Google Deepmind: Warum dieser Programmiersieg wichtiger als Kasparovs Schach-Niederlage sein soll
Gold für Google Deepmind. (Bild: Poetra.RH/Shutterstock)
Gemini 2.5 hat in einem internationalen Programmierwettbewerb bei einer Aufgabe menschliche Konkurrenten besiegt. Das KI-Model von Google Deepmind holte eine Goldmedaille beim International Collegiate Programming Contest (ICPC) in Baku Anfang September. Dies verkündete das Unternehmen jetzt in einem Blogbeitrag.
Beim Finale der ICPC, die auch als „Coding-Olympiade“ bezeichnet wird, löste Gemini 2.5 zehn von zwölf Aufgaben. Dieses Ergebnis spiegelt laut den Regeln ein Gold-Level wider. Im Vergleich mit den teilnehmenden Teams aus renommierten Universitäten hätte Google Deepmind den zweiten Platz erreicht. Die KI trat jedoch außer Konkurrenz an.
Diese Aufgabe löste nur Gemini 2.5
Eine Teilaufgabe löste nur Gemini, die 139 menschlichen Teams scheiterten. Es ging um die Verteilung von Flüssigkeiten durch ein Netzwerk verbundener Leitungen, die zu einer Reihe von Behältern führt.
Die Aufgabenstellung lautete nun, eine Konfigurierung für die Leitungen zu finden, alle Behältnisse möglichst schnell zu befüllen. Dafür gibt es eine nahezu unendliche Zahl von Einstellungen, da die Leitungen ganz, teilweise oder gar nicht geöffnet sein können.
So ging Gemini vor
Die Deepmind-KI ging an die Lösung heran, indem sie für jedes Reservoir von Flüssigkeiten einen Prioritätswert annahm. Er gibt an, wie stark jedes Becken gegenüber den anderen bevorzugt wird. So lässt sich laut Deepmind über einen dynamischen Programmieralgorithmus die optimale Einstellung der Kanäle finden.
Gemini wandte dann ein sogenanntes Min-Max-Theorem aus der Spieltheorie an. Damit ermittelte es die Prioritätswerte, die den Durchfluss in den Leitungen am stärksten einschränken. Die brachte die KI in Beziehung mit den schnellsten optimalen Lösungswegen.
Wichtiger als Sieg von Deep Blue?
Deepminds Vizepräsident Quoc Le verglich das Abschneiden bei der ICPC mit den Leistungen von Deep Blue und Alpha Go. 1997 hatte der von IBM entwickelte Supercomputer Deep Blue den Schachweltmeister Garri Kasparov geschlagen. Das erste Aufeinandertreffen im Jahr zuvor hatte noch Kaparov für sich entschieden. 2015 schlug das von Deepmind entwickelte Programm Alpha Go den Profispieler Fan Hui im asiatischen Brettspiel Go.
Für Quoc Le wiegt der ICPC-Erfolg aber noch mehr. Schließlich ging es bei der Aufgabe um ein praktisches Problem aus dem wahren Leben und nicht um ein Spiel, bei dem nur wenige, klar abgegrenzte Fähigkeiten nötig sind, sagte er laut Guardian. Google Deepmind bezeichnet den Erfolg als wichtigen Durchbruch in Richtung einer AGI, einer allgemeinen Künstlichen Intelligenz, die dem Menschen kognitiv in allen Bereichen mindestens gleichwertig ist.
Wer glaubt, mit Gemini nun einen überlegenen Problemlöser für alles in der Hosentasche zu haben, wird enttäuscht. Denn bei der ICPC trat eine modifizierte, hoch spezialisierte Version des 2.5-Modells an.
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