Wie Hacker am russischen „Tag des Sieges“ Anti-Kriegs-Nachrichten verbreiteten

Hacker hatten Berichten zufolge die Kontrolle über russische Smart-TV-Programmlisten übernommen und verwandelten diese in ein schwarzes Brett mit expliziten Anti-Kriegs-Mitteilungen. Francis Scarr von BBC Monitoring veröffentlichte auf Twitter einen Videoclip, der angeblich die gehackten Listen zeigt. „An Ihren Händen klebt das Blut Tausender Ukrainer und ihrer Hunderten ermordeten Kinder“, heißt es in der Erklärung. „Das Fernsehen und die Behörden lügen. Nein zum Krieg.“
„Zelensky erwies sich als cooler als Putin“
Später am Tag wurden laut BBC auf der Website der pro-russischen Publikation Lenta ebenfalls Anti-Kriegs-Botschaften veröffentlicht, die angeblich von zwei Mitarbeitern der Publikation stammen. Die inzwischen gelöschten Slogans enthielten Berichten zufolge die Sätze „Wladimir Putin hat sich in einen erbärmlichen Diktator und Paranoiker verwandelt“, „Krieg erleichtert die Verschleierung wirtschaftlicher Misserfolge“ und „Zelensky erwies sich als cooler als Putin“. Berichten zufolge teilten die für die Posts verantwortlichen Reporter der in Lettland ansässigen unabhängigen Nachrichtenseite Meduza mit, dass sie ihren Wohnsitz außerhalb Russlands verlegt hätten und befürchten, dass sie neue Jobs oder sogar politisches Asyl benötigen könnten.
Konten, die angeblich mit dem Hacker-Kollektiv Anonymous in Verbindung stehen, hatten jüngst die Verantwortung für eine Reihe von Angriffen auf russische Nachrichtenseiten übernommen, darunter auch auf RT News. Das Kollektiv ging so weit, einen „Cyberkrieg“ gegen Russland auszurufen. Obwohl es besonders schwierig ist, Behauptungen von Gruppierungen zu überprüfen, die sich unter Anonymous sammeln, sagte Jeremiah Fowler, Mitbegründer von Security Discover, bereits vor einem Monat gegenüber CNBC: „Der Zeitplan passt perfekt. Wir wissen mit Sicherheit, dass Hacker diese Systeme gefunden und wahrscheinlich darauf zugegriffen haben.“
Große Teile der russischen Bevölkerung sind laut Umfragen für den Krieg
Russische Beamte behaupten, sie hätten seit Russlands Invasion in der Ukraine eine „beispiellose“ Welle von Cyber-Angriffen erlebt. Die Ukraine hat laut jüngsten Microsoft-Recherchen möglicherweise 237 verschiedene Cyber-Operationen über sich ergehen lassen müssen, die von mindestens sechs mit Russland verbundenen Cyber-Gruppen durchgeführt wurden.
Russische Dissidenten bemühen sich, ihr Nein zum Ukraine-Krieg zum Ausdruck zu bringen. Bereits im März unterbrach eine Journalistin der staatlichen Medien eine Live-Übertragung mit einem großen Schild mit der Aufschrift „NO WAR“. Doch trotz dieser vereinzelten Anzeichen von Widerstand deuten Umfragen darauf hin, dass große Teile der russischen Bevölkerung immer noch für den Krieg sind. Eine März-Umfrage des Levada Center ergab, dass etwa 81 Prozent der Befragten Russlands militärische Aktionen unterstützen.
Mit Vorwürfen wie „An Ihren Händen klebt das Blut Tausender“ wird man wohl die wenigsten bekehren, ihre Haltung zu überdenken. Wenn diese Hacker neben blindem Aktivismus und technischen Know-How wirklich etwas hätten erreichen wollen, dann hätten sie sich vorher auch über Psychologie informiert, und am Besten sogar mit Fachleuten zusammen Botschafen erstellt, mit denen man wirklich eine Chance hat, zu den Menschen durchzudringen. So wurde leider eine Menge „Pulver“ für nichts verschossen.