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Darum könnten Mobilfunkanbieter in Zukunft überflüssig werden

In Zukunft wird mobiles Internet so selbstverständlich wie der Strom aus der Steckdose. Gut für die Nutzer, schlecht für die Mobilfunkanbieter, die immer austauschbarer werden.

Von Maik Klotz
4 Min. Lesezeit
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(Foto: © Ralf Kalytta - Fotolia.com)

Mobilfunkanbieter werden austauschbar

Weltweit gibt es sieben Milliarden Mobilfunkanschlüsse, davon in Deutschland 112 Millionen. Tendenz steigend. Läuft es also gut bei den Mobilfunkanbietern? Nur für den Moment. In Zukunft werden sie austauschbar, denn schon heute unterscheiden sie sich im Prinzip nur durch Preis, Datenvolumen und Netzabdeckung voneinander. Zusatzdienste, die zu den Anfängen des Mobilfunks für die Nutzer noch eine Rolle spielten, haben keine Bedeutung mehr. In Zeiten von WhatsApp oder iMessage brauchen Nutzer keine teuren SMS-Pakete mehr. Auch die Telefonie wird unwichtiger, was zählt ist die Datenverbindung.

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Over-The-Top-Dienste (OTT) wie Skype, WhatsApp, iMessage und Co. legen kontinuierlich zu, während die klassischen Kommunikationsdienste wie Telefonie oder SMS in der Nutzung sinken. Laut der Bundesnetzagentur lag die mobile Datennutzung 2014 im Monatsmittel bei 288 Megabyte und damit viermal so hoch wie noch 2011. Mobil telefoniert wurde in Deutschland 2014 im Monat nur noch knapp 80 Minuten. Drastisch eingebrochen ist auch die SMS-Nutzung: von 60 Milliarden SMS im Jahr 2012 blieben 2014 nur noch 22,5 Milliarden übrig.

steckdose

Mobilfunkanbieter auf dem Weg zum Technologie-Anbieter. (Quelle: © Ralf Kalytta – Fotolia.com)

Die Kluft zwischen Nutzer und Mobilfunkanbieter wird größer

Gleichzeitig wird die Kluft zwischen Nutzer und Mobilfunkbetreiber immer Größer, wie die Umfrage des Marktforschungsinstituts für Servicequalität zeigt. Das Gesamturteil für die Mobilfunkbranche ist nur befriedigend und an erster Stelle stehen bei der Kundenzufriedenheit die Mobilfunkdiscounter. Die Netzbetreiber Telefonica, Telekom oder Vodafone bilden das Schlusslicht. Die qualitativen Unterschiede zwischen den Netzbetreibern, anfänglich noch deutlich größer, werden immer geringer.

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„Es gibt kein wirklich schlechtes Mobilfunknetz mehr.“

Es gibt kein wirklich schlechtes Mobilfunknetz mehr, was auch zur Wechselfreudigkeit beiträgt. Dank der Möglichkeit der Mitnahme der Rufnummer sinkt die Bindung zu einem bestimmten Mobilfunkanbieter. Obwohl die Kluft zum Kunden immer größer wird, unternimmt die Branche viel zu wenig, um den Kunden zu binden. Auf den demografischen Wandel der Nutzer und die damit einhergehende Veränderungen im Nutzungsverhalten wird mit den falschen Maßnahmen reagiert. Die steigende Beliebtheit von Messaging-Diensten wie WhatsApp wurde anfänglich belächelt, bis dann vier Jahre nach dem Start von WhatsApp & Co der zaghafte Versuch unternommen wurde, mit der App Joyn eine Alternative zu bieten. Erfolglos, schaut man sich das Ranking im App-Store und der Anzahl der Bewertungen an.

Gleichzeitig untersagen die Mobilfunkanbieter in ihren AGB die Nutzung von Diensten wie P2P (Peer-to-Peer), Instant Messaging oder VoIP (Voice over IP). Kein Problem hat man damit, Streaming-Dienste wie beispielsweise Spotify von der Berechnung des Datenvolumens auszuschließen. Mit Netzneutralität hat das nur noch wenig zu tun. Hauptsache der Rubel rollt. Statt sich auf den Nutzer zu fokussieren, wird selbiger lieber gemolken. So sind in kaum einem anderen Land die Kosten für mobiles Internet so hoch wie in Deutschland. Ist in Finnland ein Inklusiv-Volumen von 50 Gigabyte üblich, steht Deutschland mit einem Gigabyte hinter Italien, Tschechien oder Spanien und nur knapp vor Ungarn. Finde den Fehler.

Twin Design / Shutterstock.com

Der SMS-Killer. WhatsApp läutete den Untergang der SMS ein (Quelle: Twin Design / Shutterstock.com)

Zukunft der Mobilfunkanbieter ist düster

Die Liste der gescheiterten Unternehmungen, eigene Dienste zu etablieren, ist lang. Messaging, Musik-Streaming oder Mobile Payment, allesamt eher klägliche Versuche beim Nutzer zu punkten. Der Zugriff auf den Kunden wird in Zukunft weiter sinken, denn gemeinsam mit der GSM-Association, dem Verband der Mobilfunknetzbetreiber, verhandeln Samsung und Apple über die Einführung der eSim. Bei der eSIM handelt es sich um eine fest verbaute Sim-Karte, auf die jeder Mobilfunkbetreiber aufgeschaltet werden kann. Kunden brauchen in Zukunft keine Sim-Karte mehr für das Smartphone, sondern können sofort loslegen.

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Der Wechsel zwischen den Mobilfunkanbietern wird damit entsprechend vereinfacht, da der lästige Wechsel der Sim-Karte entfällt. Die Hoheit der eSim liegt beim Hardware-Hersteller, also bei Apple und Samsung. Das heißt, dass sowohl Apple als auch Samsung einen Mobilfunkbetreiber anbieten, aber eben auch ausschließen können. Mobilfunkanbieter, die besonders restriktiv gegenüber bestimmten Onlinediensten sind, könnten einfach seitens der Smartphone-Hersteller ausgeschlossen werden. Mit der eSim geht ein weiterer Baustein in der Kundenbeziehung für die Mobilfunkanbieter verloren. Und es bröckelt weiter, denn Apple bietet, zunächst nur in den USA, das iPhone als Abo-Modell an.

Für einen Betrag von 39 US-Dollar kann das iPhone gemietet werden und der Kunde bekommt automatisch immer das neueste Gerät. Das Gleiche bietet Samsung auch an und andere Hersteller werden folgen. Mit neuen Smartphones gekoppelt an eine Vertragsverlängerung können die Mobilfunkanbieter künftig also auch nicht mehr locken. Die nicht abreißenden Gerüchte, Apple wolle ein VMNO, ein virtueller Mobilfunkanbieter werden, dürften bei den etablierten Mobilfunkbetreibern nur so mittelgut ankommen. Ganz abgesehen von Projekten wie Googles Loon, dessen Ziel nichts geringeres ist, als die Welt mit Internet auszustatten.

Sri Lanka ist das erste Land, welches mit Hilfe von Google Loon einen landesweiten universellen Internetzugang über WLAN bekommt. Auch wenn Sri Lanka nur eine Insel und nicht Europa ist, sieht man, wohin die Reise bei Google geht. Für Unternehmen wie Google, Facebook oder Apple ist mobiles Internet die Basis für alle Produkte. Die Abhängigkeit von Mobilfunkprovidern ist, wie man am gerade von Google gestarteten Accelerated-Mobile-Pages-Project sehen kann, ein Problem.

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Project Loon soll im Dezember in Australien getestet werden. (Foto: Google)

Project Loon als Gefahr für den klassischen Mobilfunk? (Foto: Google)

Fazit

Die Frage ist nicht, ob es die Mobilfunkanbieter in Zukunft noch geben wird, sondern viel mehr welche Rolle sie spielen werden. Die Bindung zum Kunden geht zunehmend an Unternehmen wie Apple, Google, Facebook oder Amazon verloren. Ein Ökosystem, wo Kunden Lösungen aus einer Hand bekommen, die nahtlos mit einander funktionieren, ist heute essentiell. Apple, Google, Facebook und Amazon haben das erkannt und bieten genau das: einzelne Lösungen aus einer Hand für unterschiedliche Anwendungsfälle mit Fokussierung auf den Nutzer.

Im Mobilfunk wird das vernachlässigt und es fehlen innovative Ideen und Lösungen. Themen werden entweder zu spät oder nicht nutzerzentriert angegangen, wie man an den Entwicklungen im Bereich Mobile Payment sehen kann. Anstatt sich mit den Kundenbedürfnissen zu beschäftigen, steht am Anfang das Geschäftsmodell. Am Ende bleibt nur noch die Rolle des Technologie-Anbieters, die in etwa so spannend ist wie Strom aus der Steckdose. Gar nicht.

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9 Kommentare
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Guido

«Ist in Finnland ein Inklusiv-Volumen von 50 Gigabyte üblich, steht Deutschland mit einem Gigabyte hinter Italien, Tschechien oder Spanien und nur knapp vor Ungarn. Finde den Fehler.»

Eichel hatte damals bei der UMTS-Versteigerung ein sehr breites Grinsen im Gesicht. In kaum einem Land wurden die UMTS-Lizenzen so teuer versteigert wie in Deutschland. Und natürlich bezahlen am Ende des Tages nicht die Mobilfunknetzbetreiber sondern deren Kunden die Lizenzen. Je nachdem welche Laufzeiten man ansetzt, welche Finanzierung man unterstellt usw. variiert das ein bisschen, aber ganz grob müssen die Mobilfunkbetreiber jedem, der beitbandiges Mobilfunkinternet nutzt, monatlich rund 5 EUR nur für die Lizenzen in Rechnung stellen.

Lidl bietet aktuell z.B. 5GB für 14.99 EUR im Vodafone-Netz. Das ist EU-weit relativ wettbewerbsfähig.

Davon abgesehen haben die Netzbetreiber natürlich schon ein Problem mit ihrem Geschäftsmodell. Die einstigen Cashcows SMS und Telefonie werden zunehmend irrelevant und das Datengeschäft leidet unter der zunehmenden Verbreitung von meist kostenfreiem WLAN. Das WLAN ist natürlich nicht wirklich kostenlos, aber es wir vonBäckern, Restaurant, Einkaufszentren usw. dem Benutzer kostenfrei zur Verfügung gestellt. Daneben gibt es Freifunk und die die Bestrebungen vieler Städte, quasi flächendeckend WLAN zu bieten.

Antworten
DarthKaefer

Verstehe den Sinn der eSim nicht. Ich kann mein Android-Smartphone ohne jede Sim-Karte nutzen, muss dazu nur ein Google- Konto haben. Und Internetzugang ! Und Whatsapp kann ich mit einer Festnetznummer faken…..wozu eSim?

Antworten
Thomas

Es geht doch nicht darum, ob man ein Smartphone ohne Sim-Karte verwenden kann. Woher beziehst du deinen Internetzugang, wenn du irgendwo in der Pampa stehst? Es mag durchaus sein, dass du dich von WLAN zu WLAN bewegst, aber es gibt durchaus auch Leute die während einer Autobahnfahrt einen Netzzugang haben möchten.

Dass du den Sinn einer eSim nicht verstehst, das kann ich nicht verstehen.

Aus technischer Sicht bietet eine eSim die Möglichkeit noch dünnere Smartphones zu bauen oder den frei gewordenen Raum mit anderer Technik zu füllen. Man muss beim Design eines Smartphones auf die Sim-Karte keine Rücksicht mehr nehmen.

Antworten
airliner

Die Mobilfunkbetreiber werden weiterhin Bestand haben. Ist ja schön, wenn Apple, Samsung und Co ihre eSIM anbieten. Aber wo kein Netz, da kein Aufschalten. Es wäre schon komisch, wenn Magenta, Rot und Blau nacheinander das Handtuch werfen müssten und dann die Hardwarehersteller das Netz betreiben müssten.

Die Netzbetreiber wird es auch weiterhin geben, keine Sorge.

Antworten
Maik Klotz

Kein Widerspruch. Die Frage ist ja, welche Rolle sie spielen werden.

Antworten
airliner

Die gleiche, wie heute auch schon: Zugang zu einem Netzwerk bieten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger waren sie doch damals schon nicht.
Zusatzdienste wie WAP, SMS, usw. mussten eingeführt werden, damit man halbwegs wettbewerbsfähig blieb. Heute wird halt versucht über Geschwindigkeiten und „Flatrates“ (die eh erdrosselt werden) sich abzuheben. Wir sind schon seit Jahren in einem Bereich, wo Kunden nur noch untereinander hin- und hergeschoben werden, ganz gleich ob man eigene Apps nun angeboten hätte oder nicht. Man sehe sich den Reinfall bei T-Mobile mit seinen gebrandeten Handys für diese „Friends“-Tarife (oder wie auch immer sie hießen) an. Die Idee war gut und richtig, sie war sogar zur richtigen Zeit, schoss am Ende aber über das Ziel hinaus.

Diese vielbeschworene eSIM wird imho eine Totgeburt. Ob der Nutzer nun die SIM-Karte wechseln muss oder nicht, ist völlig egal. Der Kunde muss, wie eh und je, Verträge/Pakete abschließen, womit er sich an seinen Provider bindet. Ob da jetzt ein angefressener Apfel oder O2 draufsteht, interessiert dann keinen mehr. Einzig den größten DAUs wird das zu Gute kommen. Jene, die ihr Handy nur nach Form und Farbe aussuchen und denen der gezahlte Tarif recht egal ist.

Praktische Fragen

Eine ganz praktische Frage ist, wie man auswählt welchen Tarif man haben will.
z.b. bei Prepaid. Karte im Supermarkt kaufen, aktivieren lassen an der Kasse und dann den QR-Code scannern und die eSIM regelt den Rest ?

Antworten
Nur so

Bei deinem Abo-iPhone ist dann Internet gleich mit drin und du zahlst monatlich über deine Apple ID. Dabei ist es egal in welchem Netz du surfst, den mit National Roaming bist zu immer im stärksten Netz. Mit Vodafone, Telekom oder Telefonica hast Du nichts mehr zu tun. Auf Deinem Handy steht nur die Netzkennung deines Anbieters (Apple, Samsung, Amazon oder Google etc.) Diese Anbieter kaufen dann Kontingente beim Infrastrukturbetreiber ein, genau wie es heute Eprimo, Yello usw. mit dem Strom auch heute tun. Der mit der Kundenbeziehung verdient das Geld.

Antworten
Sammy Zimmermanns

Ich sehe die Zukunftsaussichten der Telekomambieter ähnlich düster, wie im Artikel. Die Mobilfunkanbieter tun nicht wirklich etwas um Ihr Geschäftsfeld zu erweitern. Die bekannten Internetgrößern erweiternstrategisch Ihre Geschäftsfelder. Warum gibt es z.B. keinen Contentportal von O2 oder Telekom?

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