Nie vergessen werde ich den Moment, es muss irgendwann 2001 oder 2002 gewesen sein, als ich das mir damals noch völlig unbekannte Spiel Gothic von einem Freund auslieh und zum ersten Mal auf dem PC spielte, den ich mir damals von meinem Konfirmationsgeld selbst zusammengebaut hatte. Ein Game aus Deutschland? Na ob das was werden kann?
Auf dem Röhrenmonitor erschien eine zunächst unscheinbare Spielwelt und ich steuerte den namenlosen Helden in Richtung der ersten Stadt, begann die ersten Missionen und bestritt die ersten Kämpfe. Bis dahin war ich positiv überrascht, aber noch nicht begeistert. Im zweiten Kapitel des Spiels ertönt aus der Ferne dann plötzlich das Lied „Herr Mannelig“, gesungen auf dem Marktplatz von der digitalen Version der Band In Extremo – inklusive Tänzer:innen und Feuerschlucker.
Diese Szene hat sich in mein Gedächtnis gebrannt und spätestens ab da hatte mich das Spiel in seinen Bann gezogen – wegen seiner besonderen Atmosphäre. Eine so stimmige Welt, die eine echte Faszination auslöst, bei der man unbedingt dranbleiben möchte, um zu erfahren, was es noch zu entdecken gibt – so etwas kannte ich vorher nicht in Spielen und ist auch seitdem eher die Ausnahme. Gothic hatte rückblickend mit seiner Spielwelt und seinem Storytelling einen großen Einfluss auf die Gaming-Industrie. Heutzutage mag man es kaum glauben, aber Gothic war damals besser als The Elder Scrolls, weil lebendiger und mit mehr Atmosphäre.
Gothic 2 habe ich kurz danach dann auch verschlungen, aber schon Gothic 3 ist mir vor allem durch seine vielen Bugs bei der Veröffentlichung in Erinnerung geblieben. Es kam unter anderem zu vielen Clipping-Fehlern, bei denen die Hauptfigur einfach in der Welt steckenblieb, und manch eine Kuh im Spiel hatte auch nicht nur einen, sondern gleich vier oder fünf Köpfe.
Man hat sich wohl bei der Entwicklung damals etwas überhoben und zu viel vorgenommen. Den vierten Teil der Reihe, der nicht bei Piranha Bytes entstanden ist, sondern bei einem anderen Studio, habe ich nie gespielt. Was laut einiger Kritiken auch kein Verlust sein soll. Und dennoch: Schon seit einigen Jahren habe ich große Lust auf einen fünften Teil. Einen, der die Welt von Gothic wieder auferstehen lässt, moderne Grafik und Spielemechaniken implementiert und vielleicht wieder ein so großer Meilenstein wird, wie es der erste Teil war. Aber das wird wohl ein Wunsch bleiben.
Piranha Bytes ist Geschichte
Es hatte sich schon länger abgezeichnet, aber nun ist es seit ein paar Tagen sicher: Piranha Bytes, das Studio hinter Spielen wie Gothic, Elex und Risen, wird abgewickelt. Die Büroräume sind leer, die Mitarbeiter:innen entlassen und wichtige ehemalige Köpfe von Piranha Bytes gehen eigene Wege und gründen ein neues Studio. Gothic 5 wird es damit wohl nie mehr geben, da die Markenrechte bei Embracer, beziehungsweise THQ Nordic bleiben, zu denen Piranha Bytes am Ende gehörte. Und ob diese Studios ein Interesse daran haben, die Reihe noch einmal aufleben zu lassen, ist fraglich.
Denn der Gaming-Branche geht es generell gerade nicht gut, viele Studios mussten in den vergangenen Monaten schließen und Tausende Stellen wurden gestrichen. Grund dafür ist der Boom während der Corona-Pandemie. Das Wachstum in dieser Zeit konnte die Branche danach nicht halten und das war schließlich wohl auch der Grund dafür, Piranha Bytes nun abzuwickeln.
Eine Hoffnung gibt es für Gothic-Fans aber noch: das Remake vom ersten Teil. Es bleibt abzuwarten, was das Studio Alkimia Interactive daraus macht und ob es ihnen gelingt, den Charme des Spiels in die Gegenwart zu retten. Ausprobieren werde ich das Remake sicher, wenn es dann wahrscheinlich im nächsten Jahr erscheint. Und falls es mir nicht gefällt, bleibt mir ja noch der Klassiker in seiner Originalversion. Dennoch schade um Teil 5.
Piranha Bytes hatte gar nicht vor ein neues Gothic 5 zu entwickeln, deswegen macht mal nicht so eine Welle. xD Im Bild oben steht, dass in einem Jahr das Remaster raus kommen soll und unten handelt es sich um einen Remake, was auch korrekt ist. Das solltet ihr korrigieren. Außerdem hat der Gute Björn aus Piranha Bytes bereits wieder ein neues Entwicklerstudio eröffnet. Vielleicht solltet ihr euch zu solch einem Nischengame mal besser erkundigen.