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Mythos widerlegt: Warum Linkshänder doch nicht die Kreativeren sind

Manche Mythen halten sich hartnäckig. Einer davon betrifft Millionen von Menschen und ihre angebliche Kreativität. Nun wurde diese Annahme nach über 100 Jahren wissenschaftlich präzise demontiert.

2 Min.
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Kreativität lässt sich doch nicht an einem lange für gültig gehaltenen Parameter festmachen. (Bild: Roman Samborskyi/ Shutterstock)

Es ist eine dieser populären Annahmen, die sich über Generationen festgesetzt hat: Linkshänder:innen seien von Natur aus kreativer. Eine umfassende Meta-Analyse von Forscher:innen der Cornell University in Ithaca, New York, widerlegt diese Vorstellung nun auf breiter Datenbasis. Die im Psychonomic Bulletin & Review veröffentlichte Studie liefert nach der Auswertung von fast 1.000 wissenschaftlichen Arbeiten seit dem Jahr 1900 ein klares Ergebnis.

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Das Team um den Psychologie-Professor Daniel Casasanto fand keine stichhaltigen Beweise für einen Kreativitätsvorteil von Linkshänder:innen. In einigen standardisierten Tests für divergentes Denken, einer Schlüsselkomponente der Kreativität, zeigten Rechtshänder:innen sogar einen leichten Vorteil. „Die Daten stützen keine Annahme eines Vorteils für Linkshänder beim kreativen Denken“, resümiert Casasanto trocken.

Woher stammt die Legende vom kreativen Linkshänder?

Die Persistenz dieses Mythos hat plausible Gründe, wie die Autor:innen der Studie darlegen. Ein Faktor sei der sogenannte „linkshändige Exzeptionalismus“: Die Idee, dass zwei seltene Phänomene – Linkshändigkeit und kreative Genialität – miteinander zusammenhängen müssen. Verstärkt wird dies durch die statistische Überrepräsentanz von Linkshänder:innen in bestimmten kreativen Berufen wie Kunst und Musik.

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Ein weiterer Aspekt ist die Verknüpfung zum Bild des „gequälten Genies“. Wie Scitechdaily in seiner Zusammenfassung berichtet, erleben Linkshänder:innen statistisch höhere Raten von Depressionen und Schizophrenie. Diese Korrelation könnte den Glauben an einen Zusammenhang zwischen Linkshändigkeit, Kunst und psychischer Erkrankung befeuert haben, was die Autor:innen als den „Mythos des gequälten Künstlers“ bezeichnen.

Ein Fall von statistischem Rosinenpicken

Letztlich, so Casasanto, sei die urbane Legende ein klassisches Beispiel für statistisches „Cherry-Picking“. Über Jahre hinweg wurden immer wieder einige wenige Studien mit kleinen oder verzerrten Stichproben zitiert, um die These zu stützen. Die Verallgemeinerung von der Beobachtung, dass es viele linkshändige Künstler:innen und Musiker:innen gibt, auf eine generell höhere Kreativität aller Linkshänder:innen sei ein verbreiteter statistischer Fehler.

Betrachtet man eine unvoreingenommene Auswahl über viele Berufsfelder hinweg, verschwinde diese angebliche Überlegenheit. Die Studie zeigt, dass Linkshänder:innen in kreativen Berufen insgesamt sogar unterrepräsentiert sind. Das bedeutet nicht, dass sie weniger kreativ sind, sondern lediglich, dass die Verteilung anders ist, als der Mythos suggeriert.

Die Erkenntnisse sind auch für die Arbeitswelt relevant. Unbewusste Vorurteile, sogenannte Unconscious Biases, können Einstellungsentscheidungen und Teambewertungen beeinflussen. Die wissenschaftliche Demontage des „kreativen Linkshänders“ ist eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, individuelle Fähigkeiten faktenbasiert zu bewerten, anstatt sich von populären, aber unbegründeten Stereotypen leiten zu lassen. Letztlich braucht es für echte Innovation diverse Teams und gezielte Kreativitätstechniken, unabhängig davon, ob jemand Links- oder Rechtshänder:in ist.

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