vermögensverwaltung (0,75 Prozent im Jahr) gegenrechnen.
Die Neobank Vivid verspricht sogar fünf Prozent Zinsen, wenn sie Kundengelder in Geldmarktfonds steckt – die gibt es allerdings nur begernzt für zwei Monate auf Beträge bis zu 100.000 Euro. Danach sind dann nur noch zwei Prozent für normale Nutzer oder vier Prozent für Prime-Kunden drin, die 9,90 Euro im Monat zahlen. Aber was genau sind eigentlich diese Geldmarktfonds? Und: Ist dein Geld dort sicher?
Was sind Geldmarktfonds?
Geldmarktfonds investieren in kurzfristige, festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen und Unternehmensanleihen. Am Geldmarkt leihen sich beispielsweise Banken untereinander Geld und erhalten dafür Zinsen, die meist eng an den aktuellen Leitzins der Zentralbank gekoppelt sind. Über den Geldmarktfonds werden Anleger:innen an diesen Zinsen beteiligt – als Rendite des Fonds.
In der Europäischen Union gibt es strenge Vorschriften, in welche Papiere Geldmarktfonds investieren dürfen, nur hochliquide und risikoarme Anlagen sind erlaubt. Dazu gehören neben Bankguthaben auch Festgelder, Schuldverschreibungen und Anleihen, die eine Laufzeit von unter 12 Monaten haben. Außerdem müssen Geldmarktfonds immer in verschiedene Anlageobjekte investieren – durch diese Diversifizierung soll ihre Performance stabiler sein.
Wie sicher sind Geldmarktfonds?
Weil Geldmarktfonds so streng reguliert sind, gelten sie grundsätzlich als besonders sicher. Das Ausfallrisiko (Kreditrisiko) ist in der Regel sehr niedrig, insbesondere bei Fonds, die in Staatsanleihen oder andere sichere Schuldverschreibungen investieren.
Trotzdem sind natürlich auch Geldmarktfonds nicht ohne jedes Risiko. Grundsätzlich können Kursverluste die Rendite schmälern. Einige Produkte sind auch so strukturiert, dass auch in Anleihen mit längeren Laufzeiten investiert wird. Daher solltest du dir genau anschauen, in welche Papiere und wie das Geld angelegt wird.
Bei bestimmten Währungsfonds besteht auch ein Währungsrisiko, außerdem können Geldmarktfonds Verluste machen, wenn ein Schuldner nicht zahlt. Daher solltest du darauf achten, dass das Geld nur an Staaten oder Unternehmen mit hoher Bonität verliehen wird. Das größte Risiko der Geldmarktfonds besteht aber darin, dass eine negative Rendite erwirtschaftet wird – das kann auch passieren, wenn die Kosten für die Depotführung und Fondsverwaltung die Rendite übersteigen.
Im Gegensatz zu einem Sparkonto bei einer Bank sind Geldmarktfonds kein einfaches Einlagenkonto, das durch staatliche Einlagensicherungssysteme geschützt ist. Wie andere Wertpapiere in deinem Depot gelten sie aber als Sondervermögen, das bedeutet: Geht dein Depotanbieter pleite, sind sie or dem Zugriff potenzieller Gläubiger geschützt. In solchen Fällen kannst du mit deinem gesamten Depot zu einem anderen Anbieter “umziehen”.
Sind Geldmarktfonds eine gute Alternative zum Tagesgeld?
Seit einigen Jahren sind die Geldmarktfonds auch bei Privatanleger:innen ziemlich beliebt: Laut dem Fondsverbands BVI wurden 2023 fast 42,5 Milliarden Euro in diese Finanzprodukte investiert. Zum Vergleich: 2013 waren es nur rund 15,1 Milliarden Euro.
Anleger:innen können ihre Anteile an Geldmarktfonds kurzfristig wieder verkaufen, das heißt, das Investment ist ähnlich flexibel wie ein Tagesgeldkonto. Anders als beim Tagesgeld wird hier nicht in regelmäßigen Abständen ein zugesicherter Zins auf die Einlagen gezahlt, sondern eine Rendite als Kursgewinne ausgeschüttet. Wie hoch diese Rendite ausfällt, hängt an den aktuellen Marktbedingungen. Ähnlich wie bei Aktienfonds kann die individuelle Rendite daher auch davon abhängen, ob du einen guten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt für dein Investments erwischt. Außerdem können im Vergleich zum Tagesgeld auch zusätzliche Kosten anfallen, etwa ein Ausgabeaufschlag, Verwaltungskosten oder Depotgebühren.
Mit diesen Tipps spart ihr Gebühren für Girokonten:
Der große Vorteil gegenüber dem Tagesgeld: Um dir das beste Zinsangebot zu sichern, musst du kein “Zinshopping” betreiben, also immer wieder ein neues Konto bei der Bank eröffnen, die gerade ein besonders gutes Tagesgeldangebot bietet. Den Geldmarktfonds kannst du jederzeit nach Belieben kaufen oder verkaufen – Voraussetzung ist dafür allerdings ein eigenes Depot, das auch nicht immer kostenfrei ist.
Wenn du sehr schnell wieder Zugriff auf dein Geld brauchst, haben Geldmarktfonds jedoch einen kleinen Nachteil: Es dauert meist einige Tage, bis dir dein Geld bei einem Verkauf der Anteile wieder gutgeschrieben wird. Im Vergleich dazu kommt eine Überweisung vom Tagesgeldkonto aufs Girokonto meist sofort bei dir an.
Für wen eignen sich Geldmarktfonds?
Wenn du Geld kurzfristig mit einer sicheren Rendite sparen oder deinen Notgroschen gut verzinst “parken” willst, sind Geldmarktfonds eine Alternative zum Tagesgeld – allerdings musst du dir schon ein bisschen Zeit nehmen, um den passenden Fonds für dich zu finden und vor allem einen kritischen Blick auf die möglichen Kosten werfen, die deine Rendite schmälern können.
Was die potenzielle Rendite angeht, so ist diese meist geringer, als wenn du dein Geld in Aktien- oder Anleihenfonds investiert, aber höher als auf deinem regulären Girokonto. Geldmarktfonds können daher auch eine gute Beimischung für ein Depot sein, das ansonsten vielleicht auf risikoreichere Anlagen setzt.
So hoch sind Kosten und Renditechancen
Die Kosten für einen Geldmarktfonds können sehr unterschiedlich sein – je nachdem, ob es sich um einen passiven (Exchange Trades Fonds, ETF) oder aktiv verwalteten Fonds handelt. Gerade letztere können so hohe Kosten mit sich bringen, dass sich die Geldanlage im Vergleich zu einem gut verzinsten Tagesgeldkonto nicht lohnt, weil die Rendite von den Gebühren gemindert wird. So berechnen viele Fondsgesellschaften beispielsweise einen Ausgabeaufschlag zwischen 0,5 und zwei Prozent. Verbraucherschützer:innen raten daher eher zu Geldmarktfonds-ETFs. Bei ihnen fallen üblicherweise Gesamtkosten von nur rund 0,1 Prozent jährlich an.
In den vergangenen zwei Jahren waren die Renditen von Geldmarkt-ETFs dem durchschnittlichen Tagesgeldzinsen meist um ein bis zwei Prozent überlegen, sodass sie sich auch gelohnt haben, wenn du die Kosten von 0,1 Prozent gegenrechnest. Aktuell liegen die kurzfristigen Zinsen am Geldmarkt bei 3 bis 3,5 Prozent und damit etwa auf dem gleichen Niveau wie Tagegeldangebote.
Wie beeinflussen Zinssätze die Rendite eines Geldmarktfonds?
Außerdem solltest du beachten, dass die Zinspolitik der Notenbanken Einfluss auf die Performance der Geldmarktfonds hat. Momentan gehen Notenbanken weltweit dazu über, die Zinsen wieder zu senken – was für die Aussichten der Geldmarktfonds eine schlechte Nachricht ist.
Bislang haben die steigenden Zinssätze deren Renditen erhöht, weil die Fonds immer wieder in neue, höher verzinste Papiere investieren konnten. Daher waren die Geldmarktfonds bislang auch eine gute Alternative zum Tagesgeld – doch das könnte sich nun ändern.
Denn sinkende Zinssätze senken ihre Rendite, da die neuen Anlagen, in die investiert wird, weniger Zinsen abwerfen. Es ist also ziemlich wahrscheinlich, dass Geldmarktfonds in Zukunft im direkten Vergleich schlechter abschneiden, als attraktive Tagesgeldkonten.