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Wenn Homeoffice auch den Wohnort beeinflusst

Jeder Fünfte würde umziehen, wenn Homeoffice möglich wäre. Pia Hörlberger hat es getan und ihren Wohnort dank des Homeoffice-Bekenntnisses des Arbeitgebers sogar bis nach Schweden verlegt.

4 Min. Lesezeit
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Pia Sternberg arbeitet im Homeoffice. Das ermöglicht ihr den Umzug nach Schweden. (Foto: Privat)

Ein Haus im Grünen, mehr Platz für weniger Geld, kürzere Wege zu den Verwandten oder ein paar Jahre im Ausland leben? Die Erfüllung dieser Träume hängt in den meisten Fällen vom Job ab – und ist für viele Menschen deshalb schwer erreichbar. Denn: Gelebt wird, wo die Arbeit ist. Und die findet sich vor allem in deutschen Städten und deren Randgebieten. Nicht selten fern der Heimat. Wer täglich ins Büro in die Berliner Innenstadt fährt, wird sich den Traum vom Eigenheim in der wunderschönen Schorfheide nur schwer erfüllen können. Zurück zur Familie ins Schwabenland? Unmöglich. Ganz zu schweigen von längeren Aufenthalten im Ausland. Wer ortsungebunden arbeiten kann, schätzt sich hingegen glücklich. Tatsächlich würden viele Menschen einen Wohnortswechsel ins Visier nehmen, wenn Homeoffice möglich wäre.

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Zu diesen Menschen zählt auch Pia Hörlberger. Ihr Arbeitgeber, die PR-Agentur Hypr, sitzt in Berlin. Sie jedoch wandert gerade nach Schweden aus. „Als ich meinem Chef von meinen Plänen erzählt habe, war ich mir recht sicher, dass er dem aufgeschlossen gegenüber stehen würde“, verrät die 33-Jährige im t3n-Gespräch. Der Grund: Hypr ist eine Full-Remote-Agentur. Die Angestellten dürfen arbeiten, von wo sie wollen. Für Hörlberger eine glückliche Fügung, denn sie kennt auch das andere Leben als Pendlerin. In ihrem vorherigen Job reiste sie zwischen ihrem Wohnort in Stade, einem Vorort von Hamburg, täglich bis in die Hansestadt und wieder zurück. „Ohne an einen klassischen Bürotisch gebunden zu sein, hat man natürlich endlose Möglichkeiten so zu leben, wie man es sich wünscht.“ Diese neu gewonnene Freiheit lebt sie jetzt auf Gotland aus.

Homeoffice-Vorteil: Jeder Fünfte würde umziehen

Pia Hörlberger im Homeoffice auf Gotland: Mobile Work ermöglicht ihr den Umzug. (Foto: Privat)

Der Digitalverband Bitkom hat in einer Umfrage erhoben, dass in etwa jeder fünfte Berufstätige umziehen würde, wenn die Person größtenteils im Homeoffice und nicht in einem festen Büro arbeiten könnte. Am größten ist der Wunsch zum Umziehen demnach bei den Jüngeren. Unter den 16- bis 24-Jährigen würden 35 Prozent einen Umzug erwägen. Bei den 25- bis 34-Jährigen sind es 29 Prozent der Befragten. Am geringsten ist die Umzugsneigung bei älteren Berufstätigen zwischen 45 und 59 Jahren sowie ab 60 Jahren, die zusammen 25 Prozent ausmachen. Letztere sind meist Menschen, die bereits sesshaft geworden sind und sich mit einem Leben an Ort und Stelle längst arrangiert haben. Nicht selten haben sie jedoch auch einen einschneidenden Karrierewechsel vollzogen, um sich letztendlich ihren Wohnortswunsch doch noch zu erfüllen.

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„Von mir aus kannst du auch vom Mond aus arbeiten.“

Dass das ausgelöst durch die Coronakrise vielleicht bald nicht mehr sein muss, zeigt der Aufschwung der Heimarbeit. Viele Vorgesetzte haben ihre Belegschaft zur Pandemiebekämpfung ins Homeoffice geschickt, ihr Unternehmen somit erstmals digital transformiert und gute Erfahrungen gemacht. „In der Coronakrise hat flexibles Arbeiten einen kräftigen Schub erfahren und wird auch nach der Pandemie die neue Normalität in der Arbeitswelt prägen“, sagt auch Bitkom-Präsident Achim Berg und prophezeit einen Paradigmenwechsel hinsichtlich der Frage, wo gelebt und gearbeitet wird. „Durch den dauerhaften Trend zum Homeoffice sind viele Berufstätige weniger stark auf einen Wohnort in der Nähe des Arbeitgebers angewiesen.“ Eine t3n-Umfrage unter den Dax-30 zeigt, dass ein Büro-Homeoffice-Mix nach Corona auch dort die Regel sein wird.

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Auch interessant: „Homeoffice, Präsenz oder Hybrid? So arbeiten die Dax-30 nach Corona weiter“

Pia Hörlberger stimmt zu und glaubt, dass der Trend zu ortsungebundener Arbeit sich künftig weiter verstärkt und die Entscheidung, wo Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wohnen, dadurch grundlegend beeinflusst wird. „Häufiger Motivator ist der Wunsch nach Entschleunigung auf dem Land, ohne Einschnitte bei der Jobwahl hinnehmen zu müssen“, sagt sie und fügt hinzu, dass es schlussendlich aber auch eine Typfrage sei, wohin es die Menschen zieht – ob auf das Land, die Stadt, ob in Deutschland oder sogar ins Ausland. Eine Entlastung der Städte und eine Wiederbelebung der Dörfer, wie sie sich Beobachter oft erhoffen, könnte ein netter Nebeneffekt dieser neuen Wahlmöglichkeit sein. Weniger Pendlerverkehr dürfte zudem auf die Klimaziele einzahlen. Die Vorteile des Homeoffice greifen eben auch außerhalb der Arbeitswelt.

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Die Antwort des Chefs von Pia Hörlberger war übrigens nicht nur wie erhofft, sondern ziemlich eindeutig: „Von mir aus kannst du auch vom Mond aus arbeiten, wenn du weiterhin so einen guten Job machst“, soll er geantwortet haben. In diesem Satz zeigt sich, worauf es bei der Mobilen Arbeit und insbesondere im Homeoffice besonders ankommt: Das Vertrauen in die Mitarbeitenden. Technologisch steht der Heimarbeit vor allem für Büroarbeitende nichts mehr im Wege. Und Homeoffice-Richtlinien können zudem klar regeln, wie die Teams im Unternehmen effizient und nachhaltig auf Distanz zusammenarbeiten können. Einige Unternehmen trauen sich und ihren Mitarbeitenden mehr zu, andere etwas weniger. Die jeweilige Haltung kann jedoch auch auf die Mitarbeiterloyalität einzahlen und für Unternehmen teure Jobwechsel verhindern.

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Auch interessant: „Führen im Homeoffice – Praxis-Guide erklärt, was Chefs jetzt wissen müssen“

Dass viele Menschen, die die neue Arbeitswelt kennenlernen durften, auch ihre Ansprüche an ihr Privat- und Berufsleben geändert haben, wurde auch schon vor Corona deutlich. Eine Befragung der Jobplattform Indeed hat bereits Anfang vergangenen Jahres aufgezeigt, dass zwei Drittel der Befragten sich vor allem einen Arbeitsplatz wünschen, der Raum für eigene Ziele und Selbstverwirklichung bietet. Flexible Arbeitsmodelle sind dahingehend genauso fürsprechend für einen Arbeitgeber wie Weiterbildungsmöglichkeiten. Pia Hörlberger findet für sich und ihr persönliches Arbeitsmodell klare Worte: „Ich kann für mich sagen, dass ich hier die beste Version von mir selbst bin, was sich selbstverständlich auch positiv auf meine Arbeit auswirkt.“ Ein Privileg, das vielleicht bald keins mehr ist.

Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen euch bei der Karriere
Weiterbildung: Die Udacity-App ist eine kostenlose Online-Akademie für iOS und Android. Zusammen mit Partnern wie Google und Salesforce werden Kurse entwickelt, die klassische Bildung mit technischen Berufsfähigkeiten verbinden sollen. (Grafik: t3n / dunnnk)

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14 Kommentare
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Tuga

Was mal wieder am häufigsten vergessen wird ist dass die Steuerpflicht und Sozialversicherungspflicht dann im Land anfällt in dem man die Arbeit ausführt (ergo Schweden).

Antworten
Katharina

Bei dem Thema beobachte ich auch immer wieder Lücken in Beiträgen. Remote Arbeiten von überall klingt immer herrlich und unkompliziert. Viele deutsche Arbeitgeber – auch hippe digitale Unternehmen aus Berlin – zeigen sich beim Thema Arbeiten aus dem Ausland genau wegen des Steuer- und Sozialversicherungsthemas – jedoch wenig flexibel.
Hat jemand Erfahrungen und Tipps hierzu?

Antworten
Andreas Weck

Hi ihr Zwei, wir haben heute um 17 Uhr ein Clubhouse-Room dazu geplant. Darin spreche ich mit der Protagonistin Pia und dem Nomaden Sascha darüber wie Homeoffice den Wohnort beeinflusst. Da könnt ihr Pia auch gerne nochmal löchern, wie das mit den Steuern geht. Kleiner Spoiler vorab: auch steuerlich und sozialversicherungstechnisch gibt es da durchaus Lösungen – sonst gäbe es ja diese Geschichten gar nicht. Wenn ihr einen Invite braucht (iPhone leider vorausgesetzt), dann geb ich euch gerne welche aus meinem Container. LG Andreas

Marcel

Genau das!
Neben Sozialversichgspflicht und ggf. Einkommensteuern, denn wer seinen gewöhnlichen Wohnort dort hat, muss dort Einkommensteuern zahlen – unabhängig von den 183 Tagen.
Ferner ist ja auch die Frage ob die Firma nicht auch noch Gewerbesteuerpflichtig wird, denn hier gilt als Grundlage ja auch wo die Wertschöpfung geschieht.

Das hat mit unflexiblen dt. Arbeitgebern nichts zu tun, das ist EU-weites Recht und betrifft auch den Spanier der in Amsterdam lebt – vice versa.

Antworten
Jonathan

@Andreas: kann man das irgendwie nachträglich anhören?

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Andreas Weck

Moin Jonathan, leider nicht. Wir sind im Gespräch auch mit anderen Hörerinnen und Hörern, die ähnliches gemacht haben, zu dem Schluss gekommen, dass es keine Pauschalantwort gibt. Steuern und Abgaben müssen bei Dauervisum im jeweiligen Land abgetreten werden. Das heißt kurzum: Man muss sich mit einem Steuerberater zusammensetzen, der mit den dortigen Gesetzen vertraut ist.

Gruß, Andreas

Antworten
Müller

Zusätzlich besteht noch die Gefahr, dass das Unternehmen eine Betriebsstätte in dem Home-Office-Land gründet. Das geht auch in Privaträumen von Mitarbeitern! Viele Londoner Banken haben deswegen ihre Mitarbeiter bereits zurückgepfiffen. Ich bin sicher, dass Pias Chef es überhaupt nicht auf dem Schirm hat, dass sein Unternehmen am Arbeitsort von Pia steuerpflichtig wird und einen Teil seiner Gewinne in Schweden versteuern muss und zwar dann wenn der Arbeitsort permanent ist.

Antworten
Andreas Weck

Moin Müller, doch hat er. Mithilfe eines Steuerberaters, der mit den dortigen Gesetzen vertraut ist, hat man eine Lösung gefunden. Wie die konkret aussieht weiß ich nicht, ist auch zu komplex, für eine Kommentarspalte.

Gruß, Andreas

Antworten
S. Mudyn

Das für deine Rückmeldungen dazu. Es ist halt genau dieses Problem, was bei kleineren Firmen vielleicht noch direkt geklärt werden kann. Ich arbeite in einem größeren Konzern, der auch in einigen anderen Ländern präsent ist, der sehr liberal unterwegs ist und das Arbeiten von zu Hause auch schon vor Corona ermöglichte, seitdem sowieso Standard, trotzdem wurde ganz klar gesagt, das es „mobiles Arbeits innerhalb von Deutschland“ sein muss. Muss nicht zu Hause sein, aber Deutschland. Trotz mehrfacher Anfragen vieler Angestellter. Grund ist einfach die hohe individuelle Komplexität der rechtlichen Situationen.

Jana

Hallo,
Ich bin letztes Jahr nach England umgezogen und mein alter Arbeitgeber wollte das mitmachen aber leider dann doch nicht und unsere Wege haben sich getrennt. Jetzt habe ich einen neuen Arbeitgeber, der diesen Weg gern mit mir gehen will und wir versuchen gerade gemeinsam herauszufinden, was ein optimales Konstrukt für England ist. Falls ihr dazu ein paar gute tips oder Hinweise habt bitte sagt gern Bescheid.

S. Mudyn

*Das = Danke ^^

Antworten
Andrea

Sehe ich auch so. Chefs versprechen gern mal was, ohne an steuerliche / sozialversicherungsrechtliche Folgen zu denken und die Personalabteilung / Rechtsabteilung kann dann zusehen, wie sie das regelt. Ggf. muß auch noch eine eigene Payroll für einen einzelnen Mitarbeiter im Ausland gemacht warden. Was das an Kosten und Mehrarbeit bedeutet wird gar nicht bedacht. Außerdem zahlt man ja üblicherweise in Relation zu den Gehältern im eigenen Land – d. h. ein deutsches Gehalt wäre in einigen anderen Ländern in Relation viel zu hoch (oder ggf. auch im Vergleich mit z. B. der Schweiz viel zu niedrig). So einfach ist es leider nicht, und das soll nicht heißen, dass Personalabteilungen nicht flexible sind!

Antworten
Thorsten von jobsathome.de

Toller Bericht – natürlich gibt es steuerliche Dinge zu beachten und Remote Work ist nicht immer Hipster oder Ponyhof. Es bietet aber in den möglichen Branchen viele Vorzüge und die gilt es zu leben.

Antworten
Moritz Dunkel

Leider schaffen es die wenigsten Arbeitgeber, den Wünschen des Arbeitnehmers zu entsprechen. Für einige Menschen wäre das problemlos möglich, aber viele Arbeitgeber haben Angst, nicht direkt auf den Angestellten zugreifen zu können gemäß „Angst frisst Hirn“. Schade.

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