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Was ihr heute tun könnt, um morgen noch mobil zu sein

Die Mobilitätsprobleme von heute werden in wenigen Jahren obsolet sein. Warum ihr eure nächste Wohnung an einer vierspurigen Autobahn beziehen solltet und wie ihr KI in euer Leben einplant, verrät unser Gastautor.

Von Jörg Heynkes
5 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock/ ddisq)

Ihr lauft durch die Stadt, vor, hinter und neben euch nichts als Menschen und Fahrräder. Doch der Blick nach oben und auf die vierspurige Straße vor euch offenbart sie: fliegende Luft-Taxis, ein Bus ohne Fahrer, der auch euer Kind heute früh abgeholt hat. Keine Motorengeräusche, keine Abgase – nur ein leises Surren liegt in der Luft …

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Was klingt wie eine Szene aus Luc Bessons „Das fünfte Element“, wird früher oder später Wirklichkeit sein, daran dürfte wohl niemand mehr zweifeln. Doch keine Sorge – diese Zukunft erwartet euch weder morgen noch nächste Woche. Das könnte man zumindest meinen, wenn man eine Studie des ADAC liest und glaubt, dass die Macher dieses Werkes tatsächlich mitbekommen haben, welch dramatische technologische Entwicklung derzeit abläuft. Haben sie aber leider nicht.

Es scheint komplett an ihnen vorbei gegangen zu sein, welche ungeheuren Fortschritte die Google-Schwester Waymo und einige asiatische Hersteller wie etwa BYD in den letzten Jahren gemacht haben. Die ADAC-Studie prognostiziert den Betrieb von autonomen Fahrzeugen auf Landstraßen für das Jahr 2040 und für Innenstädte ab 2050. Sie ignoriert, dass Waymo bereits in diesem Winter in einigen amerikanischen Innenstädten mit Hunderten Fahrzeugen einen vollautomatischen Shuttledienst installiert, nachdem man bereits mehrere Millionen Testkilometer in solchen Innenstädten gefahren ist, ohne Unfälle verursacht zu haben. Wir sprechen vom heute: 2019!

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Zwar erhält Waymo auch noch deutlich Kritik, allerdings ist zum Beispiel das Manager Magazin der Auffassung, dass die Roboter-Taxis „ein ziemlich bedeutender Schritt“ sind. Auch wenn aktuell noch ein „Sicherheitsfahrer“ zusätzlich hinter dem Lenkrad sitzt, damit die Gäste sich wirklich sicher fühlen – die Fahrzeuge fahren alleine.

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Was wir gerade erleben, ist der umfassendste technologische Transformationsprozesss in der Geschichte der Menschheit. Und einen Tipp kann ich euch schon jetzt mit voller Überzeugung mit auf euren Weg in die Zukunft geben: Kauft euch kein Auto mehr!

Den Blick schweifen lassen

Denn dieser Transformationsprozess ist fundamental und er läuft in drei Schritten ab: vom Verbrennungsmotor hin zum reinen Elektroantrieb, vom Autofahrer zum autonom fahrenden Fahrzeug, vom Individualverkehr hin zur Schwarmmobilität. Das bedeutet, dass nicht mehr wir die Eigentümer von Autos sein werden, sondern die Betreiber des jeweiligen Schwarms von Mobilen, die dann jeder von uns auf Knopfdruck jederzeit nutzen kann. Schnell, simpel, umweltfreundlich, sicher und unglaublich preiswert. Tatsächlich werden sich all diese Veränderungen nicht nur massiv auf das Stadtbild der Zukunft auswirken, sondern das Leben jedes Einzelnen von uns stark verändern.

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Wenn ihr euer Kind heute in den Kindergarten im Nachbarort fahrt, dann fällt es euch nicht nur schwer, einen Parkplatz direkt vor der Tür zu finden. Nein, es ist ein nahezu unmögliches Unterfangen. Denn wie ihr tun es eben auch die Eltern aller weiteren gut 700.000 Kinder, die in Deutschland in Kitas und Kindergärten betreut werden.

Wie schön ist es also, wenn ihr euer Kind in Zukunft mit einem autonom fahrenden Schwarmmobil auf den Weg in die Kita schickt, das noch weitere Kinder einsammelt und sie geradewegs und sicher an ihrem Bestimmungsort abliefert!
Überlegt doch mal, wie viel Zeit ihr so spart, die ihr sonst mit der Parkplatzsuche vergeudet. Stattdessen nutzt ihr sie also für ein ausgiebiges Frühstück mit der Familie.

Stadt, Land, Parkplatz?

Gerade Familien überlegen sich lange, ob sie eher aufs Land ziehen – schließlich ist hier die Gefahr durch vielbefahrene Straßen geringer und der Lebensraum zum Toben größer. Oder ob es doch die Stadt sein darf, in der die Infrastrukturen besser, dagegen die Straßen umso lauter und gefährlicher sind. Würdet ihr an einer vierspurigen Stadtautobahn wohnen wollen? In der keine Tiefgaragenparkplätze mehr frei sind und die nächste Park-&-Ride-Anlage mehrere Kilometer entfernt ist?

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Ich schon. Weil man in Zukunft kaum mehr Parkplätze braucht. Weil im Zeitalter der Schwarmmobilität fünf Millionen Schwarmmobile die gleiche Mobilitätsleistung erbringen werden, wie es heute 46 Millionen Pkw in Deutschland tun. Weil sie so gut wie nie herumstehen und stattdessen Menschen auf Knopfdruck von A nach B bringen werden. Und das lautlos, Stoßstange an Stoßstange, alle in der gleichen Geschwindigkeit. Daher ergibt sich eine ganz neue Lebensqualität an den großen Straßen – Lärm und Abgase fallen weg. Eure Kinder haben viel Platz zum Toben und gleichzeitig könnt ihr die Infrastruktur wunderbar nutzen. Der Parkraum fällt weg, Flächen vor Supermärkten, Sportanlagen und Schulen oder in Gewerbegebieten werden frei. Circa 150 Millionen Pkw-Stellplätze werden weitestgehend überflüssig. Es lohnt sich also, jetzt in Immobilien zu investieren, die heute noch benachteiligt sind, weil sie an vielbefahrenen Straßen oder in eng verdichteten Gebieten liegen!

Ganz neue Möglichkeiten

Den neu gewonnenen Lebensraum könnte man zum Beispiel nutzen, um selbst Gemüse anzubauen – mitten in der Stadt. Oder Spielplätze, mehr bezahlbaren Wohnraum, mehr Oasen und Lebensqualität schaffen – mitten in der Stadt.

Ein weiterer, besonders spannender Aspekt dieser Veränderungen ist, dass Fahrzeuge zu Räumen auf Rädern werden. Wie viel Zeit verschwendet ihr im Auto, wenn ihr im Stau steht, Parkplätze sucht und so weiter? 38.000 Stunden sitzt ein Bundesbürger im Laufe seines Lebens durchschnittlich hinter dem Lenkrad. 4,5 Jahre seines Lebens. Bei Geschäftsleuten sind das dann schonmal auch zehn, 15 oder mehr Lebensjahre. Wahnsinn! Denkt jetzt schon darüber nach, wie ihr diese Zeit sinnvoller nutzt. Denn: Die „Schwarmmobile“ der Zukunft werden ein reizvoller Lebensraum sein.

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Für alle was dabei

Ihr wollt auf der Fahrt Sport machen? Kein Problem – mietet das Sportmobil mit Laufband. In diesem Fahrzeug der Zukunft habt ihr so auf der Fahrt von Frankfurt nach Stuttgart zwei Stunden Zeit, euer Kraft- und/oder Ausdauertraining zu erledigen. Ihr wollt euch entspannen? Auch kein Thema. Denn ihr könnt das Angebot des Wellnessmobils mit Masseur und Jacuzzi nutzen. Spielemobil, wenn die Kinder dabei sind, Businessmobil, Shoppingmobil, Friseurmobil, Schlafmobil – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Zusätzlich entstehen neue Jobs der Innenraumgestaltung für diese Form der Fahrzeuge. Auf der CES in Las Vegas gab es da schon den einen oder anderen Vorgeschmack.

Mit dem positiven Blick

Deshalb lautet mein wichtigster Tipp also: Kauft euch kein neues Fahrzeug mehr. Es wird in wenigen Jahren obsolet sein, und auf dem Weg zur Schwarmmobilität sind die Umwälzungen und technischen Neuerungen dermaßen rasant, dass es immer schwerer sein wird, ein gebrauchtes Fahrzeug nach drei oder fünf Jahren Nutzungsdauer zu einem fairen Preis verkaufen zu können … Wenn ihr ein Auto benötigt, um von A nach B zu kommen, mietet oder least es euch. So bleibt das Restwertrisiko beim Hersteller.

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Und im Vorausblick könnt ihr es so sehen: Wir dürfen uns auf eine großartige Veränderung freuen. Weil wir die Umwelt weniger verschmutzen, Parkräume wieder zu Lebensräumen werden, wir mehr Zeit für uns und unsere Familien gewinnen und vieles mehr.

In meinen Augen also eine großartige Chance, die jetzt für uns alle entsteht. Und das bleibt sie auch, trotz all der Nachteile, die natürlich auch damit verbunden sein werden. Denn ja, es werden dadurch Millionen an Jobs verloren gehen und unzählige Wertschöpfungsketten sich dadurch verändern. Aber das soll uns nicht irritieren, denn das ist bei jeder großen Transformation so.

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8 Kommentare
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xordinary

Fast vollständige Zustimmung, allerdings ist der Tipp „Mietet oder least“ ein wenig kurz gedacht, denn die entsprechenden Unternehmen werden das Restwertrisiko natürlich auf die Kundschaft umlegen. Also braucht man nicht zu glauben, dass man bis zu dieser nette Zukunft um das finanzielle Risiko dieser Disruption herum kommen wird. Und nachhaltig ist das mit dem Leasen auch nicht, denn was wollen wir mit den ganzen dreijährigen Autos machen?

Sinnvoller wäre dies:
Fahrt euren Verbrenner noch für ein, zwei Jahre, kauft euch dann einen gebrauchten (oder wegen mir auch neuen) Elektro und fahrt diesen, bis die Schwarmmobilität so weit ist. Das dürfte genau passen, und dann ist der Restwert ohnehin nicht mehr so hoch, als dass es einen besonders schmerzen würde, nicht mehr ganz so viel für die Mühle zu bekommen.

Antworten
Christoph P.

Leiser wird’s leider nicht. Ab etwa 30km/h überwiegt bei PKWs hinsichtlich der Lärmemission das Reifen-Abrollgeräusch.
Quelle: Bundesumweltamt: https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/verkehrslaerm/strassenverkehrslaerm#textpart-1

Antworten
christos-chatzigeorgiou

Mal so am Rande:

Kinder sollen in die Kindergärten, Kitas und Schulen zu Fuß gehen und nicht gefahren werden…

Antworten
Wolfgang

Selbst wenn all diese Möglichkeiten umsetzbar sind, wird man in Deutschland ein paar Jahre länger brauchen. Unser Gesetzgebungsverfahren ist so entschleunigt, dass nicht absehbar ist wann selbsfahrende Autos etc. erlaubt sind. Schon das Thema E-Scooter bekommen wir gesetzlich nicht geregelt.

Antworten
Florian

Danke für den Artikel!

Ich vermisse lediglich das Rad als Möglichkeit der effizienten innerstädtischen Bewegung. Gesund (Wie viele Stunden rennt der Durchschnitts-Deutsche-Büroarbeitnehmer ins Fitness Studio?) und ganz ohne energetische bottlenecks.

Antworten
Manne

Sorry, aber größtenteils absoluter Schwachsinn. Mit roboterartigen Homo Oeconomicus kann das vielleicht funktionieren, nicht aber mit dem Durchschnittsmenschen und dessen Wirklichkeit.

Und schon gar nicht mit Menschen in ländlichen Gebieten, die nicht im einem super duper hippen Startup mit Gleitzeit arbeiten, sondern pünktlich an ner Maschine stehen müssen oder nach der Arbeit noch kurz zum Einkaufen oder zum Baumarkt fahren müssen.

Man darf Elektromobilität nicht mit dem ganzen autonomen Fahren in einen Topf werfen. Klar ist, dass sich Ersteres langfristig durchsetzen wird. Bei letzterem wird’s aber sicher länger dauern als gedacht.

Wo sind denn die Carsharing-Dienste, wo auch alles super und die Zukunft sein sollte? In den 6 größten Städten vielleicht… Darüber hinaus werden sie nur von einer Minderheit genutzt. Und kommt mir nicht mit Uber etc., das ist nur das Taxiformat in einer anderen Verpackung.

Antworten
Julia Nikolaeva

Lol, und was ist, wenn ich, statt mich im Jacuzzi zu langweilen, gerne selber, in meinem eigenen, großen, schnellen, schönen Auto von Frankfurt nach Stuttgart fahren will, und zwar nicht mit der gleichen quälend langsamen Geschwindigkeit wie alle anderen, sondern mit 250 auf der linken Spur, während die Autos rechts von mir chillig im Rückspiegel verschwinden? Was, wenn ich mit Kindern nichts anfangen kann und deshalb keinerlei Probleme mit Kindergarten-Parkplätzen habe und auch niemanden zur Schule chauffieren muss? Ich befürchte, Sie denken in Ihren Träumereien nur an sich selbst und ihr eigenes idylisches Dasein eines harmoniebedürftigen Familienvaters, aber an Menschen mit etwas mehr Adrenalin- und Freiheitsbedürfnis haben Sie bei der Ausformulierung Ihrer Zukunftsvisionen nicht gedacht. In Ihrem Szenario hätten nur noch die Fahrräder bis zum absoluten Klische gefehlt.

Antworten
Julia Nikolaeva

* bis zum absoluten Klischee

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