Hashtag-Zensur auf Instagram: #Biden, #Democrats und Co. blockiert

Bei demokratisch geprägten Hashtags gab es bei Instagram zwischenzeitlich nichts zu sehen. (Bild: Shutterstock / Nopparat Khokthong)
Auf der Plattform Reddit bemerkten zuerst die User aus den USA, dass etwas mit der Hashtag-Suche auf Instagram nicht stimmt. Doch schnell meldeten sich Nutzerinnen und Nutzer aus aller Welt: Screenshots und Meldungen über blockierte oder nicht vorhandene Suchergebnisse bei „demokratischen Begriffen“ gab es von Australien bis ins Vereinigte Königreich.
Schnell testeten und bestätigten auch Medien aus den verschiedenen Ländern die Hashtag-Unterdrückung.
#Biden wird blockiert – #Trump funktioniert
Die Suche nach Hashtags wie #Democrat, #Democrats, #Biden, #VoteBlue oder #DNC (Abkürzung „Democratic National Committee“) führte schnurstracks auf eine Warnmeldung, auf der zu lesen war: „Wir haben diese Suchergebnisse verborgen. Ergebnisse zu dem Begriff, nach dem Sie gesucht haben, enthalten womöglich sensible Inhalte.“
Ein Reddit-Nutzer schrieb in der Gruppe r/mildlyinfuriating: „#Biden wird wegen ‚sensibler Inhalte‘ blockiert, #Trump funktioniert. Wie traurig ist das?“ Ein anderer kommentierte: „Das ist nicht nur traurig, das ist f***** alarmierend!“
#Harris: „Keine Ergebnisse gefunden“
Einige Nutzerinnen und Nutzer konnten mit der Hashtag-Suche #Democrats zwar Inhalte finden, jedoch handelte es sich hierbei überwiegend um negative Beiträge oder Meldungen republikanischer Medien.
Andere populäre Hashtags wiederum führten ins Nichts: „Ich habe es mit #Harris und #Abortion (zu Deutsch „Abtreibung“) versucht. Zuerst kam die Warnmeldung, nun heißt es „keine Ergebnisse gefunden“. Das ist doch ein Irrsinn!“, schreibt eine Reddit-Nutzerin. „Hier in Indien ist es das gleiche. Die Masken sind gefallen“, antwortet eine andere.
Ein „republikanischer Hashtag“ betroffen
Besonders bemerkenswert war diese Hashtag-Zensur, da Hashtags wie #Republican, #Republicans oder #RNC (Abkürzung „Republican National Congress“) zur gleichen Zeit auf Instagram Millionen Ergebnisse lieferten. Verschiedenen Medienberichten zufolge wurde zwischenzeitlich allerdings auch der Hashtag #Conservatives blockiert.
Andere Beispiele wurden auch von Meta-Sprecher Andy Stone nicht genannt, der auf Threads einen Beitrag von BBC zu diesem Thema so kommentierte: „Es gibt ein Problem, das die Möglichkeit beeinträchtigt, nach verschiedenen Hashtags auf Instagram zu suchen – nicht nur auf der linken Seite. Wir arbeiten daran, das schnell zu beheben.“
Verschiedene Meta-Sprecherinnen und -Sprecher äußerten sich gegenüber Medien weltweit mit den immer gleichen Worten: „Dies ist eindeutig ein Fehler, den wir schnell beheben werden.“ „Schnell“ ist bekanntlich ein dehnbarer Begriff: Und so dauerte es von den ersten Reddit-Meldungen bis zur ‚Fehlerbehebung‘ sieben Stunden. Eine detailliertere Stellungnahme wurde bislang nicht veröffentlicht.
Moment, das kommt uns doch irgendwie bekannt vor
Richtig. Im Jahr 2020 – also mitten im Wahlkampf zwischen Donald Trump und Joe Biden – sorgte „ein technischer Fehler“ im Instagram-Algorithmus dafür, dass Donald Trump konsequent vor negativen Hashtags geschützt wurde, Joe Biden aber nicht. Dies wurde Anfang August 2020 von einem Instagram-Sprecher gegenüber CNN bestätigt.
Demnach führten Suchanfragen nach Inhalten zu Biden seit mindestens Juni 2020 zu Hashtags mit gegenteiliger Botschaft, während Suchanfragen nach Trump-bezogenen Inhalten überhaupt keine Hashtags anzeigten.
Weitere Recherchen von Buzzfeed ergaben zudem, dass die Suche nach #JoeBiden auf Instagram auch Ergebnisse für #trump2020landslide und #democratsdestroyamerica neben pro-Biden-Botschaften lieferte. Eine ähnliche Suche nach #DonaldTrump zeigte hingegen keine verwandten Hashtags an.
Meta: Nun Trumps Fanclub?
Auch Facebook steht derzeit in der Kritik: US-Nutzerinnen und Nutzer berichten, dass sie ungefragt den Accounts von Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance folgen. Meta soll diese Verbindungen ohne Zustimmung hinzugefügt haben. Eine offizielle Bestätigung dieser Vorwürfe gibt es bislang nicht, und das Unternehmen hat sich dazu nicht geäußert.

Donald Trump und Mark Zuckerberg: bald BFF? (Bild: Anna Moneymaker / Shutterstock)
Mark Zuckerberg, CEO von Meta, nahm bei Trumps Amtseinführung neben anderen Tech-Größen wie Jeff Bezos und Sundar Pichai in der zweiten Reihe hinter Trumps Familie Platz. Vor zwei Wochen kündigte Zuckerberg die Abschaffung professioneller Faktenchecker auf Facebook an – ein Schritt, der zuvor auch von Trump-Berater Elon Musk nach der Übernahme von Twitter (jetzt X) vollzogen wurde. Zudem ernannte Zuckerberg Dana White, einen engen Vertrauten Trumps, in den Meta-Verwaltungsrat.
Auch auf TikTok passieren merkwürdige Dinge
Auch auf TikTok berichten Nutzerinnen und Nutzer in den USA von auffälligen Veränderungen. Diese traten nach einer 14-stündigen Abschaltung der Plattform am vergangenen Wochenende auf. Häufig genutzte Suchbegriffe sollen plötzlich verändert worden sein.
So wurde beispielsweise der Titel des Taylor-Swift-Songs „The smallest man who ever lived“ auf TikTok zu „The smallest woman who ever lived“ geändert. Der Song war häufig genutzt worden, um sich kritisch oder humorvoll mit Donald Trump und seinen Aussagen auseinanderzusetzen.
@audrifinnegan This app as we knew it is gone. The smallest man who ever lived changed to the smallest woman……. @Taylor Swift #taylorswift #taylornation #swiftie #swifties #swiftok #ttpd #thetorturedpoetsdepartment #thesmallestmanwhoeverlived #taylorsversion #swiftieforever
Am besagten Samstag hatte sich TikTok vorübergehend selbst abgeschaltet, um gegen ein drohendes Gesetzesverbot der App zu protestieren.
„The smallest man“ ist für TikTok plötzlich „The most important one“
Dabei wurde schriftlich erklärt, wie dankbar man Donald Trump sei, dass er eine Rückkehr der App ermöglicht habe. Bereits am nächsten Tag war TikTok wieder online. In einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens hieß es:
„Wir danken Präsident Trump dafür, dass er unseren Dienstleistern die notwendige Klarheit und Sicherheit gegeben hat, dass sie keine Strafen befürchten müssen, wenn sie TikTok für über 170 Millionen Amerikaner bereitstellen und es über 7 Millionen kleinen Unternehmen ermöglichen, zu florieren.“
TikTok lobte außerdem die Bedeutung des Ersten Verfassungszusatzes und erklärte:
„Es ist ein starkes Zeichen für den Ersten Verfassungszusatz und gegen willkürliche Zensur. Wir werden mit Präsident Trump an einer langfristigen Lösung arbeiten, die TikTok in den Vereinigten Staaten hält.“