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Krisenmodus: Darum sollten Websites mit wichtigen Informationen statisch sein

Wichtige Informationen sollten in Krisenzeiten unkaputtbar zugänglich sein. Dabei ist weniger Technik tendenziell besser als mehr. Statische Websites dürfen sogar als optimal gelten.

3 Min. Lesezeit
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Dynamische Inhalte sind in schweren Krisen nicht verlässlich genug in der Auslieferung. (Foto: Shutterstock)

In der Coronakrise wird leicht und schnell zugängliche Online-Information immer wichtiger. Wenn aber sehr viele Nutzer gleichzeitig auf derlei Ressourcen zugreifen wollen, kann es zu Ausfällen und anderen technischen Störungen kommen.

Das sind die technologischen Flaschenhälse bei der Seitenauslieferung

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Selbst leistungsstarke CMS (Content-Management-System) kommen an ihre Grenzen, wenn sie innerhalb von Bruchteilen von Sekunden mehr Inhalte dynamisch anzeigen sollen als ihre Entwickler vorausgesehen und entsprechend vorbereitet haben. Wenn dann noch eine Server-Infrastruktur dahintersteckt, die ihrerseits die auftretende Last nicht ordentlich balancieren kann, bleiben Nutzer nicht selten von den an sich verfügbaren Informationen ausgesperrt.

Die Technik in den Rechenzentren bis auf den einzelnen Server hinunter ist allerdings nicht der einzige Flaschenhals. Im Zweifel reicht schon eine überlastete Mobilfunkverbindung, um eine Seite nicht in einer akzeptablen Zeit aufrufen, geschweige denn fehlerfrei rendern zu können.

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Wer schon einmal versucht hat, an Silvester um 24:00 Uhr Neujahrsgrüße zu versenden oder auf einem Großereignis wie „Rock am Ring“ auch nur Whatsapp zu nutzen, weiß, wie vergleichsweise wenige Nutzer es braucht, um eine Infrastruktur zu überlasten. Die Coronakrise hat zweifellos genug Potenzial, um das jederzeit an jedem Ort zu tun.

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Wo können Seitenbetreiber realistisch ansetzen?

Natürlich können Seitenbetreiber nur an ganz wenigen Schaltstellen Einfluss auf das Problem nehmen. Die Leistungsfähigkeit der Netze liegt spätestens außerhalb der eigenen Einflusssphäre, ebenso die Anbindung des Rechenzentrums, in dem die eigenen Seiten gehostet werden.

Was Seitenbetreiber, die wichtige, vielleicht sogar kritische Informationen verbreiten wollen oder müssen, allerdings immer tun können, ist, diese Informationen so schlank wie möglich zu halten. Optimalerweise sollten derlei Informationen rein statisch, also unter ausschließlicher Verwendung des guten alten HTML und einer Messerspitze CSS, vorgehalten werden.

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Auf diese Weise haben sie auch bei schlechten Netzen und schwacher Technik immer noch eine relativ gute Erreichbarkeitsprognose. Zudem verursachen statisch vorliegende Informationen keine besondere Last auf dem Server, weil die Inhalte nicht erst generiert werden müssen. Auch die Zahl der HTTP-Requests hält sich weit deutlicher in Grenzen als bei dynamischen Inhalten. Durch das geringe Dateigewicht reiner Textdaten verstopfen sie die Netze nicht und können selbst auf Smartphones, die nicht Flaggschiff-Niveau haben, schnell gerendert werden.

The Rule of Least Power

Die Empfehlung, Inhalte stets mit der Technik umzusetzen, die gerade eben für deren Umsetzung ausreicht, heißt „The Rule of Least Power” und wurde zuletzt 2006 von WWW-Erfinder Tim Berners-Lee als fundamentales Funktionsprinzip bei der W3C hinterlegt. Schauen wir uns das heutige Netz an, scheint kaum jemand dieses Prinzip zu kennen, geschweige denn anzuwenden.

Das schlagen Entwickler vor

Der bekannte Entwickler Eric Meyer schlägt in seinem Beitrag Get Static neben der klassischen Umsetzung der Informationen via handgeschriebenem HTML und CSS weitere Methoden vor, die allesamt zu statisch verfügbaren Informationen führen.

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Das könne im einfachsten Falle, etwa bei einer WordPress-Seite, ein sehr aggressives Server-Caching oder ein Cache-Plugin sein. Ebenso denkbar wäre der Wechsel zu einem Static-Site-CMS wie Jekyll und Eleventy oder, weniger optimal, dem Flat-File-CMS Grav.

Den Vorschlag der Verwendung eines Static-CMS greift der Wiener Frontend-Entwickler Max Böck mit seinem Emergency Website Kit auf. Damit liefert er ein minimales Boilerplate auf der Basis von Eleventy und Netlify, das in der Lage sein sollte, seine Informationen über einen einzelnen HTTP-Request preiszugeben. Dabei registriert er in kompatiblen Browsern einen Service-Worker, der dazu führt, dass die einmal gezogenen Informationen auch bei Verlust der Netzwerkverbindung verfügbar bleiben. Böck hatte sich bereits zu Zeiten des Hurrikan Florence intensiv mit der Verschlankung von Newsangeboten beschäftigt.

Statische Seiten bieten weitere Vorteile

Neben der weit besseren Erreichbarkeitsprognose reiner Text-Informationen kommen natürlich weitere Vorteile hinzu, die ansonsten technisch überaus komplex gelöst werden müssen. So sind reine Texte zugänglich, suchmaschinenfreundlich, responsiv und maschinenlesbar. So können derlei Informationen einfach in anderem Kontext weiterverarbeitet werden.

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Zudem bieten statische Webseiten weniger Angriffsflächen und sind auch für kriminelle Attacken weniger anfällig. Zu guter Letzt erfordern statische Webseiten weniger technische Leistung und sind daher deutlich billiger im Betrieb. Zumindest spricht nichts gegen eine parallele Vorhaltung statischer Inhalte, schon gar nicht die Kosten.

Passend dazu: Die besten Static-Site-Generatoren im Vergleich: Statisch, praktisch, gut!

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2 Kommentare
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Patrick

Der grobe Tenor des Artikels stimmt. Statisches HTML zu produzieren ist sehr performant und zeitlos & lässt sich gut cachen.

> Auch die Zahl der HTTP-Requests hält sich weit deutlicher in Grenzen als bei dynamischen Inhalten.

An der Anzahl der HTTP-Requests ändert sich allerdings in Wirklichkeit nichts. Nichts was herkömmliche CMS nicht auch leisten.

> Durch das geringe Dateigewicht reiner Textdaten verstopfen sie die Netze nicht

Auch das Dateigewicht ist genau das selbe wie unter Verwendung klassischer CMS. Es liegt noch immer in der Verantwortung der Entwickler, keinen Müll zu produzieren.

> So sind reine Texte zugänglich, suchmaschinenfreundlich, responsiv und maschinenlesbar.

Auch das spricht nicht gehen klassische CMS. Weder responsives verhalten, noch Suchmaschinenfreundlichkeit sind Punkte die ich nicht mit einem CMS erlangen kann.
Na gut, außer ich nehme irgendein dummes WordPress theme und installiere 20 SEO-Plugins dazu. Und wenn jemand eine React-Applikation baut um Blogposts anzuzeigen, dann fehlt die Kompetenz sowieso an anderer Stelle.

Versteh sie mich nicht falsch. Ja, statisches HTML hat viele Vorteile. Zum Beispiel die einfache Versionierbarkeit mittels GIT.
Wie von Ihnen auch angesprochen ist das Hosting wesentlich einfacher / billiger.

Aber die vorgebrachten Argumente scheinen mir zu schwach um damit einen eingefleischten Nutzer klassischer CMS zu überzeugen.

Der sagt nämlich dann „tja, mit dem http Cache von Drupal liefere ich ja auch statisches HTML aus“ – und hat damit Recht.

Mit besseren Argumenten wäre das ein guter Artikel geworden. Was auch fehlt sind relevante Beispiele. Beispiele gibt es viele. Zum Beispiel ihre Kollegen von Spiegel Online. Das Thema ist insgesamt sehr interessant. Schade, aus dem Artikel hätte man mehr machen können.

Freundliche Grüße,
Patrick

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Dieter Petereit

Werter Patrick! Sämtliche Argumente greifen genau wie geschrieben. Bloß, weil Sie abstrahieren, dass man viele der Ansätze auch mit CMS erreichen könnte, werden die Argumente ja nicht falsch. Fakt ist doch, dass es kaum eine CMS-Seite gibt, die dermaßen minimalistisch herkommt wie hier angeregt. Ja, man könnte ein CMS auf einen Request runterdampfen, tut aber keiner. Ja, man könnte das Dateigewicht mit einem CMS runterfahren, tut aber keiner. Cache-Funktionen sind im Übrigen als Alternative genannt, obschon auch die nicht zu dermaßen massiven Gewichtsverlusten führen. Relevante Beispiele finden sich in den verlinkten Beiträgen. Hier ging es aber nicht um ein How-To, sondern lediglich um einen allgemeinen Anreger zum Nachdenken.

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