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Kein Scherz: DIN-Norm für Startups geplant

Ein Konsortium aus Wissenschaftlern, Beratern und Unternehmen plant eine DIN-Norm für Startups. Gründer reagieren empört.

Von Daniel Hüfner
2 Min.
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Gibt es generell zu wenig Fachkräfte oder will einfach niemand in Startups arbeiten? (Foto: Factory)

„Guten Tag, wir sind ein dreiköpfiges Gründerteam aus Berlin, von unserem Produkt gibt es zwar erst einen Prototyp und wir verdienen auch noch kein Geld – aber wir haben eine Zertifizierung nach DIN-Norm!“ – so ähnlich könnten Investorengespräche bald ablaufen, sollte sich bewahrheiten, was das Handelsblatt am Montag berichtet.

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Demnach plant ein Konsortium aus Wissenschaftlern, Beratern und Unternehmen eine DIN-Norm für Startups einzuführen. Auch sollen bereits erste Gespräche zwischen dem Deutschen Institut für Normung (DIN) und dem Wirtschaftsministerium laufen. Grundlage ist die neu veröffentlichte Spezifikation „DIN SPEC 91354“, die erst noch von genügend Akteuren akzeptiert werden muss.

DIN-Norm soll Insolvenzen verhindern

Trotzdem liest sich das Dokument schon sehr konkret. So sollen Gründer zentrale Fragen beantworten, darunter: Warum soll es die Firma geben? Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Wie sehen Marketing- und Vertriebsstrategie aus? Gibt es eine ausreichende Finanzplanung? Und welche Konkurrenten sind schon am Markt? „Dabei geht es auch darum, den Überblick zu behalten und die wesentlichen Punkte zu bearbeiten. Ein neuer Standard könnte dabei helfen“, heißt es in dem Papier, das gemeinsam von Wissenschaftlern, Beratern und Unternehmen erstellt wurde.

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Mit der DIN-Norm will das Konsortium nach eigenen Angaben die hohen Ausfallquoten von Neugründungen verringern. Bisher scheitern 80 Prozent aller Startups innerhalb der ersten drei Jahre. Der Leitfaden „erhöht bei sachgerechter Bearbeitung die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Startups“, zitiert das Handelsblatt De-Won Cho, den zuständigen Projektleiter vom DIN.

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Lobbyverband reagiert empört

Die Lobbyvereinigung hiesiger Gründer sieht das indes anders. Sie habe es zuerst gar nicht glauben können, sagte Sonja Jost, die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Startups, gegenüber dem Handelsblatt. „Eine Standardisierung für Startups – das wäre doch völlig kontraproduktiv.“

Jost – selbst Gründerin einer Chemiefirma – verweist auf den ohnehin schon schwierigen Zugang zu Fördermitteln und Investoren. Ein neues Zertifikat belaste außerdem das schmale Zeit- und Geldkonto von Gründern zusätzlich. „Für Gründungen und Gründungsprojekte, die staatliche Finanzierungsunterstützung haben wollen, ist die Bürokratie schon am Rande des Tragbaren“, sagte Jost.

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Auf die Kritik reagierte das Konsortium prompt. So sei kein Gründer verpflichtet, ein Zertifikat zu erwerben. Vielmehr solle der Leitfaden Investoren, Banken oder Gremien, die über die Vergabe von staatlichen Fördermitteln entscheiden, die Urteilsfindung bei Projekten erleichtern. Inwiefern das nicht bereits über einen gewöhnlichen Businessplan möglich ist – dazu äußerte sich das Konsortium nicht.

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Dein t3n-Team

Sebastian Stehle

Ich habe mir mal das Machwerk runtergeladen und das ist eine Liste von Banalitäten wie

„Der Planungszeitraum muss mindestens drei Jahre umfassen. Die Finanzplanung muss kompetent und
integer bewertet werden.
Es müssen mindestens drei unterschiedliche Szenarien entwickelt werden.
Die Szenarien unterscheiden sich hinsichtlich der getroffenen Annahmen.“

Das ganze hat vll. 4 Seiten mit Anhang wie Verweis auf das Business Model Canvas.

Das ist das Ergebnis von 9 Projektpartnern und 18 Monate Arbeit!

Wenn das auf Basis einer umfassenden Studie erfolgt wäre, welche die häufigsten Fehler systematisch umfasst könnte ich dem noch was abgewinne, aber so ist das einfach ein Haufen Bullshit.

Antworten
Rainer

„… so ist das einfach ein Haufen Bullshit.“

+1

Damit ist alles gesagt!

Antworten
Christian

Hier wundert einen wirklich nichts mehr. In dem Land wird man regelrecht für Kreativität, Ideenreichtum und Tatendrang bestraft.
Offenbar gibt es nach wie vor zu wenig Bürokratie :D

Und sich dann wieder beschweren weil einige Startups Neuland ignorieren.
Langsam sollten wir Politiker nach DIN Normen regeln, das wäre wohl gescheiter für alle Menschen.

Antworten
Max

Anscheinend ist in Deutschland Unabhängigkeit und Kreativität von Seiten der Politik nicht erwünscht. Dann machen die wirklich interessanten Technologie Startups eben in Asien und den USA das Rennen während Deutschland zurück bleibt.

Die dann nicht hier geschaffenen Arbeitsplätze kann man dann ja in der Bürrokratie auffüllen, mit lauter Leuten die vom Steuerzahler bezahlt werden sich gegenseitig allerlei Formulare auszufüllen welche danach im fachgerecht zertifizierten Altpapiercontainer entsorgt werden.

Antworten
Chris

Startups sind nur dumme und naive Hochschulabbrecher.

So in etwa liest sich dieses Papier. Für totale Laien und Einsteiger sicherlich eine praktische Guideline und nützlich. Doch als DIN-Norm? Widerspricht das nicht dem zentralen Anliegen von uns Startups, eben die Dinge anders zu machen, Formen zu brechen und neue Standards zu schaffen?

Oder geht das nur mir so?

Antworten
dennis

So lustiges Deutschland. Einfach nur ein lustiges Deutschland. Lass uns doch mal unser eigenes mit Regeln kaputt machen und hemmen. Das gab es ja noch nie :-D

Antworten
Ralf

Die Deutschen machen ne DIN Norm und alle anderen Lean Startup, Business Model Canvas und Value Proposition Design…

Antworten
Samuel Speitelsbach

Es geht nur darum, wie der Staat die Bürger weiter schröpfen kann. Eine DIN-Norm kostet Geld genauso wie bei den GEZ-Gebühren.

Bravo! Erfolgreiche Lobbyarbeit der immer unproduktiver werdenden Großkonzerne, die sich damit Konkurrenten vom Leib zu halten erhoffen, um noch unproduktiver werden zu können.

Das wäre das offizielle Ende der Marktwirtschaft und der offizielle Startschuss der DDR 2.0

Antworten

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