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So vergesslich ist das Internet wirklich

Die ständige Verfügbarkeit einer unüberschaubaren Fülle an Informationen lässt uns glauben, das Netz würde nichts vergessen. Die Wahrheit sieht aber anders aus.

2 Min. Lesezeit
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Als Informationsträger bemerkenswert langlebig: das Buch. (Foto: t3n)

Schon um junge Menschen davon abzuhalten, allzu persönliche Dinge ins Netz zu stellen, wird gerne der Spruch „Das Internet vergisst nie!“ bemüht. In dem Kontext ergibt der Satz durchaus Sinn, denn für den relevanten Zeitraum bleiben Social-Media-Posts oder Screenshots davon eben in aller Regel auch erhalten. Über einen längeren Zeitraum gedacht lässt sich die Behauptung allerdings nicht halten.

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Eine klassische Festplatte hat in etwa eine Lebensdauer von fünf Jahren. Bei einer SSD ist es zwar mehr als das Doppelte, aber hier zeigt sich bereits das Problem digitaler Speichermedien. Ihre Lebensdauer ist begrenzt und kann nicht ansatzweise mit der von analogen Speichermedien wie der Schallplatte oder dem Buch mithalten.

Bei größeren Internet-Diensten werden Daten natürlich in aller Regel redundant gespeichert, sodass der Ausfall einzelner Festplatten nie ein Problem darstellt. Aber auch das rettet Daten nicht notwendigerweise vor ihrem Ende. Vor drei Jahren löschte Myspace beispielsweise versehentlich Musik der Nutzer:innen aus zwölf Jahren. Insgesamt gingen dabei 50 Millionen Songs von 14 Millionen Künstler:innen verloren.

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Ein kleiner Teil der verlorenen Songs fand zwar später ihren Weg in das auf die Erhaltung von Internet-Daten spezialisierte Internet Archive, aber am Ende sind eben doch Abermillionen Songs verschwunden, von denen es möglicherweise in nicht allen Fällen Kopien gibt. Damit ist auch ein Teil unseres kulturellen Erbes verschwunden.

Wichtige Zeitdokumente, die Musikhistorikern einen sehr genauen Einblick in die Zeit von 2003 bis 2015 erlaubt hätten. Zumal Myspace damals die Anlaufstelle für Musiker im Internet war und Karrieren wie die der Popsängerin Adele oder der Rockband Arctic Monkeys erst ermöglicht hat.

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Kein Web-Dienst ist für immer

Nicht immer verschwinden Daten aber aus Versehen. Häufig stehen dahinter ökonomische Abwägungen. 2019 wurde beispielsweise Yahoo Groups nach 19 Jahren eingestellt. Schlicht weil der Dienst kaum noch Nutzer:innen hatte. Ein Teil der dort versammelten Informationen wurde zwar von Aktivist:innen archiviert, aber auch in dem Fall lässt sich nicht ausschließen, dass mit dem verschwinden einzelner Gruppen eine Menge Nischenwissen verloren gegangen ist.

Dass Facebook irgendwann nicht mehr rentabel sein könnte, mag nach all den vergleichsweise gut überstandenen Affären erstmal unwahrscheinlich klingen, aber das soziale Netzwerk hat schon seit Jahren mit einem Rückgang junger Nutzer:innen zu kämpfen. So gesehen ist es nicht völlig abwegig, dass die Nutzer:innen-Basis eines Tages schlicht ausstirbt.

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Bei Twitter ist der neue Firmenchef Elon Musk bereits fleißig dabei, das Interesse der Werbeindustrie an dem Dienst zu verringern. Die Wiederherstellung der Konten von umstrittenen Persönlichkeiten, wie dem wegen antisemitischer Äußerungen gesperrten Rapper Kanye West oder dem nach dem Sturm auf das US-Kapitol ausgesperrten Ex-Präsidenten Donald Trump, machen Twitter mehr und mehr zu einem Problem für Werbekunden.

Auf absehbare Zeit werden zwar weder Facebook noch Twitter den Dienst einstellen, aber irgendwann vermutlich schon. Bis dahin sollten wir uns als Gesellschaft überlegen, wie wir die dort gesammelten Daten für die Forschung erhalten können. Am Ende können wir diese Aufgabe nicht nur gemeinnützigen Organisationen wie dem bereits erwähnten Internet Archive überlassen. Denn dafür ist die Aufgabe zu wichtig.

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