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Analyse

Habeck auf Twitch: Politiker entdecken Gaming – Diese Fehler sollten Sie vermeiden

Heutzutage sind nicht mehr nur Gamer:innen auf Youtube, Twitch und Co. unterwegs. Dort tummeln sich gelegentlich Politiker:innen, die mit Videospielen im Alltag nur wenig am Hut haben. Dahinter steckt ein klares Ziel. Wie schnell das aber nach hinten losgehen kann, haben schon einige Streams bewiesen.

5 Min.
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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf der Videospielmesse Gamescom. (Foto: picture alliance / Bonn.digital | Marc John)

Vizekanzler und Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, hat mit einer überraschenden Aktion für Schlagzeilen gesorgt. Er hat den bekannten Twitch-Streamer Handofblood in seinem Studio besucht und sich für ein paar Stunden auf einen Plausch zusammengesetzt. Dadurch zeigt sich: Politik wird auch auf Plattformen wie Twitch immer präsenter.

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Zugegeben: Im Vergleich zu anderen Streaming-Kategorien ist der Bereich Politik auf Twitch noch recht klein. Lediglich 270.000 Follower:innen kommen dort zusammen. Zum Vergleich: Spiele wie Fortnite haben knapp 100 Millionen Follower:innen, während der Bereich Just Chatting immerhin noch auf 30 Millionen User:innen kommt. Dabei zeigt nicht nur der aktuelle Fall, dass Politiker:innen auf Twitch und Youtube für eine Menge Aufmerksamkeit sorgen können – positiv und negativ.

Warum streamen Politiker:innen auf Twitch und Youtube?

Der Grund ist ganz einfach: Politiker:innen wollen ein junges Publikum im Wahlkampf und darüber hinaus erreichen. Wie eine Grafik von Statista zeigt, sind rund 67 Prozent aller Twitch-User:innen zwischen 16 und 34 Jahren alt. Das sind also genau die Leute, die noch über viele Jahre hinweg in Wahlen für Politiker:innen abstimmen sollen.

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Das Streamen von Games wird also zu einem Imagefaktor. Viele Politiker:innen gehen davon aus, dass ihnen die Stimmen schon zufliegen werden, wenn sie sich kurz vor die Kamera setzen und eine Runde in einem populären Spiel drehen. Dass das schnell schiefgehen kann, wurde schon unter Beweis gestellt.

Wenn der Gaming-Stream nach hinten losgeht

Eines der größten Negativbeispiele für einen solchen Gaming-Stream mit politischem Hintergrund war das Event der CDU – genauer gesagt der Jungen Union. 2021 kündigte Philipp Amthor einen Stream mit dem damaligen JU-Chef Tilman Kuban an. Ziel war es, ein paar Runden des damaligen Hype-Spiels Fall Guys zu zocken und sich Fragen aus dem Chat zu stellen. Allerdings ging die Aktion für Amthor, die CDU und die Junge Union nach hinten los.

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Zunächst startete der Stream mit deutlicher Verspätung, was die Stimmung vorab schon anheizte. Als es losging, bemängelten Gamer:innen die miese Qualität des Streams. Sowohl Kamera als auch Ton entsprachen nicht gerade den Qualitätsstandards, die User:innen auf Twitch gewohnt waren. Ferner sorgten die beiden CDU-Politiker mit Aussagen zu Belanglosem – und mit ihrem Schweigen zu wichtigen Themen – für Kopfschütteln bei den Gamer:innen.

Statt Fragen aus dem Chat zu beantworten, die sich um den Lobbyskandal zwischen Amthor und dem IT-Unternehmen Augustus Intelligence drehten, wurden schlichtweg ignoriert. Wie der Youtube-Kanal Space Frogs betont, wurden diese Fragen von den Moderator:innen des Streams gar nicht erst weitergeleitet. Auf Nachfrage bei einem der Mods bekamen die Youtuber die Antwort, dass solche Fragen aufgrund einer Anweisung der Streamenden nicht beantwortet werden. Und das, obwohl explizit am Anfang des Streams erwähnt wurde, dass auch kritische Fragen gelesen und beantwortet werden sollen.

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Stattdessen beantworteten Amthor und Kuban Fragen, die sich um einen Toaster drehten, der die Buchstaben JU auf Brotscheiben toastet oder was Amthor so in den Sommerferien machen würde. Dementsprechend wurde die Stimmung im Chat von Minute zu Minute schlechter – und der Stream hat im Grunde nur für einen negativeren Eindruck bei den Gamer:innen gesorgt. Viele vermuteten, dass das Ganze nur eine schnelle Werbeaktion für die Junge Union werden sollte.

In diesen Fällen sollten Politik und Gaming kombiniert werden

So macht sich die Politik Gaming zunutze Quelle: (Foto: DC Studio/Shutterstock)

Wie schaffen es Politiker:innen, Gamer:innen wirklich zu erreichen?

Aber wie machen es Politiker:innen denn richtig? Wie können sie sich mit Gamer:innen über Twitch und Youtube in Verbindung setzen, dabei Fragen beantworten und so die Nähe zu den Menschen schaffen, die sie erreichen wollen? Indem sie genau das machen. Am Ende sind Games, Twitch und Youtube im Grunde nur Vehikel, um den Wähler:innen eine Möglichkeit zu bieten, mit den Politiker:innen ins Gespräch zu kommen.

Es ist dabei egal, wie gut die Politiker:innen am Ende im Spiel selbst sind. Selbst einige technische Probleme – wie sie auch beim Stream der Jungen Union vorkamen – lassen sich noch verschmerzen. Zumindest dann, wenn die Politiker:innen authentisch sind und für die Fragen offenbleiben. So war es unter anderem bei der amerikanischen Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez der Fall. Auch sie suchte sich im Wahlkampf ein populäres Spiel – nämlich Among Us – und streamte zusammen mit einigen bekannten Twitch-Streamer:innen.

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Dabei war sie einfach sie selbst. Sie zeigte sich nervös, wenn sie von anderen Spieler:innen als Imposter verdächtigt wurde, tauschte sich mit dem Chat über das Spiel und mögliche Taktiken aus, um ihre Mitspieler:innen zu überzeugen – und beantwortete dabei ganz nebenbei noch Fragen zur Politik. Am Ende schauten ihr über 430.000 Menschen dabei zu, wie sie das Game zockte. Und diese Menschen konnten nach dem Stream mit dem Gesicht auf dem Wahlplakat deutlich mehr anfangen als zuvor.

Positive Beispiele finden sich aber nicht nur außerhalb Deutschlands. Auch hierzulande gibt es Politiker:innen, die verstanden haben, wie das Streamen von Games mit Politik in Verbindung gebracht werden kann: nämlich ungezwungen. So streamte der SPD-Politiker und Mitglied des Europäischen Parlaments, Timo Wölken, zeitweise auf Twitch. Dort zockte er nicht nur Strategiespiele wie Tropico, sondern veranstaltete auch Koch-Streams. Nebenher hatte er den Chat im Blick und stellte sich den Fragen zum Europäischen Parlament.

Das bescherte ihm eine beachtliche Anzahl von rund 20.000 Follower:innen auf Twitch. Parallel veröffentlichte Wölken Clips auf Youtube, wie er auf Videokritiken des bekannten Creatores Rezo reagierte oder wie er gegen den Uploadfilter im Europäischen Parlament debattierte. Daran können sich Politiker:innen ein Beispiel nehmen.

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Denn es ist nicht nur wichtig, kurz in der Gaming-Bubble aufzutauchen und sich dann wieder ausschließlich dem politischen Geschehen zuzuwenden. Sie müssen sich langfristig mit der Community auseinandersetzen und in Kontakt kommen. Wenn Politiker:innen wie Wölken dann die Aufmerksamkeit und Sympathie der Gamer:innen haben, können sie der Zielgruppe die aktuell wichtigen politischen Themen aufweisen. Sei es im Gespräch auf Twitch oder eben anhand von Youtube-Videos.

Warum Politik-Streams auf Twitch und Youtube immer häufiger werden

Künftig dürften sich einige Politiker:innen allein aufgrund dieses enormen Potenzials dazu aufraffen, auf den beliebten Plattformen zu streamen. Immerhin ist der Einstieg in das Streaming von Games mittlerweile recht niedrigschwellig. Im Grunde reicht es schon aus, ein Smartphone als Kamera zu nutzen und eine Software auf dem PC zu installieren, die das Spielgeschehen einfängt. Zumal es immer mehr junge Politiker:innen gibt, die sicherlich den ein oder anderen Kniff auf Twitch kennen und das Wissen weiterreichen können.

Dabei muss es ja nicht immer nur Gaming sein. Schließlich zeigen Streamer:innen auch, das Vlogging und alltägliche Situationen wie Kochen auf Twitch zu Erfolg führen können. Und dafür braucht es dann wirklich nur ein Smartphone – und den Mut, offen und ehrlich mit den Fragen und der Kritik des Chats umzugehen.

Diese absurde Spielwerbung ging nach hinten los

Gaming-PR: Absurde Videospiel-Werbung, die nach hinten losging Quelle: Bethesda Softworks
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Kommentare (2)

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Niko Müller

Könntet Ihr bitte dieses unsägliche Gendern unterlassen? So sprechen höchstes Menschen unter 25. Danke.

Benedikt Sartorius

Spannender Artikel.

Hoffentlich wird es auch immer mehr genutzt!
Live-Streaming-Portale haben ein großes Potenzial.
Wichtig ist dafür authentisch zu bleiben, Robert hat es sehr gut vorgemacht.

P.S.: inkludierende Texte und Sprache sind ein Segen.

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