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Interview

Holger Köther von Iota: Warum es eine Alternative zu Blockchains braucht

Wie eine Blockchain, nur besser: Holger Köther von der Iota-Foundation ist überzeugt, dass die DLT-Technologie des Projekts die Skalierungs- und Sicherheitsprobleme bestehender Blockchains und Smart-Contract-Netzwerke lösen kann. Welche Rolle spielt Iota im Web3?

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Ist überzeugt, dass das Iota-Netzwerk Blockchains überlegen ist: Holger Köther von der Iota Foundation (Foto: Iota Foundation).

Holger Köther ist seit Juni 2018 für die Markt-Adoption, Partnerschaften und Projekte der Technologie der Iota-Foundation verantwortlich. Die Stiftung aus Berlin forscht und entwickelt seit der Gründung 2017 an einem Distributed-Ledger-Protokoll. Damit sollen Daten und Werte gebührenfrei ausgetauscht werden können – effektiver und effizienter als auf einer Blockchain.

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t3n: Iota ist ein Kommunikationssystem auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie. Es funktioniert ähnlich wie eine Blockchain, ist aber keine. Warum?

Holger Köther: Ziel der Gründer war es, eine Alternative zur Blockchain zu schaffen. Denn Blockchains sind sehr limitiert aufgrund der Art und Weise, wie sie aufgesetzt sind. Neue Blöcke werden seriell und im Wettbewerb erstellt. Iota ist dagegen ein System, dass parallel funktioniert und andere Designkriterien hat. Deswegen haben wir uns komplett von dem Blockchain-Ansatz getrennt.

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Als die Grundidee von Iota 2014 entstand, wollten die Gründer ein System für das Internet der Dinge (IoT) schaffen. Deswegen gibt es keine Transaktionsgebühren, denn es geht ja um den Austausch vieler Daten, da fallen Milliarden von Mikro-Transaktionen an, das würde selbst bei geringen Gebühren teuer werden.

Außerdem ist Iota permissonless, also öffentlich, sodass jeder Schreibzugriff hat. Das macht das Web3 und Metaverse aus: Jeder, der will, kann daran teilnehmen und zum Beispiel eine Dex aufbauen, ein Spiel entwickeln oder eine NFT-Collection erstellen. Permissionlessnes ist die Königsdisziplin im DLT-Bereich, weil solche Systeme resilient gegenüber Angriffen sein müssen. Mit permissioned Systemen wie Hyperledger ist das einfacher, da Externe dem Netzwerk nicht ohne Erlaubnis beitreten können.

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„Vor allem am Anfang hatten wir noch viele exotische Ideen, die für Rückschläge gesorgt haben“

t3n: Das Iota-Mainnet ging 2016 online, nach einer kurzen Hypephase war es aber jahrelang still um Iota. In welcher Entwicklungsphase steckt das Projekt gerade?

Genau, Iota ist eine forschungsgetriebene Einrichtung und war mit dem DLT-Ansatz sehr früh dran: 2014 entstand die Idee. Die Forschung schreitet immer weiter voran, aber wie das in der Forschung üblich ist, gibt es auch Rückschritte. Vor allem am Anfang hatten wir noch viele exotische Ideen mit drin, die für Rückschläge gesorgt haben.

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Da war zum Beispiel ein Konzept, das trinär statt binär funktioniert, um Energie bei batteriebetriebenen Aktoren zu sparen. Oder ein längeres Signaturschema, um die Sicherheit zu erhöhen. Vieles davon haben wir rausgeworfen oder ersetzt. Das Protokoll ist sehr schlank geschrieben, aber erfüllt unsere Designkriterien.

Über die letzten zwei Jahre hat sich herauskristallisiert, dass wir den Nakamoto-Konsens vorantreiben. Der Konsensus in Verbindung mit dem gerichteten azyklischen Graphen sind das Powerhouse, der Kern von Iota. Wir sind das einzige Projekt im Kryptobereich, das diese Kombination verwendet.

t3n: Was macht den Nakamoto-Konsens aus?

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Der Nakamoto-Konsens-Mechanismus skaliert sehr gut, ist robust und sicher. Er ist immer noch zuverlässig, auch wenn viele Validatoren plötzlich wegbrechen. Damit haben Blockchains mit Proof-of-Work- oder Proof-of-Stake-Mechanismus ein großes Problem: Falls mehr als 30 Prozent der Validatoren wegfallen, wird die Chain lahmgelegt.

Fast alle anderen Projekte nutzen statt dem Nakamoto-Konsensus eine geringere Anzahl an Validatoren, um ihre Chain schneller zu machen. Solana hat das auf die Spitze getrieben und ihre Validatoren brauchen leistungsstarke Server. Deswegen gibt es nur wenige Solana-Validatoren und das Netzwerk wurde mehrfach Opfer von Angriffen. Ethereum 2.0 wird dasselbe Problem haben: Wenn mehr als etwa 30 Prozent der Validatoren ausgeschaltet werden, steht das Netzwerk.

t3n: Was sind die Unterschiede zu einer Blockchain?

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Der erste große Unterschied ist, dass wir die Transaktionen einzeln behandeln. Bei einer Blockchain wird der komplette Block rückabgewickelt, wenn es bei einer Transaktion darin Konflikte gab. Bei Iota können wir Konflikttransaktion einzeln rückabwickeln, ohne die anderen zu berühren. Der zweite Unterschied sind die nicht vorhandenen Gebühren pro Transaktion. Stattdessen nutzen wir eine indirekte Metrik, Mana, die durch das halten von Iota-Token erzeugt wird und nach einer Zeit wieder verfällt. Wenn das Iota-Netzwerk an der Kapazitätsgrenze ist, werden Transaktionen mit Mana bevorzugt

t3n: Was sind aktuelle Anwendungen?

Aktuell kann man das Iota-Netzwerk nutzen, aber noch ohne Smart Contracts oder Tokenisierung. Das wird beides nach einem Utility-Update möglich sein, das wir dieses Jahr durchführen. Die größten Use-Cases sind deshalb momentan reine Daten-Use-Cases. Ein Use-Case im Bereich Mobility sind zum Beispiel Daten zum Zustand von Straßen: Die Sensoren in smarten Autos prüfen den Straßenbelag, um die Datensätze an die jeweiligen Kommunen zu verkaufen. Fahrer können incentiviert werden, wenn sie einen Umweg über wenig befahrene Straßen nehmen, um dort Daten zu sammeln.

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(Grafik: IOTA-Stiftung)

t3n: Ein ähnliches Modell läuft gerade in den Niederlanden, richtig?

Genau, es heißt Energie-Knip und wäre auch in Deutschland umsetzbar. 50.000 Haushalte sind dort an ein privates Iota-Netzwerk angeschlossen. Sie nutzen den Miota-Token des privaten Netzwerkes, um ihn an die Bürger auszuschütten, wenn sie per App Fragen über ihre Energienutzung beantworten.

t3n: Aus welchen öffentlichen Netzwerken besteht Iota?

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Neben dem Iota-Mainnet gibt es noch ein Testnet für Entwickler und ein Devnet für Iota 2.0, das ohne den Koordinator funktioniert. Bald wird es noch das Pre-Production-Testnet Shimmer und Assembly, eine freie Smart-Contract-Plattform geben. Firmen könnten damit ein eigenes Ökosystem erschaffen und die Tokenomics, also die Preise und Konditionen der Token, selbst festlegen.

In diesem Ökosystem für Smart Contracts sollen einzelne Systeme nativ und kostenfrei miteinander kommunizieren können – eine interoperable Plattform. Das ist ein Wettbewerbsvorteil, weil Smart-Contract-Blockchains wie Ethereum keine native Kommunikation zwischen Smart-Contract-Systemen zulassen oder nur über anfällige und teure Brückensysteme. Iota ist eine Alternative zu bestehenden Blockchains, Assembly eine Alternative zu bestehenden Smart-Contract-Ökosystemen.

„Iota hat klare Wettbewerbsvorteile gegenüber Ethereum“

t3n: Ethereum ist die größte Smart Contract-Plattform. Werden Nutzer:innen zu Iota wechseln?

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Ethereum hat einen großen Vorsprung, viele Tools, Know-how und eine große Community. Aber es hat auch viele Nachteile und auf das Upgrade zu Eth 2.0 warten wir immer noch. Ja, ich glaube, es werden viele Ethereumnutzer:innen wechseln, weil Iota klare Wettbewerbsvorteile hat.

t3n: Tritt Iota dann als Ethereum-Killer an?

Ich halte nichts davon, dass Projekte sich gegenseitig killen wollen. Alle sollten an einem Strang ziehen, um das Web3 weiter voranzubringen. Die Technologien sind noch sehr jung und bislang gibt es wenig Enterprise-Adoption. Im Global Trade und Supply Chain sind wir sehr stark und arbeiten mit Weltmarktführern wie Zebra und Dell zusammen. Wir sind auch unter den letzten fünf Projekten bei einem Förderprogramm der EU-Kommission für die European Blockchain Service Infrastruktur (EBSI) und bauen dafür gerade einen Prototypen.

Holger Köther von der Iota Foundation (Foto: Iota Foundation)

t3n: Welche Bedeutung hat das Förderprogramm der EU für Iota?

Das Förderprogramm ist wichtig für uns und zeigt, dass unsere jahrelange Forschung und Entwicklung auf fruchtbaren Boden fällt. Immer mehr Menschen erkennen die Skalierungsprobleme und andere Limitierungen der Blockchains und dass der gerichtete azyklische Graph größeres Potenzial hat als die Blockchain-Technologie.

Um die Probleme von Blockchains zu lösen, muss man umdenken: Think outside the Block! Wir haben erkannt, dass das, was für das IoT gut ist, auch für das Web3 und den Kryptospace funktioniert. Die Anforderungen sind schließlich ähnlich: Assets sind auch Daten auf der Blockchain. Ich denke, dass Iota einer der Haupttreiber des Web3 werden kann und eine der Hauptplattformen für Web3-Ökosysteme darstellen wird.

t3n: Iota ist schon seit Jahren in der Entwicklung, große Use-Cases gibt es bislang noch nicht. Kritiker:innen behaupten, Iota sei Scam. Was entgegnest du ihnen?

Iota steckt in der Forschung und Entwicklung und ist kein Scam-Projekt. Wer sagt, dass Iota Scam ist, der hat es sich nicht genau angeschaut. Kritikern fehlen in wissenschaftlichen Diskussionen schnell die Gegenargumente. Dabei sind Kritiker, die Schwachstellen finden, ein großer Antreiber für uns. Einer der größten Kritikpunkte an Iota ist, dass es einen Koordinator gibt.

Doch er allein kann das Netzwerk nicht manipulieren oder ungültige Transaktionen durchführen, ohne dass die Validatoren es verhindern würden. Ich freue mich darauf, wenn sich die Kritiker von Iota an den kommenden Updates die Zähne ausbeißen, denn wir haben dieses Jahr viel in der Fertigstellung: Die Smart-Contract- und Tokenization-Plattformen werden fertig, Assembly wird starten und der Koordinator wird in einem neuen Testnet abgeschafft.

t3n: Wie kann eine zentrale Stiftung ein dezentrales Netzwerk aufbauen?

Die Iota-Foundation ist gemeinnützig und wurde durch Stiftungsgelder ins Leben gerufen, um einen Anschub für die Forschung und Entwicklung von Iota zu geben. Sie besteht aus über 190 Mitarbeiter:innen, die meisten sind Entwickler:innen. In Deutschland sind wir die erste und bislang einzige Stiftung für Krypto-Token und werden streng reguliert. Aber die strenge Aufsicht gibt uns auch eine gute Kredibilität.

Da das Iota-Protokoll aber Open Source ist, gibt es neben der Stiftung auch noch viele Community-Initiativen, die auf Iota bauen und am Protokoll mitschreiben. Auch sie treiben das Projekt voran. Deswegen ist Iota größer als die Stiftung. Zusätzlich werden gerade mehrere themenspezifische Decentralized Autonomous Organisations (DAO) gegründet. Diese können später auch das Core-Protokoll weiterentwickeln oder auch Marketing anstoßen. Bereits heute existiert eine Content-Creater-DAO.

t3n: Könnten DAO irgendwann die Iota-Stiftung ersetzen?

Die Stiftung wird es wahrscheinlich weiter geben. Es könnte aber sein, dass viele Mitarbeiter zu DAO wechseln, wenn sie sich als neues Arbeitsmodell bewähren. Der Hintergrund einer DAO ist ja der Freelancer-Gedanke, um sich bezahlt dort einzubringen, wo die Arbeit am meisten Spaß macht. Auch ich persönlich könnte mir vorstellen, für eine DAO zu arbeiten. Ich habe schon den Sprung von der Industrie- in die Startup-Welt sehr gerne gemacht, weil mir das agile Arbeiten mit abwechslungsreichen Partnern gut gefällt.

„Wir bauen Iota mit und für die Unternehmen.“

t3n: Was ist deine Rolle in der Iota-Stiftung?

Mit meiner Kollegin Regine zusammen leite ich den Bereich Market-Adoption. Wir arbeiten mit Unternehmen zusammen, die Iota nutzen wollen, organisieren Fördermaßnehmen und vermitteln Integrationspartner, um Iota einsetzbar zu machen. Dafür tragen wir die Anforderungen der Unternehmen an die F&E-Abteilung weiter, um sie mit in das Core-Protokoll aufzunehmen. Wir bauen Iota mit und für die Unternehmen.

t3n: Wo steht Iota in fünf Jahren?

In fünf Jahren ist Iota sicher weltweit bekannter als jetzt. Wir wollen das Iota-Protokoll standardisieren, um Sicherheit für Firmen zu schaffen, dass das Protokoll auch noch zehn Jahre und länger bestehen bleibt. Wir werden einen Umschwung sehen von Web2 auf Web3 mit DAO, NFT, VR und mehr. Iota wird dazu beitragen, dass sich diese Systeme etablieren können, weil es eine hochskalierbare Plattform als Unterbau bietet.

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Dein t3n-Team

Frank

Man kann bereits < 1 MIOTA versenden per CLI, jedoch noch nicht in FireFly. Dies ist aber nur Temporär so und wird nach Coordicide nicht mehr der Fall sein.

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