Krank bei der Arbeit: Umfrage zeigt, welche Berufsgruppen besonders betroffen sind

Die Busfahrerin hustet vor sich hin, der Kassierer schnieft und die Kollegin übersteht den Meeting-Marathon nur dank Schmerzmittel-Cocktail: Krank zu arbeiten, ist in Deutschland keine Seltenheit.
Eine repräsentative Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB zeigt, wer warum besonders häufig über die eigenen körperlichen Grenzen geht – und was sich im Vergleich zu Corona-Hochzeiten verändert hat.
Krank arbeiten: Oft sind es nicht nur Tage, sondern Wochen
2024 waren 44 Prozent der Beschäftigten in Deutschland eine Woche oder länger krank im Einsatz. Rund ein Drittel aller Arbeitnehmer:innen, so resümiert der DGB in einer Kompaktversion des jährlich erscheinenden „Index Gute Arbeit“, hatte mindestens einen Tag trotz Krankheit gearbeitet.
Die Umfragewerte zeigen: Besonders häufig gehen Reinigungskräfte, Menschen in Lehr- und Erziehungsberufen sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen über ihre körperlichen Grenzen.
Warum trotz Krankheit gearbeitet wird, kann dabei unterschiedlich begründet sein. In der DGB-Auswertung heißt es dazu: „Präsentismus“ – also die Arbeit trotz Krankheit –, „tritt besonders häufig auf, wenn die Beschäftigten hohen Arbeitsbelastungen ausgesetzt sind, wenn sie von einer schlechten Betriebskultur berichten und/oder sich Sorgen um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes machen. Offenbar wird häufig trotz Krankheit gearbeitet, um eine hohe Arbeitslast bewältigen zu können, oder um Nachteile zu vermeiden, die mit einer Arbeitsunfähigkeit verbunden sein können“.
Die Untersuchung zeigt auch: Die Identifikation mit der eigenen Arbeit gehört wohl nicht zu den Treibern für Präsentismus. Von den Befragten, die sich stark mit ihrer Arbeit identifizierten, arbeiteten 62 Prozent trotz Krankheit, bei denjenigen, die sich weniger mit ihrer Arbeit identifizierten, waren es 67 Prozent.
„Corona-Effekt“ beim Präsentismus scheint vorbei
Während der Coronapandemie waren die Fälle, in denen Menschen trotz Krankheit bei der Arbeit waren, deutlich zurückgegangen. „Offenbar hatten viele Arbeitnehmer:innen ihr Verhalten verändert, um die eigene Gesundheit zu schützen und Ansteckungen der Kolleg:innen zu vermeiden“, so der DGB.
Jetzt, gut drei Jahre nach dem Pandemie-Höhepunkt 2021, liegt der Anteil der krank arbeitenden Menschen erstmals wieder auf einem vorpandemischem Niveau.
Gleichzeitig stellt Präsentismus aus Sicht des DGB weiterhin ein Risiko für Arbeitgeber und Beschäftigte dar – denn „der Gesundheitszustand kann sich ohne ausreichende Erholung verschlechtern und damit zu längeren Erkrankungsdauern führen“.