„Vermeide einfach, es so zu halten“: Als Steve Jobs Nutzern erklärte, wie man ein iPhone benutzt
Mit seinen Produktpräsentationen sorgte Apple-Mitgründer Steve Jobs immer wieder für Aufsehen. Den ersten Macintosh ließ er sprechen, das dünne Macbook Air zog er aus einem Umschlag und an den Widescreen-iPod mit Touch-Bildschirm, das Telefon und den Internet-Communicator dürften sich viele Tech-Enthusiasten ohnehin noch erinnern. Dabei handelte es sich schließlich um das erste iPhone. Doch bei einem der nachfolgenden Modelle, dem iPhone 4, griff Murphys Gesetz: Es ging schief, was schiefgehen konnte.
iPhone 4 startet unter keinem guten Stern
Zunächst ließ ein Mitarbeiter einen Prototyp in einer Bar liegen. So geriet das Gerät in die Hände eines Mitarbeiters von Gizmodo, der viele Details vorab verriet. Diesen Umstand nahm Jobs, zumindest bei der Präsentation, mit Humor. „Stoppt mich, wenn ihr das schon gesehen habt“, sagte er zu den geladenen Medienvertretern. Im Laufe der Veranstaltung wollte der damalige Apple-Chef zudem die damals neue, Facetime genannte, Videotelefonie-Funktion des iPhones präsentieren.
In der Reihe „Wisst ihr noch?“ blicken wir auf kuriose und spannende Ereignisse der Tech-Vergangenheit, die damals für Schlagzeilen gesorgt haben, heute aber kaum noch in Erinnerung sind. Alle Artikel der Reihe findet ihr hier.
Aufgrund einer schlechten Verbindung fror das Bild von Gesprächspartner Jony Ive bei der Vorführung allerdings für kurze Augenblicke ein. Auch hier blieb Jobs nach außen noch relativ locker. „Das friert sonst nie ein. Also habt ihr euer WLAN noch nicht ausgeschaltet“, sagte er an die Presse gerichtet, die er zuvor energisch dazu aufgefordert hatte, Notebooks und mobile WLAN-Router abzuschalten.
Man muss es nur richtig halten
Doch damit nicht genug. Auch im Nachgang sorgte das Gerät für Probleme. Verantwortlich dafür war das Design des iPhone 4. Der damalige Design-Chef Jony Ive beharrte auf einem Rahmen aus Edelstahl, der gleichzeitig als Teil der Antenne dienen sollte. Doch das war nicht so einfach umzusetzen, wie Walter Isaacon in Steve Jobs – Die autorisierte Biographie des Apple-Gründers beschreibt: „Damit die Stahlbandeinfassung als Antenne genutzt werden konnte, musste sie einen winzigen Spalt ausweisen“. Das Problem: Wer diesen Spalt mit der Hand versehentlich abdeckte, riskierte offenbar einen Signalverlust – vor allem, wenn man das iPhone in der linken Hand hielt. Deutlich machte das Gerät daran, dass es weniger Empfangsbalken anzeigte.
Als Jobs von Arstechnica per Mail damit konfrontiert wurde, antwortete dieser im Juni 2010 noch: „Alle Telefone haben empfindliche Bereiche.“ Und: „Vermeide einfach, es auf diese Art zu halten.“ Doch schon kurz danach schlug der Fall höhere Wellen. Die Medien wurden auf das Problem aufmerksam. Von Antennagate war die Rede. Apple veröffentlichte daraufhin einen Brief, in dem der Sachverhalt erklärt wurde. Demnach sei die Formel zur Berechnung der Balken „völlig falsch“ gewesen. Als Folge zeigte das iPhone laut Hersteller besseren Empfang an, als es eigentlich sollte. „Der starke Rückgang der Balken ist darauf zurückzuführen, dass die hohen Balken von vornherein nie real waren“, heißt es weiter.
Um das Problem zu lösen, wolle man die Formel des US-Mobilfunkanbieters AT&T übernehmen und die Änderung Kund:innen via Software zukommen lassen. Tatsächlich enthielt die iOS-Version 4.0.1 auch diesen Fix. Wie der Entwickler Sam Henri Gold nun herausfand, war dieser nicht größer als 20 Bytes. Apple hatte schlicht ein paar Werte angepasst. Optisch gab es aber auch eine Änderung. Das iOS-Update sorgte dafür, dass die letzten drei Balken, die für wenig Empfang standen, größer dargestellt wurden.
Das iPhone 4 war trotzdem ein Erfolg
Dennoch sah sich Jobs laut Isaacson nachträglich noch gezwungen, einen Hawaii-Urlaub zu unterbrechen und eine Pressekonferenz einzuberufen. Auf dieser schob er der Konkurrenz den Schwarzen Peter zu, indem er erklärte, dass auch andere Hersteller dieselben Probleme hätten – und sorgte damit nicht gerade für Freudensprünge bei Nokia und Co.. Die hatten schließlich nicht das Design über die Funktion erhoben. Wer wollte, konnte sein iPhone 4 im Nachgang zurückgeben oder eine kostenlose Hülle von Apple bekommen. Als Folge einer außergerichtlichen Einigung eines Rechtsstreits erhielten betroffene US-Kund:innen zudem 15 US-Dollar.
Ein Erfolg war das iPhone 4 trotz allem. Laut Isaacson machten nur wenige Kund:innen vom Rückgaberecht Gebrauch. Nur 1,7 Prozent sollen das iPhone an Apple zurückgegeben haben – weniger als beim Vorgänger. Außerdem war das Gerät über Wochen ausverkauft. Das iPhone 4 war gleichzeitig das letzte, das Steve Jobs als Apple-Chef vorstellte. Den Nachfolger präsentierte Tim Cook als Apple-CEO. Jobs verstarb kurz darauf aufgrund einer Krebserkrankung.
Spannend, wie „Antennagate“ rückblickend zeigt, dass selbst Tech-Giganten wie Apple nicht vor Designkompromissen gefeit sind. Heute, wo Hardware und KI enger zusammenrücken, erinnert das daran, wie wichtig es ist, Funktionalität über Hype zu stellen. Tech entwickelt sich weiter – genau wie Innovationen in der Blockchain-Welt auf cryptoflash2.com
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