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Jaguar I-Pace 2021 im Test: Das unterschätzte Performance-Elektroauto

Wenn es um Elektromobilität geht, findet der Jaguar I-Pace in der Regel nur wenig Beachtung – völlig zu unrecht, wie unser Test über 2.000 Kilometer mit dem sportlichen Premium-Elektroauto zeigt.

Von Frank Feil
7 Min. Lesezeit
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Der Jaguar I-Pace 2021 ist ein echter Geheimtipp. (Foto: Frank Feil)

Wir schreiben das Jahr 2018. Während sich Tesla schon einen Namen im Bereich der Elektromobilität gemacht hat und als Vorreiter der Future Mobility gilt, befinden sich die meisten traditionellen Autobauer – vor allem im Premiumbereich – noch im Dornröschenschlaf. Hersteller wie BMW, die mit dem i3 bereits ein erstklassiges Elektroauto im Portfolio haben, kehren der Technologie gar den Rücken zu, um sich auf Verbrenner zu konzentrieren.

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Erst als 2019 auch dem letzten klar wird, dass offenbar kein Weg an der Elektromobilität vorbeiführt, kündigt ein Hersteller nach dem anderen die „Elektrifizierung seiner Flotte“ an – sei es nun Mercedes-Benz mit dem EQC, Porsche mit dem Taycan oder Audi mit dem E-Tron.

Zumindest gilt das mit Blick auf die deutschen Premium-Hersteller. Die britische Marke Jaguar hingegen hat ihr erstes vollelektrisches Modell bereits im Jahr 2018 auf den Markt gebracht: den I-Pace. Das Problem an der Sache: Obwohl das sportliche Performance-Elektroauto schon seit drei Jahren auf dem Markt ist, kennen es nur wenige.

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Wir haben uns den Jaguar I-Pace 2021 genauer angeschaut – und erklären, warum dieser eines der wohl am meisten unterschätzten Elektroautos ist.

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Der Jaguar I-Pace war seiner Zeit voraus

400 PS, fast 700 Newtonmeter Drehmoment, eine 90-Kilowattstunden-Batterie und eine Reichweite von 480 Kilometer im WLTP-Zyklus. Das waren die Eckdaten, mit den der erste vollelektrische I-Pace im Sommer 2018 antrat, die Elektromobilität auch außerhalb der Tesla-Welt salonfähig zu machen. Tatsächlich war das 4,68 Meter lange SUV zum damaligen Zeitpunkt das einzige Premium-Elektroauto für längere Strecken, das jemand kaufen konnte, der keinen Tesla wollte.

Für Fans der Elektromobilität war der Jaguar I-Pace ein echtes Highlight. Allerdings sprach das Fahrzeug mit Preisen zwischen 78.000 bis 100.000 Euro eben nicht den Elektroauto-Enthusiasten an, der die Mobilitätswende mitgestalten wollte, sondern vielmehr eine zahlungskräftige Käuferschicht mit Premium-Anspruch, die Wert auf Sportlichkeit und Performance legt.

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Leider ließ sich diese zum damaligen Zeitpunkt aber noch nicht für die Elektromobilität begeistern. Zu schlecht war die öffentliche Ladeinfrastruktur ausgebaut, zu groß waren die Vorbehalte gegenüber der neuen Antriebstechnologie – zumal es damals weder die enormen staatlichen Förderungen von bis zu 9.000 Euro gab, noch das Bekenntnis der Regierung, die Elektromobilität wirklich vorantreiben zu wollen. Und so blieb der Jaguar I-Pace in gewisser Weise ein Liebhaberstück. 2018 wurden in Deutschland gerade mal 191 Fahrzeuge zugelassen, 2019 954.

Jaguar I-Pace 2021 im Test

Der Jaguar I-Pace war das erste ernstzunehmende Premium-Elektroauto außerhalb der Tesla-Welt. (Foto: Frank Feil)

Insbesondere im Jahr 2020 nahm die Elektromobilität dann an Fahrt auf – und noch immer blieben die Verkaufszahlen des I-Pace hinter den Erwartungen von Jaguar zurück. Denn nun gab es ein anderes Problem: Weder der einphasige Sieben-Kilowattt-Lader, noch die in die Jahre gekommene Software waren noch zeitgemäß. Auch mit einem „eigenen“ Schnellladenetz, wie es inzwischen bei den deutschen Premium-Marken in Form von Ionity vorhanden war, konnte Jaguar nicht aufwarten.

Und so entschieden sich die Briten dafür, dem I-Pace eine Modellpflege zu spendieren.

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Jaguar I-Pace 2021: Elf-Kilowatt-Lader und Over-the-Air-Updates

Im Wesentlichen hat sich Jaguar für das Modelljahr 2021 der zuvor genannten Kritik angenommen: Der Jaguar I-Pace verfügt nun über einen dreiphasigen On-board-Lader mit elf Kilowatt, das Infotainmentsystem wurde vollständig überarbeitet. Tatsächlich ist der I-Pace das erste Modell von Jaguar, das über das neue „Pivi Pro“-System verfügt. Dank integrierter 4G-SIM-Karte sind zudem Over-the-Air-Updates möglich. Ansonsten gibt es noch kleinere Anpassungen beim Exterieur Design sowie einen neuen PM2.5-Filter zum Filtern ultrafeiner Partikel im Innenraum.

Zeit loszufahren. Für unseren Langstreckentest haben wir uns für eine knapp 650 Kilometer lange Fahrt nach Berlin entschieden. Wir entriegeln den I-Pace und die in die Tür eingelassenen Griffe fahren aus. Das ist zwar nur ein winziges Detail, aber ein wichtiger Faktor für die Aerodynamik des Fahrzeugs.

Hat man erst einmal hinter dem Lenkrad Platz genommen, wird schnell klar, dass Jaguar bei den verwendeten Materialien und deren Verarbeitung keine Kompromisse eingeht. Alles ist vom Feinsten. Im Gegensatz zu anderen Herstellern haben sich die Briten auf keine Experimente eingelassen: Elektromobilität und progressives Design ja, aber nicht auf Kosten des luxuriösen Ambientes.

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Wir verbinden unser Smartphone mit dem I-Pace und programmieren die Reiseroute. Die Menüführung ist einfach und intuitiv, die Benutzeroberfläche ansprechend gestaltet. Nichts ruckelt. Dafür sind beispielsweise die Energieflüsse während der Fahrt und des Ladevorgangs detailliert animiert. Auch das ist nur eine Kleinigkeit, hebt aber ein Elektroauto im Premium-Bereich von der Masse ab. Selbiges gilt für die gestochen scharfe 3D-Surround-Kamera, das für eine lückenlose 360-Grad-Rundumsicht sorgt. Auch das ist keinesfalls selbstverständlich, denn gerade bei der Kameraqualität solcher Systeme wird gerne mal gespart.

Jaguar I-Pace 2021 im Test

Mit einem Kofferraumvolumen von 656 Litern (1.453 Liter inklusive Sitzbereich) bietet der Jaguar I-Pace 2021 auch für Familien ausreichend Platz. (Foto: Frank Feil)

Jaguar I-Pace 2021: Komfortabel unterwegs auf der Langstrecke

Los geht’s mit vollgeladenem Akku. Bei zwölf Grad Außentemperatur beziffert der Bordcomputer die Reichweite auf 350 Kilometer. Beim Starten der Zielführung sinkt die Reichweite plötzlich schlagartig auf 260 Kilometer. Später bestätigt uns Jaguar, was uns in diesem Moment schon klar war: Unser Testwagen hat einen Software-Fehler. Dieser ist zwar bei den an die Endkunden ausgelieferten Fahrzeugen längst behoben, aber für uns bedeutet das, dass wir Features wie den Ladeplaner komplett deaktivieren müssen, da er aufgrund der falschen Reichweitenberechnung de facto unbrauchbar ist.

Davon abgesehen macht der Jaguar I-Pace auf der Langstrecke eine gute Figur. Im Innenraum haben die Insassen sowohl auf den Vorder- als auch auf den Rücksitzen überraschend viel Platz. Das Fahrwerk ist im Comfort-Modus perfekt abgestimmt und absorbiert auch größere Unebenheiten mühelos. Der Verbrauch pendelt sich bei Geschwindigkeiten zwischen 120 und 130 Kilometern pro Stunde bei rund 25 bis 26 Kilowattstunden auf 100 Kilometern ein. Bei Temperaturen über 20 Grad dürften auch 22 bis 24 Kilowattstunden machbar sein. Daraus ergibt sich eine realistische Reichweite von 350 bis 400 Kilometern – natürlich auch abhängig vom jeweiligen Streckenprofil. In Anbetracht der Leistung und des Allradantriebs sind das allerdings durchaus akzeptable Werte.

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Auf unserer 650 Kilometer langen Fahrt nach Berlin legen wir drei Ladepausen ein – zwei dauern 15 Minuten, eine 30 Minuten. An den Schnellladesäulen entlang der Autobahn erreicht der I-Pace in der Spitze eine Ladeleistung von rund 108 Kilowatt und hält diese bis etwa 60 Prozent SoC (State of Charge). Das ist im Vergleich zu einem Porsche Taycan oder Audi E-Tron GT nicht gerade rekordverdächtig, aber dafür, dass der I-Pace eigentlich schon drei Jahre alt ist, durchaus solide.

Jaguar I-Pace 2021 im Test – Laden

Der Jaguar I-Pace 2021 lädt mit bis zu 108 Kilowatt an der Schnellladesäule und bringt es auf eine Reichweite von 350 bis 380 Kilometern. (Foto: Frank Feil)

Jaguar I-Pace 2021: Elektrische Performance für jedes Terrain

Kommen wir vom Thema Langstrecke zum Thema Performance, denn hier ist der Jaguar ganz in seinem Element. Die zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren entwickeln eine Leistung von 294 Kilowatt (400 PS) und ein sofort nutzbares Drehmoment von 696 Newtonmeter. Der Sprint von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde dauert gerade einmal 4,8 Sekunden.

Auf der Autobahn senkt die optional erhältliche aktive Luftfederung den I-Pace ab 105 Stundenkilometer automatisch um zehn Millimeter ab und verbessert so die Aerodynamik. Auf kurvigen Strecken kommt hingegen Torque Vectoring by Braking (TVBB) zum Einsatz. Dabei werden das kurveninnere Vorder- und Hinterrad kontrolliert und unabhängig voneinander abgebremst, was einem Schlingern entgegenwirkt und die Traktion bei höheren Geschwindigkeiten spürbar verbessert. Natürlich lassen sich auch Gasannahme, Lenkwiderstand und die Dämpfersteifigkeit individuell einstellen.

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Die Höchstgeschwindigkeit begrenzt Jaguar auf 200 Kilometer pro Stunde. Dieses Tempo kann der I-Pace auch über längere Strecken mühelos aufrechterhalten. Mehrere Beschleunigungsvorgänge mit maximaler Leistungsaufnahme direkt hintereinander? Für das Performance-SUV kein Problem. Allerdings bezahlt man einen derartigen Fahrstil – wie bei jedem Elektroauto – mit deutlichen Einbußen bei der Reichweite. Wer über längere Zeit jenseits der 180 Stundenkilometer unterwegs ist, steht nach spätestens 200 Kilometern wieder an der Ladesäule.

Kommen wir von der Autobahn ins Gelände, immerhin ist der I-Pace ja ein SUV. Hier wird der Fahrer von der Anfahrhilfe (Low Traction Launch) beim Start auf rutschigem Untergrund untersützt, während das Adaptive Surface Response-System (AdSR) permanent die Umgebung des Fahrzeugs kontrolliert und die Motor- und Bremseinstellungen den unterschiedlichen Gegebenheiten anpasst. Auf diese Weise nutzt der I-Pace die Vorteile des Allradantriebs maximal aus. Wer die bereits erwähnte aktive Luftfederung hat, kann den I-Pace im Gelände zudem um ganze 50 Millimeter anheben.

Jaguar I-Pace 2021 im Test

Im Innenraum überzeugt der Jaguar I-Pace 2021 mit hochwertigen Materialien und einem gelungenen Infotainmentsystem. (Foto: Frank Feil)

Jaguar I-Pace 2021: Der Geheimtipp unter den Elektroautos

In seiner Gesamtheit betrachtet ist der Jaguar I-Pace 2021 ein echter Geheimtipp – für all diejenigen, die Wert auf ein hochwertiges Interieur in Kombination mit erstklassiger Performance legen. Und damit sind nicht nur die Sprints von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde in 4,8 Sekunden gemeint, sondern vielmehr die erstklassige Traktion und das Sportwagen-Feeling, für das der perfekt abgestimmte Allradantrieb und das adaptive Fahrwerk sorgen.

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Natürlich ist der I-Pace weder ein Schnäppchen, noch ein Reichweitenwunder. Verglichen mit der Konkurrenz macht er aber vieles richtig, nicht zuletzt, weil der Brite einen guten Ausgleich zwischen komfortablem Langstreckenfahrzeug, Sportwagen und SUV schafft. Man kann jedenfalls gespannt sein, ob Jaguar mit der Modellpflege das Ruder beim I-Pace noch rumreißen kann. Verdient hätte es das Fahrzeug.

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Dein t3n-Team

Christian

Ich habe seit 9 Monaten einen I-Pace und liebe das Ding. Das beste Auto das ich je hatte. Und man sieht ihn zudem nicht an jeder Ecke was auch seine Vorzüge hat.

Antworten
Helmut Ottersbach

Verkäufer am Werk?

Realistische Reichweite von 350 bis 400 Kilometern ??? Sie träumen. Ich fahre den I-Pace seit 2019 und versichere Ihnen: NEIN, dasa ist nicht realistisch mit Tempo 120-130.

Spitze -Ladeleistung von rund 108 Kilowatt ???? Habe ich noch NIE erlebt. Bin noch nie in die Nähe von 100 kw Ladeleistung gekommen.

Schönen Gruss,
Helmut

Antworten
Frank Feil

Das tut mir leid! Vielleicht noch etwas üben. Wir hatten die Reichweite im Test bereits nach dem zweiten Tag auf dem Niveau :)

Antworten
Helmut Ottersbach

Glaube ich nicht, nicht bei Tempo 120-130 und wenn ich mit einen SOC von 10 oder 20 rechne.

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