
Für viele Menschen gehört dieser Moment zu den schönsten am Tag: Wenn der frisch gebrühte Kaffee die Lippen berührt und gleichzeitig das Aroma in die Nase steigt. Kaffee gehört ohne Zweifel zu den Lieblingsgetränken der Deutschen. Mit 79 Prozent trinken rund acht von zehn Erwachsenen täglich oder mehrmals pro Woche Kaffee, wie eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt. Und das auch und vor allem am Arbeitsplatz.
Kaffeepause ist keine Arbeitszeit – eigentlich
Dabei herrscht im Team selten so viel Einigkeit, wie wenn es um das Heißgetränk geht. Kaffee gehört auf die Einkaufsliste in den allermeisten Unternehmen. Chefinnen und Chefs stellen den in der Regel kostenlos zur Verfügung. In vielen Büros steht sogar eine teure Siebträgermaschine. Standard ist ein Vollautomat. Filterkaffeemaschine und French Press gehören häufig auch zum Inventar, um alle Geschmäcker zu befrieden.
Wie sehr Kaffee fester Bestandteil unserer Arbeitskultur ist, zeigt sich auch an der Akzeptanz von Pausen. Die Arbeitszeit ist die Zeit vom Beginn bis zum Ende der Arbeit ohne die Ruhepausen. Laut Arbeitszeitgesetz haben Teammitglieder ab einer Arbeitszeit von sechs Stunden ein Recht auf mindestens eine halbe Stunde Pause, ab neun Stunden auf eine Dreiviertelstunde. Doch die kleinen Pausen zwischendurch zählen nicht dazu.
„Faktisch zählen Kaffeepausen somit nicht zur Arbeitszeit, weil durch sie die Arbeit unterbrochen wird“, so Arbeitsrechtlerin Karina Bischoff. Führungskräfte dulden sie jedoch, weil sie das Betriebsklima stärken. Jemandem die Kaffeepause zu verbieten oder zu verlangen, sie abends nachzuarbeiten? Was für Raucherpausen nicht unüblich ist, zählt für Kaffee nicht. Wer trägt sich schon für einen Kaffee aus der Zeiterfassung aus?
Ist Kaffee gesund oder nicht gesund?
Zu der Frage, ob und wie viel Kaffee gesund ist, herrscht hingegen große Uneinigkeit. Es kursieren unterschiedliche Studien. Wer in das Thema recherchiert, fühlt sich an das Falsifikations-Prinzip erinnert – eine Hypothese sei demnach niemals bewiesen, aber könne gegebenenfalls widerlegt werden. So liest man einerseits von durch Kaffee ausgelösten Knochenabbau und andererseits wieder von vermindertem Krebsrisiko.
Grundsätzlich lässt sich schon sagen, dass vor allem ein Stoff der Gesundheit zuträglich ist. Die Rede ist von Antioxidantien im Kaffee. Das sind chemische Verbindungen, die vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen, etwa vor sogenannten freien Radikalen. Diese aggressiven Sauerstoffmoleküle greifen unsere Zellen an und erhöhen so zum Beispiel das Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ganz so eindeutig ist es jedoch nicht bei einem anderen Stoff in dem Heißgetränk. Zu viel Koffein kann durchaus nachteilig sein. Professor Chahan Yeretzian, Leiter des Coffee Excellence Centers an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften hält normalen Kaffeekonsum bei gesunden Menschen „für unbedenklich“ und sieht „primär die positiven Auswirkungen“. Allerdings könne nicht jede Person unbedacht Kaffee trinken.
Koffein fördert die Ausscheidung von Kalzium, was den Knochenabbau unterstützt. Osteoporose-Kranke sollten Kaffee daher in Maßen trinken. Auch Schwangere sollten den Kaffeekonsum stark reduzieren, da Koffein das Geburtsgewicht des Kindes verringern kann. Menschen mit Schlafstörungen sollten Kaffee, in der zweiten Hälfte des Tages lieber stehen lassen, da Koffein den Tiefschlaf zusätzlich beeinträchtigen kann.
Kaffee ist ein Wachmacher – aber nur kurz
Dabei ist die aufputschende Wirkung von Kaffee neben dem Genuss einer der Vorteile. Koffein macht wach, fördert die Konzentrationsfähigkeit und wird deshalb gern gegen das Nachmittagstief getrunken. Die geistige Leistungsfähigkeit geht unter dem Einfluss von Kaffee stark nach oben. Leider hält die Wirkung aber nicht lange an. Und wenn der Koffeinspiegel sinkt, ist die Konzentrationsfähigkeit sogar oft schlechter als zuvor.
Wer also nachmittags den Kaffee für die letzte Meile des Arbeitstags einschenkt, ist gut beraten, auch ein großes Glas Wasser dazu zu trinken und so die Leistungsfähigkeit etwas zu verlängern. Alternativ greifen Menschen aber auch zu grünem Tee, der eine sanftere Stimulation durch weniger Koffein bietet und so dem schnellen Anstieg und Abfall des Energielevels entgegenwirkt. Ob das echte Kaffeefans überzeugt, sei dahingestellt.