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Greentech: Was sich nachhaltige Gründer:innen von der kommenden Bundesregierung wünschen

Grüne Geschäftsmodelle und technologische Innovationen sind im Kampf gegen die Klimakrise ebenso wichtig wie die Politik. Daher sollten Parteien gerade auch den Bedürfnissen und Erwartungen der Greentech-Szene Beachtung schenken.

Von Hellen Hohoff
5 Min.
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(Foto: JNT Visual/Shutterstock)

Welche Erwartungen haben Gründer:innen und Manager:innen aus der Greentech-Szene an die neue Bundesregierung? Wo hakt es, was muss besser werden? Gründer:innen und Manager:innen machen auf Basis ihrer Erfahrungen mit einer Unternehmensgründung, -finanzierung oder -skalierung Vorschläge, mit welchen Maßnahmen die neue Bundesregierung Jungunternehmer:innen fördern und ihren Einstieg in die Wirtschaft erleichtern kann.

Digitalisierung endlich in den Fokus rücken

Gowrynath Sivaganeshamoorthy von Elvah wünscht sich, dass junge Unternehmen mehr von der Politik gehört werden. (Foto: Elvah)

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Gowrynath Sivaganeshamoorthy ist CEO von Elvah. Mit seiner Ladeflatrate für Elektroautos will das Startup nachhaltige Mobilität massentauglich machen und den Treibhausgas-Ausstoß im Verkehrssektor reduzieren.

Ich wohne im von der Flutkatastrophe besonders betroffenen Ahrtal und habe die Auswirkungen des Klimawandels in den letzten Monaten deutlicher gesehen als je zuvor. Wir brauchen in den Sektoren, die noch immer die größten Treiber von CO2-Emissionen sind, ein Umdenken sowie Geschäftspraktiken, die den Herausforderungen des Klimawandels entgegentreten. Aktuell sehen wir, dass hauptsächlich etablierte Unternehmen, die sich in der Vergangenheit mit Veränderungen sehr schwer getan haben, von der Politik gehört werden, obgleich es eine Vielzahl an jungen und innovativen Unternehmen gibt, die mit ihrer Expertise diese Sektoren nachhaltig verändern und verbessern können.

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Zudem braucht es ein Digitalministerium, das dieselben Kompetenzen hat wie die restlichen Ministerien. Wir haben als komplett papierloses Unternehmen Formulare ausdrucken müssen, die als Fax oder per Post eingereicht werden mussten. Digital ist längst kein „Spielzeug“ mehr, sondern ein Teil unseres Lebens und darüber hinaus einer der Kapitaltreiber in Deutschland. Das muss in der Politik verankert und entsprechend gewertet werden.

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Wir brauchen faire und nachhaltige Märkte

Kilian Kaminski ist CEO und Co-Gründer von Refurbed. Der Online-Marktplatz für refurbished Produkte hat das Ziel, in jeden europäischen Haushalt mindestens ein nachhaltig aufbereitetes Elektronikprodukt zu bringen.

Ich selbst bin schon länger auf politischer Ebene aktiv und engagiere mich stellvertretend für Refurbed in mehreren EU-Konsortien und Organisationen. Meine Forderung: Die deutsche Politik muss sich schneller in Richtung eines fairen und nachhaltigen Marktes entwickeln und bessere Voraussetzungen für den Aufbau einer langfristigen Kreislaufwirtschaft schaffen – auch um die Ziele des Green Deals zu erreichen.

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Ein Beispiel ist das „Recht auf Reparatur“: Bisher können große Tech-Hersteller Produkte so designen, dass keine Teile ausgetauscht werden können. Daher müssen Hersteller jetzt in die Pflicht genommen werden, Ersatzteile und Software-Updates zur Verfügung zu stellen. Der Bund sollte eine Vorbildfunktion einnehmen und beispielsweise staatliche Einrichtungen mit refurbished IT-Produkten ausstatten.

Innovativ wäre ein Innovationsministerium

Alexander Piutti ist Gründer und CEO von Sprk Global, einem Impact-Startup, dass die in der Lieferkette anfallenden Lebensmittelüberschüsse mithilfe einer KI-basierten Distributionsplattform reduzieren will.

Warum hat Deutschland kein schlagkräftiges und exzellent ausgestattetes Innovationsministerium, wenn Innovationen doch der Motor von Wirtschaftswachstum und sozialer Gerechtigkeit sein sollen?

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Ebenso nötig ist eine Neuauflage beim Beantragungsprozess für Fördergelder von Startups – dafür stelle ich mir einen kurzen Antragsprozess von ein bis zwei Monaten mit überschaubarem Aufwand, fachlich versierten sowie motivierten Ansprechpartner:innen und eine hohe Zuwendungswahrscheinlichkeit vor. Die aktuelle Ablehnungsquote bei Fördergeldern von über 90 Prozent sorgt für dauerhafte Frustration in der Gründerszene und steht im starken Missverhältnis zum notwendigen Tempo, das von der Politik laut gefordert wird. Es braucht beispielsweise deutlich mehr Investitionen, um die Effizienz und Transparenz in der Lebensmittel-Lieferkette zu fördern.

Turbo hinsichtlich der Energiewende einschalten

Einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien wünscht sich David Balensiefen von Grid X von der kommenden Bundesregierung. (Foto: Grid X)

David Balensiefen ist Co-Gründer und CEO von Grid X, einem Smart-Grid-Unternehmen, das mit seiner digitalen Energieplattform Xenon skalierbare Infrastruktur zur Verbindung und Steuerung dezentraler Energieressourcen bietet.

Speziell im Energiesektor würde ich mir einen beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien wünschen. Hier fehlen ganz klar die Anreize – beispielsweise für intelligentes Laden, um die schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien mit unserem steigenden Strombedarf aufgrund der Elektrifizierung in Einklang zu bringen.
Die Entwicklung klimafreundlicher Lösungen kann die Regierung beschleunigen, indem sie fossile Brennstoffe verteuert und Anreize für Menschen und Unternehmen schafft, sich für saubere Lösungen zu entscheiden.

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Abgesehen davon, ist bei den Verwaltungsabläufen für Startups momentan alles sehr komplex. Diese Prozesse müssen digitalisiert und verschlankt werden, damit sowohl Verwaltung als auch Startups von mehr Komfort und Effizienz profitieren. Außerdem sollten Innovationen junger Unternehmen gefördert werden, um sicherzustellen, dass die Startup-Szene im Greentech-Bereich weiterhin floriert.

Ökologie und Ökonomie im Einklang

Drazen Nikolic ist Geschäftsführer von Envision Digital Deutschland, einem weltweit führenden Software-Unternehmen, das in Deutschland über eine Komplettladelösung für Elektro-Pkw den Weg ebnen möchte zum globalen smarten Energiemanagement mithilfe von Artificial Internet of Things.

Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen, wird die Aufgabe für die nächste(n) Bundesregierung(en), denn mit dem Klima lässt sich nicht verhandeln. Der Ausbau der Elektromobilität ist dafür ein entscheidender Baustein. Nach der Bundestagswahl muss der politische Blick mehr in Richtung privater Ladelösungen und der Elektrifizierung von Flotten gelenkt werden. Wir brauchen einfache und bezahlbare Ladelösungen dort, wo das Auto die meiste Zeit steht: zu Hause und am Arbeitsplatz. Und wir müssen dafür sorgen, dass Mobilitäts- und Energiewende miteinander verknüpft werden. Elektroautos ohne Ökostrom ist wie Schwimmen ohne Wasser. Die Politik muss das Potential von Greentech stärker fördern und das Denken in einzelnen Sektoren auflösen. Mit Connected Energy können wir erneuerbare Energie auf globaler Ebene effizienter nutzen und Energie- und Verkehrssektor miteinander vernetzen. Schaffen wir das, haben wir eine Chance, dem Net-Zero-Ziel um einiges näher zu kommen.

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Interdisziplinäres Zusammenarbeiten von Experten und Ministerien

Julian von Blücher ist Gründer und CEO von Talent Tree, einer führenden Personalberatung für hochskalierbare Tech-Unternehmen mit positivem Impact beziehungsweise Klimaeffekt.

Die Chancen sind groß wie nie, dass heute eine neue Gründerzeit – vergleichbar mit der vor über 100 Jahren – anbricht und eine ganze Generation an grünen Gründer:innen epochale Innovationen schafft. Damit Gründer:innen ihren Beitrag leisten können – nämlich Klimaschutz mittels Innovationen voranzutreiben – wünsche ich mir eine Politik, die technikaffin ist und in Fragen wie Datensouveränität, Mitarbeiterbeteiligungen (ESOP) oder Verantwortungseigentum mutige Entscheidungen trifft und verlässliche Rahmenbedingungen schafft.

Außerdem braucht es viel mehr Verzahnung zwischen unternehmerischem Top-Talent und akademischem Top-Talent an Universitäten. Ob im Klimaschutzministerium oder an anderer geeigneter Stelle: Entscheidend ist, dass auf höchster Ebene alle Drähte interdisziplinär zusammenlaufen und Wirtschafts-, Energie-, Landwirtschafts-, Finanz- und Bildungsministerium abgestimmte Entscheidungen treffen.

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Ambitionierte Ziele und authentische Vorbilder fördern

Mit seinem Startup Fight Back kämpft CEO Tim Thonhauser-Röhrich gegen den Klimawandel. (Foto: Fight Back)

Tim Thonhauser-Röhrich CEO und Co-Founder von Fight Back, einer gemeinnützigen Organisation, die gegen den Klimawandel ankämpft und eine digitale Revolution des Gesundheitssystems anstrebt.

Die heutigen Herausforderungen bedürfen einer finanziellen, technologischen und regulatorischen Infrastruktur, die die Umsetzung der Energiewende nicht nur zulassen, sondern beschleunigen. Die Zeit drängt. Innovationen aus dem Soft- und Hardwarebereich müssen noch schneller auf industriellen Maßstab skaliert werden, um innerhalb der kommenden fünf bis acht Jahre ihre Wirkung entfalten zu können und maßgeblich zur schnellen Dekarbonisierung beizutragen. Um wieder eine starke, internationale Vorreiterrolle einnehmen zu können, müssen wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile und innovationsbelebende Rahmenbedingungen gegeben sein – denn wenn entsprechende Technologien nicht in Deutschland entwickelt und skaliert werden können, dürfen wir uns nicht wundern, wenn zukunftsweisende Unternehmen und deren Talente ins Ausland abwandern und anderswo Treibhausgasemissionen eingespart werden. Es braucht ambitionierte Ziele mit authentischen Vorbildern, die die Richtung vorgeben.

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