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„Hack mas“ statt „Pack mas“: Mit diesen Ideen will sich der FC Bayern digitalisieren

Beim ersten Hackathon des FC Bayern überzeugen Ideen, die nicht das Spiel in den Fokus rücken, sondern die Fans einbinden. Wichtig ist nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben.

Von Lisa Hegemann
7 Min. Lesezeit
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(Foto: t3n)

Das Spiel ist am Sonntag nur Nebensache. Während Tausende Fans in die Allianz Arena strömen und sich auf die Partie Bayern gegen Bremen einstimmen, sitzen oben in der fünften Etage des Stadions, direkt neben den Unternehmensboxen, Dutzende Entwickler, Coder, Designer, Gründer und werkeln an digitalen Projekten. Manche von ihnen haben sich auch unter die Fans gemischt, sie testen ihre Ideen und holen sich Rückmeldungen. Zwar verfolgen sie unterschiedliche Ansätze, aber sie eint dasselbe Ziel: Digitalisierung und Fußball verbinden.

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Das ist ganz im Sinne des FC Bayern. Der Verein hat 2016 intern das Projekt „Digital 4.0“ ausgegeben, er setzt auf die Vernetzung, auch mit seinen Fans. Sie sollen durch das Internet noch gezielter und auf neuen Wegen erreicht werden. Die Hackdays, die vom 19. bis zum 22. Januar in der Allianz Arena stattfanden, sollen Ideen in die Stadiongänge tragen, auf die der Fußballclub selbst sonst vielleicht gar nicht gekommen wäre. 226 Personen aus 40 verschiedenen Ländern hat der Rekordmeister eingeladen, gemeinsam organisiert hat er das Event drei Monate lang mit den digital erfahreneren Kollegen von UnternehmerTUM.

FC Bayern Hackdays: Von blinkenden Lenkrädern und dem eigenen TV-Ausschnitt

Fußball und Tech bedeutet bislang vor allem die Vernetzung der Spieler. Mittlerweile können mit technischen Mitteln ihre Laufwege, ihre Schussstärke, sogar die Kontakte pro Spiel ausgewertet werden. Auch in der Reha kommt Technologie zum Einsatz, zum Beispiel die sogenannte elektrische Muskelstimulation (EMS). Aber Fans können sich höchstens die App ihres Vereins herunterladen, ihrem Lieblingsspieler in den sozialen Medien folgen oder beim Kicker die Ergebnisse der anderen Spiele checken. Ab und an gibt es zwar Aktionen, die auch was mit digital zu tun haben, aber noch sind diese eher homöopathisch verteilt.

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„Ein Hackathon ist besser als jede Agentur.“

Der FC Bayern, der sich selbst als Vorreiter im deutschen Fußball versteht, will auch digital vorne mit dabei sein. Dass er dafür ausgerechnet auf Hackdays setzt, hat einen guten Grund. „Ein Hackathon ist besser als jede Agentur“, sagt Benjamin Stoll. Er arbeitet seit zweieinhalb Jahren im Bereich Digitale Medien bei den Bayern und hat den Hackathon mitinitiiert. Die Leidenschaft, die die Teilnehmer mitbrächten, verspreche schlicht andere, fangetriebenere Ideen. Denn genau darum geht es in den vier Tagen: Die Projekte sollen den Verein näher an seine Fans heranrücken, auch abseits des Fußballs.

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Insgesamt sieben Challenges hat sich der FC Bayern dafür gemeinsam mit seinen Sponsoren ausgedacht: Audi wünscht sich Ideen für das Fanerlebnis im Auto, die Telekom setzt auf Fußball und Virtual Reality, Adidas will von der Marke Bayern im mobilen Shop profitieren, DHL strebt die Verbindung mit der „Global Family“ des Vereins an, Siemens macht den Weg zur Allianz Arena interaktiver und SAP erhofft sich die digitale Fanvernetzung. Und natürlich hat der FC Bayern auch noch eine eigene Challenge ausgegeben, die sich ausschließlich um Ideen rund um den Verein dreht. Für jede Challenge gibt es einen Preis, beim FC Bayern zum Beispiel von allen Spielern unterschriebene Trikots. Der übergreifende Hauptpreis: eine Reise zu einem Champions-League-Auswärtsspiel mit der ganzen Mannschaft. Für die Teilnehmer gilt es, diese vagen Vorgaben in konkreten Projekten umzusetzen.

Prominenz bei den Hackdays des FC Bayern: Ex-Bayern-Profi Giovane Elber schaut vorbei. (Foto: t3n)

Manche sind selbst Fans, sie verbinden die eigenen Fähigkeiten mit ihrer Bayern-Begeisterung. Zu ihnen gehört zum Beispiel Pascal Gomolka. Der Software-Entwickler ist extra aus Berlin angereist, es ist sein erster Hackathon. Mit seinem Team nimmt er an der Audi-Challenge teil, er will einen interaktiveren und umweltfreundlicheren Weg ins Stadion finden. „Wir haben am Anfang etliche Ideen gehabt, aber der Vortrag wurde dadurch viel zu lang“, sagt er. Deswegen konzentriert sich das internationale Team jetzt auf zwei Aspekte: Carsharing und FC-Bayern-Interieur.

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Bayernfans sollen andere Fans in ihrem Auto mit zur Allianz Arena nehmen können, sodass weniger Autos unterwegs sind, sie sollen ihren Audi aber auch personalisieren können: mit einem Schaltknüppel im FC-Bayern-Logo zum Beispiel. Ein Prototyp in knalligem Rot steht auf dem Tisch, er ist im 3D-Drucker entstanden. Zu den Ideen gehört auch ein blinkendes Lenkrad, wenn ein Tor fällt und die Fans mal nicht im Stadion sind. Für Pascal ist es der erste Hackathon, das Bayern-Umfeld hat ihn gereizt – und der mögliche Gewinn auf eine Champions-League-Reise mit dem ganzen Team. Chancen rechnet er sich nicht aus, aber er ist auch so zufrieden: Er habe das Spiel umsonst gucken können, eine Unterkunft gestellt bekommen und wurde rund um die Uhr verpflegt. Und mit Ex-Profi Giovane Elber konnte er auch kurz sprechen. Das sei schon ziemlich gut.

Alles für die Fans

Aber nicht alle in der Allianz Arena sind riesige Bayernfans. Manche machen auch aus purem Spaß an der Technik mit. Zum Beispiel Jan Wingefeld, René Seckler und Adrian Menzel. Ihr Platz fällt sofort auf. Obwohl die drei in der hintersten Ecke der Eventbox fünf sitzen, sieht man schon beim Betreten des Raums den überbordenden Tisch: Nicht nur Rechner stehen dort, auch eigene Router, eigene Kameras, ein eigener 3D-Drucker, „alles Privatbesitz“, sagt Jan und grinst. Die Gruppe, die sich „Look, Mom, I’m On TV“ nennt, kannte sich schon vor dem Hackathon. Die drei betreiben zusammen das Munich Maker Lab, ein hobbymäßig betriebener Zusammenschluss von Tüftlern und Bastlern in der bayerischen Hauptstadt.

Die Ausstattung hat das Team Munich Maker Lab selbst mitgebracht. (Foto: t3n)

Mit Fußball können sie eigentlich wenig anfangen, sie wissen nicht mal, was es bei den Hackdays zu gewinnen gibt. Während des Spiels fragt einer von ihnen gar, ob es bei der Partie eigentlich um Punkte gehe. Insgesamt acht Hackathons haben die drei schon bestritten, sechs davon haben sie nach eigener Aussage gewonnen. Es geht ihnen um den Prozess des Erschaffens, nicht unbedingt um das Unternehmen dahinter. Für die FC-Bayern-Challenge basteln sie an einem System, mit dem Fans Ausschnitte beim Jubeln bekommen. Die Idee beruht auf einer simplen Logik: „Jeder will ins Fernsehen“, sagt Jan.

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Das wollen sie vereinfachen: Der Fan muss sich dafür die App der Drei herunterladen und den QR-Code seiner Karte scannen. Durch diesen Schritt wissen die Macher, wo der Fan sitzt. Er kann dann auf einen Startknopf drücken, das Smartphone wieder in die Tasche packen und nach drei Sekunden jubeln. In dieser Zeit zoomt eine der von der Gruppe im Stadion verankerten Kameras auf ihn drauf, ein Videoclip wird erstellt und auf sein Handy geschickt. Durch die Art und Weise sieht es so aus, als wäre das Video von den offiziellen Kameras aufgenommen worden – deswegen der Name „Look, Mom, I’m On TV“. Ursprünglich wollten Jan, Adrian und René die Fans für die Clips zur Kasse bitten, aber nach Feedback von den Mentoren konzentrieren sie sich jetzt auf die Sponsoren: Die könnten sich die Werbebanner auf den Clips sichern. Der FC Bayern könnte also auch noch Geld damit verdienen.

Wichtig ist nicht nur auf dem Platz

Was an allen Ideen auffällt: Es geht nicht mehr so sehr um das Spiel, sondern um das Erlebnis drum herum. Früher gab es am Wochenende Fußball, am Montag vielleicht noch einen Spielbericht, vielleicht im Laufe der Woche noch Wechselgerüchte und dann ging es wieder ins Stadion. Jetzt geht es darum, den Fan auch im Alltag zu begleiten, Erinnerungen an das Spiel festzuhalten, ihn nicht nur mit Informationen zu füttern, sondern auch emotional zu erreichen. Und gleichzeitig soll es dabei nicht nur um Fußball gehen.

Dieser Herausforderung nimmt sich das Team „Beat Adidas“ an. Der Sportartikelhersteller wünscht sich eine höhere Konversionsrate im seinem mobilen Shop. Christoph Hamsen, Larissa Meier, Magdalena Jüngst, Rakesh Singh und Franz Egri wollen das mit einem kleinen sportlichen Wettbewerb ändern. Wenn ein Nutzer in den mobilen Shop von Adidas klickt, aber nicht sofort kauft, sieht er ein Popup. Das verspricht zum Beispiel zehn Euro Rabatt auf den nächsten Einkauf, wenn der Nutzer bei einer kleinen Challenge mitmacht. Im Prototypen geht es um sogenannte Squat Jumps, der Nutzer muss dafür sein Handy in die Hand nehmen und fünf Sprünge in 15 Sekunden schaffen. Erreicht er dieses Ziel, erhält er seinen Gutschein. Aber damit endet die Idee nicht.

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Um die Engagementrate auch danach hochzuhalten, können die Nutzer an weiteren Challenges teilnehmen. Die können jederzeit kommen, etwa im Stadion. Wenn der Nutzer dort ein kleines Video aufnimmt, bekommt er beispielsweise die Chance, dass das auf der Stadionleinwand gezeigt wird – eine Art Social Reward. „Wir haben extrem lange diskutiert“, erzählt Christoph. Es habe noch mehr Ideen gegeben, aber schließlich habe man sich auf diesen Kern fokussiert: Jedes Mal eine andere Challenge, jedes Mal ein anderer Gewinn.

Die Idee kommt nicht nur bei den anderen Teilnehmern gut an: „Beat Adidas“ setzt sich am Ende der Hackdays als Sieger durch. Auf Platz zwei landet ein Team namens „Fan Coin“, das mit seinen in der Blockchain festgeschriebenen Sammlerstücken ein Hype-Thema aufgegriffen hat. Platz drei ergattert „You Never Sing Alone“, ein Team, das via Stimmerkennung die Texte von Stadionliedern auf das Smartphone spielt.

Was alle Gewinnerteams gemein haben: Dass sie sich zwar auf die Fans konzentrieren, aber nicht ausschließlich auf das Spiel. Wichtig ist nicht mehr nur auf dem Platz, sondern auch daneben. Gerade im Digitalen.

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Dein t3n-Team

ReneSeckler

Ich muss korrigieren: 8 Hackathons waren lediglich das Ergebnis des vergangenen Jahres. Insgesammt sind es bereits 23 Stück.

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