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Krisen überall: 4 Tipps, wie ihr im Job damit umgeht

Die Nerven zu verlieren, war immer irgendwie unprofessionell. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, die Energie ehrlich rauszulassen. Wie es geht und was es bringt.

5 Min. Lesezeit
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Im Homeoffice gehört es auch mal dazu die Nerven zu verlieren. (Bild: Pheelings media / shutterstock)

Ich möchte ein Glas an die Wand werfen, aber das gehört sich ja nicht. Ich möchte durch den Park rennen, bis ich völlig ausgepumpt bin, aber weil ich gerade erst mit einer Virus-Erkrankung durch bin, darf ich nicht. Ich möchte jemanden in eine Pfütze schubsen, aber naja, zivilisierte Gesellschaft und so. Mist.

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Konzentriert arbeiten fällt dieser Tage schwer. Wir beobachten die Nachrichtenlage, die Corona-Zahlen, die Chats unserer Freundinnen und Freunde, Eltern, Kita-Gruppen und Schulklassen. Einige werden noch lange um Impftermine zittern müssen, weil die Impfzentren gerade erst wieder hochfahren, während andere Menschen ihre Termine nicht absagen, obwohl sie schon geimpft sind. Überall Nachrichten. Und alle sind schlecht. Es scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, um die Nerven zu verlieren.

Eigentlich macht man das ja nicht. Man benimmt sich. Man reißt sich zusammen, schaut professionell in die Runde und fragt, wie das Wochenende so war, ja, alles gut, vielen Dank, klingt toll, also dann lasst uns mal über die Quartalszahlen reden und hey, Isabell, ich brauche bis 15 Uhr deinen Artikel, wie ist denn da der Stand?

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Die Stimmen im Kopf ignorieren meine Bürozeiten

Und ich weiß nicht, was ihr macht, aber ich denke während solcher Gespräche darüber nach, wann es wohl die ersten Off-Label-Impfungen für Dreijährige gibt und wie um alles in der Welt ich das dann entscheiden soll, denn zwischen Studien und Zulassung wird sicherlich erneut viel Zeit vergehen. Oder ist es dann schon zu spät für uns? Keine Ahnung. Ich denke darüber nach, dass wir bei Kindern nicht mehr von Inzidenzen reden sollten, sondern längst bei Prozentwerten angekommen sind. Ich erzähle in einem Videocall etwas über Zeitpläne und Druckvorstufen und eine Stimme in meinem Kopf murmelt: Wenn jetzt dein Telefon klingelt, dann ist die Pandemie in deiner Familie angekommen. UND DIE FUSILLI SIND ALLE. Intuition klingt so nett, aber ich sag’s euch: Inneren Stimmen geht jede Disziplin ab.

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Die Stimmen im Kopf ignorieren meine Bürozeiten. Von Stillarbeit halten sie nichts. Sie wollen Nachrichten lesen, sie wollen mal kurz alle fragen, wie es ihnen so geht und sie bestehen darauf, dass wir Nudeln kaufen müssen und Dosentomaten und Klopapier, nur für den Fall, du weißt schon.

Die Stimmen in meinem Kopf spinnen auch nicht. Sie haben völlig recht. Ich habe diesen Text noch nicht fertiggeschrieben, da erfahre ich vom nächsten Corona-Fall im direkten Umfeld. Emotionales Umfeld, nicht räumliches Umfeld, wenigstens das.

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Ich kann so nicht arbeiten

Wie die Zwischenüberschrift schon sagt: Ich kann so nicht arbeiten. Und ihr da draußen, ihr könnt so auch nicht arbeiten, gesteht euch das ruhig ein. Selig sind diese herrlichen Zeiten, in denen ein Projekt uns so sehr reinzieht, dass das Gehirn mit seinen Sorgen nicht dazwischengrätschen kann. Selig und selten, denn wann klappt das schon? Sekunde, ich muss mal kurz bei Twitter was schauen.

So, also. Was machen wir nun mit diesem Gefühl?

Es ist, wie gesagt, an der Zeit, durchzudrehen. Es ist die angemessene Gefühlslage, die Gesamtsituation rechtfertigt es und ich erlaube es euch hiermit offiziell. Die Zeit, in der wir Emotionen vom Arbeitsplatz fernhalten, ist abgelaufen. Ängste gehen nicht weg, wenn man sie ignoriert. Professionelles Verhalten führt nicht zu Produktivität, wenn man es anordnet.

Was wirklich hilft und warum es hilft:

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1. Sprecht im Check-in über das, was euch bewegt

Wir können wohl alle davon ausgehen, dass es keine Menschen mehr gibt, die sich nicht mindestens zeitweise genervt, wütend, sorgenvoll fühlen. Unsere Arbeit machen müssen wir alle trotzdem. Es gehört zu den Methoden der New Work, aktuellen Themen Raum zu geben, Check-in nennt sich dieses Vorgehen. Ihr könnt dafür zu Beginn eines Meetings fragen, was die Anwesenden gerade bewegt. Oder ihr trefft euch mit vertrauten Kolleginnen und Kollegen.

2. Sprecht über intensive Gefühlslagen

Ich würde nicht empfehlen, Gläser an die Wand zu werfen. Aber darüber sprechen, dass man es gern täte: Warum eigentlich nicht? Selbstkontrolle ist eines der Kernfeatures der Professionalität am Arbeitsplatz, sie dient uns als sozialer Kitt (und senkt Beschaffungskosten in der Abteilung Büroküche). Aber wenn die Gefühle nun einmal da sind, dann müssen sie irgendwo hin. Nach Feierabend könnt ihr joggen gehen oder eine Matratze an die Wand stellen und dagegen boxen. Solltet ihr auch, denn Bewegung hilft dem Körper dabei, Stresshormone abzubauen – kurzfristig und langfristig.

Aber bis zum Feierabend-Sweat ist es sinnvoller, über das zu sprechen, was man gern täte. Das gilt auch für intensive Gefühle. Auch, wenn sie sozial nicht akzeptiert sind. Alle anderen fühlen genauso. Nicht jede Team-Kultur gibt das her – aber wohldosierte Offenheit könnte genau das ändern. Wenn ihr solo arbeitet: Sucht euch die Menschen, mit denen ihr eine solche Kultur schaffen könnt.

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3. Gebt unterschiedlichen Interpretationen Raum

Ein wirklich großer Nervfaktor in dieser Pandemie sind Menschen, die emotional gerade anders ticken als man selbst. Wenn ich mich gerade gewappnet fühle, will ich nichts davon hören, dass jemand anderes die Politik verflucht. Wenn ich besorgt bin, interessiert mich nicht, wie gut es bei anderen läuft. Es ist nicht schön, aber es ist so.

Besser kommen wir klar miteinander, wenn wir den unterschiedlichen Standpunkten ihren Raum geben. Also vielleicht treibt die Kollegin die Frage um, wie sie in ihrer Partnerschaft entscheidet, wer mit dem Auto zum Arbeitsort fahren darf und wer den ÖPNV nutzen darf, und dir ist das gerade egal. Aber du musst die Sorge ja nicht mitnehmen. Zuhören und nicken reicht manchmal. Mit Zuhören tut dem anderen mehr Gutes, als man sich selbst belastet.

4. Erinnert euch daran, was zu tun ist und warum es zu tun ist

Angst macht unproduktiv. Wut lenkt ab. Aber wenn ihr diese Gefühle richtig kanalisiert, könnt ihr sie immerhin dafür nutzen, den Job zu machen. Intensive Gefühle können belasten – sie können aber auch Energie geben.

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In der Zeit starker Gefühle ist es manchmal eine gute Struktur, die vielen Menschen dabei hilft, zu tun, was sie tun müssen. Für Produktivität unter Unsicherheit gibt’s keine geheimen Zaubertricks, wir hätten ja eh alle keinen Nerv, welche zu lernen. Also hier, macht es so: Klärt, was ihr an einem Tag oder in einer Woche zu tun habt. Überlegt euch, wie lange es dauert, wenn ihr Nachrichten und andere Ablenkungen beiseite lasst. Dann macht es. Im Idealfall schenkt euch die fokussierte Arbeit immer mal wieder diese schönen, angstfreien Stunden. Für den Moment darf das genug sein.

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