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Macht endlich die Büros dicht und sorgt für nachhaltigen Schutz!

Mit welcher Berechtigung öffnen eigentlich Unternehmen ihre Büros und lassen ihre Mitarbeitenden teilweise in Großraumbüros mit wechselnder Besetzung zusammenarbeiten, während Schüler aktuell nicht mal in denselben Kleingruppen zusammenkommen dürfen?

2 Min. Lesezeit
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Offene Großraumbüros sollen der Zusammenarbeit guttun. (Foto: Kelleher Photography / Shutterstock)

Die Debatte um verschärfte Homeoffice-Regeln für Unternehmen ist irgendwie verlogen: Gegenüber vielen Geschäften wurde die Verpflichtung zur Schließung schon vor Wochen verabschiedet und wird reichlich schmerzhaft für die Inhaber durchgezogen – und selbst nach Feierabend darf man sich maximal mit einer Person aus einem anderen Haushalt unter Einhaltung sämtlicher Abstandsregeln und bei möglichst nachhaltigem Lüften treffen (und das auch nur bis 21 Uhr, weil – ja, warum eigentlich?).

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Nur in den Büros scheinen derartige Restriktionen nicht angebracht. Dabei treffen im Großraumbüro und in den Bürohochhäusern den ganzen Tag lang an fünf Tagen pro Woche Dutzende Haushalte aufeinander; es werden Besprechungen abteilungsübergreifend abgehalten, Menschen treffen sich luftanhaltend in Aufzügen und Kantinen. Doch zu mehr als einer Aufforderung, den Angestellten mehr Homeoffice zu ermöglichen, kann sich weder Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) noch der ansonsten wenig zimperliche Markus Söder (CSU) durchringen.

Die Großkonzerne freut das natürlich. Sie sehen erwartungsgemäß auch keinen Handlungsbedarf über die geltenden Hygieneregeln hinaus. Dabei muss man anmerken, dass offenbar in den Großkonzernen vieles dank entsprechender Betriebsräte und einem Bewusstsein über gesetzliche Fürsorgepflichten formeller läuft als in kleineren und mittelständischen Unternehmen und auch als in Startups. Eine kleine Anfrage der Linkspartei hat dazu interessante Zahlen hervorgebracht: Je kleiner der Betrieb, desto (tendenziell) lockerer wird der Infektionsschutz genommen.

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Wie viel Kompromiss darf man verlangen?

Warum kann sich die Bundesregierung nicht dazu durchringen, ähnlich wie in Geschäften beispielsweise eine maximale Anzahl an Beschäftigten pro Quadratmeter Fläche zu verordnen? Und warum kann von Unternehmen nicht verlangt werden, dass wie in Schulen stets dieselben verkleinerten Teams miteinander zusammenarbeiten und auch keinerlei vermischende Elemente geduldet werden? Nicht praxistauglich sei dies, entgegnen Kritiker. Kompromisse müssen alle Beteiligten eingehen – und in vielen Bereichen tun die deutlich mehr weh als im Kontext der Büros. Die Schäden für die Wirtschaft, vor denen hier alle warnen, werden uns im Übrigen länger und nachhaltiger treffen, je länger wir uns vormachen, dass es ausreiche, allein in der Freizeit die Kontakte zu anderen Personen zu reduzieren, während viele von uns in der Arbeitswelt weitermachen wie bisher.

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Eine Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ermittelte im Dezember: Während nach Beginn der Coronakrise im Frühjahr immerhin 27 Prozent der Beschäftigten angaben, ausschließlich oder überwiegend von zu Hause zu arbeiten, hat sich dieser Prozentsatz nahezu halbiert (14 Prozent) – und das, obwohl die Unternehmen inzwischen deutlich mehr Vorbereitungszeit hatten. Anders als in den Geschäften und Gaststätten, die teils rigide auf Null gesetzt werden, ließe sich das in den Unternehmen sogar sehr gut auffangen – durch digitale Services, virtuelle Telefonanlagen und eine Vielzahl an Systemen, die gerade für dezentrale Teams entwickelt wurden.

Es stellt sich ohnehin die Frage, warum in vielen Unternehmen in den vergangenen neun Monaten, die wir von der Pandemie Kenntnis haben, nicht sämtliche bestehenden Prozesse soweit digitalisiert wurden, dass es eigentlich egal ist, ob man im Homeoffice, im Büroturm oder in einem neu anzumietenden dritten Büro sitzt. Es wird nämlich eher über längere Zeit noch das berühmte „New Normal“ sein, dass wir weniger geclustert im zentralen Büro sitzen. Es wäre sinnvoll, wenn die Unternehmen hiervor nicht die Augen verschließen würden, so wie sie in den letzten Monaten die Augen vor dem absehbaren zweiten Lockdown verschlossen haben.

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Lolek und Bolek

Klingt ja vollmundig und spritzig. Und schon ist man versucht, zuzustimmen. Wenn da nur ein winziger Punkt nicht wäre. Nämlich das rein Faktische.

Ganz offensichtlich ist es nämlich nicht so, dass sich Menschen in Büros in nennenswertem Umfang infizieren, denn sonst würden wir ja Schließungen wie damals im Tönnies-Umfeld im Tagestakt um die Ohren gehauen bekommen.

Wenn das aber nicht passiert, dann passiert da wohl nichts. Und wenn da nichts passiert, wieso sollten wir es dann schließen?

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MrX

Was ist mit den Menschen in den Fabriken?
Tatsächlich werden in Deutschland immer noch ganz viele Produkte hergestellt, obwohl man meinen könnte das alles aus China stammt.
Die meisten Menschen sterben doch an Corona weil das Immunsystem kaputt ist.
Das passiert zum Beispiel bei Kontaktarmut (siehe Astronautenforschung) und Bewegungsmangel mit der Tüte Chips vorm Fernseher.

Antworten
Titus von Unhold

Menschen infizieren sich immer dann wenn sie mit anderen Menschen zusammen kommen. Also auch im Büro oder bei der Nutzung des ÖPNV auf dem Weg dort hin.

Antworten
WTF

Also ich kann den Artikel nur unterstützen! Ich arbeite in einem KMU und bei uns wurde Maskenpflicht ausgerufen und die Türschnallen werden regelmäßig desinfiziert. Die Mittagspause muss am Arbeitsplatz einzeln gemacht werden. Meinen Arbeitsplatz habe ich mit 6 Kollegen in einem „Großraum-Büro“… so groß ist das aber eigentlich nicht (ca. 5x6m). Alle meine Kollegen machen „digitale Arbeit“ und könnten diese sogar mit den vorhandenen Tools schon zu 90% von zu Hause aus machen. Für die restlichen 10% sind Tools nötig für man mehr als einen Computer mit Internetanschluss benötigt. Und trotzdem treffen wir uns jeden Tag alle im Büro. Kritik oder Vorschläge für mehr Homeoffice werden kategorisch vom Inhaber abgelehnt.
Ich verstehe auch nicht, warum der Gesetzgeber hier die Fürsorgepflicht nicht vehementer einfordert. Nachgeschärft wurde bisher bei uns nur die Masken-Tragepflicht während der Arbeit in Büros wenn mehr als eine Person gleichzeitig anwesend ist.

Antworten
Arwed Grön

Diese Krise ist die ultimative Chance nachhaltig Arbeitsbedingungen zu verbessern. Nicht nur wegen Corona. Jeden Winter sind Grippewellen durch die Teams gezogen und haben „überraschend“ wertvolle Arbeitskraft aus dem Verkehr gezogen anstatt lieber geplant einen schon länger verdienten Urlaub mit echter Erholung zu starten.

Es ist überfällig, dass Mitarbeiter die freie Wahl haben sollten, wo sie arbeiten. Im Digitalen Zeitalter gibt es reichlich technische Lösungen – zumindest dann, wenn man nicht an Maschinen arbeiten muss, oder wie eine Buchhalterin sämtliche Papier-Ablage am Platz haben muss.

Jetzt ist die Gelegenheit es anzupacken und eine echte Innovation umzusetzen!

Liebe Unternehmer – lasst euren Mitarbeitern – sofern es möglich ist – die Freiheit selbst zu entscheiden, wo sie sich am kreativsten und – sofern sie noch motiviert sind – ihrem Schaffensdrang am liebsten Ausdruck verschaffen können. Sei es im heimischen Wohnzimmer, im Co-Working-Place der Wahl, oder (sobald sie wieder aufhaben) im persönlichen Lieblings Café.

Ansonsten sollten wir uns alle viel mehr damit beschäftigen, wie wir unser Immunsystem stärken!

Z.B. mit viel frischer Luft, Bewegung in der Natur, guter Nahrung, viel Vitaminen, Kontakt zu Menschen die gut tun…Lachen, Singen und vor allem letztlich auch mal wieder- Umarmungen.

Antworten
MrX

„Liebe Unternehmer – lasst euren Mitarbeitern – sofern es möglich ist – die Freiheit selbst zu entscheiden, wo sie sich am kreativsten und – sofern sie noch motiviert sind – ihrem Schaffensdrang am liebsten Ausdruck verschaffen können. Sei es im heimischen Wohnzimmer, im Co-Working-Place der Wahl, oder (sobald sie wieder aufhaben) im persönlichen Lieblings Café.“

Leider haben viele Vorgesetzte ein erhöhtes Kontrollbedürfnis, das äussert sich dadurch das es sehr viele unnötige Kontrollanfrufe gibt und Berichte geschrieben werden müssen, was man im Homeoffice alles erledigt hat.

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