Infrastruktur für Solarstrom zu schwach: 1 Prozent des deutschen Stromverbrauchs verpufft

Stromerzeugung kämpft mit mangelnder Infrastruktur. (Foto: Fit Ztudio/Shutterstock)
6,1 Terawattstunden Strom sind im Jahr 2020 laut Angaben der Bundesnetzagentur einfach verpufft, weil die Infrastruktur für den produzierten Solarstrom in Deutschland zu schwach ist. Das entspricht etwa einem Prozent des jährlichen Stromverbrauchs hierzulande. Und das Problem wird noch über Jahre bestehen.
Solaranlagen bei zu hoher Leistung abgeregelt
Wie der Bayerische Rundfunk (BR) unter Berufung auf einen konkreten Fall berichtet, müssen funktionierende Solaranlagen bei zu hoher Leistung abgeregelt, also vom Netz genommen werden. Damit wird die Stromabgabe pausiert.
Der vom BR zitierte Solaranlagenbetreiber, der Strom für 50 Haushalte produzieren könnte, sei allein in diesem Jahr schon an 150 Tagen abgeregelt worden. Seit Februar sei ab dem frühen Vormittag bis zum frühen Abend keine Stromabgabe ins Netz zu verbuchen gewesen.
Das Problem werde durch die zunehmende Installation weiterer Photovoltaikanlagen noch verschärft. Weil die Infrastruktur den Strom nicht befördern könne, müssten immer mehr Anlagen vom Netz genommen werden. Das führt dann zu den oben genannten Zahlen.
Der für den bayerischen Solaranlagenbetreiber zuständige Energieversorger N-Ergie bestätigt das Problem. Bei größeren Anlagen mit einer Leistung von mehr als 100 Kilowatt pro Stunde fehle es laut dem BR-Bericht an ausreichend Stromleitungen, Trafohäusern und Stromspeichern – in diesem Fall also an Batterien.
Schleppender Ausbau: Politik mitverantwortlich
N-Ergie zufolge würden die Energieversorger allerdings an der Lösung des Problems arbeiten und viel Geld in die Infrastruktur stecken. Für das Hinterherhinken beim Netzausbau sei auch die Politik mitverantwortlich.
So bremsten neben Fachkräfte- und Materialmangel auch langwierige Genehmigungsverfahren den Ausbau der Netzinfrastruktur. Zudem brauche es klare Vorgaben seitens der Politik.
N-Ergie führt hier etwa an, dass Investoren beim Bau erneuerbarer Energiequellen verpflichtet werden müssten, zugleich direkt an der Anlage Speicherquellen zu errichten, wie der BR schreibt.
Dabei sitzt das Bundesverfassungsgericht Politik und Energiewirtschaft im Nacken. Die Richter:innen erwarten, dass die Klimaschutzziele eingehalten werden – dazu gehört auch der Ausbau der erneuerbaren Energien.
Nicht genutzter Strom wird trotzdem vergütet
Das Schlimmste: Der von den Anlagen erzeugte, aber nicht genutzte Strom wird dennoch bezahlt. Die Ausfallzeit bekommen die Anlagenbetreiber nämlich von den zuständigen Energieversorgern vergütet. Allein bei dem oben genannten Solaranlagenbesitzer sollen 2022 schon über 30.000 Euro zusammengekommen sein.
Den Strom, der nie in der Steckdose ankomme, so der BR plakativ, müsse also von allem Stromkund:innen mitbezahlt werden. Dabei müssten die ab Herbst ihrerseits Strom einsparen.
Und das Problem wird wohl noch einige Jahre anhalten. Bis die bis Ende 2022 in Betrieb genommenen großen Anlagen keinen Abschaltungen mehr unterliegen, werde es noch zwei bis drei Jahre dauern, erklärt N-Ergie.