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Kolumne

Krisenherd Doppelspitze: „Geteilte Arbeit darf nicht doppelte Arbeit sein!“

Geteilte Chefposten liegen im Trend. Ein Ungleichgewicht der Doppelspitze kann einem Unternehmen aber massiv schaden, warnt Autorin Isabell Prophet. Aber es gibt Abhilfe.

4 Min.
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(Foto: Shutterstock-Stokkete)

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Wie gehe ich mit meinem launigen Chef um? Wie setze ich Heimarbeit durch? Wäre eine Vier-Tage-Woche wirklich besser für uns? Und geht es mir besser, wenn ich aus der Stadt herausziehe? Mit solchen Fragen befasst sich die Autorin Isabell Prophet. Für t3n.de beantwortet sie regelmäßig die Fragen der Leser zu Glück und Arbeit.

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Frage: Ein Kollege und ich leiten gemeinsam ein Großprojekt unserer Firma. Für ihn ist es der erste Leitungsposten, ich hatte schon ähnliche Projekte, aber keines in dieser Größenordnung. Er ist morgens als Erster da und findet abends den Absprung nicht. Wenn er mal nicht im Büro ist, ist er ständig erreichbar, klinkt sich über Slack in jeden Chat des Teams ein.

Erstens fühle ich mich kontrolliert, obwohl wir gleichgestellt sind. Zweitens habe ich Angst, dass es meiner Karriere schadet, wenn ich nicht ähnlich umfassend verfügbar bin. Das kann ich aber gar nicht leisten, weil meine Familie auf die Barrikaden gehen würde. Und drittens: Dadurch, dass er immer da ist, nimmt unser Team ihn mehr als Chef wahr als mich. Soll ich mich (wenigstens zeitweise) auf das Rennen einlassen?

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Antwort: Bitte nicht. In ein Rennen um die längste Arbeitszeit einzusteigen, wäre das wirklich schlimmste, was du deinen Kollegen antun könntest – und dir selbst. Die Gründe dafür hast du selbst schon festgestellt: Ihr fühlt euch kontrolliert und ein Leben außerhalb des Jobs gibt es auch noch. Es würde euch auch wenig nutzen: Die Leistung steigt nicht proportional zur Arbeitszeit an. Im Gegenteil.

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Ihr zwei habt recht unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ihr an eure Position heran geht. Der Unterschied zwischen dir und deinem Kollegen scheint der Druck zu sein, unter dem ihr steht. Dein Druck schaut auf dein Leben insgesamt: Du willst Zeit mit deiner Familie verbringen, möglicherweise sogar noch mit Freunden oder Hobbys. Chefs dürfen das!

Es bleibt aber zu bedenken, dass ihr beide euch in eurer neuen Rolle als Leiter eines Großprojekts erst noch beweisen müsst und das verlangt einen gewissen Einsatz von euch, der über den hinausgeht, den ihr vorher gezeigt habt. Genau das versucht dein Kollege gerade – und schießt dabei übers Ziel hinaus. Sein Druck kommt eher von innen: Er will unbedingt alles geben. „Alles“ ist in diesem Fall aber zu viel.

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Hinter der Konkurrenz steckt oft Unsicherheit

In Teams kann es schnell zur Konkurrenz kommen, vor allem, wenn Posten regelmäßig neu verhandelt werden. Bei projektbasierten Jobs ist das zwangsläufig Fall. Das Problem: Besteht die Konkurrenz auf Chefebene, dann gebt ihr sie an eure Leute weiter.

Du beobachtest schon jetzt ein Ungleichgewicht in eurem Team und das ist tatsächlich gefährlich. Wenn eine Doppelspitze nicht zusammensteht, droht Grüppchenbildung und plötzlich stehen sich die zwei Teile eures Teams gegenüber wie einst Grundschüler beim Völkerball. Wollt ihr euer Team zusammenhalten, dann müsst auch ihr zusammenwachsen. Ihr müsst also ein Verständnis für einander entwickeln. Du für ihn und er für dich.

Du schreibst, dass du dich kontrolliert fühlst. Das musst du ansprechen. Ihr zwei seid gleichberechtigt. Er hat also gar kein Recht, deine Arbeit zu kontrollieren. Im Idealfall sollte er es auch nicht für nötig befinden, schließlich hast du mehr Erfahrung als er. Dahinter steckt erst einmal ein sehr menschliches Bedürfnis: Er will auf keinen Fall Fehler machen – oder übersehen. Er will sich beweisen.

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Deiner Beschreibung nach klappt das ziemlich gut – zu gut. Wenn seine Autorität die deine im Team überstrahlt, dann kann das deiner Karriere tatsächlich schaden.

Ohne Verhandlung keine Zusammenarbeit

Die Arbeitszeit ist dabei noch das geringste Problem. Besser wäre es, wenn dein Co-Chef ein gutes Mittelmaß findet. Dienst nach Vorschrift ist für Chefs unangemessen. Doch wer von früh bis spät in der Firma ist, lebt seinen Leuten einen Arbeitsstil vor, der auch für sie ungesund ist.

Für deinen Kollegen ist die Chef-Rolle neu, für dich die Größe des Projekts und seine Bedeutung für das Unternehmen. Es ist also gar nicht so falsch: Ihr müsst euch beweisen. Es lohnt sich durchaus, mal etwas länger zu bleiben oder einmal öfter nachzufragen. So lange es nicht in Kontrollzwang ausartet, denn der zerstört die Motivation der besten Mitarbeiter.

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Im Extremfall führt das dazu, dass eure Leute immer zweimal kontrolliert werden und die eigentliche Chefarbeit gar nicht mehr gemacht wird. Ihr steht dem Team vor, weil ihr einen Blick fürs Ganze haben sollt.

Ihr solltet eure Aufgaben vollkommen neu verhandeln. Eine Doppelspitze für ein Projekt lohnt sich nicht, wenn beide sich um alles kümmern. So wird aus geteilter Arbeit doppelte Arbeit. Dann habt ihr bei doppelten Personalkosten auch noch Reibungsverluste hinzu gewonnen. Besser: Teilt die Zuständigkeiten sinnvoll auf und vereinbart, in welchen Fällen ihr einander vertretet. Über die Abläufe in euren Bereichen könnt ihr euch regelmäßig auf dem Laufenden halten, zum Beispiel mit einem täglichen Kaffee-Date am Nachmittag.

Eine gute Absprache beendet die Zeit der Unsicherheit für euch beide, aber auch für euer Team. Wichtig: Haltet euch daran. Das bedeutet, einen Mitarbeiter auch mal abweisen zu müssen, wenn der sich nicht an den zuständigen Vorgesetzten gewandt hat. Im Idealfall gibt das deinem Kollegen schon die Sicherheit, seine Arbeitszeit auf ein normales Maß zu reduzieren. Ferndiagnose: Vermutlich will er derzeit einfach nichts verpassen. Eine klare Aufgabenverteilung verhindert das.

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