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Test

Huawei Watch GT2 Pro im Test: Außen top, innen verbesserungsbedürftig

Die Huawei Watch GT2 Pro ist das Spitzenmodell in Huaweis Smartwatch-Porfolio. Wir haben die Uhr drei Wochen lang ausgiebig getestet. Können wir sie empfehlen?

14 Min.
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Huawei Watch GT2 Pro: Saphirglas gibt es bei der Konkurrenz erst in der Preisoberklasse. (Foto: Huawei)

Für alle Lesenden, die nicht viel Zeit verlieren wollen, sei es direkt zu Beginn gesagt. Ja, wir können die Huawei Watch GT2 Pro empfehlen. Allerdings nur für den Gebrauch als Smartwatch mit Fitnesstracker-Ansätzen, nicht als ausgewachsene Sportuhr – dazu taugt sie nicht.

Der Preis ist heiß – und wichtig für die Gesamtbeurteilung

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Die Huawei Watch GT 2 Pro ist das neue Spitzenmodell im Uhrenportfolio des chinesischen Herstellers. Anfang September 2020 für 299 Euro vorgestellt, bewegte sich der Preis relativ schnell nach unten. Außerhalb der Black-Friday-Deals kann man die GT2 Pro für um die 230 Euro erwerben. Huawei verkauft sie in der eigenen Black Week, die noch bis zum 29. November 2020 läuft, für höhere 249 Euro. Es empfiehlt sich also eher der Weg über den Handel.

Für Furore sorgten Media Markt und Saturn als sie die Uhr vor einigen Tagen mit 169 Euro in ihren Onlineshops auszeichneten. Das Interesse war riesig. Amazon sprang schnell auf den Zug auf und verkaufte ebenfalls zu diesem Preis. Nach wenigen Stunden war der Spuk vorbei. Es handelte sich um ein Versehen. Media Markt und Saturn stornierten alle Bestellungen. Nur Amazon hatte das Rückgrat, zu dem Fehler zu stehen und den Kunden, die zu 169 Euro gekauft hatten, die Uhr auch zu liefern. Wir berichteten an dieser Stelle.

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Aktuell bieten die beiden Elektronikmärkte die Uhr in beiden Editionen über Ebay für 199 Euro an. Wie lange das noch gilt, ist unklar.

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Jetzt haben wir viel über Preise geschrieben. Sollte es nicht zuallererst um die Funktionen gehen? Doch, und dazu kommen wir jetzt. Dennoch ist gerade bei der Huawei Watch GT2 Pro der Preis ein ganz wichtiger Faktor, wenn wir beurteilen wollen, ob das Wearable selbigen auch wert ist. Seien wir ehrlich. Für 299 Euro würde es uns schwerfallen, eine Empfehlung auszusprechen, aber in der Nähe von 200 Euro fällt es uns leicht. Warum ist das so?

Der Materialmix der Huawei Watch GT2 Pro ist vom Feinsten

Die Huawei Watch GT2 Pro ist von den verwendeten Materialien und der Verarbeitung her eine absolute Premium-Watch. Die Abdeckung des Bildschirms besteht aus Saphirglas, das Gehäuse aus einer Titanlegierung und die Unterseite mit den Sensoren zur Puls- und SpO2-Messung aus Keramik. Diese Materialien lassen sich Wettbewerber sehr teuer bezahlen.

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Bei Apple schauen wir da besser gar nicht erst nach Preisen, aber auch Garmin nimmt allein für die Saphirglas-Ausstattung einen Aufpreis von rund 100 Euro für eine ansonsten identische Uhr. (Die Beispielrechnung gilt für die Fenix 6.)

Hinweis: Wir haben in diesem Artikel Provisions-Links verwendet und sie durch "*" gekennzeichnet. Erfolgt über diese Links eine Bestellung, erhält t3n.de eine Provision.
Huawei Watch GT 2 Pro* Classic Edition. (Foto: Huawei)

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Die Verarbeitung passt zu den Materialien. Hier gibt es absolut nichts auszusetzen. Die GT2 Pro ist eine überaus elegante Erscheinung, ein echter Hingucker. Dabei bleibt sie trotz ihres Gehäusemaßes von knapp 47 Millimetern mit 51 Gramm angenehm leicht. Garmins aktuelle Edelstahluhren wiegen locker 30 Gramm mehr. Eine kleinere Version für dünnere Handgelenke gibt es übrigens nicht mehr. Die hatte Huawei bei der GT und der GT2 durchaus noch angeboten.

Das Armband der Watch in der Sport Edition besteht aus flexiblem Fluorkautschuk. Das Armband der Classic Edition besteht aus echtem Leder. Grundsätzlich könntet ihr die Armbänder leicht gegen andere tauschen. Huawei setzt hier auf einen 22-Millimeter-Schnellverschluss. Allerdings hat der Hersteller die Armbänder links und rechts vom Übergang ins Gehäuse noch etwas nach außen gezogen, sodass sie wirken als würden sie nahtlos in den Uhrenkörper übergehen. Wenn man nun ein Standardband anbringt, sieht das schlicht nicht aus – bleibt aber letztlich Geschmackssache. Machen könnt ihr es.

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Die Saphirglas-Abdeckung wölbt sich sichtbar oberhalb des Gehäuses nach außen und ist zu den Rändern hin abgeflacht. Es handelt sich ansonsten um eine plane Scheibe ohne Ringlünetten oder sonstige optische Spielereien. Das wirkt sehr minimalistisch und hochwertig. Durch das Saphirglas dürften Kratzer trotz dieser offenen Exposition selten sein. Wir haben jedenfalls noch keinen zu beklagen.

Fantastisches AMOLED-Display begeistert

Ebenfalls noch zum äußeren Erscheinungsbild gehört das – man muss es wohl so formulieren – fantastische 1,39 Zoll große AMOLED-Display mit einer Auflösung von 454 x 454 Pixeln Auflösung und einer daraus resultierenden Pixeldichte von 329 Pixeln pro Zoll. Das leuchtet dem Betrachter so brillant entgegen, dass es im Laden durchaus einen Spontankauf auslösen könnte.

Für den Alltag besonders angenehm ist das Always-on-Display der GT2 Pro. So kann auch bei schrägen Blickwinkeln stets und ständig einfach die Uhrzeit abgelesen werden. Das reduziert die Akkulaufzeit allerdings ungefähr um die Hälfte und erfordert den Einsatz eines speziellen Watchfaces, von denen die Uhr nur etwa ein halbes Dutzend zu bieten hat.

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Gesteuert wird die Anzeige per Touch und über zwei rechtsseitig angebrachte, teilprogrammierbare Buttons, die bei der Pro wieder rund und auffällig ausgeführt sind. Mit der GT 2e hatte Huawei flache rechteckige Buttons ins Gehäuse integriert. Das hatte zu der kompakten Sportoptik der GT2e besser gepasst.

Huawei Watch GT 2 Pro Sport Edition. (Foto: Huawei)

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Laden per Qi-Standard und rasant schnell

Laden könnt ihr die Uhr, indem ihr sie mit der Keramikunterseite auf ein beliebiges Ladegerät legt, das nach dem Qi-Standard arbeitet. Das trifft auch auf die Flaggschiffe von Samsung seit dem S10, Huawei seit dem Mate 30 und Googles Pixel 5 zu. Die können per Reverse Charging eure Huawei Watch mit Energie versorgen. Ein separates Lademodul nebst USB-C-Kabel, aber ohne Netzteil, liefert Huawei zusätzlich mit.

Schon ein zehnminütiger Ladevorgang soll laut Huawei für zehn weitere Stunden Betriebsdauer sorgen. Das haben wir nicht getestet. Aber wir haben festgestellt, dass die Uhr sich rasant auflädt. Länger als eine Stunde haben wir die GT2 Pro nie am Strom gehabt.

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SpO2-Sensor misst zuverlässig (auch automatisch)

Der verbaute SpO2-Sensor kann nach dem jüngsten Update der Huawei-Health-App auch kontinuierlich eure Blutsauerstoffsättigung messen. Das ist besonders im Schlaf interessant. Fallen Sauerstoffwerte im Schlaf könnten nämlich auf eine Störung wie Schlafapnoe schließen lassen, die meist jahrelang unentdeckt bleibt, weil eben typischerweise niemand nachts seine Sauerstoffsättigung misst.

Das funktioniert außerordentlich gut. Im Vergleich (natürlich im Wachzustand) mit einem Messgerät für die Fingerkuppe zeigte die GT2 Pro keine Abweichung. Dennoch ist die SpO2-Messung per Smartwatch immer mit Vorsicht zu genießen, wie wir ausführlicher in diesem Artikel zur Apple Watch Series 6 dargelegt haben.

Wie bei der Apple Watch Series 6 gilt auch bei der GT2 Pro die „kontinuierliche Messung“ nicht als wirklich kontinuierlich. Vielmehr misst die Uhr einen Snapshot, wenn die Bedingungen dafür günstig, der Nutzer also in möglichst vollkommener Ruhe ist.

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Starker Akku hält auch bei Volllast fast eine Arbeitswoche durch

Die kontinuierliche SpO2-Messung wirkt sich stark auf die Akkulaufzeit aus. In unserem Test haben wir die Uhr mit allen Sensoren auf Automatik und bei aktiviertem Always-on-Display gefordert. Pro Tag musste die Watch eine im Schnitt einstündige Trainingseinheit mit GPS absolvieren.

In dieser Konfiguration mussten wir die Watch GT2 Pro alle vier Tage ans Ladegerät hängen, bei noch jeweils etwa zehn Prozent Restkapazität. Wer andere Smartwatches kennt, weiß, dass das ein großartiger Wert ist. Mit der Samsung Galaxy Watch 3 hatten wir im Test erlebt, dass sie während einer ganztägigen Fahrrad-Einheit vor deren Ende abschaltete. Der Akku war schlichtweg leer. Das passiert euch mit der Huawei Watch GT2 Pro garantiert nicht.

Setzten wir die Herzfrequenzmessung auf die Einstellung „Intelligent“ statt „In Echtzeit“ und deaktivierten wir die kontinuierliche SpO2-Messung waren rund acht Tage drin. Lasst ihr dann noch das Always-on-Display aus, sodass ihr die Uhrzeit nur seht, wenn ihr etwa den Arm hebt oder auf das Display klopft, sind die von Huawei annoncierten 14 Tage Laufzeit durchaus zu erreichen.

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Typische Health-Tracker-Funktionen an Bord

Weitere Gesundheitsfunktionen wie eine erweiterte Schlafanalyse, eine kontinuierliche Stressmessung sowie das Zählen von Schritten und überwundenen Stockwerken hat die GT 2 Pro ebenfalls an Bord. Sportliche Alltagsaktivitäten trackt sie automatisch. GPS ist integriert und soll sich sogar beim automatischen Tracken von Workouts zuschalten. Wir haben allerdings unsere Workouts stets manuell gestartet.

Bei längeren Spaziergängen hat die Watch jedenfalls nicht freiwillig erkannt, dass es hier eventuell etwas zu tracken geben könnte. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass die Automatik nur bei starken Sportreizen anspringt. Das indes dürften dann die Sportarten sein, die ihr sowieso manuell starten würdet. Eventuell kann diese Funktion allenfalls mal nützlich sein, wenn ihr vergessen haben solltet, die Aktivität zu starten.

Zudem zählt die GT 2 Pro die verbrauchten Kalorien und führt Buch über die täglichen Aktivitätsminuten unter Beachtung der entsprechenden WHO-Empfehlung. Sitzt ihr zulange am Stück, kann euch die Uhr daran erinnern, dass es Zeit für Bewegung wird. Fühlt ihr euch gestresst, kann euch die Uhr durch Atemübungen führen.

Verlaufen? Neue Routeback-Funktion soll helfen. (Foto: Huawei)

Eingebautes Mikrofon nebst Lautsprecher: Telefonie und Musikhören möglich

Mit der GT2 Pro könnt ihr auch telefonieren. Sie bringt ein Mikrofon und einen Lautsprecher mit. Der Ton ist für den kleinen Lautsprecher durchaus sauber und Gesprächsteilnehmer haben sich im Test nie beschwert, wir wären etwa schlecht zu verstehen gewesen.

Die Telefonfunktion kann bei jedem eingehenden Anruf genutzt werden. Es klingelt dann auf der Uhr. Mit einem Tap auf ein grünes Hörer-Icon nehmt ihr das Gespräch an. Könnt ihr das Gespräch nicht annehmen, bietet euch die GT2 Pro eine Rückruffunktion an, über die ihr den Anrufer dann anwählen könnt.

Das ist wichtig, denn aktive Anrufe sind über die GT2 Pro sonst nur eingeschränkt möglich. Eine separate App mit einem Tastenfeld gibt es nicht. Stattdessen müsst ihr eure zehn wichtigsten Kontakte in der Health-App als Favoriten anlegen und mit der Uhr synchronisieren. Die könnt ihr dann von der Watch aus und dort über die Kontakte-App anwählen. Eine separate Anruflisten-App protokolliert zudem die eingehenden und ausgehenden Anrufe und bietet euch darüber die Möglichkeit, jemanden noch mal gezielt anzuwählen.

Über den Lautsprecher könnt ihr zudem Musik hören. Die klingt ebenfalls nicht furchtbar. Der kleine Lautsprecher ist von ordentlicher Qualität. Die Uhr bietet Platz für rund 500 Musikstücke, die ihr ebenfalls über die Health-App aufspielen könnt. Die Kopplung eines Bluetooth-Headsets direkt mit der Uhr ist möglich, sodass ihr für Trainingseinheiten, auf denen ihr nicht erreicht sein, aber Musik hören wollt, euer Smartphone nicht unbedingt mitzunehmen.

Smartphone-Benachrichtigungen eher rudimentär umgesetzt

Smartphone-Benachrichtigungen zeigt euch die GT2 Pro ebenso an. Die könnt ihr in der Health-App, die es übrigens für Android und iOS gleichermaßen gibt, für jede Smartphone-App einzeln einstellen. Wir haben nur SMS, Whatsapp und Slack die entsprechenden Rechte erteilt. Alle anderen Apps bleiben stumm, respektive werden deren Benachrichtigungen gar nicht auf die Watch gespiegelt.

Schade ist, dass es Huawei auch unter Android nicht erlaubt, auf eine eingehende Benachrichtigung auch zu antworten. Hier sind die Wettbewerber wie die Galaxy Watch und die Apple Watch ganz weit vorne. Der Huawei-Nutzer spürt eine Vibration am Arm und kann sich die Nachricht anzeigen lassen. Ein Icon signalisiert, von welcher App die Nachricht kommt. Das war’s. Zum Antworten oder zum Ansehen anderer Inhalte als reinen Text müsst ihr zum Smartphone greifen. Das ist im Vergleich unkomfortabel.

Letztlich haben wir uns aber sogar daran gewöhnen können. Immerhin reicht diese Art der Signalisierung, um schnell einzuschätzen, ob etwas nun sofortige weitere Aufmerksamkeit erfordert oder eben nicht. Erstaunlich, wie häufig diese Einschätzung „nicht“ lautet, wenn man nicht auf der Uhr antworten kann.

Weniger schön ist allerdings, dass die Benachrichtigungen teils mehrfach auf die Uhr gespiegelt werden und keinerlei Synchronisation mit den Smartphone-Notifications stattfindet. Ihr müsst also doppelt bestätigen oder verwerfen. Das allerdings ist ebenfalls etwas, an das wir uns gewöhnt haben.

Verbindung nimmt die Huawei Watch GT2 Pro stets nur mit der verbundenen Health-App und über Bluetooth auf. WLAN, wie es beim Wettbewerb inzwischen üblich ist, hat die GT2 Pro nicht an Bord.

Auch Golfer sollen ihre Freude an der Huawei Watch GT Pro haben. (Foto: Huawei)

Kompass, Barometer, Höhenmesser – der Outdoor-Freund freut sich

Outdoor-Enthusiasten werden sich womöglich über die neuen Wettermeldungen sowie die Anzeige des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs freuen. Per eingebautem Barometer zeigt die Uhr Veränderungen des Luftdrucks an und lässt so Rückschlüsse auf Wetteränderungen zu. Ein Kompass sorgt dafür, dass ihr im möglicherweise hereinbrechenden Gewitter nicht die Richtung aus den Augen verliert. Ein Höhenmesser ist ebenfalls an Bord. Sowohl Baro- als auch Altimeter funktionierten in unserem Test tadellos.

Das sind deutliche Verbesserungen im Vergleich zu den Vorgängern der GT-Reihe. Bislang hatten die GT-Uhren nur ein starres Wetter-Widget zu bieten. Auch Mondphasen und die Gezeiten kann die neue GT 2 Pro anzeigen.

Wer bis hierhin mitgelesen hat, wird sich eventuell fragen, wo denn nun der Haken an dieser Watch GT2 Pro ist. Das klingt doch alles sehr gut, wenn man mal von der eingeschränkten Interaktion mit Benachrichtigungen absieht. Und so ist es auch.

Leider – zum Sport ungeeignet

Das Problem beginnt da, wo Huawei seine Watch GT2 Pro als ausgewachsene Sportwatch positionieren will. Und das klingt in der Theorie sogar durchaus überzeugend, denn rein funktional stößt Huawei mit der GT2 Pro in Gefilde vor, die bislang ausgesprochenen Sportwatches wie der Garmin-Fenix-Reihe oder den Uhren von Polar und Suunto vorbehalten geblieben waren.

So bringt Huawei Features des Marktführers für die Leistungsdiagnostik am Arm, Firstbeat, auf seine Uhr. Dabei handelt es sich um erweiterte Trainingsfeatures wie die Schätzung des VO2Max, den Workout-Status oder die Belastungsmessung. Alle dieser Analysen basieren indes auf der Pulsmessung, die Huawei auf der Watch GT2 Pro in Form der hauseigenen Truseen-Technologie in Version 3.5 umsetzt. Dabei handelt es sich um Huaweis Algorithmus zur Bestimmung der kontinuierlichen Pulsfrequenz und der sich daraus ableitenden Metriken.

Diese Technologie ist bei der Messung in Ruhe und im normalen Alltag absolut zuverlässig. Beim Sport allerdings überzeugt sie überhaupt nicht. In unseren Tests konnten wir reproduzierbar feststellen, dass die Uhr bis zu einer Herzfrequenz von etwa 120 Schlägen pro Minute zuverlässig misst, dann aber völlig nachgibt, sobald diese Pulsgrenze überschritten ist.

Das äußert sich in völlig wirren Messergebnissen. So hatten wir etwa beim Joggen eine per Pulsgurt gemessene echte Herzfrequenz von 160 Schlägen, wo die GT2 Pro unverdrossen 120 behauptete. Krass ist auch das Ergebnis des Laufs, den wir kurz vor dem Verfassen dieses Textes absolvierten.

Hier blieb die GT2 Pro in der ersten Hälfte des Trainings auf einer Linie mit der zur Kontrolle eingesetzten Garmin. Es ging leicht bergab. Der Puls pendelte um 120. Dann kam der Rückweg, der naheliegenderweise bergauf ging. Die Garmin ging nachvollziehbarerweise auf Werte um und über 140 Schläge pro Minute hoch. Die GT2 Pro hingegen kam zu Messwerten unter 90 Schlägen pro Minute. Das ist nicht nur in der konkreten Trainingssituation inakzeptabel, auch alle darauf aufsetzenden Analysen zu VO2max und anderen sind so nicht zu gebrauchen.

Gleicher Lauf, unterschiedliche Messung: Oben zeigt die Huawei Watch GT2 Pro wie wir uns beim anstrengenden Teil des Laufs geradezu regenerieren, unten zeigt die Garmin ein realistischeres Bild. (Screenshots: t3n)

Da nützen selbst 100 Sportarten auf der Uhr nichts. Schon für einigermaßen ambitionierte Hobbysportler ist die GT2 Pro, wie alle anderen GT-Uhren zuvor auch schon, nicht zu gebrauchen. Dabei hätte die GT2 Pro so schöne Zusatzfeatures zu bieten.

So könnten sich etwa Offroad-Läufer über die neue Routenfunktion freuen. Damit können sie sich navigieren oder die Route zur späteren Wiederverwendung aufzeichnen lassen. Bei Abweichungen von der Route signalisiert die GT 2 Pro einen Alarm. Eine neue Rückkehrfunktion sorgt für die sichere Heimkehr in unbekanntem Gelände.

Bei den Sportfunktionen sattelt die GT2 Pro einen neuen Golfmodus sowie das Tracking von Ski-Sporteinheiten auf. Beim Skitracking schaltet die Watch GT2 Pro den SpO2-Sensor dauerhaft zu, sodass höhenbedingte Anpassungsschwierigkeiten schnell auffallen sollten. Der Golfmodus untersucht die Schwunghaltung beim Abschlag und soll so bei der Verbesserung der Technik helfen.

Alle neuen Funktionen zusammengenommen, ist die Huawei Watch GT 2 Pro vor allem für Outdoor-Sportler gedacht, die lange Trainingseinheiten absolvieren. Das könnten Bergtouren, Wanderungen, lange Läufe oder Radtouren sein.

Aber. Die Pulsmessung ist schlicht unterirdisch, sobald es um die Leistungsmessung geht. Die Standortmessung per GPS ist recht zuverlässig und auch genau, aber nur, wenn ihr wirklich vor dem Start der Aktivität den Lock-in des Signals abwartet. Tut ihr das nicht und denkt, dass der schon irgendwann unterwegs erfolgen wird, werdet ihr euch wundern, wie schnurgerade auf einmal eure Routen verlaufen.

Gerade im Herbst und Winter werden GT2-Pro-Sportler mit einem weiteren Problem konfrontiert. Wenn ihr die Uhr unter einer Sportjacke tragt und Kardiotraining unter freiem Himmel macht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass unter der Jacke ein feuchtwarmes Klima entsteht. Das hat in unseren Tests immer wieder zur Aktivierung des Displays und zur Auslösung diverser Funktionen geführt.

Die unangenehmste Fehlfunktion dabei – die Uhr beendet die Aktivität automatisch. Wir kamen am Endpunkt unseres Trainings an, wollten die Übersicht anschauen und mussten feststellen, dass die Uhr schon seit 30 Minuten gar nicht mehr gemessen hat. Ein solches Trainingsgerät taugt nichts.

Fazit: Toll als Alltagsuhr, unbrauchbar als Sportwatch

Fassen wir also zusammen. Die GT2 Pro ist eine wirklich schöne und überaus hochwertige Smartwatch, die im Alltag tadellos funktioniert und euch jedes Mal Freude bereiten wird, wenn ihr sie anschaut. Die Messungen sind plausibel und funktionieren verlässlich. NFC und damit Zahlsysteme gibt es zwar nicht, aber das behauptet Huawei ja nicht. Es dürfte auch weder in der nahen, noch in der ferneren Zukunft damit zu rechnen sein, dass es ein Bezahlsystem auf der Uhr geben wird. Die nur rudimentären Benachrichtigungen könntet ihr vielleicht sogar schätzen lernen.

Am proprietären Lite-OS, dem Betriebssystem der Uhr, arbeitet Huawei immerhin intensiv. Nun gibt es bereits einen Mini-App-Store, in dem ihr kleine Tools wie einen Pomodoro-Timer findet. Das ist noch nicht mit Tizen oder Wear-OS vergleichbar, aber auch die haben mal klein angefangen. Wir würden an dieser Stelle einen Ernsthaftigkeitsbonus für die umtriebige Fortentwicklung des Systems vergeben und mit einer hoffnungsfrohen Zukunftsperspektive verbinden.

Sobald ihr indes den Versprechungen glaubt und etwa denkt, ihr bekämt hier eine deutlich günstigere Garmin-Alternative, lauft ihr in die Irre. In diesem Bereich ist die GT2 Pro ebenso schlecht wie ihre Vorgänger, die allesamt die Probleme mit dem Pulssensor in gleicher Weise zeigen. Offenbar hat Huawei wieder den identischen Sensor verbaut – nur nicht unter eine billige Plastikklappe, sondern unter eine hochwertige Keramikabdeckung.

Eigentlich müsste es an dieser Stelle nicht mehr erwähnt werden, denn wir wissen ja jetzt, dass Sport mit der GT2 Pro zwar geht, aber nicht zu sinnvollen Messungen führt. Dennoch sei auf einen weiteren Nachteil gerade für vernetzte Sportler hingewiesen.

Die Health-App, die Huawei als zentrales Verbindungselement für alle Funktionen rund um die Uhren eingerichtet hat, ist ein vollkommen geschlossenes System. Lediglich über den Umweg per Google Fit (und Apple Health) sind ein paar Übersichtsdaten aus der App zu erhalten.

Wer gewohnt ist, seine Trainingseinheiten aus der Uhr-App heraus direkt zu Strava oder Komoot zu teilen, wird von der Huawei-Health-App enttäuscht sein. Das geht nicht – auch nicht per Workaround. Zudem könnt ihr eure Daten wirklich nur auf der Uhr ansehen. Eine Web-App wie etwa Garmins Connect oder Polars Flow gibt es ebenfalls nicht.

Wer aber keinen Sport mit plausiblen Messungen mit der Uhr treiben will und sie eher als intelligentes Accessoire mit einem gewissen optischen Anspruch sieht, der wird die Huawei Watch GT2 Pro vermutlich in sein Herz schließen können. Immerhin kann man deutlich mehr Geld für schicke Uhren ausgeben, die über keinerlei Intelligenz verfügen…

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