
Von Klarna bis Stripe: Diese FinTechs streben aufs Börsenpakett. (Foto: rarrarorro/Shutterstock)
Schon in der kommenden Woche (ab dem 10. März 2025) könnte Klarna seinen IPO (Initial Public Offering) in New York final auf den Weg bringen. Das Ziel ist wohl ein Börsengang Anfang April. Der schwedische Zahlungsdienstleister ruft dabei eine Bewertung zwischen 15 und 20 Milliarden US-Dollar auf und will mindestens eine Milliarde Dollar (930 Millionen Euro) einsammeln, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Einen vertraulichen Antrag auf den Börsengang hatte Klarna bereits im November bei der US Securities and Exchange Commission (SEC) eingereicht.
Die Pläne könnten der Startschuss für weitere Fintech-IPOs sein und damit auch die Schockstarre der vergangenen Jahre lösen, denn den letzten europäischen Fintech-Börsengang hat die Branche im Jahr 2021 vom britischen Geldtransfer-Dienst Wise gesehen. Danach trübte sich das wirtschaftliche Umfeld so stark ein, dass Finanzierungsrunden schwierig wurden und der Exit per Börsengang in weite Ferne rückte.
Nun werden Startups wie Raisin und Bitpanda wieder als potenzielle Börsenkandidaten gehandelt. Der Analysedienst Pitchbook zählt neben Klarna und der britischen Neobank Revolut auch die Zahlungsdienstleister Sumup und Rapyd zu den 32 europäischen Startups, bei denen ein Börsengang 2025 am wahrscheinlichsten ist.
Anders sieht es bei der deutschen Neobank N26 oder den Neobrokern Scalable Capital und Trade Republic aus. Obwohl auch hier die Zahlen in die richtige Richtung gehen, winken die Gründer beim Thema IPO noch ab – zumindest für dieses Jahr.
Klarna
Klarna will 2025 an die Börse, Mitbegründer und CEO Sebastian Siemiatkowski stimmt den „Buy Now, Pay Later“-Anbieter (BNPL) seit Monaten darauf ein. Bereits Ende 2024 gab es Veränderungen im Klarna-Vorstand, um letzte Streitigkeiten im Führungsgremium auszuräumen.
Groß geworden ist das Fintech im E-Commerce vor allem mit der „Später Bezahlen“-Funktion, mittlerweile wurde das Geschäftsmodell aber stark erweitert: Neben einer Shopping-App und Checkout-Lösungen bietet Klarna auch Bankprodukte wie etwa ein klassisches Girokonto an.
Trotz Wachstum schrieb Klarna in den letzten Jahren hohe Verluste (2022: rund 10,4 Milliarden SEK, etwa 1 Milliarde US-Dollar). Durch Stellenabbau und den Einsatz von KI konnte das Unternehmen den Nettoverlust jedoch deutlich senken. Der Umsatz stieg um 20 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, der Verlust schrumpfte auf 230 Millionen Euro. Im dritten Quartal 2024 erzielte Klarna sogar ein positives Nettoergebnis von 200 Millionen SEK, vor allem dank des US-Geschäfts.
Raisin
Gründer und CEO Tamaz Georgadze betont immer wieder, dass Raisin keinen Zeitdruck für einen Börsengang hat.
Doch auch hier laufen längst die Vorbereitungen. Die Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) und das Erreichen interner Profitabilitätsziele sind abgeschlossen. Erste Gespräche mit Banken fanden bereits 2023 statt, Brancheninsider erwarten den IPO daher eigentlich für Mitte 2025.
Die Zahlen sprechen dafür, denn schließlich arbeitet das Fintech bereits profitabel. In Deutschland ist das Berliner Startup unter der Marke „Weltsparen“ bekannt, einem Online-Marktplatz für Sparanlagen und Bankprodukte. Dort vermittelt das Fintech Privatkunden Festgelder und Tagesgelder verschiedener Banken im In- und Ausland, mittlerweile gibt es aber auch Investment- und Rentenprodukte.
Raisin hat 2023 erstmals schwarze Zahlen geschrieben und zuletzt etwa 25 bis 30 Millionen Euro pro Monat um – etwa doppelt so viel im Vorjahr, wie das Manager Magazin berichtet. Damals betrug der Gesamtumsatz 160 Millionen Euro. Bei einem Börsengang sollen Georgadze und seine Geldgeber nun eine „mittlere einstellige Milliardenbewertung“ anstreben. Das heißt, Raisin müsste noch weiter wachsen, bevor es an die Börse gehen kann.
Als Vorbereitung auf den IPO hat Raisin aber bereits Anteile bestehender Investoren in Höhe von 100 Millionen Euro an neue Geldgeber verkauft, darunter Tencent, was die aktuelle Bewertung auf über 2 Milliarden angebt
Was die Börsenträume noch stören könnte: Die Bafin prüft momentan offenbar eine strengere Überwachung von Raisin, wie das Handelsblatt berichtet. Die Behörde könnte das Fintech als Finanzholding einstufen, wodurch für das gesamte Unternehmen strengere Vorschriften gelten würden. Bislang überwacht die Bafin nur die Raisin Bank.
Bitpanda
Auch die österreichische Kryptobörse Bitpanda prüft laut Medienberichten einen IPO, der dann eventuell in Frankfurt stattfinden könnte. Im Oktober 2024 berichtete Bloomberg, dass Bitpanda mit JPMorgan und Citigroup zusammenarbeitet, um Optionen für den Börsengang auszuloten. Parallel soll aber auch ein Verkauf geprüft werden.
Dabei wird offenbar eine Bewertung von mindestens vier Milliarden US-Dollar angestrebt (3,7 Milliarden Euro), was in etwa der letzten bekannten Bewertung von 2021 entspricht. Damals erhielt Bitpanda 263 Millionen Dollar von Investoren wie Peter Thiels Valar Ventures, dem milliardenschweren Finanzier Alan Howard und REDO Ventures.
Das 2014 gegründete Startup war während des Krypto-Booms 2021 stark gewachsen, geriet dann aber – wie die gesamte Branche – in Turbulenzen: Durch den Krypto-Winter brachen die Einnahmen um fast 80 Prozent ein, 2022 verzeichnete Bitpanda erstmals seit Jahren einen Verlust. Darauf reagierte das Fintech mit einem harten Sparkurs und neuen B2B-Partnerschaften. Mit Erfolg: 2023 kehrte Bitpanda in die Gewinnzone zurück – bei Umsätzen von 147,6 Millionen Euro erzielte man ein Vorsteuerergebnis von 13,6 Millionen Euro.
Die Erholung verdankt Bitpanda teils den wiederbelebten Krypto-Märkten, aber auch neuen Produkten wie etwa den White-Label-Lösungen für Banken. Kunden sind beispielsweise die Neobank N26 oder die LBBW. Schon im ersten Quartal 2024 erzielte die Krypto-Plattform dreistellige Millionenumsätze, für das Gesamtjahr wird ein Rekordergebnis erwartet. Zuletzt hat Bitpanda aber auch viel Geld ins Marketing investiert, insbesondere ins Sport-Sponsoring, und ist beispielsweise Partner von Paris St. Germain oder dem AC Mailand.
Revolut
Der Analysedienst Pitchbook führt die selbsternannte „Super-App“ aus London als den heißesten Börsenkandidaten in diesem Jahr. Die Neobank bietet digitale Bankkonten, aber auch Krypto- und Aktienhandel, Geschäftskonten und sogar Handyverträge. Die Nutzerbasis konnte Revolut so in den vergangenen Jahren rasant ausbauen: Über 50 Millionen Privatkund:innen sollen die Banking-App mittlerweile nutzen.
Im Jahr 2023 fuhr Revolut einen Rekordgewinn von 437,8 Millionen Pfund (503 Millionen Euro) ein, nach einem Verlust im Vorjahr von 25,4 Millionen. Der Umsatz verdoppelte sich auf 1,8 Milliarden Pfund. Erst vor Kurzem bekam Revolut auch die lang ersehnte britische Banklizenz.
Allerdings sind die Kosten für das Wachstum aktuell noch sehr hoch: Für 2023 lag die gemeldete Quote bei 44 Prozent, wobei die Löhne für das Vertriebsteam sowie die Werbe- und Marketingkosten noch ausgeklammert waren. Rechnet man diese Kosten hinzu, steigt die Kostenquote von Revolut laut Bloomberg auf 68 Prozent.
Als Mitarbeiter:innen zuletzt die Chance bekamen, Anteile zu verkaufen, erreichte Revolut eine Bewertung von 45 Milliarden US-Dollar. Jetzt erwarten die Geldgeber offenbar „früher oder später“ einen Börsengang, wie Mitbegründer Nik Storonsky kürzlich angedeutet hat. Bevorzugtes Ziel für den IPO könnte dann die USA sein, aber auch ein Doppel-Listing in New York und London wäre möglich.
Sumup
Das deutsch-britische Fintech landet immer wieder ganz oben auf der Spekulationsliste für einen möglichen IPO – gibt sich selbst bei dem Thema aber eher zurückhaltend. Ende 2024 erklärte Sumup-Gründer Marc-Alexander Christ noch explizit im Podcast von FinanceFWD, dass kurzfristig kein Börsengang geplant sei: Man sehe noch genügend Wachstumspotenzial in privater Hand.
Bekannt ist das Fintech für das Geschäft mit seinen mobilen Kartenterminals für kleine Händler. Seit seiner Gründung 2012 hat man sich aber vom reinen Zahlungsabwickler zu einem umfassenden Anbieter für KMU-Finanztechnologie gewandelt. Sumup bietet mittlerweile Geschäftskonten, Rechnungsstellungs-Software und Online-Shop-Lösungen – und auch eine Banking-App für Endkunden. Zuletzt erzielte Sumup eine Milliarde Euro Umsatz, der Gewinn vor Steuern lag bei rund 100 Millionen Euro.
Sumup kann es sich offenbar leisten, abzuwarten: Zuletzt nahm das Fintech im Mai 2024 rund 1,5 Milliarden Euro von privaten Kreditgebern auf, angeführt von Goldman Sachs. Zum Wer des Startups gibt es keine Angaben aus der letzten Finanzierungsrunde. Die aktuellste Bewertung stammt aus dem Jahr 2022, als Sumup auf acht Milliarden Euro taxiert wurde.
Chime
Laut Bloomberg hat Chime im Dezember 2024 vertraulich IPO-Unterlagen eingereicht und wird wahrscheinlich im zweiten Quartal 2025 an die Börse gehen. Für eine der größten Neobanken in den USA wäre das der zweite Anlauf für den IPO. Bereits im März 2022 wollte Chime an die Börse gehen, musste diese Pläne aber aufgrund der Unsicherheit auf den Märkten verschieben.
Zur Produktpalette gehören neben gebührenfreien Konten auch Kreditkarten zum Kreditscore-Aufbau und hochverzinste Sparkonten. Anfang 2025 führte Chime die Option ein, dass Kunden auf bis zu 500 US-Dollar ihrer Gehaltsschecks zugreifen können, bevor diese eintreffen. Bis 2023 konnte Chime mit diesem Angebot über 22 Millionen Nutzer gewinnen, die Zahl der aktiven Kund:innen liegt bei rund sieben Millionen. Zuletzt wurde Chime bei einer Finanzierungsrunde im Jahr 2021 mit 25 Milliarden US-Dollar bewertet.
Stripe
Kurzfristige IPO-Pläne gibt es bei dem US-Zahlungsabwickler nicht – auch wenn dieses Schwergewicht unter den US-Fintechs immer wieder als Börsenkandidat gehandelt wird. Die Gründer Patrick und John Collison haben immer betont, dass sie keinen Zeitdruck verspüren, an die Börse zu gehen.
Stripe bietet Zahlungsinfrastruktur für Online-Geschäfte – von einfachen API-Schnittstellen für Kreditkartenzahlungen bis hin zu kompletten Treasury-, Billing- und Betrugspräventionslösungen. Im Jahr 2024 generierte Stripe nach eigenen Angaben ein Zahlungsvolumen von 1,4 Billionen US-Dollar, was einem Anstieg von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Im März 2023 hat Stripe zuletzt 6,5 Milliarden US-Dollar frisches Kapital aufgenommen. Die Bewertung lag damals bei 50 Milliarden US-Dollar. Ende Februar 2025 stieg die Bewertung auf 91,5 Milliarden US-Dollar.
Etoro
Laut Medienberichten strebt auch der aus Israel stammende Broker eine Börsennotierung in New York an, dazu soll das Fintech bereits vertrauliche Unterlagen bei der SEC eingereicht haben.
Als Trading-Plattform ermöglicht Etoro Kund:innen den Handel mit Aktien, Kryptowährungen, Rohstoffen und anderen Assets, wobei der Broker besonderen Wert auf die Vernetzung der Nutzer:innen legt, sodass diese einander folgen und Investmentstrategien kopieren können („Social Trading“).
Das Fintech verwaltet mittlerweile ein Kundenvermögen von 11,3 Milliarden US-Dollar auf 3 Millionen Kundenkonten. Die Bewertung ist seit seinem ersten IPO-Versuch im Jahr 2021 stark gesunken. Damals wollte Etoro mit einem SPAC an die Börse gehen. Der Versuch scheiterte aber Mitte 2022 auch aufgrund der eingetrübten Marktbedingungen.
Zuletzt wurde der Broker in einer Finanzierungsrunde im Jahr 2023, bei der 250 Millionen US-Dollar von Investoren wie SoftBank eingeworben wurden, mit 3,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Das ist weit entfernt von den zehn bzw. acht Milliarden US-Dollar, die beim ersten IPO-Versuch aufgerufen wurden. Bei dem für 2025 anvisierten Börsengang könnte Etoro laut Financial Times aber wieder mit mehr als 5 Milliarden US-Dollar bewertet werden.
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