Ignorieren, Löschen, Manipulieren auf Kununu: Expertin verrät, warum du der Grund für dein schlechtes Image bist

Deutsche Unternehmen kämpfen mit der wirtschaftlichen Lage. Restrukturierungen und Stellenabbau sind die Folge. Das geht häufig zulasten der Arbeitgebermarke: Die Newplacement-Beratung Restart Career hat zusammen mit Kununu ermittelt, dass der Beliebtheitsscore von 16 Unternehmen auf der Bewertungsplattform, die sich in den vergangenen drei Jahren transformiert haben, um durchschnittlich elf Prozent gesunken sind – in einzelnen Fällen sogar um mehr als 25 Prozent.
Es sind Kommentare wie „Ältere/teure Kollegen sollen gehen. Sozialverträglich sieht anders aus“ oder „Die Kollegen sind kaum aus der Tür, dann gibt es eine Einladung zu einer Sommerparty. An Empathielosigkeit nicht zu unterbieten.“, die Firmen schlecht dastehen lassen. Der Umgang mit negativen Kununu-Bewertungen ist oft jedoch wenig souverän. Dabei haben österreichische Forscher festgestellt, dass jeder zweite Besucher anhand der Reaktion entscheidet, ob der Arbeitgeber für ihn infrage kommt oder nicht.
Ignorieren oder Löschen? Souveränität geht anders
„Sich über schlechte Bewertungen aufzuregen, sie zu löschen, zu ignorieren oder gar zu manipulieren ist keine gute Idee“, sagt Führungskräfteberaterin Karin Lausch. Schlechte Bewertungen seien nicht das Problem, sondern ein Symptom. „Die echten Probleme fangen deutlich früher an“, so die Hamburgerin. „Eine Negativbewertung ist dann lediglich die Quittung.“ Unternehmen sollten ihrer Auffassung nach selbstkritisch damit umgehen. Dem geht jedoch voraus, dass sie überhaupt reagieren.
Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Employer Telling ignorieren neun von zehn Unternehmen das Mitarbeiterfeedback auf dem Bewertungsportal Kununu komplett. Im Schnitt wird nur auf zwei von zehn Einträgen reagiert und das meist nur in Form einer Danksagung für ein besonders positives Feedback. „Unternehmen sollten Zeit darin investieren, dass jede Bewertung ihre Beachtung findet und im Einklang mit den Unternehmenswerten wertschätzend kommentiert wird“, so Lausch.
Interessant ist auch ein Einblick in die Löschanfragen: Insgesamt wurden bei Kununu im vergangenen Jahr über 800.000 Bewertungen abgegeben, so ein Unternehmenssprecher. Bei 52.993 Bewertungen kam es anschließend zu Löschanfragen, wovon 22.456 am Ende abgewiesen worden sind. Kununu muss auf eingehende Beschwerden reagieren und gemeldete Bewertungen zunächst offline nehmen, jedoch prüft das Unternehmen im Anschluss die Richtigkeit – beispielsweise anhand von Tätigkeitsnachweisen.
Manipulationen können nach hinten losgehen
Ein Problem hat Kununu zudem mit Agenturen, die sich auf den Verkauf von positiven Arbeitgeberbewertungen spezialisiert haben. Auch Nutzer haben die Chance mutmaßlich fingierte Kommentare zu melden. Es kommt nicht selten vor, dass Arbeitgeber eine Flut von kritischen Kommentaren mit wohlwollenden kontern, um das Stimmungsbild aufzuhellen. „Wir gehen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Bewertungsagenturen vor, indem wir sie auf Unterlassung in Anspruch nehmen“, heißt es von Kununu.
In den letzten Jahren sei die Plattform eigenen Aussagen nach erfolgreich gegen Anbieter vorgegangen. Darüber hinaus wird weiter an der Missbrauchskontrolle gearbeitet. „Gibt es einen konkreten Verdacht, dass der Kununu-Score eines Unternehmens durch unerlaubte Maßnahmen positiv beeinflusst wird, kontaktieren wir es, um den Sachverhalt aufzuklären.“ Zeigt der Arbeitgeber sich nicht kooperativ, wird ein „Verdacht auf Manipulation“ veröffentlicht, was das Image wiederum weiter schädigen dürfte.
Arbeitgeber unterschätzen Offboarding
„Fakt ist, die Beziehung zum Menschen entscheidet darüber, ob und wie Unternehmen und ihre Mitarbeitenden auseinandergehen“, so Karin Lausch. „Kommt es zum Austritt, lassen Führungskräfte und Personalabteilungen die Person meist schnell los und ehrlicherweise auch fallen. Da findet wenig Austausch statt.“ Die Stimmung ist dann oft distanziert, die Kommunikation nur auf das Nötigste beschränkt. „Genau das ist der Fehler. Hier entstehen negative Emotionen und daraus oft schlechte Bewertungen.“
Die Führungskräfteberaterin plädiert dafür, die letzten Tage der Mitarbeiter zu nutzen: Konflikte zu klären, Wertschätzung zu zeigen und zu versuchen, im Guten auseinanderzugehen. „Wer sich genügend Zeit für die Menschen nimmt, die gehen, lernt dazu, bekommt wichtige Erkenntnisse, um es besser und die Ausscheidenden zu Verbündeten, statt zu Feinden zu machen.“ Karin Lausch weiß: „Da kommt dann meist auch keine schlechte Bewertung hinterher, sondern eine, die ein Unternehmen sich wünscht.“