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Ratgeber

Glasfaserinternet: Für wen sich das schnelle Netz lohnt und was man beachten muss

Viele Anbieter von Glasfaserinternet arbeiten mit fragwürdigen Methoden, etwa mit Angeboten unter Zeitdruck an der Haustür. Was Verbraucher:innen wissen sollten, bevor sie unterschreiben – und warum es trotzdem vernünftig sein kann, sich jetzt für die neue Technik zu entscheiden.

Von Tobias Weidemann
6 Min.
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Das neue Kabel ist superschnell. (Foto: Shutterstock/alphaspirit.it)

Seit Monaten gehen in vielen Städten und Gemeinden Mitarbeitende von Dienstleistern verschiedener Telekommunikationsunternehmen von Haus zu Haus und bieten den Verbraucher:innen Glasfasertarife an. Doch oftmals gibt es noch gar nicht die dazu passenden Leitungen vor Ort, sondern es geht eher darum, Menschen zu finden, die an der Technologie Interesse haben. Wir erklären, was es damit auf sich hat und warum Kund:innen dennoch auch dann über Glasfaser nachdenken sollten, wenn sie aktuell keinen Bedarf haben.

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Viele Glasfaserprojekte sind für die Initiator:innen schwierig zu realisieren. Denn das Verlegen entsprechender Leitungen lohnt sich nur, wenn eine ausreichende Zahl an Hausbesitzer:innen mitspielt und sich vertraglich bindet. Deswegen werden Glasfaserinternetprojekte vor allem in jenen Gegenden der Republik angestoßen, die in der Vergangenheit noch kein wirklich schnelles Netz zur Verfügung hatten. Außerdem haben viele Unternehmen entsprechende Verkäufer:innen am Start, die solche Anschlüsse an der Haustür verkaufen sollen.

Das Unseriöse dabei: Oftmals wird hier und bei Bürgerversammlungen Druck erzeugt. Man vermittelt den Verbraucher:innen, dass sie nur gerade jetzt die einmalige Chance haben, sich anschließen zu lassen, dass, sobald es erst einmal Glasfaser vor Ort gibt, das gesamte DSL-Netz abgeklemmt und deaktiviert würde. Das ist natürlich Unsinn, weil auch langfristig die von den Telekommunikationsanbietern verlegten DSL- und Kabel-Internet-Netze weiterhin bestehen bleiben. Zudem gibt es auch Technologien wie 5G, die in vielen Fällen eine gute Alternative darstellen können.

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Zeitlich nicht unter Druck setzen lassen

Wissen muss man, dass viele der Vermittlungsdienstleister, die unter anderem auch für die großen Telekommunikationsanbieter unterwegs sind, mit Haustürvertrieb auf Provisionsbasis arbeiten. Einige Unternehmen bemühen sich zwar inzwischen um einen Code of Conduct und statten ihre Berater:innen mit entsprechenden Ausweisen aus, aber für Kund:innen, die an der Haustür überrumpelt werden sollen, ist es dennoch nicht einfach, seriöse Berater:innen von unseriösen Drückerkolonnen zu unterscheiden.

Manche Verkäufer:innen versuchen dabei auch, unter dem Vorwand, sie müssten den Router oder den Anschluss durchmessen, sich Zutritt zu Haus und Wohnung zu verschaffen. Das ist in der Regel nicht erforderlich und komplett unseriös – und deutet eher darauf hin, dass es sich um eine:n Vertreter:in der weniger vertrauenswürdigen Sorte handelt.

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Abgesehen davon, dass weder Mieter:innen noch Hausbesitzer:innen diese Person ins Haus lassen müssen (auch und gerade, wenn diese im nächsten Schritt drohen, dass sonst gegebenenfalls bald kein Internet mehr da ist), sollten hier sämtliche roten Lampen angehen. Vorsicht ist auch geboten, wenn die Berater:innen verlangen, dass man auf dem Tablet eine Unterschrift leistet, dass man über diesen Sachverhalt informiert worden sei: In manchen Fällen handelte es sich dabei um Unterschriften zu Verträgen, die so erschlichen werden.

Mogelpackung „unechter“ Glasfaseranschluss

Apropos Mieter:innen: Natürlich ist die Entscheidung für oder gegen den Glasfaseranschluss aufgrund der entsprechenden Bauarbeiten und Eingriffe ins Gebäude eine, die ausschließlich der:die Besitzer:in des Hauses treffen darf. Anders als etwa bei Balkonkraftwerken haben Mieter:innen keinen Anspruch auf den Glasfaseranschluss. Auch für Wohnungseigentümer:innen in Mehrfamilienhäusern gibt es hier einiges zu beachten – die Eigentümerversammlung ist hier die entscheidende Instanz.

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Bemerkenswert ist allerdings der Einfallsreichtum, mit dem Provider um Kund:innen im Zusammenhang mit dem Glasfaseranschluss werben. Denn viele Anbieter:innen haben verstanden, dass die Kund:innen damit schnelles Internet und zukunftssicheres Netz verbinden. Daher sollte man bei jedem Angebot, das man erhält, auch überprüfen, dass es sich wirklich um ein echtes Glasfasernetz handelt – und ob dieses im Fall eines Mehrfamilienhauses bis in die Wohnung gelegt wird. „Fiber to the Home“ ist hier der entscheidende Begriff. Denn teilweise werden herkömmliche Kabelanschlüsse als „Kabel-Glasfaser“, „Koax-Glasfaser-Anschluss“ oder mit ähnlichen Begriffen beworben.

Der schnelle Anschluss von heute ist das Schneckennetz von morgen

Langfristig kann übrigens ein Glasfaseranschluss auch dann sinnvoll sein, wenn er aktuell noch nicht benötigt wird. Denn sowohl das Kupferkabel-DSL als auch Kabelanschluss-Internet haben ihre Grenzen in der Geschwindigkeit und einige systembedingte Schwachstellen (etwa die Rückwegstörungen im Kabel, die ganze Wohnviertel in den Wahnsinn treiben können).

Über die Jahre hat sich nämlich immer wieder gezeigt, dass der Bandbreitenbedarf zunimmt. War vor zehn Jahren noch das 16 MBit/s-Netz okay, sind schon heute viele Haushalte bei dreistelligen MBit-Werten angekommen. Und insbesondere das hochauflösende Videostreaming wird diesen Trend nicht bremsen.

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Richtig ist dabei nämlich auch, dass es langfristig durchaus sinnvoll sein kann, sich schon jetzt für die Netzinfrastruktur und das Legen von Leitungen zu entscheiden, um später mehr Möglichkeiten zu haben. Denn ähnlich wie vor Jahrzehnten beim TV-Kabelanschluss kann eine solche (schnellere) Technologie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ihre Daseinsberechtigung haben oder bekommen. Spätestens wenn man als Besitzer:in die Wohnung oder das Haus verkaufen will, könnte das Fehlen eines Glasfaseranschlusses einen Malus darstellen.

Bund und Länder finanzieren beim Ausbau oft mit

Unterschiedlich ist bei Glasfaserprojekten übrigens die Vorgehensweise: In manchen Fällen schreiben Gemeindeverwaltungen den Ausbau aus und evaluieren ihrerseits die Konditionen und das Interesse im jeweiligen Stadtteil oder Wohnviertel. Hierfür gibt’s dann meist Mittel aus den Infrastrukturfonds und Digitalisierungstöpfen des Bundes und der Länder. Die Alternative ist, dass ein Anbieter, der den Netzausbau übernehmen will, an die Verwaltung herantritt und seinerseits den Ausbau aber nur in Aussicht stellt, wenn sich ausreichend Haushalte finden, die entsprechende Verträge unterschreiben.

Wer sich für einen solchen Ausbau interessiert, unterschreibt in der Regel einen Vorvertrag – solange weitere Interessierte „eingesammelt“ werden. Wichtig ist, im Vorfeld zu prüfen, wie lang man an seinen Vertrag gebunden ist und ob dieser nach einer gewissen Zeit automatisch ausläuft, wenn bis dahin nicht genügend Teilnehmer:innen für einen Netzausbau gefunden werden können. In der Regel wird in einem solchen Fall nach einer gewissen Frist zumindest ein Rücktritt vom Vertrag möglich sein – oder aber der Provider tritt seinerseits vom Vertrag zurück, da er ja seine Pflichten nicht erfüllen kann. Dennoch ist dies eine Rechtsunsicherheit, die potenzielle Nutzer:innen im Vorfeld prüfen und bedenken müssen.

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Eine weitere Falle lauert bei der Umstellung auf den Glasfaseranschluss, wenn dieser nicht rechtzeitig fertig wird. Denn oft kündigen die Anbieter:innen dem alten Provider zu einem festen Zeitpunkt den Vertrag beziehungsweise lassen dies durch die Anschlussinhaber:innen durchführen, damit diese nicht für einen längeren Zeitraum doppelt zahlen. Wird dann aber, wie es in vielen Fällen vorkommt, der neue Anschluss nicht rechtzeitig fertiggestellt oder funktioniert nicht korrekt, sitzen die Anschlussinhaber:innen einige Zeit ohne Netz da. Dieser Punkt wird allerdings immer erst dann zum Thema, wenn der Ausbau auch tatsächlich startet.

Anschluss kann per Vertrag über die Jahre gezahlt werden

In vielen Fällen vermarkten die Anbieter:innen das Netz für einen bestimmten Zeitraum bis zur Amortisierung selbst, sodass Kund:innen – ähnlich wie seinerzeit beim TV-Kabel – dieses nur über einen Anbieter betreiben können. Zu unterscheiden ist dabei zwischen dem eigentlichen Anschlussvertrag, der die Installation selbst und die hierfür veranschlagten Kosten betrifft, und den Konditionen für den Nutzungsvertrag, also dem eigentlichen Betrieb.

Da der eigentliche Anschluss je nach den baulichen Gegebenheiten und den Weglängen meist vierstellige Kosten verursacht, gehen viele Anbieter dazu über, Kombiverträge anzubieten. Hier werden die Kosten, ähnlich wie man das für Handyverträge mit Smartphone kennt, auf den Zeitraum der Mindestvertragslaufzeit umgelegt.

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Die Anbieter rechnen damit, dass man auch länger dabei bleibt, sodass ein solcher Vertrag, wenn man diesen nach zwei Jahren kündigt, meist günstiger ist, als der Anschluss zum eigentlichen Festpreis. In vielen Fällen dürften die Kund:innen aber bis dahin die Netzqualität von Glasfaser schätzen gelernt haben, auch wenn gerade die Reaktionszeiten (Ping-Werte) zunächst nicht immer überzeugend sind.

Welche Bandbreite man tatsächlich erhalten wird, lässt sich im Voraus nicht klar sagen und hängt von verschiedenen Anschlussfaktoren ab. Allerdings wird die mögliche Bandbreite in allen Fällen aus heutiger Sicht ausreichen. Daher ist es empfehlenswert, sich erst einmal für eine niedrigere Geschwindigkeit / Bandbreite zu entscheiden und gegebenenfalls später ein Upgrade zu beantragen.

Glasfaserausbau kann Chancen auf schnelles Netz sichern

Unterm Strich spricht also durchaus viel dafür, dass Haushalte sich für einen Glasfaseranschluss entscheiden, sofern dieser in der jeweiligen Umgebung verfügbar ist – insbesondere wenn sie in einer Gegend wohnen, die bislang eher unterdurchschnittlich schnell im Netz unterwegs ist. Allerdings sind hierbei zahlreiche technische und juristische Fragen zu klären, bevor man sich für einen Vertrag entscheidet. Spontan und ohne entsprechende Prüfung sollte das in keinem Fall erfolgen.

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