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Bitte nicht fürchten: Die intelligenten Roboter kommen

Weil sich Experten selten einig sind, ob künstliche Intelligenz die Zukunft besser oder schlechter macht – und viele von uns noch immer den Terminator im Kopf haben –, verwundert es kaum, dass KI als bedrohlich empfunden wird. Es gibt jedoch gute Gründe, sie nicht zu fürchten, meint unser Gastautor.

Von Christian Hoppe
4 Min.
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(Foto: © Jim/Adobe Stock)

Mit zunehmendem Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich Arbeit werden immer häufiger Bedenken laut, die Entwicklung könnte massenhaft Arbeitsplätze kosten. Bei aller – sicherlich nicht ganz unberechtigten – Angst sollten allerdings immer auch die Vorteile dieser technologischen Entwicklung im Blick behalten werden. Denn Umfragen zeigen auch: Die überwiegende Mehrheit der Tech-Professionals steht dem Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz in die Arbeitswelt positiv gegenüber. Was sind die Gründe für diesen Optimismus? Eine Analyse.

Schrittweise Veränderung statt Revolution

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Es ist das ultimative dystopische Untergangsszenario, das viele in Bezug auf künstliche Intelligenz und den Aufstieg von Robotern fürchten. Kurzfristig ist die Einführung von KI und Robotik jedoch wohl eher ein schrittweiser Prozess, der sich über Jahrzehnte entwickelt und damit Zeit für Anpassungen und Raum gibt, um Chancen auszumachen.

Dabei, das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft aus dem letzten Jahr, glaubt eine Mehrheit der Deutschen, dass der Einsatz von Robotern und KI Arbeitnehmern grundlegende Aufgaben abnehmen kann, sodass diese sich mittelfristig auf andere, komplexere Bereiche konzentrieren können und langfristig die Produktivität steigt. Geschäftsentscheidende Aktivitäten wie die Entwicklung neuer Ideen und der Aufbau von Beziehungen zu potenziellen Partnern und Kunden rücken so auch wieder stärker in den Vordergrund.

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Zudem wird wohl über kurz oder lang eine kollaborativen Robotik, also sogenannte „Co-bots“, menschliche Kollegen bei den schwierigsten und bei repetitiven Aufgaben unterstützen. Durch die Kombination von Geschwindigkeit und Genauigkeit einer Maschine mit komplexen menschlichen Entscheidungsfähigkeiten wird die Produktivität über das hinaus gesteigert, was im Moment noch individuell erreicht werden kann. So bietet die Weiterentwicklung der Robotik gerade auch für die Medizin entscheidende Chancen.

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Zalando macht es vor

Auf der anderen Seite ist trotzdem unbestreitbar, dass die Zunahme von Automatisierung in der Wirtschaft wohl über kurz oder lang zu einem Abbau von einer Reihe von Arbeitsplätzen führen wird. Mit fortschreitendem technologischen Fortschritt und sinkenden Kosten im Vergleich zu den Lohnkosten wird der Verzicht auf Robotik und künstliche Intelligenz wirtschaftlich schlicht unrentabel und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, die sich dem verweigern, würde sinken.

Dass diese Entwicklung bereits heute voranschreitet, zeigt auch ein aktuelles Beispiel: So wurden im März 2018 Pläne von Zalando bekannt, nach denen der E-Commerce-Riese mittelfristig rund 250 Marketing-Stellen im Zuge einer neuen Automatisierungsstrategie streichen will. Nur: Was für die Betroffenen im Einzelfall sicherlich dramatisch ist, muss von außen betrachtet auch als Chance begriffen werden. Denn das Berliner Unternehmen will nicht nur Personal abbauen, sondern plant viel mehr, sich gleichzeitig neue Expertise im Bereich IT und Softwareentwicklung ins Haus zu holen.

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Zalando beweist damit: Eine mit technologischen Entwicklungen potenziell einhergehende Massenarbeitslosigkeit kann letztlich in niemandes Interesse sein. Denn besonders in einem entscheidenden Bereich können Roboter den Menschen nicht ersetzen – im Konsum. Roboter kaufen keine Produkte oder nutzen keine Dienstleistungen wie zum Beispiel Food-Delivery-Apps. Eine breite Arbeitslosigkeit würde die Absatzmöglichkeiten für ein riesiges Spektrum von Gütern reduzieren und sich letztendlich als kontraproduktiv erweisen.

Mögliche Lösungen: Bedingungsloses Grundeinkommen und Robo-Steuern

Wie aber Problemen begegnen, die sich aus der Automatisierung ergeben? Immer mehr Industrie- und Entwicklungsländer experimentieren hierzu mit Formen des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE). Diese festgelegte Summe, die vom Staat jedem Bürger unabhängig von Einkommen und Erwerbsstatus zur Verfügung gestellt wird, hat sich bisher – dort, wo es sie gibt – weitestgehend positiv ausgewirkt. Grundsätzlich geht es Befürwortern vom BGE meist darum, Menschen aus der Armut zu befreien, den kollektiven Lebensstandard zu erhöhen und den Wohlstand zu steigern. Gegner hingegen argumentieren, dass es Menschen davon abhalten würde, zu arbeiten und Geld auszugeben.

Dabei ist das allgemeine Interesse am BGE mittlerweile groß und nimmt stetig zu – nicht nur auf politischer und gesetzgeberischer Ebene. Zwei prominente Business-Beispiele, die sich um das BGE bemühen, sind der Accelerator Y Combinator und die Non-Profit-Organisation Givedirectly, die sowohl groß angelegte, langfristige BGE-Piloten als auch Experimente in Kalifornien beziehungsweise Kenia planen und durchführen.

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Finanziert werden könnte ein möglicher Wechsel hin zur KI- und Roboter-Gesellschaft – nach der Vorstellung der beiden Tech-Größen Bill Gates und Elon Musk – durch eine sogenannte Roboter-Steuer. Dabei könnten die erwirtschafteten Einnahmen zur Umschulung und Finanzierung neuer Arbeitsplätze für die durch Automatisierung verdrängten Arbeitnehmer verwendet werden. Die Idee dabei ist, Steuern, die zuvor durch Regierungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern erhoben wurden, durch Äquivalente in Bezug auf Roboter zu ersetzen. Einziger Wermutstropfen: Das Europäische Parlament stimmte erst kürzlich gegen eine solche Abgabe.

Ein Blick in die Zukunft

Dass die Angst vor Automatisierung, Robotern und KI real ist, beweist auch die von Elon Musk und anderen ins Leben gerufene Non-Profit-Organisation Open-AI, die mittlerweile eine Milliarde US-Dollar wert ist. Das Ziel: Es soll „eine sichere KI aufgebaut“ sowie sichergestellt werden, dass künstliche Intelligenz nur zum Wohle der Menschheit eingesetzt wird. Den Gründern geht es darum, zu verhindern, dass zu viel Macht in die Hände eines zukünftig führenden KI-Entwicklers oder sogar der KI selbst gelangt.

Gibt es also Grund zur Panik? Nein! Denn: Letztlich werden künstliche Intelligenz und Roboter zwar langfristig bestimmte Tätigkeiten automatisiert übernehmen, aber damit steigt eben auch die ökonomische Produktivität und neue Beschäftigungsmöglichkeiten – das zeigt das aktuelle Beispiel von Zalando – entstehen. Gleichzeitig leben wir momentan in einer aufregenden Zeit für innovative Technologieunternehmen. Und auch wenn Sorgen und Bedenken durchaus verständlich sind, es auf jeden Fall klarer Rechtsvorschriften, einer offenen, gesellschaftlichen Debatte und gleichzeitigem Wissensaustausch bedarf, sollten wir alle keine Angst vor einer Zukunft mit intelligenten Maschinen haben.

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Torben Gabriel

Das mit der Robo-Steuer macht meine ich nicht so viel Sinn, weil dann die Unternehmen die Fabriken mit den Robotern einfach in Länder ohne solch eine Abgabe verlagern.

Dann hat man das, was man eigentlich will, nämlich Produktion wieder nach Deutschland und aus Billiglohnländern holen, wider zunichte gemacht.

Und das Zalando Beispiel mit den 250 entlassenen Marketing Mitarbeitern trifft auch nicht zu. Der verlinkte Artikel beschreibt, wie Zalando in Sachen Logistik automatisieren möchte. Die 250 Leute aus dem Marketing wurden aber bestimmt nicht entlassen, weil das Marketing automatisiert werden soll. Das macht ja auch keinen Sinn. Was soll da automatisiert geschehen? Ein Algorithumus, der sich neue Werbeslogans ausdenkt oder TV Spots plant und FB Postings absetzt?
Kann ich mir schwer vorstellen.
Es ist doch vermutlich viel eher so, dass Zalando das Paradebeispiel für ein „Startup“ ist, welches unfassbar viel Kohle und Ressourcen ins Marketing und in die Werbung buttert, um „Wachstum“ zu generieren.
Und wenn man bekannt genug ist braucht man halt keine Schah von Marketing Leuten mehr. Ist doch auch klar. Was sollen 250 Leute im Marketing machen? Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen..

Es würde mich aber wundern, wenn Zalando sein Marketing automatisiert.

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