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Ratgeber

Genauer Blick auf die CO2-Emissionen: Die verschiedenen Einflussfaktoren visualisiert

Viele verschiedene Faktoren tragen zum CO2-Fußabdruck eines jeden Einzelnen bei. Doch wie stehen wir in den Themen Transport, Stromverbrauch und Fleischkonsum eigentlich im Vergleich zu anderen Nationen da? Ein Beitrag in unserem Schwerpunkt Klima und Tech.

Von Matthias Seidl
8 Min.
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(Foto: Kichigin/Shutterstock)

Im ersten Artikel dieser Reihe wurde aufgezeigt, wie stark die bisherige CO2-Belastung der Atmosphäre ist und wie hoch der Anteil der unterschiedlichen Nationen daran ist. Außerdem wurde auch auf die Klimaziele eingegangen. In diesem Artikel wollen wir uns anschauen, was die Zusammenhänge zwischen Emissionen und dem Konsumverhalten eines jeden Einzelnen sind. Dafür werden die 20 Nationen mit dem höchsten absoluten CO2-Ausstoß betrachtet und auf verschiedene Kriterien untersucht:

  • Wie hängen die Treibhausgas-Ausstöße mit dem Wohlstand der Nationen zusammen?
  • Wie viele Kilometer bewegen sich die Einwohner der Länder im Schnitt pro Jahr? Und geschieht das mit dem Flugzeug, Auto oder Zug?
  • Wie viel Fleisch wird in anderen Ländern gegessen und wie ist die Entwicklung?
  • Wie viel Strom wird im Durchschnitt in den unterschiedlichen Ländern pro Person verbraucht und wo kommt dieser Strom her?
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All diese Fragen sind in interaktiven Tableau-Dashboards aufgearbeitet, sodass ihr die Daten nach eigenem Interesse selbst analysieren könnt.

Emissionen in Relation zum Wohlstand einer Nation

Inwiefern hängen die Emissionen mit dem Wohlstand der Nationen zusammen? Nachfolgend sind für die ausgewählten Nationen die CO2-äquivalenten Emissionen im Zusammenspiel mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf visualisiert. Die Größe der Kreise spiegelt die Einwohnerzahlen der Nationen wider. Über den Kasten an der oberen rechten Seite könnt ihr euch die Grafik für verschiedene Jahre anzeigen lassen. Klickt ihr auf die einzelnen Länder, seht ihr ebenfalls deren Verlauf ab 1960. Die verschiedenen Farben zeigen die unterschiedlichen Einkommensgruppen (basierend auf der Definition der Weltbank).

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Falls du die Grafiken auf dem Handy betrachten willst, geht das am besten im Querformat.

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(Grafik: M.Seidl, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung, World Bank)

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Vorreiter bei den Pro-Kopf-Emissionen sind Länder wie die USA, Australien und Kanada. Die positive Korrelation zwischen BIP und den Emissionen pro Kopf ist gut sichtbar, jedoch ist auch eine Abschwächung der Korrelation über die Jahre zu sehen. Vor allem Länder wie Deutschland und Großbritannien konnten ihre CO2-Emissionen senken und gleichzeitig ihr BIP weiter steigern. Setzt man die Grafik auf das Jahr 2016 und klickt auf Deutschland, ist dieser Verlauf besonders gut sichtbar. Generell zeigen die Länder aus der oberen Einkommensgruppe eher einen negativen Trend bezüglich ihres CO2-Ausstoßes. Für die Länder aus den anderen Einkommensgruppen ist jedoch nach wie vor ein stark positiver Trend sichtbar.

Festzuhalten ist also, dass reichere Länder auch mehr CO2 ausstoßen; jedoch erhöhen sich die Emissionen aus den anderen Einkommensgruppen ziemlich schnell, während die Emissionen der wohlhabenden Länder rückläufig sind. Genau diese Entwicklung versuchen wir nachfolgend etwas genauer aufzuschlüsseln.

Transportverhalten in den Ländern

Je mehr wir reisen, desto mehr CO2 stoßen wir aus. Verkehrsmittel wie Autos, Züge oder auch Flugzeuge benötigen Energie für den Antrieb. Aber Verkehrsmittel ist nicht gleich Verkehrsmittel. Das Umweltbundesamt hat die verschiedenen Verkehrsmittel untersucht und deren CO2 äquivalenten Ausstoß berechnet.

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  • Flugzeug: circa 200 Gramm CO2 pro Personenkilometer
  • Auto: circa 140 Gramm CO2 pro Personenkilometer
  • Zug: circa 40 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Die nachfolgende Visualisierung zeigt, wie sich die Bewohner verschiedener Länder fortbewegen. Das ändert sich über die Jahre und gibt somit Aufschluss darüber, wie sich das Verhalten über zehn Jahre gewandelt hat. Zunächst ist die durchschnittliche Anzahl an Flügen pro Person pro Jahr visualisiert, darauf folgt die durchschnittliche Anzahl an zurückgelegten Kilometern pro Person mit dem Zug oder auf der Straße.

(Grafik: M.Seidl, World Bank)

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Man kann gut erkennen, dass der Trend zu mehr Flugreisen praktisch in jeder Nation vorhanden ist. Bei manchen weniger stark, bei anderen wie etwa Südkorea jedoch sehr stark. Dort steigt die Anzahl der Flüge pro Person rapide an.

Aus der unteren Grafik könnt ihr viele Informationen bezüglich des Verkehrs am Boden gewinnen. So sieht man zum Beispiel, dass der Zug kein sehr beliebtes Verkehrsmittel in der USA ist. Die Amerikaner legten im Jahr 2016 im Schnitt nur 33 Kilometer so zurück. Das Auto ist in den USA hingegen sehr beliebt. Im Schnitt wurden knapp 17.000 Kilometer pro Jahr pro Person gefahren. Sehr interessant, aber auch etwas beängstigend hinsichtlich des CO2-Ausstoßes, ist die rapide Zunahme des Straßenverkehrs in Indien. In nur zehn Jahren hat sich die zurückgelegte Strecke pro Person auf der Straße mehr als verdoppelt.

Es sind also deutliche Unterschiede bezüglich des Transportverhaltens vorhanden. Das hat definitiv Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß der Länder. Im nächsten Abschnitt wollen wir den Stromverbrauch der Länder genauer betrachten.

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Stromverbrauch in den Ländern

Im 21. Jahrhundert ist Strom nicht mehr wegzudenken. Mit ihm wird geheizt, gekocht, gefahren und eine Vielzahl an Maschinen oder IT betrieben. Der Stromverbrauch muss jedoch nicht unbedingt negative Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß eines Landes haben, da es auch sehr viele Möglichkeiten gibt, ihn ohne laufend anfallende CO2-Emissionen zu erzeugen. Darunter fallen die erneuerbaren Energien wie Photovoltaik-, Wasserkraft- oder Windkraftanlagen. Jedoch wird immer noch ein Großteil des weltweit verfügbaren Stroms durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie Gas, Kohle oder Öl erzeugt. Dabei fällt einiges an CO2 an.

Die Grafik in diesem Abschnitt zeigt den Pro-Kopf-Stromverbrauch der unterschiedlichen Länder an und auch die Erzeugungsquellen. Wenn ihr die entsprechenden Länder anklickt, könnt ihr den individuellen Strommix sehen.

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(Grafik: M.Seidl, International Energy Agency)

Der Verdacht bestätigt sich: Die wohlhabendsten Länder haben auch den höchsten Pro-Kopf-Stromverbrauch. Allerdings gibt es auch durchaus größere Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen, so wird in Kanada etwa mehr als doppelt so viel Strom pro Person verbraucht wie in Deutschland.

Wie bereits erwähnt, ist der Strommix aber mindestens genauso wichtig – wenn nicht sogar wichtiger – als der absolute Stromverbrauch. Auch hier gibt es große Unterschiede. Kanada bezieht seinen Strom zu über 60 Prozent aus erneuerbaren Energien, Brasilien sogar zu mehr als 70 Prozent – vorrangig aus Wasserkraft. Länder wie die USA, Australien und Deutschland hingegen beziehen bis zu 60 Prozent ihres Stromes aus fossilen Brennstoffen. Für viele Länder ist auch Nuklearenergie ein elementarer Bestandteil des Strommixes. Frankreich bezieht über 70 Prozent seines Stromes daraus.

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Als letzter großer Einfluss auf den CO2-Ausstoß wird im nächsten Abschnitt der Fleischkonsum näher betrachtet.

Fleischkonsum in den Ländern

Ein Viertel des gesamten Treibhauseffektes wird durch Methan in der Atmosphäre verursacht. Methan entsteht vor allem durch Viehhaltung, insbesondere von Rindern. Somit hat der Fleischkonsum einer Nation auch Auswirkungen auf deren Treibhausgasausstoß. In manchen Nationen ist der Fleischkonsum stärker verankert als in anderen, das hängt jedoch auch mit dem Wohlstand der Nationen zusammen.

(Grafik: M.Seidl, Food and Agriculture Organization of the United Nations)

Es ist sichtbar, dass der Konsum von Fleisch in den vielen Ländern zunimmt. Die Daten reichen leider nur bis 2012, jedoch ist es gut möglich, dass aufgrund des mittlerweile großen Fleischersatzangebots und dem zunehmenden Trend zum Vegetarismus mittlerweile mehr wohlhabende Nationen, ähnlich wie die USA, einen negativen Trend aufweisen.

In den ärmeren Ländern ist jedoch genau das Gegenteil spürbar. Menschen werden wohlhabender und können beziehungsweise wollen sich mehr Fleisch leisten. Hoffen wir für das Weltklima, dass die asiatische Bevölkerung nicht ebenso daran interessiert ist, 100 Kilogramm Fleisch im Jahr zu essen, wie es in vielen anderen, vor allem westlichen Ländern der Fall ist. Das wären circa vier Milliarden Menschen, die knapp 400 Milliarden Kilogramm Fleisch nachfragen würden. Unwahrscheinlich, dass unsere Erdressourcen das ermöglichen können.

Dashboard zum Vergleichen aller potentiellen Einflussfaktoren

Tatsache ist, dass manche Länder mehr auf die Umwelt achten, auch bezüglich der Vorgaben für die Industrie. Jedoch hat auch das Konsumverhalten eines jeden Einzelnen einen Einfluss auf die Emissionen. Am Ende dieses Abschnitts befindet sich eine interaktive Grafik, mit der ihr selbst nochmals die verschiedensten Einflussfaktoren pro Land vergleichen könnt. Es können die bisher behandelten Faktoren betrachtet werden, aber auch einige weitere, die kurz erläutert werden:

Faktoren bezüglich Konsumverhalten:

Weitere Faktoren:

Sowohl die Faktoren bezüglich Konsumverhalten als auch die weiteren Faktoren können über die Filter auf der rechten Seite ausgewählt und visualisiert werden; hier können auch zusätzliche Länder eingeblendet werden.

(Grafik: M.Seidl, PIK, World Bank, IEA, FAO, OECD, Nationmaster, ITU)

Je reicher ein Land, desto ausgiebiger wird gewohnt, gelebt, gegessen und verreist. Das alles macht sich natürlich auch im CO2-Fußabdruck einer jeden Person sichtbar. Interessant ist auch der hohe Glücksindex in Ländern wie Brasilien oder Mexiko, der zeigt, dass man auch mit einem jährlichen Ausstoß von fünf Tonnen CO2-Äquivalent ein genauso glückliches Leben führen kann wie zum Beispiel in der USA, wo der durchschnittliche Ausstoß pro Person mehr als vier Mal so hoch ist und bei über 20 Tonnen CO2-Äquivalent liegt.

Das Erreichen der Klimaziele liegt in unserer Hand

Ich hoffe, der Artikel konnten einen guten Überblick darüber geben, wie wir im Vergleich zu anderen Ländern dastehen und mit unserem Verhalten das Klima beeinflussen. Das Schöne am eigenen Verhalten ist, dass wir es jederzeit hinterfragen und leicht anpassen können. Am besten zugunsten des globalen Klimas. Natürlich sind auch gesamtpolitische Veränderungen notwendig, jedoch sollte davor jeder bereits einmal vor seiner eigenen Haustür schauen wie er zu einem nachhaltigeren Umgang mit dem Planeten Erde beitragen kann.

Das Ziel dieser kleinen Artikelserie ist es, vor allem fakten- und datenbasierte Diskussionen zu ermöglichen, sodass wir am Ende auch vernünftige Lösungen entwickeln können. Die interaktiven Dashboards sollten es gleichzeitig auch jedem ermöglichen, eigene Analysen durchzuführen und die für euch wichtigsten Daten anzuschauen. Ich hoffe das ist mir mit diesen zwei Artikeln gelungen und ich freu mich über eure Meinungen 🙂

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Dein t3n-Team

Gordian Hense

Interessanter Artikel. Ich finde die pro Kopf Betrachtung richtig und demokratisch. Oft werden ja einfach die absoluten Werte pro Land genommen. Trotzdem hinkt diese Statistik. Es werden die „zuordenbaren“ CO2 – Emissionen nicht mit berücksichtigt. Deutschland importiert und exportiert sehr viel Waren. Diese müssen über weite Strecken oft mit dem Schiff herbei oder weg transportiert werden. Die Schiffe verursachen extrem hohe CO2 Werte, da sie alle mit fossilen Treibstoffen betrieben werden. Weiterhin müssten auch die CO2 – Werte hinzugerechnet werden, die vor Ort dadurch entstehen, dass Deutschland diese Waren bereitgestellt werden. Zum Beispiel wird Kohle und Eisenerz für die Deutsche Autoindustrie in Afrika, Australien und China erst einmal lange über Land mit Diesel-Zügen transportiert bis sie auf Schiffe verladen und nach Deutschland verschifft werden. Natürlich müsste man das auch mit allen Waren die in China gekauft und nach Deutschland gekarrt werden berechnen. Indien importiert sicher weniger aus anderen Ländern und hat damit eine viel niedrigere CO2-Bilanz was den Transport für den Import angeht. Die USA und Kanada sind wahrscheinlich bei der Import-/Export-CO2 Bilanz am schlechtesten dran, da sie noch viel mehr in China kaufen und über die Weltmeere transportieren müssen. Eine ehrliche Statistik würde die „zuordenbaren“ CO2-Emissionen mit einrechnen. Dann steht Deutschland sehr schlecht im Vergleich da.

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