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Analyse

Headless CMS – warum wir WordPress in Zukunft ganz anders nutzen werden

Hat WordPress bald ausgedient? Ist das technische Gerüst aus PHP und MySQL schon veraltet oder werden wir das beliebteste CMS der Welt in Zukunft einfach nur ganz anders nutzen?

Von Timo Höhn
4 Min.
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(Foto: Shutterstock)

Ob man WordPress mag oder nicht: Mit einem Marktanteil von über 60 Prozent ist das Content-Management-System nicht mehr aus der Online-Welt wegzudenken. Und wahrscheinlich wird sich daran auch Zukunft nicht viel ändern. Allerdings könnte sich die Art und Weise, wie sich WordPress-Websites in Zukunft entwickeln, dramatisch verändern.

Warum klassische Redaktionssysteme bald ausgedient haben

Websites sind nur noch ein Medium von vielen. Sie sind zunehmend komplexer geworden, weswegen auch die Ansprüche an moderne Content-Management-Systeme steigen. Hinzugekommen sind vor allem unterschiedliche Apps für eine große Bandbreite an Geräten. Dabei ist es von Vorteil, wenn man ein Redaktionssystem zur Pflege seiner Inhalte nutzen kann, das sie dann an unterschiedliche Kanäle ausgibt.

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Wer zum Beispiel einen News-Beitrag verfasst und sowohl auf seiner Website als auch in einer App veröffentlichen möchte, spart viel Zeit, wenn Änderungen nur einmal gemacht und dann auf allen anderen Portalen übernommen werden.

Mit WordPress ließe sich so ein Konzept jetzt schon realisieren. Aber auch, wenn man keine Apps bespielen will, könnte eine solche Lösung attraktive Vorteile bieten. Zuvor soll das Konzept aber nochmal genauer betrachtet werden.

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WordPress als Headless CMS: Eine Datenbank für viele Kanäle. (Grafik: Timo Höhn)

Was ist ein Headless CMS?

Der Vorteil eines Redaktionssystems wie WordPress besteht vor allem darin, dass Nutzer ohne HTML-Kenntnisse Texte erstellen und Inhalte bearbeiten können. Dazu steht ihnen eine grafische Benutzeroberfläche zur Verfügung. Diese Texte und Bilder werden in einer MySQL-Datenbank gespeichert und dann mithilfe der Programmiersprache visuell dargestellt.

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Das heißt, WordPress besteht aus diesen drei Komponenten:

  1. Eine Datenbank für alle Texte und Bilder,
  2. eine grafische Benutzeroberfläche für Redakteure und Texter sowie
  3. PHP-Vorlagen, die aus den in der Datenbank gespeicherten Inhalte Seiten erstellen, die dann ganz klassisch über den Browser angeschaut werden können.

Ein „kopfloses“ CMS nutzt nur die ersten beiden Komponenten und übergibt die visuelle Umsetzung beziehungsweise das Rendern an eine andere Technologie. Für die Redakteur:innen würde damit alles beim Alten bleiben. Nur der Browser müsste im Hintergrund ganz anders vorgehen, um alles sichtbar zu machen.

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Web-Techniken im Wandel

Gerade die Kombination aus PHP und MySQL hat sich als sehr robust und zuverlässig entpuppt. Die moderne Webentwicklung umarmt aber einen ganz anderen Trend: JavaScript. Darauf setzen auch die Frameworks von Google und Facebook, die mit React und Angular neue Möglichkeiten im Rahmen der Entwicklung von Websites und Web-Apps geschaffen haben. Dazu gehören insbesondere die Single-Page-Apps. Bei solchen Anwendungen muss beim Wechseln auf eine neue Seite der Browser nicht mehr nachladen.

Aber was passiert mit der weitverbreiteten Kombination aus PHP und MySQL, wenn sich JavaScript-Websites durchsetzen sollten? Da WordPress seine Vormachtstellung nicht verlieren möchte, gibt es dafür schon eine praktische Grundlage. Als kopfloses CMS könnte das Redaktionssystem weiterhin im Hintergrund genutzt werden, während für die Darstellung zum Beispiel ein JavaScript-gestütztes Framework verantwortlich ist.

Die WordPress REST-API

Mit der vielseitig einsetzbaren Schnittstelle können Informationen von Posts, Seiten und Medien aus der WordPress-Datenbank abgefragt werden. Zu diesem Zweck muss die Domain nur um entsprechende Parameter ergänzt und angefragt werden. Über https://deineseite.de/wp-json/wp/v2/posts kannst du dir beispielsweise alle deine Blogbeiträge ansehen.

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(Screenshot: Timo Höhn)

So sehen die Blogartikel im JSON Format aus. Posts steht dabei für die Postings (Beiträge). Es gibt aber noch viele andere Parameter, mit denen Inhalte abgefragt werden können. Außerdem bietet WordPress auch die Möglichkeit, individuelle Ergebnisse (Endpunkte) anzuzeigen, etwa für eigens erstellte Beitragstypen.

Nackte Daten

In unserem Beispiel werden alle Blogbeiträge mit den dazugehörigen Metadaten im JSON-Format ausgegeben. Die rohen Informationen sind so strukturiert, dass sie zum Beispiel mit einem JavaScript-Framework in klassisches HTML verwandelt und mit CSS gestaltet werden.

Das Frontend (also der vordere sichtbare Teil der Website) ist dann klar vom Backend (der Benutzeroberfläche für WordPress-Redakteure) getrennt.

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Vorteile eines Headless CMS

Welche Vorteile bringt eine solche Lösung mit?

  1. Schnelligkeit (besonders auf mobilen Geräten)
  2. Ausspielung von einer Quelle auf mehreren Kanälen
  3. Besserer Schutz des Redaktionssystems vor Hacking-Angriffen

Nachteile eines Headless CMS

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  1. Die Inhalte können nicht mehr so einfach über eine Vorschau-Funktion getestet und angepasst werden.
  2. Die Gestaltung eines vernünftigen Layouts ist ohne Programmierkenntnisse kaum noch möglich.
  3. Die Entwicklung einer solchen Website ist aufwendiger und damit in der Regel teurer.

Wenn sich „kopflose“ Lösungen tatsächlich durchsetzen sollten, wird es bis dahin noch eine Weile dauern. Wer nicht mehrere Kanäle gleichzeitig bespielen muss, hat derzeit noch nicht genügend Gründe, um umzusteigen.

Zum Schluss stellt sich aber noch die Frage, warum man für so eine Lösung gerade auf WordPress setzen sollte. Das System bietet mit seiner REST-API immerhin eine komfortable Lösung, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst etwas Vergleichbares entwickeln zu müssen. Auch für individuelle Anpassungen bietet sie recht viel Spielraum. Hier sollte man allerdings vorab prüfen, ob sie wirklich den eigenen Ansprüchen genügt. Der größte Vorteil dürfte aber mit Sicherheit sein, dass sich Redakteur:innen nicht in ein neues System hineindenken müssen und Websitetexte wie gewohnt einpflegen können.

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7 Kommentare
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Dein t3n-Team

Jeve Stobs

Wie würde man in dem Setting mit Gutenberg Blöcken umgehen?

Antworten
Sebastian Stehle

Ich bin kein WordPress User, aber alles was HTML produziert ist schwierig. Weil es nicht unbedingt Cross-Device fähig ist. Wenn Gutenberg Blöcke eine gute JSON Representation haben ist alles gut, allerdings kommt der nicht unerhebliche Aufwand hinzu, die im jeweiligen Endgerät richtig darzustellen. Einfacher ist es, wenn man strukturierten Content erstellen kann, also für ein Reise-Magazin sowas wie Destination, Hotel usw.

Antworten
O-Anon

Mit der Zeit müsste auch hier eine kleine Wandlung stattfinden. Wenn man den Headless Ansatz verfolgt, so wäre es sinnvoll das Template bzw. dessen Schema über JSON zu definieren. Mit SPA-Ansatzt könnte man diese ebenfalls Clientseitig vorladen. Lediglich das Rendering von Basis-Elementen müsste ausgebaut werden um das Template an der vorgesehenen Stelle zusammenzusetzen.

Antworten
byteshakerz

WordPress ist zwar im Ansatz eine tolle Idee, allerdings ist sie meiner Ansicht nach schlicht falsch umgesetzt worden.

Ich schaue mir die Entwicklung ja auch an und kann mich nur wundern, wie hier saure Äpfel als süsse Birnen feilgeboten werden.

Vielleicht möchte sich der Autor des Artikels nocheinmal tiefgründig seiner Oberflächlichkeit widmen!

Antworten
Chris Fitzgerald

Sehe ich ganz genauso; aber in dem Moment wo aus der Sachen kein „Kann“ sondern ein „Muss“ wird, weil plötzlich abgehängt, Underperformer etc, ist WordPress nun mal das am meisten verbreitete CMS und in der Anzahl an Leuten (Kunden) die mit dem größten Bedarf …

Antworten
Chris Fitzgerald

Cool, dass mit dem Beitrag kommende und immer stärker werdende Trends beleuchtet werden.

Aktuell sind einige aber dann doch schon weiter bzw wir sind schon mittendrin.
Bei der Frage ob und welches CMS erlebte ich es aktuell bei Bewerbung bei einer Agentur, dass hier auch ganz andere, schon totgeglaubte CMS-Systeme zum Einsatz kommen und einen beeindruckenden Tech-Stack entwickelt haben.
Horror und Erleuchtung zugleich.
Aber grade Systeme die auf Direktiven beim Server-Side-Rendering in ihren Templates gesetzt haben könnten, grade wg des daraus resultierenden und harmonischeren Einsatz mit SPA-Frameworks, gerade ihren zweiten Frühling erleben.

Es tut sich also wieder einiges.
Wer glaubte einfach nur ein Framework dazuzulernen reicht, irrt.

Die großen, etablierten CMS werden sicher auf die Probe gestellt und nach dem Prinzip des lebenslangen Lernens, ist man ohnehin gut beraten sich abzufinden, dass Expertisen in dem ein oder anderen System verblasen werden; Wie eigentlich schon immer aber seit längerem mal wieder „anders“

Das einzige was ich mir erhofft hätte, gerade im Punkt Performance – dass diese Entwicklung erst richtig Fahrt aufnimmt wenn die bereits existierenden Möglichkeiten, Do’s und Dont’s egal ob für dynamische, statische und insbesondere CMS-WebProjekte, auch erstmal ausgereizt würden.

So sehe ich die Gefahr dass gewisse „habbits“ oder schlichtweg der Mangel an Detailkenntnissen, nur vom „Alten“ ins „Neue“ verschleppt und verlagert werden.

Das sollte nicht unterschätzt werden.

Antworten
Timo Höhn

Danke für deinen Kommentar. Das Thema wollte ich unbedingt beleuchten.

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