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KI im Wahlprogramm: Die AfD verstrickt sich in Widersprüche – mit Absicht

Das Wahlprogramm der AfD ist nicht nur menschenverachtend, es ist auch schlicht absurd und widersprüchlich. Besonders offensichtlich wird das bei ihren Standpunkten zu Künstlicher Intelligenz, sagt unsere Autorin.

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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Vor der Bundestagswahl: Unsere Autorin hat einen Blick in das Wahlprogramm der AfD gewagt. (Foto: Shutterstock / Maximilian Martin)

Man muss das Programm der AfD nicht lesen, um zu wissen, was drinsteht. Der Verfassungsschutz hat die Partei zu Recht als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft. Über die Jahre sind die Partei und ihre Führung mit rechtsradikalen, gewalttätigen und menschenverachtenden Aussagen aufgefallen. Ein Gericht hat entschieden, dass der Thüringer AfD-Chef Höcke „Faschist“ genannt werden darf.

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Sich mit den Inhalten zu befassen, birgt die Gefahr, ihr unverdiente Legitimität zu verleihen. Trotzdem habe ich das Wahlprogramm gelesen. Nicht aus Freude an der Lektüre, sondern wegen der bevorstehenden Bundestagswahl und ihrer Bedeutung für Europa. Es hilft zu verstehen, was die Partei erfolgreich macht und warum jemand wie Elon Musk sie offen unterstützt.

Diese Kolumne ist zuerst in der Ausgabe 2/2025 von MIT Technology Review erschienen. Hier könnt ihr die TR 2/2025 bestellen.

Die AfD und die KI: extremistisch und widersprüchlich

Denn die Positionen der AfD zu Technologie und KI zeigen exemplarisch, wie die Partei arbeitet: Sie ist nicht nur extremistisch, sondern auch völlig widersprüchlich. Doch diese Inkohärenzen sind kein Zufall, sondern Absicht.

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Frederike Kaltheuner

Frederike Kaltheuner berät den öffentlichen Sektor, Think-Tanks und multilaterale Organisationen zu internationaler Digitalpolitik. (Foto: Alena Schmick)

Wie fast alle anderen Parteien hat auch die AfD KI in ihr Programm geschrieben. Sie will eine „weltweit führende KI“ – natürlich „made in Germany“ und gespeist von billiger Energie (womit sie auf ihre Leugnung des Klimawandels anspielt). Die Partei will die EU verlassen und lehnt jegliche Form europäischer Regulierung ab. Das Europäische KI-Gesetz (AI Act) und EU-Investitionen in Cloud-Infrastruktur und Chips sind dementsprechend eine „Kompetenzüberschreitung“ und „Geldverschwendung“. Denn Innovationen wie das Internet seien spontan und ohne staatliche Förderung entstanden.

In Ihrer Kernbotschaft bleibt die AfD ausländerfeindlich: KI soll Deutschlands Abhängigkeit von „Nicht-EU-Migranten“ verringern, und Automatisierung wird als Lösung für den Fachkräftemangel verkauft. Seltsamerweise enthält das Programm auch einen Satz über die Risiken von KI für die Bürgerrechte – vielleicht als kleine Dreingabe.

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KI-Gesetze, günstige Energie für KI – alles zu kurz gedacht

Das alles ergibt weder vorne noch hinten Sinn! Unterschiedliche KI-Gesetze in jedem EU-Land? Ein bürokratischer Albtraum. Günstige Energie als einzige Fördermaßnahme für deutsche KI-Wirtschaft? Zu kurz gedacht, wenn fast alle Unternehmen ihre Chips von Nvidia kaufen und ihre Modelle auf der Cloud von Amazon, Microsoft oder Google trainieren. Und das Internet? Wurde vom US-Verteidigungsministerium finanziert. Ganz zu schweigen davon, dass KI unmöglich nur genau die Arbeitskräfte ersetzen wird, die die AfD aus dem Land fernhalten will.

Die Sache ist die: Der Hinweis auf diese Widersprüche wird niemanden davon abhalten, für die AfD zu stimmen. Doch genau hier liegt die perfide Logik. Wie Umberto Eco in seinem Essay über den „Ur-Faschismus“ schrieb: Der Faschismus lebt nicht von konsistenten ideologischen Prinzipien, sondern von emotionaler Anziehungskraft und Mythen. Widersprüche stärken ihn, denn sie erlauben ihm, sich an unterschiedliche Kontexte anzupassen und die unterschiedlichsten Gruppen zu vereinnahmen. Er verspricht jedem alles: globale KI-Führerschaft und Isolationismus, Automatisierung für Migrant:innen und Jobsicherheit für Deutsche.

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Elon Musk unterstützt die AfD, gerade weil sie widersprüchlich ist

Keine seriöse Partei kann da mithalten, denn sie muss Kompromisse machen und schwierige Abwägungen von kollidierenden Interessen und Zielen fällen.

Und Elon Musk? Der liebt genau diese Widersprüche. Wer denkt, der Tesla-Tycoon könnte nicht mit einer Partei kooperieren, die am Verbrennungsmotor hängt, hat das Spiel nicht verstanden. Musk unterstützt die AfD nicht, obwohl sie widersprüchlich ist – sondern weil sie es ist. Er setzt auf Chaos, auf eine fragmentierte EU, auf schwache Staaten, auf dysfunktionale Institutionen. Kurz: auf ein System, das seinen Interessen nicht im Weg steht.

Dieser Artikel stammt von Frederike Kaltheuner.

 

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Kommentare (4)

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Jörg Langer

Wow, in dem Artikel sind echt unfassbar viele Fehlinformationen, Falschaussagen und Behauptungen, die nicht stimmen.

Es geht schon direkt mit zwei Falschaussagen los.

„Der Verfassungsschutz hat die Partei zu Recht als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft. …Ein Gericht hat entschieden, dass der Thüringer AfD-Chef Höcke „Faschist“ genannt werden darf.“

1. Teile der Partei sind nicht die Partei!
2. Das Gericht hat nicht entschieden, dass man Höcke so nennen darf.

https://www.rnd.de/politik/bjorn-hocke-von-gericht-nicht-als-faschist-erklart-urteil-werde-missverstanden-BQ2IHBB6O55OP2LOBGVGNQ2IYU.html

Dieses Märchen wird oft und gerne verbreitet.

Wie seriös kann ein Artikel sein, der schon mit zwei Desinformationen beginnt?

Julia Birkefeld

Wenn T3N so weitermacht, wird es sie bald nicht mehr geben. Intelligente Leute werden sie nicht mehr lesen und Antifanten lesen sowieso keine T3N.

Nils Rehfeldt

Herr Langer,

Sie sollten sich wohl eher an die eigene Nase fassen bezüglich Desinformation. Also mal ein kleiner Faktencheck:

1. Das Bundesverfassungsgericht sieht klare Indizien dafür, dass es notwendig ist die Gesamtpartei weiterhin unter Beobachtung zu führen. Seit 2021 ist die Gesamtpartei „rechtsextremer Verdachtsfall“ und die Rechtmäßigkeit wurde zuletzt 2024 durch das OVG Münster wieder bestätigt.
Zusätzlich sind 100% der Landesverbände entweder bereits ein Prüffall, in sechs Fällen ein „rechtsextremer Verdachtsfall“ und in drei Fällen schon eine gesicherte „rechtsextreme Bestrebung“. Die JA wurde nach der Einstufung des Verfassungsschutzes präventiv aufgelöst. Es würde an der Stelle niemanden wundern, wenn hier eine Ersatzorganisation gegründet wird mit exakt denselben Mitgliedern, so dass der Prüfungsprozess hier erneut loslaufen muss und der Organisation etwas Zeit verschaffen soll bis zu einem Verbot.

Und welche Teile sind denn jetzt noch übrig die nicht mindestens ein Prüffall für den Verfassungsschutz sind von denen Sie sprechen als „Teile der Partei“?

https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2022/pressemitteilung-2022-1-afd.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-beobachtung-verdachtsfall-verfassungsschutz-prozess-100.html
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/afd-ovg-verdachtsfall-100.html
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/afd-landesverbaende-wo-gelten-sie-als-gesichert-rechtsextrem-id69576376.html
https://www.tagesschau.de/inland/junge-alternative-aufloesung-100.html

2. Klarer Fall von Fakten so zusammenklauben wie Sie einem passen.

Letztendlich ist es, wie bisher die meisten Gerichte das auch bestätigt haben, abhängig vom Kontext in dem man ihn so nennen „darf“. In einem politischen Kontext scheint dies wohl meist in Ordnung zu sein, als persönlicher Angriff allerdings nicht. Der Artikel hier hat ja eindeutig den politischen Kontext.

https://www.hessenschau.de/politik/demonstranten-duerfen-afd-politiker-bjoern-hoecke-als-nazi-bezeichnen-v1,ermittlungen-hoecke-ist-ein-nazi-eingesellt-100.html

Natürlich ist an der Stelle die Reduzierung auf den Fall von 2019 genauso uninformiert durch die Autoren, wie Ihre Gegendarstellung eines „Märchens“. Denn durchaus kann ich rechtens sagen, dass die Agenda und Aussagen von Herrn Höcke die Handschrift von Nazis und Faschisten trägt, denn dies ist angesichts seines ständigen verbalen Durchfalles durchaus begründet als Tatsachenbehauptung.

Wie Seriös kann ein Kommentator also sein, wenn bereits sein erster Punkt der Kritik nur uninformiertes Geschwurbel ist? Sie schaffen es selbst den Teil, der legitimen Kritik zur Verallgemeinerung bezüglich Herrn Höcke, selbstständig zu delegitimieren indem Sie ihre Fakten bewusst auf die Punkte eingrenzen die Ihre Meinung stützen und neuere Gerichtsverfahren gekonnt ausblenden.

Julia Birkefeld

Warum, um Himmels Willen, lasst ihr eine Frau einen Artikel für euch schreiben, die offensichtlich geistig nicht in der Lage ist, ein Wahlprogramm zu lesen und zu verstehen? Bitte, bitte veröffentlicht NIE WIEDER Artikel von solchen Personen. Ich möchte doch die T3N lesen und kein Antifa-Schmierblatt.

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