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Heiße Ziegelsteine: So soll eine thermische Batterie Emissionen reduzieren

Rondo Energy will mit solar-elektrisch erhitzten Ziegelsteinen die industrielle Fertigung grüner machen. Dafür sollen sie Wärme liefern – allerdings ausgerechnet für ein fossiles Unterfangen.

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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Rondo Energys Thermalbatterie soll aus grüner Energie Wärme für Industrieprozesse bereitstellen. (Foto: Rondo Energy)

Rondo Energy hat kürzlich die nach eigenen Angaben weltweit größte thermische Batterie in Betrieb genommen: ein Energiespeichersystem, das Strom aufnehmen und eine konstante Wärmequelle bereitstellen kann. Das Unternehmen gab Mitte Oktober bekannt, dass sein erstes voll ausgebautes System mit einer Kapazität von 100 Megawattstunden betriebsbereit ist. Die thermische Batterie wird von einer netzunabhängigen Solaranlage gespeist und liefert Wärme für die verbesserte Ölgewinnung.

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Thermische Batterien könnten dazu beitragen, schwer zu dekarbonisierende Sektoren wie die Fertigung und schwere industrielle Prozesse wie die Zement- und Stahlproduktion sauberer zu machen. Mit der jüngsten Ankündigung von Rondo hat die Branche einen wichtigen Meilenstein in ihrem Bestreben erreicht. Es gilt, zu beweisen, dass thermische Energiespeicherung in der Praxis funktionieren kann. Was aber bedeutet es, dass Öl und Gas involviert sind, und was kommt als Nächstes?

Wie funktioniert eine thermische Batterie?

Das Konzept hinter einer thermischen Batterie ist denkbar einfach: Man erwärmt mit Strom ein billiges, robustes Material wie Ziegelsteine und hält es warm, bis man diese Wärme später entweder direkt in einem industriellen Prozess oder zur Stromerzeugung nutzen möchte. Das neue System von Rondo ist laut Angaben des Unternehmens seit zehn Wochen in Betrieb und hat alle relevanten Effizienz- und Zuverlässigkeitsbenchmarks erreicht. Die Ziegelsteine erreichen Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius, und mehr als 97 Prozent der in das System eingespeisten Energie werden als Wärme zurückgewonnen. Das ist ein großer Schritt gegenüber dem 2-Megawattstunden-Pilotsystem, das Rondo 2023 in Betrieb genommen hat. Zudem ist das neue Projekt die erste serienmäßig hergestellte Wärmebatterie in dieser Größe, die das Unternehmen seinen Kunden anbieten möchte.

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Wärmespeicher könnten ein wichtiges Instrument zur Emissionsreduzierung sein: 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs werden heute für die Bereitstellung von Wärme für industrielle Prozesse verwendet, und der größte Teil davon wird durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt. Der Erfolg dieses Projekts ist daher für den Klimaschutz von großer Bedeutung. Es gibt jedoch ein wichtiges Detail, das diese vielversprechende Entwicklung trübt: Dieser Speicher wird für die Enhanced Oil Recovery (EOR) eingesetzt, ein Verfahren, bei dem Dampf in Bohrlöcher injiziert wird, um schwer zugängliches Öl aus dem Boden zu fördern.

Wärmebatterie ausgerechnet zur Ölförderung

Es kann schwierig sein, den Nutzen einer Klimatechnologie zu belegen, wenn sie zur Gewinnung fossiler Brennstoffe beiträgt. Einige Kritiker:innen argumentieren, dass solche Techniken dazu führen, dass umweltschädliche Infrastrukturen länger in Betrieb bleiben. John O’Donnell, Gründer und Chief Innovation Officer von Rondo verteidigt die Entscheidung, mit Öl und Gas zu arbeiten: „Wir dekarbonisieren die Welt, wie sie heute ist“, sagt O’Donnell. Seiner Meinung nach ist es besser, einem Öl- und Gasunternehmen dabei zu helfen, Solarenergie für seinen Betrieb zu nutzen, als es weiterhin Erdgas zur Wärmegewinnung verbrennen zu lassen. Angesichts billiger Solarenergie, teurem Erdgas und der Politik in Kalifornien sei die Technologie von Rondo für den Kunden sinnvoll, fügt er hinzu.

Ein williger Kunde, der für ein System in voll ausgebauter Größe bezahlt, war für Rondo entscheidend, um zu zeigen, dass es seine Technologie ausliefern kann. Dazu sind die nächsten Anlagen bereits in Planung: Rondo baut derzeit drei weitere in Europa, darunter eine Batterie für den deutschen Werkstoffhersteller Covestro an seinem Standort in Brunsbüttel. Dank der Erfahrungen aus dem kalifornischen Projekt kann das Unternehmen diese Anlagen kostengünstiger und schneller in Betrieb nehmen, so O’Donnell.

Fortschritte bei thermischen Batterien

Das Unternehmen verfügt über die Kapazitäten, um schnell mehr Batterien zu bauen. Derzeit werden die Batterien in seinem Werk in Thailand hergestellt, das über eine Kapazität von 2,4 Gigawattstunden an Wärmebatterien verfügt. Wenn es um Fortschritte bei Wärmebatterien geht, zeigt das Projekt, wie weit es gehen kann. Schließlich sind Energiespeicher ein zentraler Dreh- und Angelpunkt auf dem Weg in eine Energiewende. Ein solches System, wie das von Rondo, in der Praxis zu testen, ist daher sinnvoll.

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Doch der Wermutstropfen mit dem Einsatz der verbesserten Ölförderung bleibt. Rondo verfolgt mit dem EOR-Projekt die Strategie, Öl- und Gasförderanlagen zu sanieren, solange sie noch in Betrieb sind und so argumentiert O’Donnell in Bezug auf den Einsatz seiner Wärmebatterie: „Das ist eine wirklich einfache, praktische Sache, die jetzt schon verfügbar ist.“

Dennoch gilt es, die Verbrennung fossiler Brennstoffe schnellstmöglich einzustellen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.

Der Text stammt von Casey Crownhart. Sie ist Redakteurin bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review und deckt die Themenbereiche Klima, (erneuerbare) Energie und Transport ab.
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