Komoot mit neuem Eigentümer: Was bedeutet die Übernahme für die Community?

Die Wander- und Outdoor-App Komoot hat sich über die letzten Jahre in Deutschland eine treue Community erarbeitet und eine ausbaufähige Nische besetzt, die selbst größere internationale Player nicht in dieser Form für sich erobern konnten. Die Erlösmodelle sind (anders als in vielen vergleichbaren Fällen) im Laufe der Zeit organisch entstanden und gewachsen, zu den Kartenkäufen und dem Weltpaket kamen Abo-Dienste, die den Outdoor-Enthusiasten zusätzliche Inspiration liefern sollen.
Jetzt wird das Unternehmen verkauft – wer der Käufer ist und wie es jetzt weitergehen kann. Als Plattform und Community für Outdoor-Enthusiasten hat sich Komoot in den letzten Jahren einen Namen gemacht – und ist beliebt bei Wandernden, Biker:innen und vielen anderen Gruppen, die gerne Zeit in der Natur verbringen.
Komoot ist eine Navigations-App und ein Routenplaner für Outdoor-Aktivitäten – und wurde seit seiner Gründung im Jahr 2011 weit mehr. Gerade in den letzten Jahren hat sich die App zu einer großen Community mit User Generated Content entwickelt. Immerhin 45 Millionen Nutzer:innen teilen ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Natur und inspirieren ihrerseits andere zu Unternehmungen.
Bending Spoons übernimmt Komoot
Jetzt wird überraschend bekannt, dass die Plattform für Outdoor-Enthusiast:innen den Besitzer wechselt. Käuferin ist die italienische Firma Bending Spoons, die in der Branche nicht unbekannt ist. Das Softwareunternehmen aus Mailand entwickelt und akquiriert Onlineprodukte, die eine gewisse Bekanntheit erreicht haben und verspricht, diese weiterzuentwickeln.
Zu den Akquisitionen zählen unter anderem die Livestreaming-Plattform Streamyard, der Dokumentenorganisationsdienst Evernote sowie Wetransfer, ein bekannter Service zum Versenden größerer Datenmengen, die Größen jenseits der Mailanhänge erreicht haben. Auch Splice, ein Videoeditor für Mobilgeräte und Remini, eine KI-basierte Fotobearbeitung, zählen zum Portfolio des Unternehmens.
Wird es personelle Einschnitte geben?
Eine Gemeinsamkeit bei mehreren der Unternehmen ist die Strategie, mit der sie weiterentwickelt wurden und werden: Denn in nahezu allen Fällen ging die Übernahme mit der Fortführung der Strategie bei kleinerer Belegschaft einher. Ein prominentes Beispiel ist die Übernahme von WeTransfer im Juli 2024, nach der Bending Spoons plante, drei Viertel der rund 350 Mitarbeitenden von WeTransfer einzusparen. Luca Ferrari, CEO von Bending Spoons, erklärte, dass sich mit einer fokussierten Belegschaft Ziele gut erreichen ließen.
Nach der Übernahme von Evernote und Meetup wurden ebenfalls im Laufe der Zeit Teams verkleinert und zahlreiche Mitarbeitende entlassen – und beim Kauf der Foto- und Video-App Filmic entließ Bending Spoons sogar die gesamte Belegschaft. Ob und in welchem Umfang Einsparungen bei Komoot geplant sind, ist nicht bekannt.
Vor allem die Gründer verdienen jetzt am Verkauf
In einem Punkt unterscheidet sich Komoot allerdings von den meisten anderen Produkten, die zu Bending Spoons gehören: Im Falle von Komoot könnte der Sparkurs zum Problem werden, da die Anwendung stark von der Community getragen wird und mit deren Engagement steht und fällt. Das bedeutet, dass es schneller zu Einschnitten beim Nutzwert kommen könnte, wenn eine Community vernachlässigt wird. Unklar ist auch, ob Bending Spoons an den bestehenden Geschäfts- und Abomodellen festhalten wird oder diese zumindest verteuert.
Auch wenn sich Markus Hallermann, der CEO von Komoot mit der Aussage zitieren lässt, Komoot könne nach 17 Jahren nicht mehr ohne fremde Hilfe wachsen und es brauche externe Impulse für eine Weiterentwicklung, wird die Zeit zeigen müssen, ob Bending Spoon hier der geeignete Partner sein wird. In der Vergangenheit hatte Komoot kaum Venture Capital eingesammelt. Als ein Fonds des Landes Brandenburg 2020 ausbezahlt wurde, lag die Rendite beim Zwanzigfachen des eingesetzten Kapitals. Zudem erwirtschaftete Komoot zuletzt einen Umsatz von 36 Millionen Euro. Auch wenn nicht bekannt wurde, wie die Käufer von Bending Spoons das Unternehmen bewertet haben, dürfte sich der Verkauf für die sechs Gründer gelohnt haben dürfte.