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Head of Bullshit 💩: Schluss mit dem Titelwahn!

Head of Success, Director of Great People – hinter kuriosen Positionen in Firmen steckt das Kalkül, dem Mitarbeiter Wertschätzung auszudrücken. Dabei kann der Titelwahn dem Kollegen sogar schaden.

Von Lisa Hegemann
2 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock / pathdoc)

Wer in die Organigramme mancher Unternehmen schaut, der sieht dort mehr Titel als Mitarbeiter. Neben dem Geschäftsführer, der Technikchefin und dem Finanzprofi stehen leitende Angestellte, Leaderinnen, Chefexperten und Scouts. Wonach man vergeblich sucht, sind Mitarbeiter, die einfach nur eine gewöhnliche Position ausfüllen. Hauptsache, alle sind Head of Irgendwas.

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Dieser Titelwahn rührt aus der Annahme, dass jeder Mitarbeiter mit ein bisschen mehr Verantwortung auch eine entsprechende Position braucht. Weil die Führungsetage aber naturgemäß begrenzt ist, führen Unternehmen einfach eine zweite Managementebene ein und überlegen sich neue Titel für wichtige Kollegen. Daraus resultieren kuriose Positionen wie „Head of Success“ – und kuriose Organigramme, in denen es mehr Chefs als Mitarbeiter gibt.

Was Unternehmen bei diesen durchaus nett gemeinten Beförderungstaktiken vergessen: Sie sind schlicht ineffizient. Wenn jeder einen Titel im Unternehmen erhält, bringt die neue Führungsebene gar nichts – weil sie immer noch die unterste Ebene ist. Und wenn es mehr Chefs gibt als gewöhnliche Mitarbeiter, können sich letztere zurückgesetzt fühlen – weil jeder eine Führungsposition hat, nur sie nicht.

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 Weil jeder Verantwortungen bekommt, muss jeder leiten, leaden oder headen.

Vor allem aber offenbaren Unternehmen mit einer Positionsinflation ihre veralteten Hierarchievorstellungen: Nur wer einen Titel hat, ist etwas wert. Man sollte meinen, dass solche Gedankenkonstrukte längst verstaubt sind. Aber gerade in ach so agilen Startups haben Führungspositionen Hochkonjunktur. Weil jeder gleich große Verantwortungen bekommt, muss auch jeder gleich irgendetwas leiten, leaden oder headen.

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Was bitte macht der „Head of Success“?

Dabei bringt das weder den Firmen noch den Mitarbeitern einen Mehrwert. In Startups kann der Titelwahn dazu führen, dass sich schnell verkrustete Strukturen einschleichen, weil jeder überall mitreden und seine Meinung kundtun will. Das bremst aber eher, als das Unternehmen voranzubringen. Frei nach dem Motto: Viele Titel verderben das Meeting. Außerdem sorgen viele Führungspositionen dafür, dass auch Personen, die vielleicht nicht so geeignet sind, irgendeine Funktion erhalten, der sie im schlimmsten Fall nicht gewachsen sind. Das mag bei einem kleinen Team nicht dramatisch sein. Wächst das Unternehmen aber und die Person bekommt eigene Mitarbeiter, kann sich fehlende Führungsqualität zu einem echten Problem entwickeln.

Und auch für die Mitarbeiter hat die Führungsposition mitunter eher Nachteile. Unter dem „Head of Happiness“ kann man sich vielleicht ja noch etwas vorstellen. Aber was bitte verantwortet der „Head of Success“ oder der „Director of Great People“? Bei Externen kann solch ein Titel nicht nur zur Verwirrung führen. Der Mitarbeiter muss dann auch jedes Mal erst erklären, was er eigentlich macht. Und nicht jeder Mitarbeiter will Verantwortung. Manche sind in ihrem Fachbereich gut, genau da und nirgends anders. Sie wollen sich immer weiter in ihr Thema vertiefen, nicht plötzlich Verantwortung übernehmen.

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Wer seinen Mitarbeiter wirklich wertschätzen will, der sollte sich deshalb genau überlegen, ob es unbedingt eine Führungsposition sein muss oder ob nicht auch andere Anreize – mehr Gehalt, mehr Urlaub, mehr Freiräume, mehr Verantwortung – den Zweck erfüllen. „Head of Irgendwas“ sieht im Lebenslauf höchstens lächerlich aus.

 

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Dein t3n-Team

Mario H.

Nicht zu vergessen, dass sich auch der Mitarbeiter leicht mal veralbert fühlt: wenn man gleichzeitig Head of Sales und Body of Sales ist – sich also nur selbst leitet, ist dieser schöne Titel rein gar nichts wert…

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Nico

Am besten ist die Bezeichnung „Facility Management“… Sind Wörter wie Hausmeister und Reinigungskraft bzw. Putzfrau mittlerweile verboten?!

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jemand

Facility Management hat mit Hausmeister, Reinigungskraft und Putzfrau nur leider nichts zu tun. Auch wenn ein „Facility Manager“ landläufig der Hausmeister ist. Fachlich korrekt ist das nicht.

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Nico

Danke, wenigstens einer mit Verstand. Leider sehen das einige Führungsebenen nicht so..

Lars

FM ist ein Studiengang der wesentlich höhere Anforderungen hat als Bautechnik oder Architektur.

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Head of Comments

Habt ihr mal auf eure Teamseite geguckt!? *hust* :-P glashaus

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Karsten

Auch führt dieser Wahn nach Titeln schnell zum “Peter Prinzip“, nachdem jeder so lange befördert wird, bis er seinem Posten nicht mehr gewachsen ist.

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Christian Roith

In Zeiten in denen gefühlt immer weniger wirklich kompetente Menschen in Firmen arbeiten, machen die Titel völlig Sinn. Mir ist aufgefallen, dass bei Messen, Veanstaltungen und sonstigen Business Meetings immer mehr „Schein-Entscheidungsträger“ und Chefs die völlig ahnungslos sind, teilnehmen.

Das gewaltige Problem ist, wie auch in der Gesellschaft, dass immer weniger Mitarbeiter sich in eine Sache vertiefen, denn dafür werden sie ausgelacht von ihren Kollegen und Freunden, einzig was zählt ist der Titel.

Die Autorin hat völlig recht, nicht jeder will mehr Verantwortung, das bedeutet jedoch nicht verantwortungslos zu sein.

Titel schränken mehr ein als sie helfen, sehe ich bei mir, als Geschäftsführer passiert es mir nicht selten,dass Kollegen völlig überrascht sind, dass ich mich auch nach 20 Jahren noch innerhalb unseres Geschäftsfelds voll auskenne und gerne stundenlang an einem Code rum mache….dies wird dann herablassend kommentiert mit…“ bist noch voll dabei ( du armer Typ ) ich hab keine Ahnung mehr machen alles Mitarbeiter….“.

Genauso sieht es in den Stufen darunter aus….nur leere Worthülsen verpackt in tolle Titel…“Head of Empty Knowledge“..

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Peter Becker

Ais dem Amerikanischen:
Stolz verkündete Mike seiner Frau, er sei zum Vizedirektor seiner Firma avanciert. „Na toll!“ meinte sie. „Vizedirektoren gibt es wie Sand am Meer. Unser Supermarkt hat sogar einen für Einkaufstüten.“
Verärgert antwortete Mike: „Das möchte ich jetzt wissen. Ich rufe sofort dort an.“ Er wählte die Nummer und verlangte dann den Vizedirektor des Bereichs Einkaufstüten.
Eine höfliche Stimme fragte: „Papier oder Plastik?“
—–
Aber im Ernst: Für mich war es das Schönste, meine eigene Arbeit eigenverantwortlich durchführen zu können, ohne mehr als die unbedingt erforderlichen Vorschriften.

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