Hohe Zinsen: Warum sich die Bankenaufsicht jetzt für Trade Republic interessiert

Vor einigen Tagen hatten wir über die Zinsangebote der Neobroker Trade Republic und Scalable Capital berichtet. Die beiden Neobroker nutzen hohe Zinsen als gut funktionierendes Marketing- und Kund:innenbindungsinstrument. Auf den ersten Blick dürfte vielen Kund:innen aber der Unterschied nicht klar sein zwischen den sonst üblichen Tagesgeldzinsen und den hier verwendeten Geldmarktfornds, die für höhere Beträge zum Einsatz kommen.
Auch wenn die Anbieter hier nachgebessert haben und dies auch gegenüber Medienvertreter:innen betonen, sind die Verbraucherschützer:innen da offenbar anderer Meinung. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat sowohl Trade Republic als auch Scalable Capital deswegen abgemahnt und den beiden Unternehmen bis nächste Woche Zeit gegeben, entsprechende Unterlassungserklärungen abzugeben. Passiert dies nicht, wolle die Verbraucherzentrale klagen, erklärt sie gegenüber der Wirtschaftswoche.
Die Werbung sei irreführend, argumentieren die Verbraucherschützer:innen, weil Trade Republic und Scalable Capital (noch) mit Partnerbanken zusammenarbeiten und zudem auf qualifizierte Geldmarktfonds setzen, die nicht als Sondervermögen im Rahmen der staatlichen und brancheneigenen Einlagensicherung zählen, sondern durch die ausgebende Fondsgesellschaft besichert sind.
Trade-Republic-Angebot: Finanzaufsicht will genauer hinschauen
Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin will sich, so berichtete zuerst das Manager Magazin, das Thema genauer anschauen – in diesem Fall aber ausschließlich bei Trade Republic, wo die großzügigen Zinsversprechen ein Teil des Girokonto-Angebotes sind. Aktuell bietet das Unternehmen 2,75 Prozent Zinsen an, was aber auch schon mal höher war – und ein entscheidender Magnet für viele Kund:innen sein dürfte. Trade Republic hat alleine im letzten Jahr seine Kundenzahl auf 8 Millionen verdoppelt.
Bislang ist nur von einer Untersuchung seitens der BaFin die Rede, doch diese könnte weitreichende Konsequenzen haben und in regulatorischen Maßnahmen münden, wenn die Bankenaufseher:innen zu dem Schluss kommen, dass Kund:innen hier nicht ausreichend transparent informiert werden.
In unserer Analyse haben wir erklärt, warum ein qualifizierter Geldmarktfonds nichts Unsicheres ist und in manchen Fällen den Zinsangeboten bestimmter Banken sogar vorzuziehen wäre. Diese Empfehlung bleibt weiterhin bestehen. Die Maßnahmen der Verbraucherzentrale und der Bafin zeigen aber, dass die Angebote offenbar doch nicht so transparent sind und dass es einer Klarstellung bedarf. Denn auch wenn die Bafin hier genauer hinschaut, stört sie sich offenbar nicht an der Konstruktion über den Geldmarktfonds generell, sondern wohl lediglich an der Kommunikation mit den Kund:innen und daran, dass im Vorfeld nicht klar ist, unter welchen Bedingungen Geld dorthin ausgelagert wird.