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Porträt

Gerichtsurteil und andere Skandale: Müsst ihr Drachenlord wirklich kennen?

Der Youtuber „Drachenlord“ geriet nicht nur mit Fans und Hatern in Streit, sondern auch mit dem Gesetz. Doch wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym und warum eskalierte die Situation um den eigentlich harmlos aussehenden Youtuber?

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Als Drachenlord wurde Rainer Winkler bei Youtube bekannt. (Screenshot: Youtube / t3n)

Drachenlord ist einer der bekanntesten Youtuber Deutschlands – obwohl er nur knapp 160.000 Abos hat. Allerdings erreichte er seine Berühmtheit dabei nicht durch eine große Fangemeinde oder besonders guten Content. Eher das Gegenteil war der Fall.

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Hinter dem Nutzernamen „Drachenlord“ verbirgt sich der heute 32-jährige Rainer Winkler, der Webvideos produziert und diese bei Youtube hochlädt. Auf seinem Kanal verbreitete Winkler Videos zu Themen, die ihn interessierten, und veröffentlichte Vlogs aus seinem Alltag. Später kamen auch Let’s Plays dazu. Die Themen, mit denen er sich beschäftigte, reichten von Metal über nordische Mythologie bis hin zu Anime. Durch sein auffälliges Verhalten wurde Drachenlord schnell zum Internetphänomen.

Woher kommt der Erfolg?

Auslöser für seine Bekanntheit war sein Umgang mit Hatern. Bei steigender Bekanntheit ist es ein normaler Prozess, dass irgendwann auch Trolle auftauchen. Winkler nahm immer wieder Videos auf, in denen er sich an genau diese Hater wandte und leere Drohungen und Provokationen folgen ließ. Durch diese Videos fühlten sich die Kritiker wieder angesprochen und es folgte ein offener Schlagabtausch in den Kommentarspalten. Winkler ging wieder intensiver auf seine Hater ein, Aufmerksamkeit und Ablehnung wuchsen. Drachenlord und seine Hater nahmen sich nichts, wenn es darum ging, die Gegenseite zu beleidigen und zu beschimpfen.

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Spätestens als große Youtuber wie Gronkh oder Tanzverbot auf Drachenlord aufmerksam wurden, schoss seine Bekanntheit durch die Decke. Je größer die Bekanntheit, desto weniger produzierte Drachenlord Inhalte zu seinen Kernthemen, sondern widmete sich fast nur noch seinen Hatern. Er erkannte seine Chance, daraus Profit zu schlagen. Durch seine Reichweite bei Youtube und Twitch baute er sich eine Einnahmequelle auf und begann auch damit, Merchandise-Artikel zu vertreiben.

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Wie kam es zu Problemen mit Fans und Polizei?

Im Jahr 2014 veröffentlichte er seine Adresse und forderte seine Gegner auf, vorbeizukommen, damit er ihnen eine Lektion erteilen könne. Zwar entfernte er das Video kurze Zeit später wieder, doch seitdem versammelten sich immer wieder Schaulustige vor seiner „Drachenschanze“. Diese Ansammlungen lösten zunehmend Auseinandersetzungen und Polizeieinsätze aus. Die Sache eskalierte, als am 20. August 2018 im Internet zum Sturm auf das Wohnhaus Winklers aufgerufen wurde. Aus Angst erließ das Landratsamt Neustadt an der Aisch ein Versammlungsverbot. Dennoch fanden sich an diesem Tag laut Polizei zwischen 600 und 800 Personen in der Gemeinde ein, weswegen ein Großaufgebot an Einsatzkräften den Ort räumen musste.

Warum muss der Drachenlord ins Gefängnis?

Zu derartigen Vorfällen wird es jetzt erst einmal nicht mehr kommen. Das Haus des Drachenlord wurde von der Gemeinde Emskirchen gekauft. Bis zum 5. Januar 2022 musste es geräumt sein. Zu diesem Zeitpunkt sollte der Youtuber ohnehin bereits im Gefängnis sitzen. Der Drachenlord ist wegen gefährlicher Körperverletzung und anderer Straftaten zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Unter anderem hatte er einen Mann mit einer Taschenlampe auf die Stirn geschlagen und verletzt. Einen anderen bewarf er mit einem Backstein. Außerdem hatte er Polizisten beleidigt.

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Auch nach Winklers Auszug aus der „Drachenschanze“ musste die Polizei das Wohnhaus bewachen. Ruhe ist im eigentlich idyllischen Dörfchen Altschauerberg lange Zeit nicht eingekehrt. Nach wie vor pilgerten Schaulustige zu ihrer „Wallfahrtsstätte“ und machten Fotos. Um auch die letzten Erinnerungen an den Drachenlord zu beseitigen, wurde das Haus jetzt abgerissen.

Wie geht es mit dem Drachenlord weiter?

Bereits im September 2019 wurde er wegen einer Pfefferspray-Attacke zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Einige der nun angeklagten Taten beging er noch während der Bewährungszeit. „Dieses Verfahren ist ein trauriges Beispiel dafür, welche Folgen Hass und Mobbing im Internet haben“, sagte die Richterin nach dem Urteil im Jahr 2021.  Staatsanwaltschaft und Verteidigung legten allerdings Berufung ein.

Die Aussagen der Opfer vor Gericht, die oft selbst wegen verschiedener Verfehlungen angeklagt sind, zeigten deutlich, wie die Situation derart eskalieren konnte. Die Hater lockten ihn lautstark und randalierend aus seinem Haus und provozierten so Reaktionen seinerseits. Der Internetanwalt Christian Solmecke bezeichnete dieses ständige Katz-und-Maus-Spiel zwischen Winkler und seinen Hatern als weltweit einzigartig in diesem Ausmaß.

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Am 23. März 2022 musste sich Winkler erneut vor Gericht verantworten. Bis zu seinem  Gerichtstermin war der Drachenlord weiter auf freiem Fuß und streamte auch ohne aktuell bekannten Wohnsitz fleißig weiter. Er reiste mit seinem Auto durch die Gegend und postete Videos davon im Netz. Gefundenes Fressen für seine Feinde, die sein Auto verfolgten und versuchten, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln. Medienwissenschaftler Christian Gürtler sprach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von einer „Verfolgungsjagd“.

Wie verlief der Gerichtstermin?

Der Youtuber hat die Angriffe auf Schaulustige und die Beleidigung von Polizisten vor Gericht eingeräumt. Er habe immer aus Wut reagiert, sagte der 32-Jährige. „Ich persönlich versuche niemanden zu schlagen, wenn ich es vermeiden kann.“ An alle Details konnte er sich nicht mehr erinnern. „Es sind so viele Fälle über die Zeit, dass sie verschwimmen. Manche Personen kommen auch öfter“, sagte er mit Blick auf die Schaulustigen, die über Jahre vor seinem Haus auftauchten. Auch der junge Mann, den der Youtuber mit der Taschenlampe angegriffen hatte, gab vor Gericht zu, an dem späten Abend im September 2019 betrunken zum Haus des Drachenlords gegangen zu sein und ihn provoziert zu haben. „Ich bin ehrlich, ich habe es ein bisschen herausgefordert. Man ist selber Schuld, wenn man da hingeht“, sagte er laut der Deutschen Presse-Agentur.

In einem dem Gericht vorliegenden Video ist zu erkennen, wie der Geschädigte nah an den Zaun tritt und Winkler auffordert, ihn zu schlagen. Ein Freund des Opfers, der damals dabei war und ein Video davon ins Internet gestellt hatte, sagte, er verstehe aus heutiger Sicht, wieso der Youtuber so aggressiv geworden sei. Wenn sich Leute bei ihm zu Hause so verhalten würden, würde er auch austicken, sagte er. Er sei aus Neugier zu dem Haus gegangen, um Fotos zu machen. „Wir hatten noch nie einen Youtuber gesehen.“ Dann habe sich das Ganze hochgeschaukelt. „Ich schäme wirklich dafür.“

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