In Zukunft könnte neben dem Flugticket und dem Personalausweis oder Reisepass auch eine App wichtig werden, die die Fluggesellschaften des IATA-Verbundes planen. Nach Medieninformationen haben nämlich diverse Fluggesellschaften erklärt, dass ihnen die Kontrolle von Impfpässen aus Papier zu lange dauert und sie deswegen ausschließlich oder möglichst weitgehend mit dem IATA Travel Pass auf eine digitale Lösung per App setzen wollen. Hinzukommen dürfte die Schwierigkeit, beim Rückflug aus dem Ausland einen deutschen Impfpass zu beurteilen – denn nicht nur in vielen Ferienregionen kommt bei den meisten Charterfluggesellschaften Personal zum Einsatz, das für Flugreisende aus vielen unterschiedlichen Ländern zuständig ist.

Wie der Weltverband der Fluggesellschaften (IATA) erklärt, teste man zurzeit in Kooperation mit rund 20 Airlines den Einsatz einer entsprechenden App, was aber bei manchen Flugreisenden für Unmut sorgt. Obwohl aktuell nur etwa ein Zehntel der Fluggäste abzufertigen ist und einige Länder bereits eine langfristige Verringerung der Flüge planen, komme man angesichts der aufwendigeren Boarding- und Kontrollformalitäten nicht mit weniger Personal aus als sonst.

Dabei sammelt die neue Travel-Pass-App immerhin sämtliche Daten der Flugreisenden innerhalb des Smartphones, eine zentrale Datenbank gibt es dazu nicht. Quelloffen ist die App, die auf Basis eines Selfies des Nutzers und einem Scan der Reisedokumente einen Identitätsnachweis erstellt, indes nicht – ein berechtigter Kritikpunkt zahlreicher Datenschützer. Anhand eines zertifizierten QR-Codes, der die Impfung oder einen aktuellen negativen Test bescheinigt, wird dies in der App hinterlegt und der Reisende darf anschließend ins Flugzeug. Zusammen mit dem Reisepass, aber ohne gesondertes Vorzeigen des Impfausweises sollen Fluggäste dann boarden können.

Für die Fluglinien ist all das ein Spiel auf Zeit – sie können es sich angesichts des großen Aufwands, den eine solche Prüfung in Anspruch nimmt, nicht leisten, eine solche App erst in einigen Monaten oder gar Jahren einzuführen, sondern sie benötigen jetzt eine passende technische Lösung. Ob diese in der angedachten Form fälschungssicher funktionieren kann, ist zumindest fraglich. Einerseits liegt es im Interesse der Airlines, geimpfte Fluggäste bald wieder an Bord zu nehmen, um die ohnehin immensen Umsatzausfälle zu kompensieren, andererseits ist der Umgang mit dem Impfthema alleine schon in den europäischen Ländern so unterschiedlich, dass es schwer werden dürfte, hier ein passendes Procedere zu entwickeln.

So konkurriert der IATA Travel Pass beispielsweise mit dem digitalen Impfpass der Bundesregierung, der wiederum die von SAP und Telekom entwickelte Zertifikatslösung der EU-Kommission einsetzt. Dieser deutsche digitale Impfpass, dessen Einführung noch im zweiten Quartal ansteht, dürfte somit ebenfalls beim Boarding akzeptiert werden. Der Impfpass als Teil der elektronischen Patientenakte soll mit 2,7 Millionen Euro vergleichsweise preiswert ausfallen, was aber auch damit zu tun haben dürfte, dass er nur ein Teil der Epa ist. Das dürfte auch einer der Gründe dafür sein, dass die App bereits in diesem Quartal einsetzbar sein soll.

Auch hier sollen die Zertifikate nicht zentral auf einem Server gespeichert werden, sondern jeweils auf dem Smartphone der Anwender. Menschen ohne Smartphone erhalten zusätzlich zu dem Eintrag im analogen gelben Impfpass einen Ausdruck der digital einlesbaren Impfbescheinigung als QR-Code auf Papier. Und als ob das noch nicht ausreichen würde, gibt es mit dem Common Pass noch eine weitere Initiative auf internationaler Basis, die sich in einer Testphase befindet, also ebenfalls noch nicht final ist.