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Keine Meetings vor 13 Uhr: Was dieser Gründer mit der Regel bezwecken will

Unproduktive Konferenzen kosten der Wirtschaft zig Milliarden Euro. Arbeitgeber sind gut beraten, Meeting-Regeln auf den Prüfstand zu stellen – wie das Beispiel von Johannes Kliesch zeigt.

3 Min. Lesezeit
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Goldene Meeting-Regel: Keine Konferenz vor 13 Uhr. (Foto: Johannes Kliesch)

Donnerstagmorgen, 9:55 Uhr im Konfi. Während einige Mitarbeitende schon fünf Minuten vor der Zeit im Meeting sind, stehen andere noch an der Küchentheke und brühen sich einen Kaffee auf. Der Chef guckt gestresst auf die Uhr, eine Kollegin sitzt noch am Schreibtisch und beantwortet hektisch eine E-Mail, eine andere sitzt daneben, scrollt wie wild durch ihre Reportings, die Zuspätkommer finden keinen Platz mehr und lehnen sich gegen die Wand. Ein Mitarbeiter ruft durch, er steht noch im Stau. Zum Meeting wird er es nicht rechtzeitig schaffen. So ein Szenario kennen alle Berufstätigen, die ihr Tagwerk in einem Büro erfüllen. Und: Es nervt. Meetings fühlen sich für viele Menschen stressig und bisweilen auch nach Zeitverschwendung an.

Kein Meeting vor 13 Uhr

Meeting-Regel: Vormittags konzentriert arbeiten, nachmittags besprechen. (Foto: Shutterstock)

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Einer davon ist Johannes Kliesch. Der Gründer des E-Commerce-Startups snocks.com wünscht sich mehr Zeit für das Wesentliche seiner Arbeit und weniger in Konferenzräumen zu sitzen. „Durch unsere wachsende Mitarbeiterzahl ist auch die Anzahl an Meetings rapide gestiegen“, erzählt Kliesch gegenüber t3n. „Dadurch bleibt immer weniger Zeit, um Arbeitsaufträge fokussiert abzuarbeiten.“ Dabei sei es wichtig, die Produktivphasen nicht zu stören. „Unsere Mitarbeitenden arbeiten zum Großteil vormittags am konzentriertesten“, fand er heraus. Deshalb hat der Gründer sich mit seinem Team auf eine neue Regel verständigt: keine Meetings vor 13 Uhr. „So können vormittags alle ungestört ihre Aufgaben erledigen.“

Auch interessant: „Meetings – Mit diesem simplen Trick sind alle bei der Sache“

Auf Linkedin hat der Mannheimer davon erzählt. „Seit ein paar Wochen haben wir diese Regel eingeführt“, schreibt er und zieht ein erstes Fazit: „Ich finde sie extrem effektiv.“ Sein Posting polarisiert. Bis dato haben über 1.800 Nutzerinnen und Nutzer interagiert. 270 Kommentare finden sich darunter. Ein Nutzer schreibt: „Oft zerschießen Meetings mir wirklich die Deepwork-Phase und bringen nur neue Aufgaben auf den Tisch.“ Ein anderer Nutzer kritisiert die Familienuntauglichkeit: „Es wäre besser, wenn sie früh enden.“ Die unterschiedlichen Meinungen zeigen gut auf, womit sich jedes Unternehmen beschäftigen muss: Nicht jede Regel muss für jede Organisation funktionieren, es gilt, sich durchzutesten.

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Einen Gründer, der genau das Gegenteil macht, müssen Interessierte nicht lange suchen: Amazon-Chef Jeff Bezos hat für sich und seinen Stab beispielsweise die Regel formuliert, dass wichtige Meetings immer zwischen zehn und zwölf Uhr morgens stattfinden müssen. Der Grund, warum Jeff Bezos wichtige Besprechungen vor allem am Vormittag durchführt, liegt darin, dass der CEO binnen dieser Zeit am besten nachdenken kann. „Besprechungen, die mich geistig fordern, setze ich immer vor dem Mittagessen an“, sagte er David Rubenstein auf dem Panel des The Economic Clubs. „Alles, was wirklich wichtig ist und meine volle mentale Aufmerksamkeit braucht, lege ich auf einen 10-Uhr-Termin.“

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Johannes Kliesch hat es bei snocks.com ebenfalls bereits mit anderen Regeln versucht. „Beispielsweise haben wir es zur Pflicht gemacht, eine Agenda und ein Ziel des Termins mit der Einladung rauszuschicken“, so der Gründer im t3n-Gespräch. Somit sei immerhin die Produktivität innerhalb der Meetings gestiegen. „Wirklich konzentrierte Arbeitsphasen waren dennoch nicht möglich, wodurch Projekte nicht optimal bearbeitet wurden.“ Trotz alledem hat er mit den zwei Herangehensweisen insgesamt für mehr Effizienz gesorgt, wo sich Meetings bislang nicht einsparen ließen: Kein Meeting vor 13 Uhr und kein Meeting ohne Agenda – für den Gründer und das Team des E-Commerce-Startups scheint das zu funktionieren.

Unproduktive Meetings kosten Milliarden

In welchem Maße übrigens unproduktive Meetings sogar der Gesamtwirtschaft schaden, hat die US-amerikanische Managementberatung Bain & Company unlängst herausgefunden. 300 Führungskräfte unterschiedlicher Konzerne aus zwölf verschiedenen Branchen haben die Studienleiter zum Zusammenhang von Humankapital und Produktivität befragt. Das Ergebnis aus der Befragung: 40 Prozent aller Meetings sind ineffektiv und kosten die Wirtschaft viel Geld. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung unproduktiven Meetings zum Opfer fallen. Auf Deutschland bezogen wären das 2019 rund 800 Milliarden Euro gewesen. Durchdachtere Meeting-Regeln könnten diesen Umstand adressieren.

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Webling

Genau, ist ja auch Allgemein bekannt, nach dem Mittagessen ein Meeting kann den Mittagsschlaf ersetzen.

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Mona

Hm, in der Theorie ein interessanter Ansatz. Leider werden dann alle Teilzeitkräfte, überwiegend Mütter, in kaum einem Meeting mehr dabei sein und Ideen einbringen können. Neben der Teilzeitfalle noch bessere Aussichten für die Karriere… Wunderbar.

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