Arbeit führt zu zentralen Lebensfragen: Welche Werte inspirieren unser Handeln? Wie gehen wir miteinander um? Welche Aufgaben gibt es für uns als Menschen? Und ist Arbeit jetzt das halbe Leben oder doch der zentrale Ort für Selbstverwirklichung? Mit der Art und Weise, wie wir in Zukunft arbeiten könnten, beschäftigt sich der Future Work Report des deutschen Jobnetzwerks Xing in Zusammenarbeit mit dem Trendbüro München.
Automatisierung fordert Up- an Reskilling
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass der Wandel der Arbeitswelt viel Anpassungsfähigkeit von Mitarbeitenden und Unternehmen abverlangen wird“, so der Xing-Arbeitsmarktexperte Julian Stahl. „Die Ära abgeschlossener Transformationen weicht einer stetigen Evolution.“ Mit 23 Prozent glaubt knapp jeder vierte Umfrageteilnehmer des Reports, dass es den eigenen Job in der derzeitigen Form in 15 Jahren nicht mehr geben wird.
„Umso entscheidender wird sein, etablierte Prozesse nicht nur zu hinterfragen, sondern bewusst zu verlernen, um Raum für Neues zu schaffen“, so Julian Stahl weiter. Ein wichtiger Baustein findet sich deshalb in den Personalthemen rundum Re- und Upskilling. Vor allem im Niedrig- und Mittellohnsektor, so die Autorinnen und Autoren, kommen Arbeitnehmende um wichtige Weiterbildungen und sogar Umschulungen kaum noch vorbei.
Was zunächst nach potenzieller Massenarbeitslosigkeit klingt, fängt der Report wieder ein: Laut den Autorinnen und Autoren bleibt die Gesamtzahl der Arbeitsplätze stabil. „Die bevorstehende Pensionierungswelle – bis 2036 treten rund 30 Prozent der Arbeitskräfte in Deutschland in den Ruhestand –, fängt einen Teil der Arbeitsplätze auf, die durch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Robotik wegfallen.“
Für die Menschen birgt das in der Art und Weise ihres Arbeitsalltags viel Potenzial. Im Report heißt es: „Viele Arbeitsplätze verschieben sich in den regenerativen Fertigungssektor, in höhere Lohnstufen oder in Branchen mit viel Mensch-zu-Mensch-Interaktion.“ Das könnte schlussendlich bedeuten: mehr Sinn, mehr Geld, mehr Beziehungen. Davon würden vor allem Blue-Collar-Worker profitieren. Sprich: Menschen außerhalb von Büros.
Ein medial immer wieder oft angeführtes Beispiel ist die Pflege. Pflegekräfte verbringen einen Großteil ihrer Zeit damit, repetitive Aufgaben auszuführen. KI-gestützte Systeme können jedoch künftig etwa die Überwachung von Vitalzeichen, die Medikamentenverabreichung nach Zeitplan oder die Überwachung von Patientendaten übernehmen. Dadurch wird Zeit frei, um pflegebedürftigen Menschen wesentlich stärker sozial zu betreuen.
Entkoppelung von Arbeitsort und Unternehmen
Ein Trend der letzten Jahre wird sich laut den Autorinnen und Autoren weiter verfestigen: Remote-Arbeit. Sie wird zu einer fortschreitenden Internationalisierung der Arbeitskraft führen. Das betrifft wiederum White-Collar-Worker allen Alters. „Der Wunsch, die Welt zu entdecken, beschränkt sich nicht mehr nur auf jüngere Arbeitnehmende. Die Generationen sind in ihrer Neugier, die Welt zu entdecken, fast gleichauf“, heißt es im Report.
Mit 48 Prozent glaubt fast jeder Zweite, dass sich flexible, hybride Arbeitsmodelle weiter etablieren werden. Mitarbeitende wählen den Lebens- und Arbeitsort demnach frei und nach Bedarf. Für Unternehmen bedeutet das, das Recruiting ortsunabhängiger durchzuführen, um wirklich jede potenzielle Fachkraft zu erreichen. Da zeigt sich dem Report nach heute, dass es noch erheblichen Nachholbedarf gibt in den Unternehmen.
38 Prozent der Umfrageteilnehmer bestätigen, dass es schon Strategien in ihren Firmen gibt. Mit 54 Prozent stimmt die Hälfte zu, dass ortsunabhängiges Recruiting den Fachkräftemangel bis 2040 lindern kann. Für die Autorinnen und Autoren ist klar: Personalabteilungen sollten sich auf den Trend vorbereiten, rechtliche Rahmenbedingungen klären und gute Strategien entwickeln, um gegen die globale Konkurrenz zu bestehen.
Future Work Report: 13 Trends zur Zukunft der Arbeit
Der Future Work Report von Xing in Zusammenarbeit mit dem Trendbüro in München enthält 13 Trends, die zeigen was, wo, wie und mit wem wir in Zukunft arbeiten werden – vom Automatisierungs-Shift über KI als Co-Worker bis Fluides Polywork und Bewusste Hybridität. Zu den Trends wurden zusätzlich 732 Mitglieder von Xing sowie 111 Recruiter und HR-Verantwortliche aus dem Jobnetzwerk befragt.
Für Unternehmen wird alles schön und gut, Zugriff auf Fachkräfte von überall. Für Arbeitnehmer bedeutet es, mehr Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Und dann heißt es, wenn du in Deutschland keinen mehr Job bekommst, kannst du dich immer noch in Bulgarien bewerben.
schon jetzt sind die Hälfte der Stellenanzeigen in meinem Beruf auf Englisch